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So haben Sie Graz noch nie gesehen #

Sensationell: Seit Jahrzehnten hat sie keiner mehr gesehen, jetzt sind die ältesten Filme über Graz restauriert und zeigen Spektakuläres auf DVD.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Schwimmunterricht 1928
1928 wurde der Schwimmunterricht im geheizten Bad zur Sonne eingeführt.
Foto: © FILMARCHIV/JOANNEUM

Einfach unglaublich, wenn man aus der Distanz von über 80 Jahren Graz in alten Filmen anschaut. Man sieht Gebäude und Orte, die es schon lange nicht mehr gibt – wie den alten Schlachthof, das Gaswerk in der Steyrergasse, das Eiserne Haus, das Meinl-Geschäft am Hauptplatz, das alte Dorotheum am Jakominiplatz. Man sieht, wie die Leonhardstraße asphaltiert und die Mariengasse gepflastert wurde, wie die neue staubfreie Müllabfuhr in der Heinrichstraße arbeitet – als Maßnahme gegen die Tuberkulose.

Wie im ,roten Wien’#

„Was uns extrem berührt hat, ist der Kommunalsozialismus durch die Stadt Graz von 1919 bis 1934 unter Bürgermeister Vinzenz Muchitsch, den man in dieser Form nur vom ,roten Wien’ kennt“, betont Karl Wratschko vom Filmarchiv. Zwar ist das ein perfekt gemachter Imagefilm, den die Stadt für die 800-Jahrfeier 1928 hatte drehen lassen, aber er zeigt den Aufschwung in die Moderne, der damals erfolgte. Heute ist der Film nur noch in Fragmenten vorhanden.

Am spektakulärsten aber ist ein Kurzfilm von einer Minute und 30 Sekunden aus dem Jahr 1917, den Kameramann Raimund Cerny aus einer fahrenden Straßenbahn gedreht hat. Da fährt der Betrachter mit dem Blickwinkel der Kamera durch die Grazer Innenstadt. 1917 – mitten im Ersten Weltkrieg. Damals noch im Linksverkehr (die endgültige Umstellung auf rechts erfolgte 1938) geht es durch die Herrengasse zum Hauptplatz. Die Straße ist fast leer, keine Autos, ab und zu nur ein Mann mit Handkarren, dann wieder eine Pferdekutsche. Das Bild ist von Fußgängern dominiert, die schnell vor der Straßenbahn über die Schienen laufen.

Weiter geht es durch die Murgasse und über die alte Murbrücke zum Südtirolerplatz. Vorbei am Eisernen Haus, das heute ins Kunsthaus integriert ist und durch die Annenstraße zum Südbahnhof (Hauptbahnhof).

Historisch reizvoll ist der früheste noch erhaltene Film, der in Graz gedreht wurde – ein 1914 entstandener Streifen, der eine große Menschenmenge am Grazer Bahnhof zeigt, die auf den Zug wartet, der den Leichnam Erzherzog Franz Ferdinands nach dem Attentat in Sarajevo zurück in seine Geburtsstadt bringt.

Woher stammen all diese Filme und warum werden sie jetzt der Öffentlichkeit gezeigt? „Bei unserer Umsiedelungstätigkeit in die neuen Depots des Universalmuseums haben wir außergewöhnliche Funde aus der Periode der Stummfilmzeit gemacht“, freut sich Elke Murlasits, Leiterin der Multimedialen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum.

Ein echter Glücksfall#

In Kooperation mit dem Österreichischen Filmarchiv wurden die historischen Filme aus dem früheren Bild- und Tonarchiv umkopiert, restauriert, digitalisiert und gesichert. „Wir haben 6000 Meter Filme vorgefunden, die sich langsam auflösen, obwohl sie sehr gut und kühl gelagert waren“, schildert Wratschko. „Und das alles auf dem Trägermaterial Nitrozellulose, das extrem brennbar und fragil ist.“

Doch diese Filme sind ein Glücksfall. „Außer Wien ist keine österreichische Stadt filmisch so gut dokumentiert wie Graz.“

Unterrichtsbehelfe
Stolz werden die modernen Unterrichtsbehelfe präsentiert, die durch die Schulreform von 1927 ermöglicht wurden.
Foto: © FILMARCHIV/JOANNEUM
Rodeln am Rosenhain
So rodelte die Jugend einst am Rosenhain.
Foto: © FILMARCHIV/JOANNEUM
Feuerwehr 1928
Trara – die Feuerwehr ist da, etwa 1928 auf dem Lendplatz.
Foto: © FILMARCHIV/JOANNEUM
Korporierte Studenten etwa 1933
Korporierte Studenten in Vollwichs etwa 1933 in der Herrengasse.
Foto: © FILMARCHIV/JOANNEUM


--> Historische Filmdokumente (1934-1945)



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele