Saures Wasser für den Grafen#
Schloss Sauerbrunn bei Pöls wurde auf zwölf Heilquellen errichtet und 1563 in eine Stiftung eingebracht, die ein Armenhaus betreute. Aber da war auch noch ein liederlicher Graf...#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
An einem Südhang des Murtales, dem sogenannten Pölshals, ließ Franz Freiherr von Teuffenbach in den Jahren 1547 bis 1552 das heute denkmalgeschützte Schloss Sauerbrunn errichten, nachdem er die zwölf dort entspringenden Heilquellen fassen hatte lassen. Diese Quellen entspringen in rund 300 Meter Tiefe, treten unter Eigendruck an die Oberfläche und haben dem Schloss auch seinen Namen gegeben. 1909 wurde von der Landesversuchsanstalt in Graz das Wasser untersucht und zu den besten Heilwässern der gesamten Monarchie gezählt. Dabei handelt es sich um einen kalksäurehaltigen, erdig-alkalischen Säuerling, der mit gutem Erfolg bei Magen- und Darmerkrankungen sowie Erkrankungen der Harnwege eingesetzt wird. Schon die alten Römer sollen die Sauerbrunnquelle gekannt und genutzt haben und zur Zeit der Kreuzzüge galt der Thalheimer Schloßbrunn als das bekannteste und älteste Heilwasser der Steiermark. Der Absatz florierte und es wurden in den 1930er-Jahren an die 500.000 Flaschen jährlich verkauft. Aber das ist schon lange her und der Verkauf stagnierte immer mehr. Bis zum Jahr 2001 wurde das Schloss als Abfüllanlage des „Thalheimer Schlossbrunnens“ (früher Thalheimer Sauerbrunn) genutzt. 2008 erfolgte der Verkauf des Schlosses samt Wasserrechten an die Thalheimer Heilwasser GmbH, die wiederum im Besitz der Dietrich Mateschitz Beteiligungs GmbH ist. 2017 wurde mit der Errichtung einer Brauerei begonnen, die für ihre Bierherstellung das Heilwasser verwendet und jetzt in Betrieb geht. Neu im Sortiment hat der Red-Bull-Gründer auch Limonaden und Wasser aus Thalheim.
Doch zurück zum Schloss: Der fast quadratische Bau umschließt mit seinen Bogengängen einen Innenhof, der Nord- und der Westtrakt wurden jedoch teilweise abgetragen und durch Wirtschaftsgebäude ersetzt. Der nach Osten gerichtete Haupttrakt war einst von einem Uhr- und Glockenturm überragt, der heute nicht mehr vorhanden ist. Etwas oberhalb des Schlosses liegt die sogenannte Sternschanze, die aus der Gründerzeit des Schlosses stammt, einen sternförmigen Grundriss hat und wahrscheinlich eine befestigungstechnische Spielerei des ersten Schlossherrn war.
Im Jahr 1563 brachte der Erbauer sein Schloss und einige andere Güter in die Sauerbrunnstiftung ein, deren Zweck die Führung eines Spitals bzw. Armenhauses war. Heute noch gibt es diese „Franz Freiherr von Teuffenbach'sche Sauerbrunn-Armenstiftung in Thalheim“ unter Leitung des Landes, die sozial Bedürftige aus der Land- und Forstwirtschaft unterstützt. Franz von Teuffenbachs Erben und Nachfolger, Karl von Teuffenbach und Christof Alban Freiherr von Saurau führten die Stiftung weiter. Doch kamen bald starke Turbulenzen auf, weil der Saurauer einen liederlichen Lebenswandel führte. Dieser Christof Alban von Saurau (1605-1656) zählte zu den reichsten und mächtigsten Adeligen des Landes und wurde wegen seiner Verdienste vom Kaiser in den Grafenstand erhoben. Doch er war zügellos, streitsüchtig und gewalttätig. Kein Wunder also, dass er mit seinen Nachbarn und Verwandten immer wieder in Prozesse verwickelt war. So soll er veranlasst haben, dass drei seiner Diener einen Bürger auf der Brücke von Großlobming arg misshandelten, weil dieser nicht mit ihm trinken wollte. Auch einen Bauern habe er im Kerker seines Schlosses Eppenstein eigenhändig aufgehängt, überdies habe er fünf Mädchen vergewaltigt, mit seinen eigenen Schwestern Unzucht getrieben und immer wieder in der Fastenzeit Fleisch gegessen. Auch seinen Cousin soll er durch Zauberei ermordet haben. Jetzt reichte es seiner adeligen Verwandtschaft unter Führung des steirischen Landeshauptmanns Karl Graf von Saurau und 1647 verklagten sie Christof Alban, er wurde vor ein Adelsgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Aber vielleicht war alles nur Verleumdung durch neidische Verwandte? Sein Gönner Ferdinand III. jedenfalls setzte das Urteil aus und einen neuen Prozess an, diesmal jedoch vor einem Stadtgericht. Vier Jahre lang musste Saurau im Kerker am Grazer Schloßberg auf seinen zweiten Prozess warten. Im Juni 1652 wurde der Graf wegen Mordes, Zauberei, Vergewaltigung und Blutschande angeklagt, beteuerte aber stets seine Unschuld. Vom Vorwurf des Mordes und einer der fünf Vergewaltigungen wurde er freigesprochen, in allen anderen Anklagepunkten aber für schuldig befunden. Christof Alban wurde zu einer hohen Geldstrafe, Zahlung der Prozesskosten und zu lebenslanger Haft verurteilt und am Schloßberg eingekerkert, sein Besitz wurde eingezogen. Die Sauerbrunnstiftung wurde Erasmus Wilhelm Graf Saurau übergeben und wieder in ruhige Bahnen geleitet. Später wurde die Stiftung von den steirischen Ständen und dann von der steirischen Landesregierung übernommen.
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