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Lipizzaner residierten auch in Graz #

Die weißen Pferde des Kaisers gehören nicht nur zu Lipizza, Piber und der Spanischen Hofreitschule. Einst befanden sich Hofstallungen und Zureitplatz mitten in Graz. #

Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


In der Spanischen Hofreitschule
In der Spanischen Hofreitschule wird sie heute noch gepflegt, die Hohe Schule der klassischen Reitkunst
© APA

Nahe dem Dorf Lipizza im heutigen Slowenien begründete 1580 Erzherzog Karl II. von Innerösterreich mit drei spanischen Hengsten das k. k. Hofgestüt und die Rasse der „Spanischen Karster“. Schon ein Jahr später wurden sechs weitere Hengste sowie 24 Stuten erworben. Ergänzt wurde der Pferdebestand durch Hengste aus Norditalien und der Polesina (Venetien), später auch aus Arabien. Von ihnen allen stammen die Lipizzaner ab, die älteste Kulturpferderasse Europas.

Heute ist das Lipizzanergestüt Piber in der Weststeiermark die „Kinderstube“ der Lipizzaner. Hier werden sie gezüchtet und trainiert, um in der Spanischen Hofreitschule in Wien ihre berühmte Reit- und Dressurkunst zeigen zu können. Die ein- bis dreijährigen Jungtiere verbringen die Sommermonate auf der Prentlalm und der Stubalm in 1500 Meter Seehöhe. Auf den steinigen und steilen Hängen, die ihrer ursprünglichen Heimat – dem Karstgebiet – ähnlich sind, erlangen sie die notwendige Trittsicherheit, Ausdauer und Abhärtung für die Kunststücke.

Lipizzaner heute in Piber
Lipizzaner heute in Piber
© KRATZER

Der Lipizzaner selbst ist ein barocker Pferdetyp, mittelgroß, gutmütig, elegant und sehr intelligent. Seinen Durchbruch zum Weltruhm verdankt er auch Hollywood: Die Evakuierung der Lipizzaner nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem russisch besetzten Teil der Steiermark wurde als „Die Flucht der weißen Pferde“ mit Robert Taylor verfilmt, der den damaligen Leiter der Spanischen Hofreitschule, Alois Podhajsky, spielte.

Das Hofgestüt in Lipizza war aber begründet worden, damit diese schönen Pferde eingeritten und auch vom Militär verwendet werden konnten. Daher ließ Erzherzog Karl 1584 den alten Grazer Hofstall, der sich in der südöstlichen Ecke der neu gebauten Renaissance- Stadtbastionen befand, für diesen Zweck vergrößern. Die neuen Hofstallungen samt Zureitplatz nannte man „Tummelplatz“, den wir heute noch vor dem Akademischen Gymnasium in der Landeshauptstadt kennen. Als jedoch 1617 Karls Sohn als Ferdinand II. Kaiser wurde, verbrachte er immer weniger Zeit in Graz und zog schließlich im November 1619 mit seinem ganzen Hofstaat in die Residenzstadt Wien.

Erzherzog Karl II.
Erzherzog Karl II. ließ 1580 das Hofgestüt in Lipizza errichten
© KK

1681 entschloss sich Kaiser Leopold I., „zu Wien auf dem Tumblplatz eine neue Reitschul“ errichten zu lassen. Doch während der Türkenbelagerung 1683 wurde das fast fertige Gebäude zerstört. Dann dauerte es Jahrzehnte, bis wieder an eine Reitschule gedacht werden konnte.

Es war Karl VI., der Vater Maria Theresias, der 1729 erneut mit einem Bau begann, der schließlich 1735 von Josef Emanuel Fischer von Erlach fertiggestellt wurde. Die sogenannte Winterreitschule ist bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten und gilt als die schönste Reithalle der Welt. Die Spanische Hofreitschule, wie man sie heute kennt, gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Wien ist der einzige Ort, an dem die Hohe Schule der klassischen Reitkunst ohne Unterbrechung ihre Tradition erhalten hat.

Erstes Grazer Opernhaus #

Als Kaiser Ferdinand II. im Jahr 1619 nach Wien gezogen war, verloren auch die Stallungen am Grazer Tummelplatz ihre Bedeutung, denn die Lipizzaner waren mit nach Wien übersiedelt. Im 18. Jahrhundert beherbergten diese nun leer stehenden Ställe häufig Theatergruppen. Später wurde aus den Wagenremisen das erste Grazer Opernhaus. Das „Kommodhaus“ (benannt nach dem Café „Kommod“) an der Ecke Einspinnergasse/Burggasse, dessen Abriss im Kulturhauptstadtjahr 2003 für viel Aufregung sorgte, weil es unter Denkmalschutz stand, war der letzte Rest davon.

Des Kaisers weiße Pferde feiern aber nach wie vor in Wien ihre großen Triumphe.


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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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