Ein Müller aus Altaussee als Hofnarr in Dresden#
Der aus Altaussee stammende Müller Joseph Fröhlich machte ab 1725 Karriere als Hofnarr Kurfürst Friedrich August des Starken in Dresden.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
„Semper (immer) fröhlich, numquam (niemals) traurig“ war das Lebensmotto des Joseph Fröhlich, der vor 325 Jahren am 18. Februar 1694 im Altausseer Ortsteil Puchen als unehelicher Sohn eines fahrenden Kramers und der Altausseerin Ursula Gatterer geboren wurde und in der Mühle seines Großvaters aufwuchs. Die spätere Scheichelmühle ist heute ein Gasthaus an der Ortseinfahrt von Altaussee. Der Bub erlernte das Müllerhandwerk und ging mit 17 Jahren „auf die Walz“ durch die deutschen Lande, wo er von einem Schausteller erste Taschenspielertricks lernte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat heiratete Fröhlich 1719 Ursula Lainbach aus Tirol, zwei Jahre später kam Sohn Jakob auf die Welt. Kurz darauf verließ die Familie Altaussee und zog nach Oberfranken, wo Fröhlich auf Jahrmärkten mit Zauberkunsttstücken auftrat. Dabei war er so erfolgreich, dass er von Markgraf Georg Friedrich Carl zu Brandenburg-Bayreuth als „Hofnarr“ aufgenommen wurde. Damals waren Gaukler, Taschenspieler und Hofnarren beliebte Unterhalter der gelangweilten Barockgesellschaft an den fürstlichen Höfen. Hofnarren kommentierten auch ungestraft das politische Geschehen ihrer Zeit und hatten meist die Lacher und Ohrfeigen auf ihrer Seite. Da aber Bayreuth die Heimat von Christiane Erberhardine, der Gemahlin des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen, genannt „der Starke“, war, kam der recht beleibte Hofnarr Fröhlich auch nach Dresden, wo er ab 1727 als Hoftaschenspieler engagiert wurde. Zur größeren Gaude teilte man ihm einen zweiten Gaukler zu, der Gottfried „Baron“ Schmiedel genannt wurde. 30 Jahre lang trieben sie als beliebtes gegnerisches Komödiantenpaar erfolgreich ihre oft derben Scherze. 1727 war aber auch das zweite Kind der Fröhlichs zur Welt gekommen, doch sechs Wochen danach starb bereits seine Frau. Nur sechs Wochen später heiratete der Witwer in Bayreuth die Bäckerstochter Eva Christiane Zöbler, die mit ihm endgültig nach Dresden siedelte und ihm zwei weitere Söhne gebar.
Im Gefolge des Kurfürsten Friedrich August, der für seine Körperstärke und seine zahlreichen Affären berühmt war, reiste Fröhlich nach Berlin und Potsdam, begleitete ihn auf Jagden und andere Geselligkeiten. Und da dieser seit 1697 auch in Personalunion König von Polen war, reitse er mit seinem Herren oft nach Warschau. Scherzhaft ernannte ihn Friedrich August 1730 zum „Graf Saumagen“ und verlieh ihm ein Spottwappen. Hofnarr Fröhlich hatte sich inzwischen so gut etabliert, dass er bereits zur besseren Gesellschaft Dresdens gehörte. Die damals neue Meißner Porzellanfabrik stellte sogar kleine Büsten von ihm zum Verkauf her, die heute noch sehr beliebt sind. Auch Bittsteller bei Hofe gingen bei ihm ein und aus. Nach dem Tod des Kurfüsten im Jahr 1733 behielt er seinen Posten auch unter dessen Sohn Friedrich August II. und erhielt 1744 sogar den Titel eines königlich Polnischen Mühlenkommissars. In Marienmont bei Warschau wurde ihm und seinem ältesten Sohn eine Mühle samt Gastwirtschaft auf Lebenszeit übertragen. Doch Fröhlich verließ Dresden nicht, sondern baute sich dort ein Haus an der Augustusbrücke, das er „Kleinmoritzburg“ nannte, welches im Volksmund aber als „Narrenhäusl“ bezeichnet wurde. Trotz seines Ruhms hatte Fröhlich nie seine Kontakte zur alten Heimat abreissen lassen und 1735 die alte Steinmühle am Meranplatz in Bad Aussee erworben, sie aber nach einem Brand 1753 wieder verkauft. Da aber 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach, flüchtete er mit dem Dresdner Hof nach Warschau, wo er ein Jahr später verstarb. 1763 erschien in Dresden sein „Politischer Kehraus“, in dem er mit Sachsens Oberschicht, aber auch mit dem devoten Volk kritisch abrechnet. Da das Werk jedoch anonym und posthum veröffentlicht wurde, ist Fröhlichs Autorenschaft umstritten.
zur Übersicht