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Fiasko beendete Mur-Schifffahrt #

Seit dem Mittelalter war die Mur ein wichtiger Verkehrsträger. 1888 nahmen in Graz sogar zwei Passagierdampfer den Verkehr auf.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Acconci-Insel (Murinsel)
Die Acconci-Insel (Murinsel) aus dem Jahr 2003
Foto: © Österreich Werbung/Diejun

Seit einiger Zeit wird in Graz das Murufer wieder als Erholungsraum für die Bevölkerung erschlossen. Wussten Sie aber, dass die Mur seit dem Mittelalter ein wichtiger Verkehrsträger nach Graz und weiter Richtung Untersteiermark und Ungarn war?

Der Fluss wurde mit flachen Plätten, Flößen und sogar Schiffen befahren. Letztere waren langgestreckte Kähne mit einem Verdeck auf der Heckseite, auf dem ein Steuermann stand. Flussabwärts wurden sie gerudert. Diese Kähne transportierten Nägel, Roheisen und fertige Eisenwaren wie Sensen und Sicheln, nebenbei wurde auch Salz, Schmalz und Gips, später sogar Steinkohle befördert. Die Talfahrt dauerte zwei bis drei Tage, die Bergfahrt nach Leoben zwölf bis 14 Tage – je nach Wasserstand.

Mit Hilfe von bis zu 16 Pferden wurden die Schiffe auf so genannten Treppelwegen am rechten Murufer flussaufwärts gezogen und brachten hauptsächlich Wein und Getreide ins Oberland. Die Flöße lieferten meist Brenn- und Bauholz aus der Obersteiermark. Ja, die Floßmeister führten einen derart schwunghaften Handel, dass sie die Holzhändler erfolgreich ersetzten. Wie die Plätten konnten Flöße aber nur zur Talfahrt benutzt werden.

Personendampfer „Styria“ von 1889
Der Personendampfer „Styria“ von 1889.
Foto: © KK

In Kriegszeiten blühte das Geschäft der Murschiffer ganz besonders, da wurden Waffen und Munition bis an die ungarische Grenze geführt. Gegen entsprechendes Entgelt beförderten sie auch Reisende, die rasch – aber nicht ganz ungefährlich – in die Landeshauptstadt kommen wollten. 1380 besaß das Stift Seckau sogar ein eigenes Schiff für den Weintransport aus der Untersteiermark nach Knittelfeld. Durch das Aufkommen der Eisenbahn und die Verbesserungen im Straßenverkehr verlor die Mur als Transportweg aber allmählich immer mehr an Bedeutung.

Ein neuer Versuch#

Eine herrlich absurde Idee führte Ende des 19. Jahrhunderts zur Wiederbelebung der Murschifffahrt: Zwei Passagierdampfer namens „Styria“ und „Graz“ sollten in Graz den Sommer über den Verkehr aufnehmen. Und wirklich – am 8. September 1888 fand die erste Passagierfahrt statt. Der nördliche Wendepunkt war der Mariahilferplatz. Doch schon am 8. Mai 1889 – sozusagen gleich nach der Winterpause – rammte die „Graz“ die Radetzkybrücke und vier Tage später zerschellte dort die „Styria“, wobei sechs Personen ums Leben kamen. Mit einem Fiasko endet der Traum von der Schifffahrt auf der Mur.

Heute liegt dort die Acconci-Insel mitten im Fluss vor Anker – und ruhig gleiten ab und zu die Zillen der Feuerwehr oder Kanus durch die Mur. Seit 2001 lockt auch die „Radetzkywelle“ Kajaks zum abenteuerlichen Loopen.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele