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Als der Grazbach unter die Erde kam #

Früher floss der Grazbach durch die Vorstadt und mündete beim Augartenbad in die Mur. Erst um 1900 wurde er umgeleitet.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Baustelle Grazbachgasse/Ecke Wielandgasse
Baustelle Grazbachgasse/Ecke Wielandgasse am 22. 10. 1904, links zweigt noch der alte Verlauf des Grazbachs ab.
Foto: © KK

Nur wenn sich über dem alten Graz einmal gnädig die Wolken öffneten und ein richtiger Regenguss herunterprasselte, wurden auch die Kloaken des städtischen Unrats aus den Gossen fortgespült.

„Daraufhin bildete sich ein Kotmeer, das die Verkehrswege tagelang unpassierbar machte. Dieser Zustand währte durch Jahrhunderte“ – und führte oft zu verheerenden Seuchen, schrieb Oberbaurat H. Ortner in seiner Broschüre „Die Schwemmkanalisation der Stadt Graz“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch wenn es nicht regnete, muss es noch ärger gewesen sein: „Staubwolken lagerten über den Städten, ekelerregende Flüssigkeiten flossen in den ,Gossen‘ träge dahin, die Luft mit üblen Gerüchen verpestend“, heißt es ebenda. So richtig g’schmackig eben.

Erst spät kam man dazu, sich mit der unterirdischen Ableitung der oberflächlichen Abwässer zu beschäftigen. Der erste Ansatz dazu kam mit dem Fall der alten Stadtbefestigung und der damit verbundenen Trockenlegung der Stadtgräben. Bei ihrem Zuschütten wurde auf der Bodensohle ein Kanal verlegt, um für die Schmutz- und Niederschlagswässer einen unterirdischen Abfluss zu schaffen. Diesen allerersten Kanal gibt es heute noch als „Stadtgrabenkanal“ vom Paulustor bis zum Opernhaus, schildert Gerald Maurer, Chef des Kanalbauamtes.

Weil der Grazbach und der Kroisbach die Anrainer ständig mit Überschwemmung bedrohten, beschäftigte sich der Magistrat vordringlich mit deren Einwölbung. Bei langer Trockenheit jedoch stanken sie erbärmlich, weil der tägliche Unrat trotzdem eingeleitet wurde. Nützlicher Nebeneffekt der Verbauung: Dadurch konnte weiterer Boden für neue Häuser in diesen aufstrebenden Stadtteilen geschaffen werden. Was auch bitter notwendig war. Denn „hier wohnte die Armut mit Schmutz und Entbehrungen und das Laster in vielen Saufhäusern“, bemerkt ein Chronist sehr drastisch über die Gegend des Dietrichsteinplatzes.

BSchörgelschlössl
Das Schörgelschlössl stand an der Einmündung der Schörgelgasse zum offenen Grazbach
Foto: © KK

1879 wurde die Einwölbung des Grazbachs begonnen, der ursprünglich ja in der Höhe des heutigen Augartenbads in die Mur einmündete. Gebaut wurde von der ehemaligen Schlögelbrücke (Dietrichsteinplatz) bis zur Wielandgasse und Pfeifengasse (wahrscheinlich die westliche Schießstattgasse beim Augarten). Die Bauarbeiten wurden von der Firma Andreas Franz in den Jahren 1880 bis 1883 durchgeführt. Danach folgte die Einwölbung des Grazbach-Oberlaufs zwischen der Naglergasse und demDietrichsteinplatz sowie des Kroisbachs von der Leonhardstraße bis zur Mandellstraße in den Jahren 1885/87.

1904 wurde umgebaut#

Doch schon nach dem verheerenden Hochwasser von 1896 mussten die gesamte Bachsohle sowie große Gewölbeteile durch Beton erneuert werden, wie Fotos von 1904 belegen. Das Ergebnis beim Verbau des Grazbachs: Ein Kanal wie eine zweispurige Autostraße – sieben Meter breit und sieben Meter hoch. Wer diesen Grazbachkanal besichtigen möchte, hat am Weltwassertag (22. März) Gelegenheit dazu (siehe Information rechts oben).

Aber die erodierende Wirkung des Wassers und der Geschiebe sorgten dafür, dass weiter Jahr für Jahr aufwändige Erneuerungsarbeiten notwendig wurden.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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