Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Flüge werden turbulenter#

Die steigenden CO2-Werte beeinflussen die Luftbewegungen#


Von der Wiener Zeitung (Donnertsag, 11. April 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Edwin Baumgartner


Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Luftlöchern.#

Flugzeug am strahlend blauen Himmel
Auch bei strahlend blauem Himmel können CATs den Flug zur Angstpartie machen.
© dpa/Effner

Norwich. Aus heiterem wolkenlosem Himmel sackt das Flugzeug weg. Unwillkürlich krallen sich die Finger in die Armstütze. Der Magen krampft sich angsterfüllt zusammen. Der Atheist entdeckt den Wert des Stoßgebets. Wenige Sekunden fühlen sich wie endlose Minuten an. Endlich stabilisiert sich das Flugzeug. Die Finger lösen den Klammergriff. Die Angst verfliegt. Der Atheist beendet sein gläubiges Intermezzo. Die Clear Air Turbulence ist überstanden.

Aber schlechte Nachrichten für Flugpassagiere: Die nächste kommt bestimmt. Und es wird sie immer häufiger geben. Das prognostizieren Paul Williams (University of Reading) und Manoj Joshi (University of East Anglia in Norwich). Die Schuld weisen die beiden britischen Klimaforscher dem Klimawandel zu.

Unentdeckbare Luftlöcher#

Die Clear Air Turbulence, in der Fachsprache abgekürzt CAT und früher als "Luftloch" bezeichnet, wird durch Luftmassen verursacht, die sich mit stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen, zumeist in Höhen von 7000 bis 12.000 Metern. Auch große Flugzeuge werden von ihnen ruckartig nach oben oder unten gerissen. Für die Luftfahrt stellen diese Turbulenzen ein Problem dar, weil es keine Möglichkeit gibt, sie zu orten.

Während andere Wetterphänomene wie Gewitter und Stürme visuell oder durch Radar entdeckt und umflogen werden können, sind Maschine, Besatzung und Passagiere der CAT ausgeliefert. Sie trifft das Flugzeug ohne das geringste Vorzeichen. Der gravierendste Fall ereignete sich auf Flug 826 am 28. Dezember 1997: Eine Boeing 747 der United Airlines geriet auf dem Flug von Tokio nach Honolulu in eine CAT. Ein Passagier starb, 110 Fluggäste wurden verletzt. Doch Flug 826 ist kein Einzelfall. Und die Häufigkeit wird laut Williams und Joshi - zumindest auf Transatlantikflügen - zunehmen.

Die beiden Briten beschränkten ihre Klimamodellsimulationen auf die Flugzone über der nördlichen Hälfte des Nordatlantiks in den Wintermonaten von Dezember bis Februar. Sie errechneten, dass CATs dort in rund 40 Jahren um 40 bis 170 Prozent häufiger auftreten könnten - und sie werden laut den beiden Briten auch um 10 bis 40 Prozent heftiger ausfallen. Schwarzmalerei? - Nicht laut Thomas Gerz vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt. Der Meteorologe sagt: "Die Annahmen, die die Forscher treffen, sind nachvollziehbar."

Die Luftfahrt muss also Gegenstrategien entwickeln. Da sich im Moment noch keine Möglichkeit abzeichnet, ein Frühwarnsystem für CATs zu entwickeln, bleibt nur ein großräumiges Umfliegen der Risikozonen. Längere Flugzeiten, ein höherer Treibstoffverbrauch und damit letzten Endes höhere Preise für Flugreisen sind die Begleiterscheinungen.

Doch es liegt auch eine bittere Ironie in der Geschichte: Der Grund für die bevorstehende Zunahme der Turbulenzen ist der Zusammenhang zwischen den Luftbewegungen und der ansteigenden CO2-Menge in der Luft. Ausgerechnet die Flugzeuge tragen wesentlich zum Anstieg der CO2-Konzentration bei.

Womit ein neuer Teufelskreis beginnt: Denn wenn die Fluglinien die Transatlantik-Flüge angenehmer und sicherer machen und die Gefahrenzonen umfliegen, blasen die Triebwerke auf den länger werdenden Flügen umso mehr Schadstoffe in die Luft. Das Flugzeug hat also Auswirkungen auf den Klimawandel, der Klimawandel Auswirkungen auf das Flugzeug und das Flugzeug neuerliche Auswirkungen auf den Klimawandel. Und Wissenschafter der University of Victoria (Kanada) zeigen in ihren Modellrechnungen, dass das CO2 auch unter Annahme großer Anstrengungen zur Reduktion noch lange in erhöhter Konzentration erhalten bleiben wird...

Wiener Zeitung, Donnertsag, 11. April 2013


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten