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Der Kampf um die schöne Helena #

Märchenhaft klingt die abenteuerliche Geschichte des Freiherrn Andreas Eberhard von Rauber, der in einem Turnier auf dem Grazer Tummelplatz einen spanischen Granden in den Sack steckte – und so die Tochter des Kaisers gewann.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Andreas Eberhard Freiherr von Rauber
Andreas Eberhard Freiherr von Rauber – ein Riese von Gestalt, dessen in zwei Zöpfe geflochtener Bart bis zum Boden reichte.
© KK

Parallel zur Schmiedgasse verläuft im Herzen der Altstadt die Raubergasse. Aber keine Angst, sie wurde nicht nach wilden Räubern benannt, die einst hier wohnten, sondern nach dem steirischen Adelsgeschlecht der Freiherren von Rauber. Deren Wohnsitz war der Rauberhof, der spätere Lesliehof in der Raubergasse Nummer 10, der heute Teil des Joanneums ist.

Der markanteste Vertreter dieser Adelsfamilie war wohl der legendäre Andreas Eberhard von Rauber, ein Riese von Gestalt mit unglaublicher Körperkraft, der in ganz Europa gefürchtet war. Starke Hufeisen zerbrach er spielend zwischen seinen Fingern und seine Gegner soll er mit einem einzigen Schwerthieb vom Kopf bis zum Sattel in zwei Hälften gespalten haben. Sein Markenzeichen war aber der in zwei Zöpfe geflochtene Bart, der bis auf den Boden fiel. Dieser wilde Zeitgenosse war ein Jugendfreund und Vertrauter von Kaiser Maximilian II., der von 1564 bis 1576 regierte, und sollte für seine Heldentaten – wie herrlich kitschig – mit der Hand Helenas, der schönen, aber unehelichen Tochter seines kaiserlichen Freundes belohnt werden.

Turnier am Tummelplatz
Turnier am Tummelplatz. Dahinter das Minoritenkloster, hier steht heute das Akademische Gymnasium.
© KK

Doch da trat ein weiterer Bewerber um das schöne Fräulein auf, ein reicher spanischer Grande, der noch größer war als Rauber. Der Kaiser schwankte und wollte keinen der beiden beleidigen – schließlich konnte nur ein Zweikampf die Entscheidung bringen. Und so wurde auf dem Tummelplatz, dem Turnierplatz der steirischen Fürsten und Ritter, ein unblutiges Duell vorbereitet: Wer den Gegner niederringen und in einen Sack stecken konnte, sollte Helena gewinnen.

In den Sack gesteckt#

In voller Pracht nahmen der Kaiser und sein Bruder, Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, der in Graz residierte, neben der schönen Helena Platz. Rings um sie der gesamte Hofstaat. In dichten Scharen drängte sich auch das Volk, alle wollten dabei sein.

Der Kaiser gab ein Zeichen und das Ringen begann. Beide waren gleich stark, lange wogte der Kampf hin und her. Als sie einmal kurz verschnauften, warf sich Rauber überraschend auf den Spanier, hob ihn hoch und schleuderte ihn mit Wucht auf den Boden, wo er betäubt liegen blieb. Rauber steckte den Edelmann in den Sack und legte ihn dem Kaiser zu Füßen. Vom Kampfplatz ging es direkt zur Trauung in die Kirche, dann wurde fröhlich gefeiert. Doch die Ehe war von kurzer Dauer und blieb kinderlos. Erst seine zweite Frau, eine ungarische Adelige, schenkte Rauber vier Mal Zwillinge.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele