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Wie Graz unter Strom kam #

Erst ab den 1920er- Jahren wurde Graz flächendeckend elektrifiziert. Obwohl ab 1903/1908 die Murkraftwerke Lebring und Peggau Strom hätten liefern können.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Gaswerk
1913 stand in der Steyrergasse noch ein Gaswerk
© KK

Floßgasse und Schiffsschleuse
Floßgasse und Schiffsschleuse
© KK

Kanal durch den Kugelstein
Der Kanal durch den Kugelstein
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Die Elektrifizierung der Steiermark begann damit, dass man ohnehin schon vorhandene Wasserkraftanlagen von alten Mühlen oder Gewerbebetrieben zur Stromerzeugung umgebaut hat, erfährt man im Archiv des Verbundes. Dieses umfasst Tausende Pläne und Detailpläne von alten Kraftwerken und ist stilecht im renovierten Krafthaus des alten Laufkraftwerks Peggau untergebracht – einem schönen Jugendstilbau aus den Jahren 1906–1908 (Abbildung rechts oben).

Die ersten Wasserkraftwerke gingen damals von privaten Unternehmern aus. 1891 entstand durch die Firma Schwarz, Wagendorffer & Co. in Bad Aussee das erste steirische E-Kraftwerk. 1892 errichtete Franz Pichler das erste Mehrphasenkraftwerk Österreich- Ungarns bei Sturmberg am Weizbach – das war die Geburtsstunde der Pichler-Werke und der Elin. Von 1899 bis 1903 wurde das Kraftwerk Lebring als erstes Murkraftwerk gebaut – die 30 Kilometer lange Übertragung nach Graz erfolgte über die erste Fernleitung der Donaumonarchie mit 20.000 Volt.

Maschinenhaus Peggau-Deutschfeistritz
Im Maschinenhaus Peggau-Deutschfeistritz 1908: Stolz präsentieren sich die Arbeiter vor den Turbinen Floßgasse und Schiffsschleuse
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Aber Graz blieb finster #

Damit wurden die (damals) am südlichen Rand der Landeshauptstadt liegenden Ortschaften Waltendorf, St. Peter und Liebenau versorgt, aber auch die Zementfabrik Werndorf, das Falzziegelwerk Haas in Unterpremstätten, die Brauereien Reininghaus und Puntigam sowie die Bahnhöfe im Raum Graz.

Doch die Zufuhr elektrischer Energie in das Stadtgebiet von Graz selbst wurde wegen eines Vertrages der Stadt mit der Wiener Gasindustriegesellschaft bis in die 1920er-Jahre verhindert. Diese Gesellschaft errichtete auf dem Gelände des alten Grazer Gaswerkes in der Steyrergasse (links unten im Bild) im Jahr 1894 eine dampfbetriebene Kraftzentrale und begann zunächst mit der Lieferung von Gleichstrom. Doch trieb die Gasgesellschaft den Ausbau ihres elektrischen Versorgungsnetzes nur sehr zögernd voran. Erst als im Jänner 1920 sämtliche Anlagen der Wiener Gasindustrie- Gesellschaft an die Stadt Graz gefallen waren, begann das nunmehr städtische Elektrizitätswerk mit der zielstrebigen Elektrifizierung der Grazer Innenstadt.

Umland hatte schon Strom #

Inzwischen waren aber die Umlandgemeinden ebenso wie die 1938 während der Nazi-Diktatur zwangsweise eingemeindeten Ortschaften bereits von außen her mit elektrischem Strom versorgt worden. Hier waren bereits die StEG und die Elektrizitätswerke der Gemeinden Eggenberg und Feldkirchen sowie das E-Werk Gösting der Firma Franz, das auf dem Grund der alten Jesuitenmühle errichtet worden war, tätig.

1906 bis 1908 wurde dann das Ausleitungskraftwerk Peggau- Deutschfeistritz durch das Basler Bauunternehmen Buss & Cie. erbaut. Das Krafthaus selbst wurde vom Grazer Architekten Josef Hötzl anstelle eines aufgelassenen Silberbergwerks im Jugendstil geplant – eine monumentale Anlage mit schlossartigem Charakter. Als Stahlbetonskelettbau wurde das alte Maschinenhaus ausgeführt und 1908 in Betrieb genommen. Erst durch einen in unmittelbarer Nähe errichteten Kraftwerksneubau verlor das Werk 1965 seine Funktion.

Anlage mit Schiffsschleuse #

Die alte Anlage bestand aus einem etwa 100 Meter langen, die Mur querenden Stauwerk samt Wehrbrücke aus Stahlbeton. Eine einmalige Besonderheit stellt neben einer Floßgasse die Schleusenkammer dar, welche die Durchfahrt von großen Flößen und Schiffen ermöglichen sollte. Die Schleuse ging aber nie in Betrieb – weil es keine Schiff- oder Floßfahrt mehr auf der Mur gab.

Der bei der Wehranlage Adriach abzweigende 3,2 Kilometer lange Werkskanal wird auf einer Länge von 1073Metern als Stollen durchs Bergmassiv von Kugelstein, Jungfernsprung und Klausenwand geführt. Wie das Krafthaus gilt auch diese Anlage als wesentlicher Bestandteil der historischen Industrielandschaft entlang der Mur. Da nun der Stromabsatz kontinuierlich stieg, baute man für Marburg ab 1914 in Faal an der Drau in der Untersteiermark ein Kraftwerk, das 1918 eröffnet wurde – und dann mit Ende des Ersten Weltkriegs im Ausland lag.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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