Herr Jacomini kauft das Glacis #
Wo heute auf dem Jakominiplatz Bus und Bim fahren, breitete sich vor 226 Jahren das freie Schussfeld vor der Stadt aus – das Glacis.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Als Kaiser Josef II. im Jahr 1782 die Stadt als Festung aufhob, schlug die große Stunde des Caspar Andreas Edler von Jacomini. Denn nun wurden die Festungsgründe zur Versteigerung freigegeben – und er schlug zu.
Jacomini war Getreidehändler und Spekulant, der als Postmeister von Cilli den Ausbau der Handelsstraßen vorangetrieben und sich schließlich in Graz zur Ruhe gesetzt hatte. Es war aber nur ein scheinbarer Ruhestand, denn Jacomini war weitblickend und sehr geschäftstüchtig. Manche sagen sogar viel zu geschäftstüchtig. Sogleich erwarb er jene Teile des Glacis, die zwischen dem Eisernen Tor und dem noch offen fließenden Grazbach lagen. Auch eine sumpfige Wiese, die nach Aufhebung des Klarissinklosters ebenfalls frei geworden war, kaufte er. Nach ihr ist heute noch die Klosterwiesgasse benannt. Ab 1786 baute Jacomini hier eine neue Vorstadt, die er nach dem Kaiser „Josefstadt“ benannte. In der Mitte ließ er einen weiträumigen Platz anlegen, den „Josefsplatz“, von dem sternför-mig mehrere Gassen nach außen führten. Nach dem Tod des Kaisers kam aber sehr schnell die Bezeichnung „Jacominiplatz“ auf.
Jacomini errichtete im Süden seines Platzes das alles beherrschende Haus Nummer 16, den „Neuhof“ (auch „Alte Post“ genannt), in dem heute das Süßwarenrengeschäft „Nowi“ und mehrere Lokale untergebracht sind. Damals diente es als Poststelle, von hier fuhren Wagen in alle Richtungen ab, auch die Fiaker hatten hier einen ihrer drei Standplätze.
Bald schon etablierten sich drei Kaffeehäuser, ein basarähnlicher Markt und viele Trödlerbuden, in denen man alles erwerben konnte – vom alten Eisen über Gläser, Bilder und Kleider bis zu Obst und Büchern. Den Mittelpunkt des Platzes bildete aber von 1796 bis 1927 die goldglänzende Mariensäule, die heute den Platz am Eisernen Tor ziert. Den Grazern gefiel der neue Platz so gut, dass sie ihre beliebten Abendspaziergänge hierher verlegten, um die „vorzüglich reine und gesunde Luft dieses Platzes“ zu genießen.
Das waren noch Zeiten!
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