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Burg Strechau#

Bezirkshauptmannschaft: Liezen Liezen

Gemeinde: Lassing Lassing Liezen

Katastralgemeinde: Lassing


Burg Strechau, © Alfred Havlicek
Burg Strechau
© Alfred Havlicek

Prächtige Anlage auf steilem schmalen Felsrücken, das Paltental beherrschend. Langgestreckte, von Wehrmauern umgebene, gut erhaltene Wehranlage mit der Vorburg im Westen und der Hauptburg am östlichen Ende. Bastei, Torbau und Torwärterhaus; Hungerturm, Kellergewölbe, Schüttkasten, Pulverturm, Stall, Kanonenrondell, langgestrecktes Pflegerhaus; über eine Halsgrabenbrücke gelangt man zur Haupt
burg, dem Hochschloss: 
dreieckige, drei- bis vier
geschoßige Anlage von malerischem Gesamtum
riß.

Eingebauter mittelal
terlicher Turm, gekrönt
von einem achtseitigen barocken Dachreiter mit Laterne und Zwiebel
 (Ende des 17. Jahrhunderts). Un
regelmäßiger Hof mit
 dreigeschoßigen Renais
sancearkaden von feinen 
Proportionen (durch Hans-Friedrich Hofmann um die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts errichtet). Wappen der Hofmann, des Stiftes Admont, von Abt Urban. Bemerkenswerte Renaissanceportale, zum Teil mit Stuckbekrönung; ein großer Rittersaal mit reicher Stuckdecke von 1650 und mehrere barocke Gemälde.

Räume mit Holzkassettendecken bzw. Tramdecken; einige davon auch mit reichen Türgewänden. Eisenofen von 1750, Kachelöfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Getäfelte Stube (datiert 1674 mit einfacher Stuckdecke). Josefskapelle (ursprünglich protestantisch) mit spiegelgewölbter Decke und kleinteiliger Stuckfeldergliederung. In den Feldern höchst bemerkenswerter reformatorischer Bilderzyklus (datiert 1579) mit Dar
stellungen aus Altem und
 Neuem Testament. Im
 Südtrakt eine zweite Ka
pelle (Marienkapelle). 
Östlich des Hochschlos
ses schließt eine Bastei
 die Befestigungsanlagen 
ab.

Schon während der Römerzeit führte eine wichtige Straße am Burgberg vorbei, daher ist es wahrscheinlich, dass es damals schon einen Beobachtungsturm gegeben hat.

Die breit angelegte Burg Strechau von Süden gesehen., © Franz Schauer
Die breit angelegte Burg Strechau von Süden gesehen.
© Franz Schauer

Um 1036 wurde vom 
Salzburger Erzbistum
 eine Burg errichtet. Diese
 gelangte als Lehen an die
 Traungauer. Urkundlich taucht der Name Strechau erst 1074 auf. Die Traungauer setzten zur Verwaltung der Burg Dienstleute aus dem Rittergeschlecht der Ennstaler ein, die sich nach der Burg nannten. So wird um 1120 ein Gerung von Strechau erwähnt.
1192 waren die Traungauer ausgestorben und Strechau fiel an das Erzbistum als erledigtes Lehen zurück. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war Strechau an die Brüder Rudolf und Konrad von Kindberg verliehen. Auf sie folgte Wulfing von Trennstein. Er besetzte gewaltsam einen Hof des Stiftes Admont unterhalb der Burg, was Strechau in zwei Anlagen teilte. Wulfing saß auf Nieder-Strechau, während sein Verwandter Heinrich von Ehrenfels auf Ober-Strechau hauste.

1282 tauschte Erzbischof Friedrich von Salzburg beide Strechauer Burgen mit Herzog Albrecht I. gegen die Burg Trautenfels im Ennstal. Die Trennstein starben bald aus und das nun landesfürstliche Lehen wurde an den Landeshauptmann von Steiermark, Abt Heinrich II. von Admont, übertragen.

Nun wurde Strechau vorwiegend durch habsburgische Pfleger verwaltet. Da die Habsburger ständig in Geldnöten waren, verpfändeten sie ihre Besitzungen häufig. Zu den rasch wechselnden Pfandherren von Strechau zählten 1357 die Brüder Rudolf und Diepold von Katzenstein, Friedrich Graf von Cilli und 1396 Otto von Ehrenfels.

Ab dem 15. Jahrhundert wird keine Unterscheidung mehr zwischen Nieder- und Oberstrechau gemacht. 1495 wurde die inzwischen stark ausgebaute Feste von Kaiser Maximilian I. an die Brüder Sigmund und Heinrich Prueschenk verkauft. Maximilian I. behielt sich das Rückkaufrecht vor und bald wurde die Burg wieder landesfürstlich.

1511 wurde Strechau an den Salzverweser von Aussee, Hans Herzheimer vergeben.

1527 verkaufte König Ferdinand I. die Herrschaft Strechau an den Rottenmanner Gewerken Hans Hofmann. Die Familie brachte es zu erheblichen Reichtum und Hans Hofmann ließ ab 1529 die bereits veraltete und vernachlässigte Burg in ein wohnliches Renaissanceschloss verwandeln. Nach dessen Tod setzte sein Sohn Hans Friedrich d. Ä. den Renaissance-Ausbau fort. Er wurde als Führer der protestantischen Landstände bekannt. Strechau wurde zu einem Bollwerk des Protestantismus in der Obersteiermark. In der Zeit der Gegenreformation verließ Hans Friedrich 1589 die Steiermark und für Strechau begann die Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs.

