Ehem. Bischofsburg Straßburg#
Gemeinde: Straßburg
Kaernten, Strassburg
Katastralgemeinde: Straßburg-Stadt Kaernten, Strassburg-Stadt
Eine der schönsten und größten Wehranlagen Österreichs. Drei Tore, Bergfried (der sogenannte „Faulturm"), Arkadenhof mit Pfeilern im Erdgeschoß und darüberliegenden Säulenarkaden; Grabsteine von Bischöfen und Adeligen (15.-18. Jahrhundert) an der Nordwand; der Nordtrakt mit zwei Turmbauten („Münzturm") und der „Rauchkuchl" im Erdgeschoß; Osttrakt mit ehemaligem Rittersaal, der Burgkapelle zum hl. Mauritius (urkundlich 1228) mit Stuck und Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert, Festsaaltrakt (1915 eingestürzt, 1959 mit Terrasse neu erbaut), Westtrakt mit Schenke im Erdgeschoß und dem sogenannten „Kapellenraum" im Obergeschoß; Stall-und Kastengebäude, Kapelle Maria Loreto, auf halbem Weg zwischen Stadt und Burg.
1072 gründete Erzbischof Gebhard von Salzburg das Bistum Gurk. Die Festung wurde unter dem dritten Gurker Bischof Bischof Roman I. errichtet und 1147 fertiggestellt. Von seinem Bau ist noch der Ostturm mit der zweigeschossigen Burgkapelle erhalten. Die Burg hatte mehrere Funktionen: sie war repräsentativer Wohnsitz, Verwaltungssitz des umfangreichen Gurker Gutsbesitzes und sollte Unabhängigkeitsbestrebungen gegenüber dem Erzbistum Salzburg zum Ausdruck bringen. Natürlich war sie im 12. Jahrhundert auch Wehr- und Schutzburg.
Im 12. Jahrhundert führte die Bischofswahl zum zweijährigen blutigen Kampf zwischen den beiden Kandidaten Hermann Graf von Ortenburg und Erzbischofs Konrad III. Hermann Graf von Ortenburg wurde 1179 hier von den Truppen des Erzbischofs Konrad III. zwei Monate lang belagert. Schließlich hat er die Burg eingenommen und schleifen lassen. 1189 war sie wieder aufgebaut.
Zwischen 1326 und 1333 wurde die Burg unter Bischof Gerold weiter ausgebaut. Vor 1368 hat ein Brand große Teile der Burg vernichtet. Da sich die Gurker Bischöfe in späterer Folge hier immer weniger aufhielten, verfiel die Burg allmählich.
Erst Bischof Ulrich III. von Sonnenberg ließ um die Mitte des 15. Jhahrhunderts die Gebäude wieder aufbauen. Aus dieser Bauperiode dürfte der Ost- und ein Teil des Westflügels stammen.
In der Renaissancezeit berief Bischof Christoph Andreas Freiherr von Spaur den italienischen Baumeister Johann Anton Verda für Umbauarbeiten. Er errichtete das Stall- und Kastengebäude sowie den Verbindungstrakt zur Burg. 1650 kam es zu einem neuerlichen Brand, danach wurde der Südtrackt aufgestockt.
Die nachfolgenden Bischöfe resdierten nicht mehr in Starßburg und die Anlage verfiel neuerlich. Erst Kardinal Johannes VIII. Freiherr von Goess erwies sich als ihr Retter. Johann Payr aus St. Lambrecht vollendete den prächtigen Arkadengang im Hof. Er schuf auch 1685/86 nach Entwürfen von Gabriel Wittini die beiden Barockportale des ersten und zweiten Burgtores. Nun war aus der Burg endgültig ein Schloss geworden.
Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert begann der neuerliche Verfall, wegen der Abwesenheit der Gurker Bischöfe. Schließlich verlegte Kardinal Franz II. Xaver Graf Salm-Reifferscheidt-Krautheim den Bischofssitz nach Klagenfurt. 1856 setzte ein Blitz das Dach in Brand und machte die Straßburg endgültig zur Ruine. Immer wieder wurden die unbewohnten Gebäude von der umliegenden Bevölkerung geplündert. 1911 stürzte der Südtrakt ein.
1956 wurde in Klagenfurt die „Gesellschaft der Freunde der Straßburg“ gegründet, der es gelang, das Bistum, das Land und den Staat für einen Wiederaufbau zu interessieren. Man begann mit der Generalsanierung und der Planung der Museumsräume. In fast dreißigjähriger Arbeit konnten die ruinösen Trakte wiederhergestellt werden. Die Sanierung der Innenräume ist bis heute nicht ganz abgeschlossen.
Heute finden im Schloss zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Es wurden Veranstaltungsräume und ein Gastbetrieb eingerichtet. Als ständige Einrichtung wurde ein Heimat-, Diözesan- und Jagdmuseum geschaffen. Das Schloss ist nach wie vor im Besitz des Bistums Gurk.
Eigentümer: Bistum Gurk
Weiterführendes#
- Schloss Straßburg (Austria-Wiki)
- Straßburg (AEIOU)
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten, Vorarbeiten von Karl Ginhart, neubearb. von Ernst Bacher, Ilse Friesen, Geza Hajos, Wolfram Heike, Elisabeth Herzig, Horst R. Huber, Margarete Migaes, Jörg Oberhaidacher, Elisabeth Reichmann-Endres, Margareta Vyoral-Tschapka, 2. verb. Auflage, Wien 1981, Seite 684ff;
- Henckel, Hugo, Burgen und Schlösser in Kärnten II, Klagenfurt-Wien 1964, Seite II/162ff
- Valvasor Topographia Archiducatus Carinthiae Nachdruck der Ausgabe von 1688, Klagenfurt 1975, Seite 210f
- Wiessner, Hermann — Seebach, Gerhard — Vyoral-Tschapka, Margareta, Burgen und Schlösser in Kärnten (Kärnten I), Burgen und Schlösser um Wolfsberg, Friesach, St. Veit, 2. erw. Aufl., Wien 1977, Seite I/120ff