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Mit 1 PS durch Graz #

Von 1878 bis 1899 fuhr die Pferdestraßenbahn durch Graz, das Netz umfasste 22,46 Kilometer, es wurden 35 Millionen Fahrgäste befördert.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Pferdebahnwagen 1898
Zwei Pferdebahnwagen 1898 vor dem Hotel „Elefant“ auf dem ehemaligen Murplatz (Südtiroler Platz).
© TRAMWAYMUSEUM

Die größeren Entfernungen konnte man Mitte des 19. Jahrhunderts dank der neuen Eisenbahn schnell und bequem überbrücken, aber wie ging es in den Städten selbst weiter?

Nur zaghaft setzten sich Pferdestraßenbahnen durch, 1865 in Wien, 1876 in Triest. In Graz war es 1878 so weit. Endlich gab es auch bei uns ein leistungsfähiges Verkehrsmittel zwischen Südbahnhof (heute Hauptbahnhof) und Stadtzentrum. Die 81.119 Bewohner gingen ohnehin meist zu Fuß, denn man darf nicht vergessen, dass Graz nur aus fünf Bezirken bestand – Innere Stadt, Jakomini (mit St. Leonhard), Geidorf, Lend und Gries. Alle anderen heutigen Bezirke waren eigene Gemeinden, durch Mautschranken von Graz getrennt.

Erst der Vertragsabschluss zwischen der Stadtgemeinde und Bernhard Kollmann, der Eigentümer und erste Direktor der Grazer Tramway, am 25. 2. 1878 ermöglichte die Entwicklung der Pferdetramway und bedeutete den großen Wendepunkt für den Verkehr in Graz. Innerhalb von nur 24 Tagen waren die Bauarbeiten für die 2,2 Kilometer lange zweigleisige normalspurige Strecke im Mai 1878 abgeschlossen, berichtet Rudolf Watzinger im Buch „130 Jahre Straßenbahn in Graz“. Gebaut wurde von Südbahnhof - Murgasse - Hauptplatz - Herrengasse - Jakominiplatz bis zum Hotel Triest (Steirerhof).

Endlich weltstädtisch#

Am 8. Juni fuhr die erste Pferdebahn mit Fahrgästen – und die lokalen Zeitungen jubelten, dass Graz nun weltstädtisch wäre. Zügig ging der weitere Ausbau in die Elisabethstraße voran und im ersten Betriebsjahr wurden 743.504 Fahrgäste befördert. Dann folgten die Strecken zum Geidorfplatz und zum Messegelände. Um die verschiedenen Linien für die vielen Analphabeten kenntlich zu machen, bekam jede eine andere Farbe. So fuhr Weiß zur Elisabethstraße und Blau zum Geidorfplatz. Die Remise für Pferde und Wagen befand sich im heutigen Bauamtsgebäude in der Eggenberger Straße.

Als 1885 Kollmann starb, übernahmen Frankfurter Bankhäuser die Grazer Tramway – und die Stadt erhielt mehr Mitspracherecht. Die Strecken wurden zum Hilmteich und Ostbahnhof verlängert. Ende 1888 betrug die Schienenstrecke 19,123 Kilometer und es wurden 1,338.280 Personen befördert. 1895 wurde die letzte Pferdebahnstrecke zum Schillerpark in Betrieb genommen. Doch dann kam die „Elektrische“ und alles wurde anders.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele