Burg Schlaining#
Gemeinde: Stadtschlaining
Burgenland, Stadtschlaining
Katastralgemeinde: Stadtschlaining
Mächtiger geschlossener Komplex mit Bergfried aus dem 12./13. Jahrhundert. Im Osten der um den „schwarzen Hof" gelegene älteste Teil mit Palas und Kapelle. Im 15. Jahrhundert wurde die Burg nach Südwesten hin erweitert mit einem Mauerring und Wachturm über quadratischem Grundriß. Im 17. Jahrhundert wurde ein tiefer gelegener Befestigungsring angelegt, ein breiter Zwinger mit Torhaus und Brücke über den Burggraben, mit runder Bastion und mächtigem Keller im Süden.
Die Historiker sind sich bis heute nicht einig, ob es steirische Ritter oder Gefolgsleute des ungarischen Königs Bela IV. waren, die die Burg erbauten. Grafen Heinrich II. von Güssing besaß 1271 die Burg und übergab sie dem böhmischen König Przemysl Ottokar II., der sie erfolgreich gegen den ungarischen König Ladislaus IV. verteidigen konnte.
In der „Güssinger Fehde“ wurde sie 1289 von Herzog Albrecht I. erobert, aber 1291 im Frieden von Hainburg den Güssingern wieder zurückgegeben. 1327 kam sie wieder in ungarischen königlichen Besitz und wurde an die Familie Kanizsay von Chorna vergeben. Ludwig I. nahm 1371 Burg und Herrschaft im Tauschweg wieder zurück. Nun war sie im Besitz der Familie Tornpeck de Orosvar.
1445 übernahm Kaiser Friedrich III. die Herrschaft und übergab sie seinem Gefolgsmann Andreas Baumkircher. Ihm wurde erlaubt neben der Burg eine Stadt zu gründen. Um 1450 ließ er Schlaining durch die Errichtung der Vorburg vergrößern, stark befestigen und zu seiner Residenz ausbauen. Später schlug er sich auf die Seite von Matthias Corvinus, wodurch er seinen Besitz weiter vergrößern konnte. 1469 beteiligte sich Baumkircher führend am Aufstand des steirischen Adelsbundes gegen den Kaiser, woraufhin Friedrich III. ihn ohne Gerichtsverhandlung hinrichten ließ. Schlaining blieb aber bei Baumkirchners Erben, die weiter gegen den Kaiser kämpften.
1527 schenkte König Ferdinand I. die Herrschaft Franz I. von Batthyány. Baumkirchners Erben konnten aber nachweisen, dass die Schenkung nicht rechtens war, sodass Franz I. von Batthyány einen Teil kaufen musste. Den zweiten Teil des Besitzes erwarb Balthasar von Batthyany 1574. Nach 1648 wurde die Burg wohnlich ausgebaut.
Letzter Burgbesitzer war Graf Ludwig Battyány. Er schloss sich der ungarischen Revolution von 1848 an und wurde aufgrund dieser Beteiligung 1849 erschossen. Sein Besitz wurde eingezogen und Schlaining erwarb der Eisenbahnpionier Dr. Franz Schmid. Anschließend wurde sie an Dr. Selesky verkauft.
Während des Ersten Weltkrieges waren hier russische Gefangene untergebracht. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Burg Schlaining der Budapester Hermesbank. Im Zweiten Weltkrieg diente sie als Kriegsgefangenen- und Ostarbeiterlager. Die Burg wurde völlig verwüstet. Das Inventar wurde größten Teils schon in der Zwischenkriegszeit versteigert. Bis 1947 wurden hier schwerbelastete Nationalsozialisten festgehalten. 1956 war die Burg Durchgangslager für Ungarnflüchtlinge.
1957 erwarb sie schließlich der damalige österreichische Handelsminister DDDr. Udo Illig, der umfangreiche Renovierungsarbeiten einleitete. Er ließ die Gebäude stilgerecht ausstatten, brachte seine Privatsammlung unter und machte sie für die Öffentlichkeit zugänglich. 1980 erwarb die burgenländische Landesregierung die Burg und die Burg wurde neuerlich restauriert, dabei entdeckte man die ältesten profanen Fresken des Burgenlandes.
Die gut erhaltene Burg ist heute zu besichtigen. In den zahlreichen Schauräumen befinden sich eine bedeutende Kunsteisengußsammlung, eine Gemäldegalerie, sowie ein volkskundliches Museum. Weiters werden hier alljährlich große Sonderausstellungen veranstaltet. Ebenso wurde 1986/87 ein Seminarzentrum geschaffen.
Darüber hinaus hat das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) seinen Sitz auf Burg Schlaining.
Weiterführendes#
Eigentümer: Land Burgenland
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Burgenland, bearb. von Adelheid Schmeller-Kitt, hg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes, 2. Aufl., Wien 1980, Seite 289
- Prickler, Harald, Burgen und Schlösser, Ruinen und Wehrkirchen im Burgenland, Wien 1972, Seite 137ff
- Schmeller, Alfred, Das Burgenland, Salzburg 1965, Seite 202ff
- ÖKT,XL, Österreichische Kunsttopographie, Bd. XL, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Oberwart, bearb. von Adelheid Schmeller-Kitt, Wien 1974, Seite 476ff