Für Damen und andere Frauenzimmer #
1792 erschien in Graz die erste Frauenzeitung der österreichischen Erbländer. Journalisten nützten die Gunst der Stunde, als die Zensur kurzzeitig gelockert wurde. #
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Ab 4. Jänner 1792 erschien in Graz „alle Wochen am Mittwoch“ die erste Zeitung für Frauen in den österreichischen Erbländern. Dabei handelte es sich um ein 16 Seiten starkes Heftchen, das in der Tedeschischen Buchdruckerey im Jakominischen Herrschaftshaus Nr. 360 hergestellt wurde. Bei Direktbezug kostete die „Zeitung für Damen und andere Frauenzimmer“ im Jahr drei Gulden, halbjährig einen. „Auswärtige Liebhaber“, gemeint waren Leser und vor allem Leserinnen, mussten die Zeitung bestellen und für das Jahres- Abo vier Gulden hinblättern.
Locker, launig, unterhaltend #
Der Wiener Michael Ambros hatte schon 1785 in Graz die „Grätzer Zeitung“ gegründet und damit einen völlig neuen Stil in die steirische Presselandschaft gebracht. Seine Schreibweise war locker, launig und unterhaltsam, was Anton Tedeschi bei der Herausgabe seiner Zeitung für Frauen stark beeinflusste. Mehrfach wechselte diese in den sechs Jahren ihrer Existenz bis 1797 ihren Namen und ihre Herausgeber.
Die Berichte in der Zeitung waren meist anonym und wahrscheinlich von Wiener Journalisten geschrieben, die wiederum ungeniert aus deutschen Blättern abschrieben. Viele von ihnen waren durch eine neuerliche Verschärfung der Zensur arbeitslos geworden. Und die Zensur dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass die neue Zeitung weit weg von der Kaisermetropole Wien in der 30.000-Einwohner- Stadt Graz herausgegeben wurde.
Zweck der neuen Zeitung, die man heute noch mikroverfilmt in der Steiermärkischen Landesbibliothek lesen kann, war es, den Frauen Informationen über die politischen Ereignisse zukommen zu lassen – sie also ganz im Sinne der Aufklärung von Kaiser Joseph II. zu belehren. Schließlich sollten sie ihren Gatten bildungsmäßig gleichwertig sein. Darüber hinaus sollte die Zeitung die Damenwelt aber auch unterhalten und erfreuen – mit Mode, Theater, Büchern und Anekdoten. „Das sehr ambitionierte Unterfangen konnte in den ersten beiden Jahren der Existenz der ,Zeitung für Damen und andere Frauenzimmer‘ umgesetzt werden“, schreibt Anita Prettenthaler-Ziegerhofer in Band 41 des Historischen Jahrbuchs der Stadt Graz.
Doch die Freude dauerte nicht lange. Denn schon 1794 verlagerte sich der Schwerpunkt von der politischen Berichterstattung hin zur reinen Unterhaltung. Kein Wunder, hatte doch der neue Kaiser Leopold II., der seinem Bruder Joseph II. nachfolgte, die Daumenschrauben der Zensur wieder stärker angezogen.
Ab sofort war jeder Bericht über „französische Principia“ von den Zensurbeamten rücksichtslos zu streichen. Die Sorge vor Zuständen wie in Frankreich zur Zeit der Revolution war zu groß. Begriffe wie Menschenrechte und Gleichheit aller Menschen waren nicht mehr willkommen. Dafür gab es nun Alltagsgeschichten und Theaterberichterstattung zu lesen, Gedichte, unterhaltsame Erzählungen und andere beschauliche Geschichten.
Die Zensur war das Ende #
Die Zeiten waren nun streng geworden, die Kaffee- und Gasthäuser wurden beständig überwacht und 1795 wurde das „Hofdekret“ veröffentlicht. Damit waren Personen als „Kriminalverbrecher“ zu behandeln, wenn sie die Regierung kritisierten.
1797 schließlich wurde die erste Frauenzeitung des alten Österreich endgültig eingestellt – „wegen unvorhergesehenen Hindernissen“. Gemeint war die verschärfte Zensur. Die Zeitung hatte genau so lange existiert wie der 1. Koalitionskrieg, von 1792 bis 1797. Als Ersatz erschien ab 1800 in der „Grätzer Zeitung“ eine Wochenendbeilage für Damen.
So kleidete sich die Grazerin 1790 #
„Um 1790 war die Kleidung sehr schön und einfach. Der einfarbige Taffet (Taft) wurde bevorzugt, meist in Weiß und Blau. Noch trugen die Bürgermädchen die reizenden, blitzenden Goldhauben ... Die Lektüre war damals die Lieblingspassion der Grazer Frauenwelt“, zitiert der Historiker Fritz Popelka die Grazerinnen in der satirischen „Sizze von Grätz“ aus dem Jahr 1791.
„Die Grätzerinnen sind meist groß und schlank, mit einer sehr schönen Taille; sie zeichnen sich durch geschmackvolle Kleidung aus, der sie allen Reiz zu geben wissen. Sie haben ein schönes, zärtliches, schmachtendes, forderndes Auge mit offenem, einladendem Blicke. Keine Schminke verunstaltete sie, obwohl damals in der Rokokozeit das Schminken ein sonst überall beliebtes Toilettemittel war. Manche halten die Füße für groß und plump, doch trifft dies nur bei gemeinen Dirnen und Wirtshausmädchen zu“.
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