Anna Jermolaewa – Good Times, Bad Times#
Sondermarke#
Eine schlichte Uhr an einer Fassade zeigt das diesjährige Markenmotiv aus der Serie „Fotokunst Österreich“. Auf den Uhrzeigern sitzen Tauben – man könnte meinen, ein typisches Stadtbild, das die Künstlerin Anna Jermolaewa auf diesem Foto darstellt.
Die „Taubenuhr“#
Untitled (Good Times, Bad Times) ist eine Fotoserie aus dem Jahr 2007, die im Grau des städtischen Alltags Tauben auf den Zeigern einer Uhr an der Fassade eines Gebäudes zeigt. So simpel und friedlich die Szenerie erscheint, so symbolisch aufgeladen ist sie. Den Tauben, die um Viertel vor fünf Uhr noch gesellig auf dem Minutenzeiger Platz finden, ist schon zehn Minuten später regelrecht der Boden unter den Füßen weggezogen. Viertel vor drei – wie auf der Briefmarke – ist offenbar eine besonders gute „Taubenzeit“, denn hier bevölkern zahlreiche Vögel die fast waagrecht positionierten Zeiger und Stundenmarkierungen.
Die Künstlerin#
Anna Jermolaewa wurde 1970 im russischen St. Petersburg geboren. 1989 musste sie Russland aufgrund ihrer politischen Aktivitäten verlassen und ließ sich schließlich in Wien nieder. 2002 graduierte sie an der Akademie für bildende Künste in Wien, wo sie unter Peter Kogler studiert hatte. Seit 2018 ist sie Professorin für experimentelle Kunst an der Universität für Kunst und Design in Linz.
Die Künstlerin arbeitet vorwiegend in den Medien Fotografie, Video und Installationen. Ihr Hauptinteresse gilt der Analyse funktionaler Strukturen der Gesellschaft, komplexe politische und gesellschaftliche Sachverhalte werden mithilfe präziser filmischer Kompositionen zu eindringlichen Metaphern verdichtet. Ein oft hintergründiger Humor ermöglicht eine vermeintlich leicht zugängliche Rezeption, dahinter verbirgt sich jedoch stets ein äußerst kritisches Potenzial.
Ein häufig wiederkehrendes Motiv in Anna Jermolaewas Arbeiten sind Tiere – wie etwa die Tauben auf der Fotoserie, aus der das Markenmotiv stammt. Die sorgfältige und genaue Beobachtung des Verhaltens der Tiere setzt die Künstlerin in Metaphern über das Leben und die Wechselhaftigkeit der menschlichen Existenz poetisch ins Bild, sodass jede und jeder sich damit identifizieren kann.