Die Schlacht von St. Michael#
1809 besetzte Napoleons Armee zum vierten Mal die Steiermark, besiegte die Österreicher bei St. Michael und vertrieb Erzherzog Johanns Truppen von Graz nach Ungarn.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Am 21. Mai 1809 hatte der französische Vizekönig von Italien und Stiefsohn Napoleons, Eugene de Beauharnais, den Befehl Napoleons erhalten, seine Truppen unverzüglich an die Donau zu führen, um den französischen Kaiser im Entscheidungskampf gegen das österreichische Heer zu unterstützen. Der Vizekönig führte seine Truppen über Neumarkt durch das Murtal via Knittelfeld nach Leoben. Dabei kam es bei Judenburg bereits am 23. Mai zu einem ersten Zusammenstoß zwischen der französischen Kavallerievorhut und dem 1. Judenburger Landwehrbataillon, das die Franzosen 36 Stunden lang am Weitermarsch hindern konnte. Zur selben Zeit traf die Nachricht ein, dass die Division des österreichischen Feldmarschallleutnants Franz Freiherr von Jelacic von Salzburg kommend auf dem Weg nach Graz war, um dort die Truppen Erzherzog Johanns zu verstärken. Sofort beschloss Beauharnais, den Österreichern bei St. Michael den Weg zu versperren.
Am 25. Mai gegen 8.30 Uhr traf die Vorhut der Österreicher unter General Ettinghausen nahe der St. Walpurgiskirche auf die französische Avantgarde, die geschickt die Österreicher so lange hinhielt, bis die eigene Hauptmacht eingetroffen war. Dazu hatte Jelacic auch eine strategische Fehlentscheidung getroffen, die sich noch bitter rächen sollte. Seine Truppen waren nämlich so aufgestellt, dass in ihrem Rücken die Liesing vorbeifloss. Für einen eventuellen Rückzug standen jedoch nur zwei kleine Brücken zur Verfügung. Ettinghausens Warnungen fanden aber kein Gehör, zu sehr war Jelacic von der strategisch günstigen Höhenlage seiner Position angetan. Also standen 20 österreichischen Infanteriebataillonen mit mehr als 10.000 Mann und vier Geschützen 28 französische Bataillone mit etwa 15.000 Mann, zwölf Geschützen und vier Schwadronen Kavallerie gegenüber.
Als gegen 11 Uhr Vizekönig Eugene eintraf, machte er sich vom Dorf Kaisersberg aus einen Überblick und erkannte wahrscheinlich die schlechte Position des Gegners im Falle seines Rückzugs. Sofort befahl er einen Kavallerieangriff, der die österreichischen Stellungen durchbrach. In 20 Minuten war die Schlacht entschieden, die Österreicher drängten zu den zwei Brücken über die Liesing zurück, wo sich die Massen gegenseitig behinderten. Die französische Reiterei bahnte sich schnell den Weg zu den Brücken und schnitt so jede Fluchtmöglichkeit ab. 423 gefallene, 1.137 verwundete und fast 5.000 gefangene Österreicher wurden gezählt. Die Franzosen beklagten 200 Gefallene, 400 Verwundete und 70 Gefangene.
Jelacic und Ettinghausen, die sich frühzeitig über die Brücken abgesetzt hatten, marschierten mit ihren verbliebenen und demoralisierten 4.500 Soldaten über Peggau nach Graz, wo sie am Abend des 26. Mai eintrafen. Aber da waren es nur noch 2400 Mann, der Rest der Truppe hatte sich unterwegs verlaufen.
In Graz sah sich nun Erzherzog Johann in einer kritischen Lage - aus der Verstärkung durch Jelacic war nichts geworden, Vizekönig Eugene stand mit seinen Truppen bereits 15 Kilometer nördlich vor Graz, und ein weiteres französisches Korps unter der Führung von Jacques MacDonald, Herzog von Tarent, marschierte jetzt von Marburg auf Graz zu. So musste der Erzherzog am 29. Mai Graz aufgeben und die Verteidigung der Festung am Schloßberg Major Franz Hackher mit 900 Mann übergeben - seine heldenhaften Verteidigungskämpfe sind noch heute bestens bekannt. Johann selbst zog mit seiner Armee von 17.000 Mann über Gleisdorf nach Ungarn, wo er am 14. Juni bei Raab von Vizekönig Eugene schwer geschlagen wurde. Franz von Jelecic ging im selben Jahr noch gebrochen in den Ruhestand. Jetzt war das verlustreiche Ende des 5. Koalitionskrieges nahe: Am 5. und 6. Juli 1809 besiegten Napoleons Truppen mit mehr als 150.000 Soldaten die österreichische Armee unter Erzherzog Karl mit etwa 136.500 Soldaten bei Wagram. Erherzog Johann mit seiner kleinen Truppe war einen Tag zu spät am Schlachtfeld eingetroffen.
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