Schloss Hof#
Bezirkshauptmannschaft: Gänserndorf Niederoesterreich, Gaenserndorf
Gemeinde: Engelhartstetten
Niederoesterreich, Engelhartstetten
Katastralgemeinde: Markthof Niederoesterreich, Markthof
Als einer der größten und prächtigsten Herrschaftssitze im Habsburger-Reich war Schloss Hof im 18. Jahrhundert glanzvolle Bühne für grandiose Empfänge und fürstliche Festesfreuden. Die imperiale Tradition wird nun neu belebt. Nach einer detailgetreuen Revitalisierung des Schloss-Ensembles steht ein einzigartiges Gesamtkunstwerk des Barock wieder offen. Prunkvolle Repräsentationsräume und Privatgemächer, eine raffiniert gestaltete barocke Gartenlandschaft und ein idyllischer Gutshof bilden als Orte lebendiger Geschichte den reizvollen Schauplatz zur freudvollen Erkundung einer faszinierenden Epoche.
Die ehem. vierflügelige Burganlage wurde unter Prinz Eugen 1725-29 durch Johann Lukas von Hildebrandt zu einem Barockschloss mit Ehrenhof und Mansardendächern umgestaltet. Meierhofanlage sowie Schafflerhof ebenfalls nach Plänen von J. L. v. Hildebrandt.
Unter Kaiserin Maria Theresia wurde ein zweites Stockwerk aufgesetzt, die Fassaden durch Lisenen und Pilaster gegliedert. Der ehem. zweiachsige Mittelrisalit an der Hofseite mit Aufsatz und Uhr wurde auf vier Achsen verbreitert sowie der Gartenseite eine auf vier Säulenpaaren ruhenden Altane vorgebaut. Park mit prächtigen Treppenanlagen, die bis an die March führen.
Das unterste Parterre ist mit einem mächtigen Gittertor abgeschlossen. Das Juwel des Schlosses ist die Kapelle in der Südostecke mit Deckenfresken von Carlo Carlone und dem Altarbild von Francesco Solimena. Ein Großteil der prachtvollen Einrichtung wurde durch Kriegseinwirkungen zerstört.
Die „Veste Hoff“ wird 1413 erstmals in einem Kaufbrief erwähnt. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzte sich der berüchtigte Raubritter Ludwenko hier fest und terrorisierte die Umgebung. Er konnte erst 1450 unter Graf Ulrich von Cilli vertrieben werden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erwarb Eustachius Prankh von Rickersdorf die Herrschaft. Die kleine Burg war jedoch ständig vom Hochwasser bedroht, so dass sie sein Sohn Friedrich gegen Ende des Jahrhunderts aufgab. Er verlegte seinen Wohnsitz auf den höchsten Punkt seiner Besitzungen, den 30 m höher gelegenen Hofer Berg und ließ ein Kastell errichten, das zweigeschossig war und dessen vier Flügel einen Arkadenhof umschlossen.
Nach Friedrichs Tod im Jahre 1627 folgten mehrere Besitzer.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Marchfeld von den Kuruzzen heimgesucht, wobei auch die Feste Hof verwüstet wurde. Mit dem Frieden von Passarowitz 1718 kehrte Ruhe in das Marchfeld. Wenige Jahre später kaufte Prinz Eugen die Herrschaft und beauftragte den Wiener Architekten Johann Lukas von Hildebrandt mit der Planung einer standesgemäßen Residenz.
Hildebrandt baute an die Westfront des alten Kastells zwei Seitenflügeln an und versah sie mit Eckpavillons, die mit Mansardendächern gedeckt waren. Die Bauausführung wurde dem Baumeister Johann Georg Windpässinger aus dem damals ungarischen Breitenbrunn übertragen. Thomas Hiskhi wurde als Steinmetzmeister und Friedrich Kogler als Zimmermeister beschäftigt. Für die Innendekoration war Claude Le Fort du Plessy verantwortlich. In nur sechs Jahren entstand ein barockes Gesamtkunstwerk, das aus Schloss, Park und Meierhof bestand.
Als er 1736 starb, war seine 52 jährige Nichte Anna Victoria Prinzessin von Savoyen-Soissons, die Alleinerbin. Sie brachte Schloss Hof in die Ehe mit Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen ein. Der Prinz ließ am Westende der Südterrasse ein Theater errichten. Das Paar verschleuderte innerhalb kurzer Zeit beinahe das gesamte Vermögen. Nach der Scheidung konnte sich der Prinz die Erhaltungskosten von Schloss Hof nicht mehr leisten und suchte einen finanzkräftigen Käufer. Diesen fand er in Kaiserin Maria Theresia. Sie schenkte die Herrschaft ihrem Gatten Franz Stephan, der einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb daraus machte.
In den folgenden zehn Jahren diente Schloss Hof einerseits als privates Refugium der kaiserlichen Familie, anderseits aber auch als gesellschaftliches Zentrum und als Jagdschloss.
Herzog Albert Statthalter in Pressburg und seine Gemahlin bevorzugten das Schloss als Wohnsitz. 1771 nach Plänen des Hofarchitekten Isidore Canevale wurde östlich des Schlosses die erste steinerne Brücke über die March errichtet. Schloss Hof war Privateigentum der Habsburger. Josef II. ließ zwischen 1770 und 1775 das Schloss aufstocken, um mehr Platz für den umfangreichen Hofstaat seiner Mutter zu schaffen, die Schloss Hof zu ihrem Witwensitz machen wollte. Dabei wurde das Lustschloss in einen klassizistischen Repräsentationsbau verwandelt.
Als Maria Theresia verstarb, verloren ihre Nachfolger jedes Interesse an Schloss Hof. Mit den von Josef II. verfügten drastischen Sparprogrammen begann eine lange Periode der Vernachlässigung, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts anhielt. Das von Hildebrandt errichtete Schlosstheater wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Schießstätte verwendet und 1860 abgerissen. 1866 diente Schloss Hof als Choleralazarett. 1898 verpachtete Kaiser Franz Joseph die Anlage der Armee, die hier das k. u. k. Militär- Reit- und Fahrlehr-Institut einrichtete. Das gesamte Mobiliar und alle Kunstgegenstände waren zuvor auf verschiedene andere kaiserliche Schlösser aufgeteilt worden.
Das Schloss wurde zuerst dem Kriegsgeschädigtenfonds zugewiesen und dann vom österreichischen Bundesheer bzw. ab 1938 von der deutschen Wehrmacht genutzt. Reichsjägermeister Hermann Göring plante die Wiederherstellung der bereits stark vernachlässigten Anlage. Die 1939 einsetzenden Instandsetzungsarbeiten wurden durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges beendet. 1945 zog die russische Armee ein und verblieb hier bis 1955.
Geldmangel verhinderte in den nächsten Jahrzehnten eine dringend notwendige Restaurierung der schwer devastierten und ausgeplünderten Anlage.
1970 wurde mit bescheidenen Renovierungsmaßnahmen begonnen. Immerhin konnten 1986 und 1987 zwei große Ausstellungen im Schloss gezeigt werden. Danach wurden die notwendigsten Renovierungsmaßnahmen fortgesetzt.
Erst 2002 wurde eine neu gegründete Gesellschaft mit einer großangelegten Revitalisierung betraut, die bis heute zwar noch nicht endgültig abgeschlossen ist, aber 2005 sehr weit gediehen war. Nach der baulichen und gärtnerischen Wiederherstellung bemüht man sich auf Grund alter Inventarlisten, die in alle Welt zerstreute Einrichtung aufzuspüren und wieder in das Schloss zurückzubringen.
Für die Zukunft sind weitere Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen geplant. Weiters ist beabsichtigt, die einst berühmten Gartenterrassen und Wasserspiele zu restaurieren.
Der Garten#
Nur wenige Barockgärten in Europa konnten sich in Pracht und Raffinesse mit jenem messen, der auf sieben Terrassen um Schloss Hof angelegt wurde. Im Lauf der Jahrhunderte verschwand dieses Meisterwerk künstlerisch gestalteter Natur allerdings fast zur Gänze unter der Erdoberfläche. Historische Quellen und landschaftsarchäologische Expertisen erlauben jedoch seine detailgetreue Rekonstruktion. Wie einstmals den barocken Betrachtern bietet sich auch Gästen unserer Zeit jetzt wieder das grandiose Bild eines riesigen lebenden Teppichs. Mit den prachtvoll erblühenden Broderiebeeten und Plate bandes, den zauberhaften Boskettenquartieren, den schattenspendenden Linden- und Kastanien, dem kostbaren Skulpturenschmuck, den kunstvollen schmiedeeisernen Toren von Johann Georg Oegg und den mächtigen Brunnenanlagen zählt die Anlage zu den europaweit schönsten und eindrucksvollsten Beispielen barocker Gartenkunst.Prinz Eugens Orangerie#
Mit Hilfe alter Handwerkstechniken und unter Einsatz von Baumaterialien, Werkstoffen und Farben, wie sie auch den barocken Baumeistern zur Verfügung standen, wurden Erscheinungsbild und technische Ausstattung des imposanten Glashauses authentisch wieder hergestellt. Auch der vorgelagerte Paradiesgarten ist zu neuem Leben erwacht und erfreut mit seinen mediterranen Pflanzenschätzen wieder die Augen (und nicht zu vergessen: die Nasen) der Besucher.Der Meierhof#
Barockes Landleben erwartet den Gast am Meierhof des Schlosses. ImWeinviertler Garten, im Nasch- und Marmeladengarten sowie im Küchengarten kann man regionale Obst- und Gemüsespezialitäten pflückfrisch verkosten und allerlei aromatische und heilkräftige Kräuter ernten. In den Stallungen und auf den Weiden begegnen die Besucher schließlich zahlreichen seltenen und liebenswerten Tieren wie Norikerpferden, Brillenschafen, Kamelen, Weißen Eseln oder ungarischen Steppenrindern.Geschichte von Schloss Hof: Tusculum rurale großer Fürsten!#
Mit freundlicher Genehmigung von "Festschloss Hof"Über mehr als 50 Hektar erstreckt sich im Osten Niederösterreichs das Areal von Schloss Hof. Das prächtige Ensemble aus hochherrschaftlichem Wohngebäude, kunstvollem Terrassengarten und idyllischem Gutshof wurde in den späten 1720er-Jahren als repräsentativer Land- und Jagdsitz für Prinz Eugen von Savoyen angelegt. Architekt Johann Lucas von Hildebrandt konnte dabei ungehemmt aus dem Vollen schöpfen – schließlich war sein Auftraggeber nicht nur einer der erfolgreichsten Feldherren, sondern auch einer der wohlhabendsten Männer seiner Zeit. Hunderte Arbeiter, Tagelöhner, Handwerker und Gärtner wurden engagiert, um in jahrelangem Dauereinsatz Hildebrandts Pläne zu verwirklichen. Als die Arbeiten um 1730 im Großen und Ganzen abgeschlossen waren, hatte eines der eindrucksvollsten Gesamtkunstwerke des europäischen Barock konkrete Gestalt angenommen.
Im Besitz der Habsburger#
Die einzigartige Schönheit von Schloss Hof verfehlte ihre Wirkung auch auf Maria Theresia nicht. 1756 erwarb die Monarchin das Anwesen von den Erben Eugens und machte es ihrem Gemahl zum Geschenk. Der neue Besitzer wusste die noble Gabe auch angemessen zu würdigen. Bis zu seinem Tod 1765 verbrachte Kaiser Franz Stephan jedes Jahr zwischen Frühling und Spätherbst viele Wochen auf Schloss Hof, um auf einsamen Pirschgängen, bei aufwändig inszenierten Festen oder im engen Familienkreis mit Maria Theresia und der großen Kinderschar „die Seele von der Last des Herrschens zu erleichtern“, wie es auf einer Inschrift an der Gartenseite der Schlossfassade heißt. Probleme ergaben sich mitunter allerdings bei der Unterbringung des Hofstaats. Denn selbst bei ganz privaten Aufenthalten auf dem Landsitz mussten nach den strengen Regeln des Wiener Hofzeremoniells fast 200 Bedienstete das Regentenpaar umsorgen. Um diesem Platzmangel Abhilfe zu schaffen, entschloss sich die mittlerweile verwitwete Maria Theresia um 1770, das Gebäude um eine Etage aufstocken zu lassen. Im Zuge dieser Arbeiten stattete der kaiserliche Hofarchitekt Franz Anton Hillebrandt auch die Fassade und die Innenräume dem Zeitgeschmack entsprechend mit reichem klassizistischem Dekor aus. Er gab damit Schloss Hof im Wesentlichen sein heutiges Erscheinungsbild.Ausbildungsstätte der k.k. Armee#
Die nächsten Generationen habsburgischer Kaiser und Erzherzöge zeigten kaum noch Interesse an ihrer Marchfelder Sommerresidenz und überließen sie zunehmend den Einflüssen der Natur. Als Kaiser Franz Joseph die Anlage gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur militärischen Ausbildungsstätte umwidmete, verlosch der ohnehin schon schwer ramponierte imperiale Glanz fast ganz. Zusätzlich zu Wind, Wetter und wucherndem Unkraut war das barocke Gesamtkunstwerk nun auch noch der wenig schonenden Behandlung durch die kaiserlichen Soldaten ausgesetzt, die sich samt ihren Rössern hier einquartierten. Immerhin war der Kaiser umsichtig – oder sparsam – genug gewesen, das gesamte Mobiliar vorher abtransportieren zu lassen. 200 Wagen mit Einrichtungs- und Kunstgegenständen rollten damals in die kaiserlichen Depots nach Wien und bildeten in den kommenden zwei Jahrzehnten einen reichen Fundus für die Ausstattung anderer kaiserlicher Schlösser.
Vom Verfall bedroht#
Nach dem Ende der Donaumonarchie nützte auch die Republik die kostbaren Bestände zur repräsentativen Ausstattung von Regierungsgebäuden und Botschaften im In- und Ausland. Für Schloss Hof selbst änderten die politischen Umbrüche wenig. Es blieb unter Militärverwaltung, lediglich die Uniformen der Soldaten wechselten. Nach der k.k. Kavallerie zog österreichisches Bundesheer ein, dann die deutsche Wehrmacht und 1945 schließlich Besatzungssoldaten der Rote Armee, die das Schloss für zehn Jahre in Beschlag nahmen. Die weithin erkennbaren Wunden, die Desinteresse, zweckentfremdete Nutzung und nicht zuletzt zwei Weltkriege dem Schloss geschlagen hatten, konnten auch nach 1955 vorerst nur unzureichend geschlossen werden. Zwar fehlte es für eine vollständige Sanierung weder an guten Ideen noch an gutem Willen, wohl aber an finanziellen Mitteln. Alle drei Komponenten fanden erst 2002 zusammen, als eine eigens zu diesem Zweck gegründete Gesellschaft mit der Revitalisierung des kostbaren Kulturerbes beauftragt wurde.
Zu neuem Glanz#
Im Mai 2005 waren die Restaurierungsarbeiten so weit abgeschlossen, dass das Ensemble wieder für Besucher geöffnet werden konnte. Österreichs größte Schlossanlage auf dem Lande hatte ihren alten Glanz, ihre ursprüngliche Würde und ihre einstige Bestimmung als Ort prachtvoll inszenierter Feste wieder zurückerhalten. Als authentischer Schauplatz fürstlich barocker Lebensart steht es nunmehr allen Zeitreisenden offen, die die Welt von Prinz Eugen und Kaiserin Maria Theresia erlebnisreich, angenehm unmuseal und in all ihrem faszinierenden Facettenreichtum erkunden wollen.
Bilder und Text © mit freundlicher Genehmigung von "Festschloss Hof"
Eigentümer: Republik Österreich
Weiterführendes#
- Schloss Hof (Bildlexikon)
- Schloss Hof im Buch "So lebten die Habsburger"
Quellen#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio Niederösterreich, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau, bearb. von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Wien 1990. Seite 1037ff