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Krumau (Český Krumlov, Tschechische Republik) krumlov #

Böhmisch Krumau (auch Krummau) ist eine Stadt mit rund 13.000 Einwohnern in der Südböhmischen Region in Tschechien. Der Namenszusatz Český (Böhmisch) wurde erstmals 1439 benutzt. Die Altstadt wird als ein Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt.

Die Stadt liegt an beiden Ufern der Moldau, die hier eine Flussschleife bildet, von der sich die Ortsbezeichnung „krumme Au“ ableitet. Damit ist Krumau ein Zentrum des tschechischen Kanusports geworden.

Geschichte#

Über einer Furt an der Moldau errichteten die Witigonen um 1240 eine Burg. Die Burg, deren tschechische Bezeichnung Crumlov für 1259 belegt ist, war Sitz des witigonischen Familienzweiges der Herren von Krumau, der 1302 mit Wok von Krumau erlosch. Dessen Besitzungen übertrug König Wenzel II. an die ebenfalls witigonische Linie der Herren von Rosenberg. Heinrich I. von Rosenberg, der bis dahin auf der Burg Rosenberg residierte, übertrug seinen Sitz 1302 auf die Burg Krumau, die 300 Jahre lang als Residenz der Rosenberger diente. Davon zeugt die Rose im Stadtwappen. Heinrichs Sohn Peter I. von Rosenberg ließ im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts die Obere Burg errichten.

Die frühen Siedlungen beiderseits der Moldau wurden 1347 durch eine Brücke verbunden und zu einer Stadt vereint. Durch den Ausbau von Handwerk und Handel, die Förderung von Silbererz und durch ihre Lage an der wichtigen Verbindung von Budweis nach Österreich erlangte die Stadt im 14. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte.

Bereits um 1309 wurde die St.-Veit-Kirche und 1317 das Spital St. Jobst errichtet. 1357 ließen sich die Minoriten in Krumau nieder, deren St.-Franziskus-Kloster 1358 geweiht wurde. 1361 folgten die Klarissen, die das Kloster St. Klara errichteten. Während der Hussitenkriege wurde 1420 das Minoritenkloster beschädigt. In den religiösen Auseinandersetzungen standen Adel und Geistlichkeit mit den Herren von Rosenberg auf katholischer Seite.

Unter dem Regenten Wilhelm von Rosenberg, der das Amt eines böhmischen Oberstkämmerers und Oberstburggrafen bekleidete, wurde die Obere Burg von den Baumeistern Antonio Ericer und Baldassare Maggi zu einem repräsentativen Renaissance-Schloss umgebaut. Peter Wok von Rosenberg war der letzte Rosenberger im Mannesstamm und musste 1602 die Herrschaft Krumau wegen Überschuldung, die vermutlich durch die Erschöpfung der Silberminen zustande gekommen war, an Kaiser Rudolf II. verkaufen. Dieser überließ Krumau seinem außerehelichen Sohn Julius d’Austria als Wohnsitz.

Während des böhmischen Aufstands versuchte die Ständearmee erfolglos die Eroberung der Stadt. Nach der Schlacht am Weißen Berg schenkte Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft Krumau 1622 seinem Hofkammerpräsidenten Hans Ulrich von Eggenberg. Ein Jahr später stieg Eggenberg in den Reichsfürstenstand auf, wodurch Krumau ein Herzogtum wurde. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt mehrmals geplündert. Nach Kriegsende wurden zahlreiche weltliche und kirchliche Gebäude im Barockstil umgebaut.
Nach dem Aussterben der Eggenberger 1719 fiel Krumau an die Fürsten Schwarzenberg.

Neueste Geschichte#

1910 bestand die Stadt aus 8662 Einwohnern, davon waren drei Viertel deutsch- und ein Viertel tschechischsprachig. Nach Errichtung der Tschechoslowakei 1918 sollte Krumau im Rahmen der von Österreich geplanten Provinz Deutschböhmen ein Zentrum des vorgesehenen Böhmerwaldgaus werden. Nachdem die Provinz Deutschböhmen am 29. Oktober 1918, einen Tag nach Gründung der Tschechoslowakei, ausgerufen worden war, kam es zu politischen Spannungen zwischen dem deutschen und dem tschechischen Bevölkerungsteil, die am 28. November 1918 zur Besetzung Krumaus durch die tschechoslowakische Armee führten.

Rechtlich wurde Krumau erst mit dem Friedensvertrag von Versailles am 28. Juni 1919 der Tschechoslowakei zugesprochen und am 10. September 1919 der deutschen Bevölkerung mit dem Vertrag von Saint-Germain Minderheitenrechte gewährt.

Nach dem Münchner Abkommen gehörte die Stadt 1938 bis 1945 zum in "Oberdonau" umbenannten Gau Oberösterreich. 1945 wurde die deutschböhmische Bevölkerung aufgrund der Beneš-Dekrete vertrieben und fand in Österreich und Westdeutschland Aufnahme. Tschechische Neusiedler übernahmen Wohnungen, Geschäfte und Betriebe. 1948 wurden das Schloss und der Grundbesitz verstaatlicht.

Weltkulturerbe#

Mantelbrücke
Mantelbrücke
Foto: H. Maurer
Mantelbrücke
Mantelbrücke
Foto: H. Maurer
Mantelbrücke
Mantelbrücke
Foto: H. Maurer

1963 wurde Český Krumlov unter staatlichen Denkmalschutz gestellt, wodurch die historische Bausubstanz und das einzigartige Ensemble erhalten blieben. Dadurch konnte es nach der politischen Wende von 1989 als Kulturdenkmal erklärt und 1992 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen werden.

  • Das Schloss Český Krumlov ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien und umfasst eine Gesamtfläche von zehn Hektar. In ihm befindet sich ein im Originalzustand erhaltenes, barockes Schlosstheater, dessen Bühnenmaschinerie voll funktionsfähig ist.
  • Die Mantelbrücke entstand 1767 als dreigeschossiger Verbindungsgang zwischen Residenz, Garten und Theater.
  • Die St.-Veit-Kirche von 1309 wurde 1407–1439 umgebaut. In der Kirche befand sich die Plastik der „Krumauer Madonna“ (um 1390, heute in Wien).
  • Das Rathaus entstand 1580 durch die Verbindung zweier Häuser.
  • Die Mariensäule auf dem Marktplatz wurde 1716 errichtet.

Egon Schiele in Krumau#

1911 zog der Maler Egon Schiele nach Krumau, dem Geburtsort seiner Mutter, und richtete sich hier ein Atelier ein. Mit seiner wilden Ehe und den von ihm geschaffenen Aktdarstellungen junger Mädchen stieß er bei der Bevölkerung auf Ablehnung. Bereits im selben Jahr sah er sich gezwungen, nach Neulengbach bei Wien umzuziehen. Hier wurde Schiele in Folge der Anfeindungen in Krumau im April 1912 wegen des Verdachts auf Verführung einer Minderjährigen verhaftet. Trotz unbewiesener Schuld blieb er drei Tage in Arrest und zuvor 14 Tage in Untersuchungshaft.

Landesausstellung 2013#

In Zusammenarbeit mit Freistadt, Bad Leonfelden und Vyšší Brod (Hohenfurth) fand 2013 eine grenzüberschreitende Landesausstellung unter dem Titel "Hopfen, Salz und Cyberspace" statt.

Persönlichkeiten, die aus Krumau stammen#

  • Felix Prinz Schwarzenberg, (1800-1852), österreichischer Staatsmann, Diplomat und Offizier.
  • Ernst Waldbrunn (1907–1977), österreichischer Schauspieler und Kabarettist

Quellen#

Redaktion: P. Diem

Brücke in den Park - Foto: P. Diem
Brücke in den Park
Foto: P. Diem
Krumau - Foto: P. Diem
Blick von der Burg
Foto: P. Diem
Burg - Foto: P. Diem
Burg
Foto: P. Diem
Moldau - Foto: P. Diem
Blick von der Burg
Foto: P. Diem
Burghof - Foto: P. Diem
Burghof
Foto: P. Diem
Wehr - Foto: P. Diem
Wehranlage
Foto: P. Diem
Renaissancehof - Foto: P. Diem
Renaissancehof
Foto: P. Diem
Auf der Brücke - Foto: P. Diem
Auf der Brücke
Foto: P. Diem
Glocken im Schlossturm - Foto: P. Diem
Glocken im Schlossturm
Foto: P. Diem
Nepomuk und Schlossturm - Foto: P. Diem
Nepomuk und Schlossturm
Foto: P. Diem
Turm
Turm und Schlossteil
Foto: H. Maurer
Turm
Turm
Foto: H. Maurer
Schlosshof
Schlosshof
Foto: H. Maurer
Blick vom Schloss
Blick vom Schloss
Foto: H. Maurer
Blick vom Schloss
Blick vom Schloss
Foto: H. Maurer
Blick vom Schloss
Blick vom Schloss
Foto: H. Maurer
Schlosshof
Im Schlosshof
Foto: H. Maurer
Abendstimmung
Abendstimmung
Foto: H. Maurer
Abendstimmung
Abendstimmung
Foto: H. Maurer


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