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Elektroauto-Revolution krempelt Rohstoffmärkte um#

Batteriebetriebene Autos benötigen Kobalt, um auf akzeptable Reichweiten zu kommen. Die große Nachfrage hat eine regelrechte Preisexplosion bewirkt.#


Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Zeitung, Dienstag, 12. Dezember 2017


London, (rs) Soll die Erderwärmung, so wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen, auf unter zwei Grad begrenzt werden, wird am großflächigen Umstieg auf Elektroautos wohl kein Weg vorbeiführen. Allerdings stehen die Autohersteller angesichts der sich immer deutlicher abzeichnenden Elektroauto-Revolution vor einem nicht unbedeutenden Problem. Sie benötigen große Mengen an Kobalt, das in Lithium-Ionen-Akkus für eine höhere Energiedichte sorgt und damit höhere Reichweiten ermöglicht.

Doch Kobalt, das laut einer Studie der US-Großbank Morgan Stanley eine Nachfragesteigerung von 450 Prozent bis zum Jahr 2025 erfahren wird, ist schon derzeit ein ziemlich knappes Gut, das nur aufwendig und mit umweltbelastenden Verfahren abgebaut werden kann. Und der mit Abstand größte Exporteur ist der Kongo, ein Land, das westliche allgemeinen politischen Risiken lieber meiden.

Schon jetzt haben die geringe Verfügbarkeit und der wachsende Bedarf zu einer enormen Preissteigerung geführt. So hat sich der Preis für eine Tonne Kobalt seit dem Sommer knapp verdreifacht. Schuld daran sind allerdings nicht ausschließlich die Autohersteller, die miteinander im Wettstreit liegen. Ebenso wie das auch in Akkus eingesetzte Lithium ist Kobalt mittlerweile zu einem vielgesuchten Spekulationsobjekt geworden. So haben Aktien von Unternehmen, die nach eigenen Angaben über größere Kobalt-Bestände verfügen, in den vergangenen zwölf Monaten regelrechte Preissprünge vollzogen. „Die Leute folgen dem Geld", wird Trent Mell, der Geschäftsführer des Bohrunternehmens First Cobalt, vom „Wall Street Journal" zitiert. „Ich kann heute viel mehr Kapital aufstellen, als das noch vor einem Jahr möglich gewesen ist."

Gewinner gesucht#

Doch der Wandel am Rohstoffmarkt, der von manchen Investoren bereits als ähnlich weitreichend wie beim Siegeszug des Erdöls gesehen wird, hat auch seine Tücken. So fühlen sich viele Kritiker an die Dotcom-Blase zu Beginn des Internetzeitalters erinnert, als zwar so gut wie alle Marktteilnehmer davon ausgingen, dass die neue Technologie die Welt revolutionieren wird, filtern, die den großen Absturz überleben würden. „Auch derzeit ist es schwierig, herauszufinden, wer die Gewinner und die Verlierer sind", erklärt Maxwell Gold, Direktor für Investmentstrategien bei ETF Secruities.

Zudem könnte sich bei Kobalt eine ähnliche Entwicklung vollziehen wie bei den Seltenen Erden. Bei diesen hatte China im Jahr 2010 den Export eingeschränkt, woraufhin die Preise für manche der Rohstoffe um das Zehnfache stiegen. Auch damals fürchteten Batteriehersteller eine Rohstoffknappheit - die dann letztlich nie eintrat. Unternehmen ersetzten die seltenen Erden vielfach durch andere Rohstoffe. Mehrere westliche Staaten suchten zudem gezielt nach eigenen Vorkommen für Seltene Erden - bald stellte sich heraus, dass diese gar nicht so selten waren. China hob daraufhin seine Exportbeschrän¬kungen bald auf, heute verkauft das Land besonders viele Seltene Erden.

Wiener Zeitung, Dienstag, 12. Dezember 2017