Schloss Herberstein#
Gemeinde: Stubenberg
Stubenberg Hartberg
Katastralgemeinde: Buchberg Buchberg Hartberg
Dieses Schloss gehört zu den interessantesten Kunstdenkmälern der Steiermark, da die Entwicklung vom einfachen Wehrbau bis zum prächtigen Renaissanceschloss heute noch sichtbar ist. Herberstein gehört zu den ganz wenigen Burgen, zu denen man hinabsteigen muss. Es liegt im Talgrund auf einem ca. 40 m hohen steilen Felsen über der Feistritz, die es an drei Seiten umfließt.
Schon 1210 nennt die Chronik ein einfaches Steinhaus. Der Name des Schlosses geht auf Herwig von Krottendorf zurück, der zwischen 1215 und 1232 mehrfach urkundlich genannt wird. Von 1260 bis 1290 war die damals Herwigstein genannte kleine Burg im Besitz von Ulrich dem Rosenecker, der sie an seinen Schwager Otto von Hartberg verkaufte. Ihm gelang es, das bisherige Lehen der Stubenberger in Freies Eigen umzuwandeln. Er gilt als Ahnherr der Herbersteiner. Von nun an befindet sich die Feste im Familienbesitz. Damit ist sie wohl jene österreichische Burg, die am längsten von einem Adelsgeschlecht bewohnt wird.
Die Herbersteiner gehören zu den ganz wenigen österreichischen Adeligen, denen es gelang, trotz bäuerlicher Vorfahren bis zu Reichsgrafen aufzusteigen. 1537 wurde die Familie in den Freiherrenstand erhoben und 1568 die Herrschaft mit der Hochgerichtsbarkeit ausgestattet.
Georg der Breite, Freiherr von Herberstein, begann um die Mitte des 16. Jahrhunderts damit, die mittelalterliche Burg in einen repräsentativen Wohnbau umzuwandeln. Er ließ den Meierhof, der an der Stelle des heutigen Florentinerhofes stand, abtragen und ihn an seinem jetzigen Standort neu errichten. Er beauftragte den Bau des fünfgeschossigen Südtraktes mit seinen schweren Stichkappen-Tonnengewölben und des ihn nach Osten abschließenden Kanonenturms. Seine mächtigen Gewölbe werden von zwei Steinpfeilern abgestützt. Der heutige Innenhof wurde mit Renaissance-Portalen und –Fensterumrahmungen ausgestattet.
1604 Bernhardin II. von Herberstein diente Erzherzog Ferdinand als Hofmarschall. Er ließ den äußeren Burggraben überbauen und Arbeiten am Florentinerhof fortsetzen. Fertiggestellt wurde dieser aber erst von seinem Sohn Johann Maximilian I. 1648 beauftragte er den Baumeister Anton Solar mit dem Ausbau des Florentinerhofes. Bereits 1644 hatte die Familie die Grafenwürde erhalten.
Durch die Heirat mit der Prinzessin Anna Eleonora von Eggenberg kam Johann Leopold Graf Herberstein 1742 in den Besitz der umfangreichen Güter der Fürsten Eggenberg, die 1717 im Mannesstamm ausgestorben waren.
Schloss Herberstein wurde nie von Feinden erobert oder ernstlich angegriffen auch nie durch Brand oder Kriegseinwirkung zerstört. Ungarn, Türken und Kuruzzen verheerten zwar die Besitzungen der Herbersteiner, verschonten aber das Schloss.
Herberstein war im 18. und 19. Jahrhundert eine der größten Herrschaften der Steiermark. Bis zur Bauernbefreiung von 1848 waren rund tausend Bauernhöfe nach Herberstein zinspflichtig. Auch heute noch ist das Schloss, in dem bereits die 21. Generation der Herbersteiner wohnt, Zentrum eines land- und forstwirtschaftlichen Großbetriebes. Ebenso ist es wichter Punkt des Tourismus. Am meisten Besucher zieht der ausgedehnte Tierpark an, der schon im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Schon 1674 existierte ein Tierpark. Damals erkannte Johann Maximilian I., Graf Herberstein, dass die steilen Hänge der Feistritzklamm landwirtschaftlich nicht genutzt werden konnten, sich aber aber für die Haltung von Wildtieren eigneten. Er siedelte vorwiegend italienisches Damwild an. 1888 sowie in den letzten Jahren wurde der Tierpark um angrenzende Waldflächen kräftig erweitert. Heute leben hier auch 'Exoten'.
Das Schloss zeigt die kontinuierliche Entwicklung vom festen Haus des 13. Jahrhunderts bis zum Schloss der Gegenwart. Man findet alle Baustile vom romanischen Portal über die gotische Wendeltreppe und die Renaissancetüren bis zu den frühbarocken Stuckdecken. Ältester Teil der langgestreckten Anlage ist das um die Mitte des 13. Jh. am westlichen Ende des Felssporns aus Bruchsteinen erbaute spätromanische zweigeschossige Feste Haus (Palas).
Die ältesten Bauteile stammen aus 1300: der zweigeschoßige Palas und der ehemals freistehende Bergfried mit Wehrbau. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der südliche Wehrbau zum Mitterstock, der Palas und Bergfried verbindet, ausgebaut. Im zweiten Halsgraben der bewehrte Ziehbrunnen. Um 1624 wurde der zweite Halsgraben überbaut und darüber der Rittersaaltrakt mit achteckigem Uhrturm mit Zwiebelhaube errichtet. Zweigeschoßiger Arkadenhof mit Pfeiler- und Säulenarkaden sowie darüberlaufender Balustrade. In der Hofmitte befindet sich eine sechseckige eingefaßte Zisterne. Die Eingangsfront wird von zwei rechteckigen Türmen flankiert, die der gotischen Vorburg angehörten. Der Wehrgang befindet sich an der Nordseite, zu dem von Bastionen des 17. Jahrhunderts geschützten Garten und den Wirtschaftsge bäuden führen.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurden die Schlossbauten vereinheitlicht und bedeutend erweitert. Zur Deckung des neu angelegten Grabens wurde an der Südseite ein mächtiger fünfeckiger Kanonenturm errichtet. Ein italienischer Festungsbaumeister erbaute den mehrgeschossigen Kasemattenflügel. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden eine weitere Vorburg mit über Eck gestellten Türmen sowie der Nordtrakt.
Im Rit tersaaltrakt befindet sich die Georgskapelle mit dem vorzüglichen Schnitzaltar um 1670, Wappen der Herberstein und Galla (gleichzeitig), mehrere Heiligenbilder aus dem 18. Jahrhundert. Der Rittersaal ist ein annähernd quadratischer Raum mit Stuckdecke um 1670, einem Steinkamin (bezeichnet 1615) sowie Porträts von Erzherzog Karl und dessen Gemahlin Maria aus dem späten 16. Jahrhundert. Die Porträts Erzherzog Ferdinands II. und seiner Frau Maria Anna von Bayern, datiert 1614, werden Giovanni de Pomis zugeschrieben.
Die ehemals frei stehende gotische Katharinenkapelle ist heute in die kasemattenartigen Unterbauten des Südflügels eingebaut. Im Familien- und Schlossmuseum befinden sich u. a. wertvolles altes Hausgerät, darunter die Herbersteiner Taufgarnitur von 1568, die Waffenkammer, Räume mit Kassettendecken, Intarsien usw.
Eigentümer: Grafen Herberstein
Quellen#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen.Literatur#
- Baravalle, Robert Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, Seite 205ff;
- Dehio Steiermark, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz), bearb. von Kurt Woisetschläger und Peter Krenn, Wien 1982, Seite 177ff