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Die abenteuerliche Fahrt der „Kübeck“#

Im Frühjahr 1887 fuhr der Dampfer „Kübeck“ in 31 Tagen von Wien nach Graz, um hier als Passagierschiff eingesetzt zu werden. Doch schon zwei Jahren später zerschellte das Schiff an der Radetzkybrücke - es gab sechs Tote.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Guido Kübeck von Kübau, Statthalter in der Steiermark
Guido Kübeck von Kübau, Statthalter in der Steiermark. Foto von L. Bude (KK)
Die 'Kübeck' bei ihrer umjubelten Ankunft in Graz
Die "Kübeck" bei ihrer umjubelten Ankunft in Graz (ENGELE)
Die 'Styria', vormals 'Kübeck', vor dem alten Murkai auf Linienfahrt in Graz
Die "Styria", vormals "Kübeck", vor dem alten Murkai auf Linienfahrt in Graz (KK)

Der 30. Juni 1887 war ein Jubeltag für ganz Graz. Denn am Nachmittag fuhr der lang erwartete erste Passagierdampfer die Mur flußaufwärts in die Stadt und legte am Lendkai an. Tausende Menschen, die wahrscheinlich noch nie einen Dampfer gesehen hatten, jubelten dem Schiff, das den Namen „Kübeck“ trug, zu - benannt nach dem damaligen Statthalter in der Steiermark Guido Kübeck von Kübau, der sein Amt von 1870 bis 1895 innehatte. Nun sollte ein Zeitalter der Passagierdampfschifffahrt auf der Mur beginnen - zwischen dem Schwimmschulkai und der Schlachthausbrücke.

Wochenlang schon hatten die Zeitungen über die abenteuerliche Reise des Schiffes nach Graz berichtet, das von Wien die Donau durch Ungarn abwärts gefahren war, dann über die Drau in die Mur bis an seinen Zielpunkt in der steirischen Landeshauptstadt. In einem wahren Schneckentempo hatte die „Kübeck“ in sage und schreibe 31 Tagen die Strecke zurückgelegt. Immer war etwas Unvorhergesehenes und Unerwartetes passiert, Stromschnellen, Schotter- und Sandbänke ebenso wie Felsen und niedriger Wasserstand führten fast täglich zu Stopps und Wartezeiten. Ein Mal brach die Schiffsschraube, dann gingen die Kohlen aus und die Mannschaft musste mit dem Kapitän an der Spitze in den umliegenden Wäldern Holz für die Weiterfahrt schlagen. Allein die Strecke von Radkersburg nach Graz dauerte 19 Tage. Aber nun war die 15 Meter lange und drei Meter breite „Kübeck“, die in der Wiener Werft Kroi gefertigt worden war, mit einer kohlebefeuerten Maschine zu 50 PS und 500 Touren angekommen. Etwa 40 Passagiere konnten auf ihr und ihrem Zwillingsschiff „Graz“ Platz finden, der Tiefgang betrug 70 cm. Im Bugraum saß die 1. Klasse und im Heck die 2. Klasse. Für das letzte Fahrstück von der Schlachthausbrücke bis zum Lendkai durften Vertreter der Presse zur Berichterstattung an Bord kommen, die Fahrzeit betrug 26 Minuten, Havarie gab es keine. Unter dem Jubel der Zuschauer verließ dann die Besatzung das Schiff, das waren der Kapitän in seinem langen Marinemantel, ein Bootsmann, zwei Heizer, ein Matrose und ein braungebrannter Schiffsjunge, der den jugendlichen Neugierigen ganz besonders imponierte, berichtete der beliebte Grazer Künstler und Autor Elek Vajda (1904-1980).

„Kübecks“ Schwesterschiff „Graz“ wurde von der 1887 gegründete Murdampfschifffahrts-Unternehmung vorsichtshalber zerlegt per Bahn über den Semmering geschickt. Nun dauerte es Monate bis beide Schiffe wieder hergestellt und zusammengebaut waren und ihre Passagierfahrten in Graz aufnehmen konnten. Doch immer wieder passierten kleine Störfälle, bis Statthalter Kübeck die Geduld riss und er bat, der nach ihm benannten „Kübeck“ einen anderen Namen zu geben. Und so wurde aus der „Kübeck“ eine „Styria“. Das änderte aber nichts an den Problemen ihrer Murschifffahrt. Denn schon am 8. Mai 1889, gleich nach der Winterpause, rammte die „Graz“ die Radetzkybrücke und vier Tage später, am 12. Mai, fiel der Motor der frisch umbenannten „Styria“ aus, diese stieß steuerlos auf die Radetzkybrücke und versank, wobei sechs Personen ums Leben kamen. Das war eindeutig das Ende der Murschifffahrt in Graz.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele