Corona-Zeiten: Vorwärts zu besserer Normalität#
Wir alle haben die Nase voll von deprimierenden Berichten über steigende Infektionszahlen, vom Maskentragen, von ständig wechselnden Virenschutz- und Grenzübertrittsregeln, von ermüdenden Online-Konferenzen, vom Verbot, zu feiern und einander nahezukommen, von Lockdowns sowieso! #
Von
Alfred Trötzmüller
Wir beobachten enttäuscht die Hilflosigkeit der Wissenschaft, die Infektionswege genauer zu erforschen, und die Ohnmacht der Regierenden, wenn es um wirksame und gleichzeitig wirtschaftlich und menschlich verträgliche Maßnahmen geht. Wir sehnen uns nach Shopping ohne Maske, nach Kultur und Sport, nach menschlicher Nähe, nach Reisen in die Ferne! Wir wollen unser normales Leben zurück!
Aber haben wir nicht zumindest ein paar Erkenntnisse aus der unerfreulichen Situation, insbesondere aus dem ersten Lockdown, gewonnen?
- Die moderne Medizin ist unverzichtbar, aber nicht allmächtig. Kaputte Organe können schon ganz gut repariert oder ersetzt werden, Stoffwechsel und Psyche können mit diversen Medikamenten gezielt beeinflusst werden, aber die meisten Krankheiten können bis heute nicht verhindert und viele auch nicht geheilt werden.
- Die Wissenschaft forscht ständig nach neuen Erkenntnissen, mit jedem Erfolg tun sich aber viele neue Fragen auf. In kurzer Zeit hat sie das Virus entschlüsselt und Tests entwickelt. Wie die Weitergabe des Virus am besten verhindert werden kann, darüber gibt es aber bis jetzt keine klaren Erkenntnisse und viele widersprüchliche Aussagen.
- Die Verwaltung – von ihrem Wesen her eher auf das Überdauern von Krisen, Kriegen und politischen Umwälzungen als auf schnelles Reagieren eingestellt – musste in kürzester Zeit bislang unbekannte Probleme lösen. Sie hat diese überraschende Herausforderung einigermaßen schnell und gut bewältigt, wenngleich wir mit der Performance nicht ganz zufrieden sein können.
- Wie sich die Veränderung unseres Alltags und die ständigen Unsicherheiten auf die Wirtschaft auswirken werden, lässt sich nur erahnen. Der erste Lockdown hat aber gezeigt, dass die Grundversorgung mit lebenswichtigen Gütern ausgezeichnet funktioniert hat, obwohl in jenen sechs Wochen geschätzt ein Viertel weniger gearbeitet wurde als zu normalen Zeiten und rund 60 % der arbeitenden Bevölkerung im Home-Office waren. Für die lebenswichtigen Produktionen und Dienstleistungen mussten also vielleicht nur 30 % der zu Normalzeiten üblichen Arbeit am normalen Arbeitsplatz geleistet werden. Maximal diese 30 % unserer Arbeitszeit brauchen wir also für Produktionsarbeit und direkte Dienstleistungen, 50 % sind Planungs- und Verwaltungstätigkeiten und 20 % sind im Notfall überhaupt verzichtbar. Und auch schon in Normalzeiten haben wir 5 % Arbeitslose. Wir könnten also um 25 % kürzer arbeiten, wenn wir auf Luxus und unnötigen Konsum verzichten und die Arbeit gerechter verteilen würden. Wenn wir von kurz- auf langlebige Produkte umstiegen, wäre noch mehr zu holen. Ein wenig „Luxus“ wollen wir uns allerdings schon noch leisten, aber trotzdem ginge sich noch eine deutliche Reduktion der Arbeitszeit aus, mehr Zeit für Bildung und Muße, weniger Energieverbrauch und weniger klimazerstörende Treibhausgase.
- Im zweiten Lockdown wurden gerade die meisten sinnvollen Freizeitaktivitäten wie Sport, Kultur und Bildung verboten, der Konsum nicht lebenswichtiger Produkte ist hingegen anfangs erlaubt geblieben. Shopping als einzige Freizeitbeschäftigung! Unsere Wirtschaft ist ja auf ständiges Wachstum programmiert, notfalls auch auf sinnloses und schädliches, und niemand traut sich gegenzusteuern!
Solche Utopien werden nicht von heute auf morgen Wirklichkeit. Aber unsere Arbeitswelt und Umweltzerstörung entwickeln sich dramatisch in die falsche Richtung, sodass ein Umdenken und Umsteuern auf eine neue, bessere Normalität hin dringend erforderlich ist: auf allen Ebenen, vom Gemeinderat über alle Regierungen und Parlamente bis zur UNO. Deren „Sustainable Development Goals“ geben die Richtung vor.
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