Das Gespenst von Hausmannstätten #
Halloween-Stimmung im Jahre 1619. Ein Geist im Jägerhaus – das beschäftigte sogar den Landeshauptmann. Und den Exorzisten. #
Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Sonntag, 25. Oktober 2015)
Von
Robert Preis
Es war ein Zufall, dass Hannes P. Naschenweng diese Geschichte im Steiermärkischen Landesarchiv gefunden hat. Der Feldkirchner Historiker war mit einem Akt des alten Landrechts beschäftigt, „da kam mir diese Anekdote unter“ (Anm. erschienen in „Blätter für Heimatkunde“, Heft 1/2, 2015): Im frühen 17. Jahrhundert hatte man in Hausmannstätten offenbar mit einem Spuk zu tun. Die Aktenlage ist leider dürftig, es gibt nur zwei erhalten gebliebene Dokumente, so viel ist aber gewiss: Ein sogenannter Wahrsagegeist trat im Jägerhaus, das im Besitz der Herrschaft Vasoldsberg war (die zu jener Zeit von Maria von Kronegg verwaltet wurde), in Erscheinung. Das sprach sich so schnell herum, dass bald immer mehr Leute nach Hausmannstätten strömten, denn sie wollten den Geist über ihre Zukunft, den Verbleib von Verstorbenen und Ähnliches befragen.
Dergleichen Hysterie war freilich nicht gern gesehen. Maria von Kronegg schrieb dem Landeshauptmann Sigmund Friedrich Freiherr von Herberstein, dass sie darüber informiert wurde, „das sich ein Gaist oder Gespenst bey Haußmannstötten in eines Jägers Hauß hörn lassen“. Sie habe auch den Erzpriester der Steiermark gebeten, der Priester von Fernitz möge von der Kanzel auf die Leute einwirken und darauf hinweisen, dass es bei „schwärer Straff“ verboten sei, sich dem Gespenst zu nähern.
Zwiesprache mit dem Geist #
So sahen sich die Regierungsbehörden alsbald gezwungen einzugreifen, und der Pfarrer von Fernitz – Caspar Mayer – zog gleich andere Saiten auf. Er hat nämlich „im Beisein vieler Personen“ gleich selbst mit dem Gespenst gesprochen. Doch dabei blieb es nicht: Caspar Mayer musste zu wirksameren Methoden greifen, wandte den kirchlichen Exorzismus an. Und er sollte – jedenfalls ließ er das verbreiten – erfolgreich sein.
Um künftig Besucher fernzuhalten, drohte die Hausbesitzerin nun damit, das Haus zu verbrennen, sollten es noch einmal Leute wagen, nach dem Gespenst zu suchen und von ihm Antworten auf ihre Fragen zu erhoffen. Das kirchliche Eingreifen und diese Drohungen schienen zu wirken, denn wochenlang blieb es danach ruhig in dem Haus. Die Hausbesitzerin weilte mit ihren Kindern den Winter über in Graz, weit weg von der Einsamkeit des Landlebens mit seinen Geistern. Als sie schließlich am 9. April 1619 jenen bis heute erhaltenen Brief verfasste, dürfte es tatsächlich ruhig um das Jägerhaus geworden sein. Der Geist schien vertrieben.
Herberstein jedoch ließ sich dennoch einen detaillierteren Bericht der Maria von Kronegg zukommen lassen. Darin beschrieb diese die Handlungen und beschwor, dass alles wieder in Ordnung gekommen war: „Und weil ich mit meinen Kindern den ganzen Winter in Graz bleiben musste und mir nicht mehr als aus andere Leute Schlussfolgerungen bekannt ist, will ich mich notfalls auf den Bericht des Pfarrers von Fernitz beziehen. Welches alles ich samt dem, was mein Bewohner mir bekannt hat, in Gehorsam berichten und uns alle in die göttliche Allmacht befehlen will. Euer Gnaden demütige Maria von Kronegg, Witwe.“
Jedenfalls sind bis heute keine weiteren Gespenstergeschichten aus Hausmannstätten aufgetaucht. Ob der Landeshauptmann auch vom Pfarrer von Fernitz eine Stellungnahme seines Exorzismus einholte und wie diese dann im Detail aussah, ist leider nicht mehr nachvollziehbar.
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