Burg Strechau, Vischers Topographia Ducatus Styriae 1681
Burg Strechau
Vischers Topographia Ducatus Styriae 1681

Anna Potentiana Freiin von Hofmann hatte Hans Septimus Freiherrn von Jörger geheiratet. 1629 verkaufte das Ehepaar Strechau an das Stift Admont.

Die Burg diente weiterhin als Sitz eines Pflegers. Abt Urban Weber ließ 1637 eine katholische Schlosskapelle einbauen und zahlreiche Verschönerungen vornehmen. Da 1727 die Verwaltung der Herrschaft in den Ansitz Thalhof verlegt wurde, diente Schloss Strechau nun vorwiegend als Erholungsort der Admonter Kleriker sowie als Gästehaus. 1711 wurde eine philosophisch-theologische Lehranstalt eingerichtet.

Während der napoleonischen Kriege wurde Strechau dreimal von den Franzosen besetzt und zeitweise als Feldspital verwendet. Von 1817 bis 1848 wohnte der Pfleger wieder im Schloss. Auch die öffentlichen Aufgaben einer Grundherrschaft wie Steuerbehörde, Grundbuchamt und Sicherheitswesen wurden wieder von hier aus wahrgenommen. Ab 1848 wurden diese Aufgaben von den neu geschaffenen Bezirksgerichten übernommen und das Schloss blieb weitgehend unbewohnt. Für Stift Admont hatte es keinen Nutzen mehr und man bemühte sich um den Verkauf.

1892 kaufte der Wiener Chemie-Industrielle Dr. Julius Hofmeier den Besitz. Er begann sofort mit der dringend notwendigen Restaurierung. 1909 veräußerte er Schloss und Gut an Dr. Adolf und Gabriele Boesch. Dessen Sohn musste Strechau aus finanziellen Gründen 1926 an das Wiener Theresianum verkaufen. Nun diente es als Jugendlager und Seminarort. Im Pflegerhaus wurde eine Fremdenpension eingerichtet.

Während der Zeit des Nationalsozialismus zog die Nationalpolitische Lehranstalt (NAPOLA) in die Anlage ein. 1945 besetzten russische Truppen vorübergehend das Schloss. Anschließend war es unbewohnt und ungesichert, wodurch nahezu das gesamte Mobiliar verloren ging. Die Engländer adaptierten das Gebäude als Kindererholungsheim.

1955 wurde Strechau dem Theresianum rückgestellt. Es blieb jedoch leerstehend und wurde kaum gepflegt.

1979 erwarb Harald Boesch, ein Enkel der ehemaligen Schlossbesitzer, das bereits stark vernachlässigte Schloss. Es wurde grundlegend saniert und dient nun vorwiegend Wohnzwecken. Einige Räume können jedoch besichtigt werden. Im ehemaligen Schüttkasten ist einr Oldtimer-Sammlung untergebracht. Es finden auch zahlreiche kulturelle Ereignisse statt: Lesungen, Symposien, Konzerte, Ausstellungen und gesellschaftliche Events.


Eigentümer: Boesch Liegenschaftsverwaltung GesmbH.


Burg Strechau, Vischers Topographia Ducatus Styriae 1681
Burg Strechau
Vischers Topographia Ducatus Styriae 1681
Darstellung von „Sodom und Gomorrha' Im westlichen Gewölbeteil der Kapelle von Strechau. Sie wird mit 1579 angegeben. Es handelt sich bei den sehr reichen Malereien dieser Kapelle wohl um die frühesten bisher bekannten protestantischen Malereien in der Steiermark., © Archiv des Bundesdenkmalamtes Graz
Darstellung von „Sodom und Gomorrha" Im westlichen Gewölbeteil der Kapelle von Strechau. Sie wird mit 1579 angegeben. Es handelt sich bei den sehr reichen Malereien dieser Kapelle wohl um die frühesten bisher bekannten protestantischen Malereien in der Steiermark.
© Archiv des Bundesdenkmalamtes Graz
Burg Strechau, Steiermark., Foto: User:Fb78. Aus: Wikicommons unter CC
Burg Strechau, Steiermark.
Foto: User:Fb78. Aus: Wikicommons unter CC
Lassing, Burg Strechau bei Nebel., Foto: Dietersdorff. Aus: Wikicommons unter CC
Lassing, Burg Strechau bei Nebel.
Foto: Dietersdorff. Aus: Wikicommons unter CC
Lassing, Burg Strechau im Winter., Foto: Dietersdorff. Aus: Wikicommons unter CC
Lassing, Burg Strechau im Winter.
Foto: Dietersdorff. Aus: Wikicommons unter CC
Burg Strechau, Steiermark., Foto: User:Fb78. Aus: Wikicommons unter CC
Burg Strechau, Steiermark.
Foto: User:Fb78. Aus: Wikicommons unter CC
Burg Strechau, © Österreich Werbung
Burg Strechau
© Österreich Werbung

Weiterführendes#




Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:

www.burgen-austria.com

Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann

und mit Webrecherchen.

Literatur#

  • Baravalle, Robert Burgen und Schlösser der Steiermark, Graz 1961, Seite 435ff;
  • Dehio Steiermark Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz), bearb. von Kurt Woisetschläger und Peter Krenn, Wien 1982, Seite 550ff


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