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Wie bei uns die Zeit umgestellt wurde #

Es war ein langer Weg voller Kämpfe und schwerer Gewissenskonflikte, bis sich der gregorianische Kalender auch in der Steiermark durchgesetzt hat.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Keplers Kalendertisch
Keplers Kalendertisch zeigt den gregorianischen und julianischen Kalender. © CREATIV FOTO WUNDERER

Am Anfang war die Sonne, nach deren Lauf sich die meisten Zeitrechnungen richteten. So kam man auf circa 24 Stunden eines Sonnentages. Aber eben nur circa. Also waren immer wieder Korrekturen fällig. Als Erster führte Gaius Julius Cäsar eine Kalenderreform durch, die noch heute grundlegend ist. Er nahm das Jahr zu 365 1/4 Tagen an und führte alle vier Jahre einen Schalttag ein. Auch der Jahresbeginn wurde vom 1. März auf 1. Jänner verlegt. So entstand der julianische Kalender, nach dem das Römische Reich rechnete und der am 1. Jänner 45 v. Chr. in Kraft gesetzt wurde.

Die Probleme häufen sich#

Das christliche Abendland übernahm den Kalender und alle Feste wurden nach ihm berechnet. Da aber der Ansatz des julianischen Jahres um elf Minuten und 24 Sekunden zu lang ist, ergab sich bereits nach 128 Jahren ein Fehler von einem ganzen Tag. Bis zum16. Jahrhundert stieg die Verwirrung weiter. Man vertraute dem julianischen Kalender nicht mehr und machte an vielen Orten eigene Berechnungen. Chaos war die Folge – das Osterfest wurde in Nachbarstädten an verschiedenen Tagen gefeiert.

Schließlich bevollmächtigte 1563 das Konzil von Trient Papst Gregor XIII., eine Kalenderreform in Angriff zu nehmen. Hauptziel war, Ostern einheitlich zum richtigen Datum zu feiern, dazu wurde auch der Frühlingsbeginn mit 21. März festgelegt.

Die Vorschriften des neuen, immerwährenden gregorianischen Kalenders wurden im Februar 1582 durch die päpstliche Bulle „Inter gravissimas“ verkündet. Im Oktober 1582 sollten zehn Tage aus dem Kalender gestrichen werden, um den Zeitunterschied aufzuheben, der sich angehäuft hatte: Auf Donnerstag, den 4. Oktober, sollte einfach Freitag, der 15. Oktober, folgen.

Der neue Kalender bedeutet einen echten Fortschritt, doch er kam von katholischer Seite – also stellten sich die orthodoxe Kirche und die Protestanten sofort dagegen. Nun regierte wieder das Zeitchaos: Spanien, Portugal, Polen und Teile Italiens führten die Zeitverschiebung durch. Frankreich folgte Ende des Jahres. Und im Deutschen Reich war es schwierig. Die katholischen Länder folgten 1583/1584, die protestantischen gar nicht.

Als erstes Land des Heiligen Römischen Reiches stellte die innerösterreichische Regierung in Graz den Kalender um. Hier sollte nach dem 5. Oktober 1583 sogleich der 15. Oktober folgen. Der kurzfristige Termin war politisch begründet und sollte die protestantischen Landstände der Steiermark überrumpeln.

Diese wollten die Umstellung nicht hinnehmen und führten heftige Auseinandersetzungen mit Erzherzog Karl. Die Anschläge zur Zeitumstellung wurden an der Burg und am Paulustor aufgehängt, doch von unbekannten Tätern herabgerissen.

Keplers Büste
Keplers Büste. © STUHLHOFER-WOLF

In Graz herrschte das Zeitwirrwarr, berichtet Fritz Popelka. „Die einen hielten die Feiertage nach dem neuen Kalender, die Mehrzahl hielt sich aber an die alten Sonn- und Wochentage.“ Der neue Kalender wurde als „päpstliche List“ abgetan, um das Weltende um zehn Tage näher rücken zu lassen. Unter den Protestanten sprach sich nur Pastor Tanner für die Neuordnung aus. Und Johannes Kepler, der berühmte Mathematiker und Astronom. Er stellte während seines Grazaufenthaltes von 1593 bis 1600 wissenschaftliche Gründe über konfessionelle Zweifel und entwarf seinen berühmten Kalendertisch, den man heute in Stift Rein sieht.

Anfang Dezember 1583 stand der Landtag an. Erzherzog Karl verbot alle Angriffe auf den neuen Kalender bei einer Strafe von 1000 Dukaten. Der Landtag fügte sich und wies Kirchenministerium und evangelische Prediger an, in Schulen und Kirchen den Kalender in Kraft zu setzen: Mitte Dezember wurde in der Steiermark die Zeit umgestellt.

KEPLERS KALENDERTISCH#

1607 hat Andreas Pleninger den von Johannes Kepler entworfenen Kalendertisch ausgeführt. In konzentrischen Kreisen ist der Kalender für die Jahre von 1600 bis 1800 angegeben – sowohl nach dem gregorianischen als auch nach dem julianischen Kalender. Zu sehen in Stift Rein.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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