Andreas Hofers letzter Freund kam aus Graz #
Der Grazer Kajetan Sweth war 1809 Adjutant und Schreiber Andreas Hofers und teilte mit ihm in Mantua die Todeszelle.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Wenn Tirol heuer seinen Volkshelden Andreas Hofer groß feiert, der 1809 gegen die Franzosen und Bayern gekämpft und am Bergisel seinen größten Sieg errungen hatte, dann fällt einiges von diesem Glanz auch auf einen Grazer ab. Hofers treuer Kampfgefährte hieß Kajetan Sweth und war am 18. August 1785 als Sohn des Grazer Armenarztes Georg Sweth in der Sporgasse 14 geboren worden. Dort erinnert seit 1909 eine Gedenktafel vom „Verein der Tiroler in Graz“ an ihn.
Jetzt könnte man meinen, dass der kleine Kajetan im Haus eines Grazer Arztes eine sorglose Kindheit hatte. Dochweit gefehlt. Schon am zweiten Tag nach der Geburt gab ihn seine leibliche Mutter zu fremden Leuten aufs Land in Pflege. Die stolze Frau hatte eine heftige Abneigung gegen ihr Neugeborenes, weil es durch einen Kropf entstellt war. Erst nach Jahren gelang es dem Vater, den Buben ins Elternhaus zurückzuholen, um ihm das Studium von vier Klassen Gymnasium in Graz zu ermöglichen, die Kajetan auch erfolgreich abschloss.
Verbittert in die Fremde#
Danach kam er zu einem Chirurgen in die Lehre – aber das Pech blieb ihm treu. Er wurde in seiner Lehre sehr schlecht behandelt, auch seine Mutter war weiterhin lieblos zu ihm. Verbittert verließ er Graz und verdingte sich so schlecht und recht bei Bauern. Erst in einem Schulmeister in der Nähe von Leoben fand er einen Förderer, der es ihm ermöglichte, seine Studien in Marburg und Varasdin fortzusetzen. Dann zog es Kajetan nach Salzburg, um Philosophie zu studieren. Doch es war das Jahr 1809, die mit Napoleon verbündeten Bayern besetzten Salzburg, und Sweth flüchtete nach Tirol, wo er Andreas Hofer kennenlernte und sich ihm anschloss. Er machte denKampf auf dem Bergisel mit und wurde verwundet. Nach der Vertreibung des Feindes aus Tirol übernahm Andreas Hofer als Militärkommandant die Landesverwaltung. Aber da er mit der Waffe besser umgehen konnte als mit der Feder, setzte er den Studenten aus Graz als Schreiber ein, der seine Aufrufe und Kundmachungen verfasste. Sweth begleitete den Sandwirt auch auf seiner Flucht und versteckte sich mit ihm auf der Pfandlerhütte im obersten Passeiertal, zwei Stunden über dem Sandwirthaus.
Doch Hofer wurde verraten und gefangen genommen – und Kajetan Sweth war immer dabei. Unter argen Misshandlungen und bloßfüßig wurde Sweth mit Hofer im Winter nach Mantua gebracht und zum Tode verurteilt. Im letzten Moment wurde er dann begnadigt, Hofer wurde erschossen. Bis zwei Tage vor der Hinrichtung teilten sie sich die Zelle. Als Kriegsgefangener wurde Sweth dann auf die Insel Elba gebracht und in ein Fremdenbattaillon gesteckt. Erst 1813 gelang es ihm schließlich, sich in Livorno zu den österreichischen Truppen durchzuschlagen.
„...mit Tod abgegangen“#
Inzwischen hatte sich sein Vater in Graz schlecht und recht als Armenphysikus durchgeschlagen. Zu seinen Nahrungssorgen kamen Sorgen um seine Kinder, denn von Kajetan wurde ihm berichtet, er sei „Adjutant bei dem bekannten Sandwirth in Tyroll und soll dem Vernehmen nach bereits mit Tod abgegangen seyn“. Und seine jüngste Tochter galt als schwachsinnig und lebte im Siechenhaus. Im Alter von 61 Jahren starb er und hinterließ seiner Witwe, die drei Monate später verstarb, ein kärgliches Erbe. Einzig seine Bibliothek von 166 Büchern war wertvoll, wurde aber zum Spottpreis von 27 Gulden und 30 Kreuzern versteigert. Sechs Jahre danach kam Kajetan Sweth nach Graz zurück und behob sein schmales Erbe. Hochbetagt starb er 1864 in Innsbruck, seiner zweiten Heimat.
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