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Brennen muss die „Blumenhexe"#

Der größte Hexenprozess der Steiermark fand von 1673 bis 1675 in Feldbach statt. An die 100 Menschen waren angeklagt, unter ihnen drei Pfarrer und die Gattin des Verwalters der Riegersburg.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Folter einer Hexe in einem zeitgenössischen Kupferstich
Folter einer Hexe in einem zeitgenössischen Kupferstich (KK)
Vermutlich das Porträt der Katharina Paldauf
Vermutlich das Porträt der Katharina Paldauf, die 1675 als "Blumenhexe" verbrannt wurde (KK)

1673 war das Jahr der Unwetter. Weingärten und Äcker wurden zerstört, heftige Wirbelstürme fegten über die Oststeiermark. Die Ernte war vernichtet. Wie war das möglich und wer war schuld daran? Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen.

Prompt kam es in den Jahren 1673 bis 1675 am Landgericht Feldbach zum größten Hexenprozess der Steiermark. Knapp 100 Frauen und Männer aus der Region um Riegersburg wurden vor Gericht gestellt. „Als Hauptverdächtiger wurde der Pfarrer von Hatzendorf Gregor Agricola angesehen, der aber noch vor seiner Verurteilung in der Haft starb“, berichtet Helfried Valentinitsch in „Hexen und Zauberer in der Steiermark“. „Damals wurden in einigen Dörfern ganze Familien ausgerottet.“ Als Sündenböcke mussten vor allem Menschen herhalten, die nicht der gängigen Norm entsprachen. Gefährlich wurde es auch, wenn sich jemand unbeliebt gemacht hatte, denn damals wurde man aus Rache und Neid sehr schnell denunziert. Und spätestens unter der hochnotpeinlichen Befragung der Folter wurde alles gestanden, was das Gericht hören wollte. Unter den Angeklagten befand sich auch Katharina Paldauf aus Fürstenfeld, die Gattin des Burgpflegers (Verwalters) der Riegersburg, die als „Blumenhexe“ weithin bekannt wurde, weil sie es der Überlieferung nach geschafft hat, im Winter blühende Blumen zu ziehen. Dafür lassen sich aber in den Prozessakten keinerlei Hinweise finden. Jedoch wurde sie im Frühjahr 1675 von einer befreundeten Bäckerin aus Riegersburg als Hagel- und Wettermacherin „besagt“, außerdem sollte sie am „Hexensabbat“ teilgenommen haben. Diese vagen und unbeweisbaren Anschuldigungen genügten damals in der überhitzten Hysterie des Aberglaubens bereits, um verhaftet und wegen Hexerei angeklagt zu werden. Denn die Unwetter hatte es ohne Zweifel gegeben. Eine Schneiderin, die ebenfalls wegen Hexerei angeklagt war, beschuldigte Paldauf auch noch, eines ihrer Kinder getötet und in den Burgbrunnen geworfen zu haben. Also wurde die Frau im berüchtigten „Hexenkeller“ des alten Feldbacher Tabors (Wehranlage um eine Kirche zum Schutz der Bevölkerung) eingesperrt und befragt. Anfangs bestritt Katharina Paldauf alle Beschuldigungen, doch gab sie noch vor ihrer Folterung an, dass sie in der Nacht vom Teufel in Tiergestalt verfolgt würde. Als sie dann unter Folter verhört wurde, bekam sie richtige Tobsuchtsanfälle, verfluchte ihre Eltern und stieß Gotteslästerungen aus - aber Geständnis legte sie noch immer keines ab. Erst später, als sie völlig gebrochen war, nannte sie mehrere Personen, die auch an den Hexenzusammenkünften teilgenommen hätten. Darunter die Pfarrer von Fehring, Hartmannsdorf und Paldau sowie der bereits verstorbene Riegersburger Hauptpfarrer Zirkelius.

Im August 1675 wurde die „Blumenhexe“ schwer bewacht auf die Riegersburg gebracht, um den von ihr beschuldigten Geistlichen gegenübergestellt zu werden. Das Ergebnis dieser Konfrontation ist ebenso wenig bekannt wie das weitere Schicksal der Katharina Paldauf oder der Pfarrer, da ein Teil der Prozessakten verloren gegangen ist. Sehr wahrscheinlich ist aber, dass Paldauf am 23. September 1675 am Scheiterhaufen verbrannt wurde. Aufgrund ihrer gehobenen sozialen Stellung als Angestellte der Katharina Elisabeth Freifrau von Galler, der Herrin der Riegersburg, und als Gattin des Burgverwalters Johann Simon Paldauf, soll ihr jedoch eine „Erleichterung“ gewährt worden sein. Sie wurde zuerst getötet und dann erst verbrannt.

Südansicht des Feldbacher Tabors
Südansicht des Feldbacher Tabors (KK)
Alte Ansicht des Feldbacher Tabors
Alte Ansicht des Feldbacher Tabors, also einer Wehranlage um eine Kirche, die in Kriegszeiten der Bevölkerung Schutz bot (KK)

© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele


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