Der geheimnisvolle Fortunatus Spöck#
Priester, Wunderdoktor und Gewerke - Fortunatus Spöck war ein Tausendsassa zur Zeit Kaiser Josephs II.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Fortunat Spöck ist zwar heute gänzlich vergessen, vor 230 Jahren aber erregte er die steirische Öffentlichkeit. Was hat er gemacht? Was war vorgefallen?
Spöck wurde um das Jahr 1743 geboren und trat in ein untersteirisches Franziskanerkloster ein, „scheint dort aber wegen seiner eigenwilligen Lebensführung aus dem Ordensverband ausgeschlossen worden zu sein“, berichtet der Grazer Wissenschaftler und Autor Otfried Hafner 1975 in der Zeitung „Neue Zeit“. Spöck hatte sich nebenbei auch als Klosterapotheker betätigt und diese Beschäftigung mit medizinischen Heilmitteln sollte auch weiterhin sein Leben bestimmen. Als Vierzigjähriger ging er nun nach Ende seiner Klosterkarriere nach Graz und wurde hier als Weltpriester, der keinem Orden angehört, angestellt. Seine Hauptaufgabe war die seelsorgliche Betreung der Leechkirche, die ehemalige Kirche des „Deutschen Ordens“. Das erfüllte ihn anscheinend nicht sehr, da er 1783 gleichzeitig auch, ohne je ein medizinisches Studium absolviert zu haben, mit der Behandlung von Kranken begann. „Wenn man den Berichten seiner Patienten - insgesamt sollen es vierhundert gewesen sein - Glauben schenken darf, muß Spöck wahre Wunder ärztlicher Kunst vollbracht haben. Man behauptete sogar, er könne noch im letzten Augenblick dem Tod seine Beute entreißen“, schreibt Hafner. Ja, Spöck sollte sogar mit dem Teufel im Bunde stehen, wollten Gerüchte wissen.
Natürlich hatten die Grazer Ärzte keine große Freude mit dem erfolgreichen Konkurrenten, vor allem auch weil Spöck allen Kranken kostenlos half und dadurch den Ärzten Patienten wegnahm. Spöck soll mit seinem Heilwissen aber auch so manchen Arzt übertroffen haben. Besonders seine Pillen gegen Magenbeschwerden wurden bis ins 20. Jahrhundert nach dem Originalrezept in einer Apotheke in der Griesgasse hergestellt und bestens verkauft. Auch in delikaten Fällen bewies der „Kurpfuscher“ große Kenntnis, wie sogar der österreichische Minister Karl Graf Zinzendorf in seinem Tagebuch festhielt: Spöck heilte mehrere Frauen von Geschlechtskrankheiten.
1793 endlich gab sich Spöck anscheinend eine Blöße und damit den verärgerten Grazer Ärzten eine günstige Gelegenheit, ihn loszuwerden. Zwei Patientinnen Spöcks waren nämlich nach seinen Behandlungen verstorben und die Ärzteschaft brachte beim Kreisamt eine Beschwerde gegen Spöck ein samt der dringenden Forderung nach strenger Ahndung. Aber man hatte nicht mit der Beliebtheit des Heilers in der Bevölkerung gerechnet - und auch nicht mit seinen Beziehungen. Schnell ging eine umfangreiche Bittschrift an den Kreishauptmann Christoph von Schwizen, die auch eine Reihe von damals entscheidenden Persönlichkeiten unterschrieb - der Grazer Bürgermeister Franz Caspar Edler von Heilinger (1791-1795), der Buchdrucker und Verleger Andreas Leykam, der Musiker Matthias Zibelka, der Korrepetitor am Grazer Theater war, der Polier Ignaz Carlon aus der gleichnamigen Baumeisterdynastie sowie die Bäckerin und Hausbesitzerin Viktoria Pfefferin. Als dann wirklich nichts gegen Spöck unternommen wurde, richtete sich der Unmut der Ärzte gegen den Kreishauptmann Schwizen. Denn man hatte entdeckt, dass sowohl Schwizen als auch Spöck der Grazer Freimaurerloge „Zu den vereinigten Herzen“ angehörten. Also wäre ein vorurteilsfreies Verfahren ohnehin nicht möglich gewesen. Und überdies hatte ein Logenbruder 1793 bei Kaiser Franz II. ein kaiserliches Dekret erwirkt, „demzufolge Spöck Patienten, die von der Ärzteschaft bereits aufgegeben worden waren, in Behandlung nehmen durfte“. Damit war Spöck zwar vor Nachstellungen sicher, trotzdem wandte er sich aber lieber einer neuen Beschäftigung zu - 1799 erwarb er den Bergbau auf Toneisenstein am Lichtensteinberg bei St. Stefan ob Leoben. Auch betrieb er Kohlebergbau bei Voitsberg und ließ am Reiting erfolgreich Schürfungen zur Gewinnung besseren Eisenerzes durchführen. „Seine Schmelzhütte wurde später in eine Eisengießerei umgewandelt, die die erste Schiffsschraube von Josef Ressel herstellte“, so Hafner. Gemeinsam mit den Gewerken Peter Tunner und Franz Sprung erwarb Spöck 1811 den weststeirischen Krenhof bei Köflach und baute das Hammerwerk und das Gewerkenhaus aus. Der Wunderdoktor, Priester und Gewerke Fortunatus Spöck starb am 11. September 1813 und hat sein Grabdenkmal im Stil der Freimaurer in der Leechkirche.
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