Olmütz/Olomouc#
Die Stadt Olmütz
(100.154 Ew.) gehörte schon immer zu den wichtigsten Städten des böhmischen Königreichs. Dank ihrer günstigen Lage, ihrer alten Universität und ihren kulturellen und religiösen Traditionen war die Stadt jahrhundertelang das natürliche Zentrum Mährens. Ende des 2. Jahrhunderts befand sich hier ein römisches Heerlager, das nördlichste bekannte in Mitteleuropa. Bis ins 5. Jahrhundert gab es eine germanische Besiedelung.
Spätestens seit dem 11. Jahrhundert, nach dem Anschluss Mährens an Böhmen, war Olmütz ein wichtiger Stützpunkt der Přemysliden. Nach neunjähriger Besatzung durch die Schweden waren viele Häuser zerstört, ein Großteil der Bevölkerung tot oder abgewandert und die Verwaltung Mährens nach Brünn verlegt.
Das Mausoleum im Bezruc-Park von Olmütz wurde in monumentalem neoklassischem Stil im Jahr 1926 nach einem Entwurf des Architekten Hubert Aust errichtet. Auf tschechisch steht da: „Treue um Treue“. Die untere Zeile ist serbokroatisch und heißt etwa: „Liebe für Liebe“. Es enthält die Gebeine der 1187 jugoslawischen Soldaten, die im Olmützer Militärspital von Kloster Hradisch während des Ersten Weltkriegs verstorben sind.
Im 18. Jahrhundert entstand unter Maria Theresia auf dem mittelalterlichen Grundriss eine prächtige Barockstadt. Die feste Umklammerung der Stadt durch die Festungsmauern hat dafür gesorgt, dass der historische Stadtkern vor der hastigen Modernisierung während der industriellen Revolution bewahrt wurde.
1848 floh die österreichische Kaiserfamilie vor den Revolutionswirren von Wien nach Olmütz. Von dort gab Kaiser Ferdinand seinen Thronverzicht zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. bekannt.
Am 15. März 1939 wurde die Stadt von der Wehrmacht besetzt, im selben Jahr die Olmützer Universität von der deutschen Besatzungsmacht geschlossen. Erst im Jahr 1946 konnte sie unter dem Namen Palacký-Universität Olmütz wiederhergestellt werden. Die deutschsprachige Bevölkerung wurde 1945/1946 aus Olmütz, wie aus ganz Mähren, vertrieben.
Oberring#
Der Oberring gilt als der Mittelpunkt und Hauptplatz der Stadt. Hier beeindruckt neben dem Rathaus die Dreifaltigkeitssäule, wogegen der benachbarte barocke Herkulesbrunnen aus dem Jahr 1687 nahezu klein erscheint. Ein weiterer Brunnen schmückt den Platz: der Caesarbrunnen mit dem Reiterbild Caesars und einem Hund. Der jüngste Brunnen am Platz, der Arionbrunnen im Südwesten, gefällt wegen seiner lebendig anmutenden lebensgroßen Plastiken darunter der Namensgeber, der griechische Dichter Arion, ein Delphin und eine Riesenschildkröte.Dreifaltigkeitssäule #
Die 35 Meter hohe barocke Dreifaltigkeitssäule (Sloup Nejsvětější Trojice) wurde von 1716 bis 1754 als Dank für das Erlöschen der Pest errichtet. Der Plan für die Errichtung der Pestsäule auf dem Oberen Platz, mit deren Bau im Jahre 1716 begonnen wurde, geht auf den Steinmetz Wenzel Render zurück. An dem Bau der Säule waren ausschließlich Olmützer Künstler beteiligt.Im Jahre 1758, während der Belagerung der Stadt durch die Preußen, wurde die Dreifaltigkeitssäule durch Artilleriefeuer beschädigt. Daran erinnert heute die goldene Nachbildung einer Kanonenkugel im oberen Teil der Säule. Die Säule wird von den Reliefs der 12 Apostel und der Theologischen Tugenden und 18 überlebensgroße Heiligenfiguren geschmückt, darunter die besonders in Tschechien verehrten Johannes Nepomuk, Adalbert von Prag und Wenzel von Böhmen sowie die Slawenapostel Kyrill und Method. Auf der Spitze der Säule befindet sich eine vergoldete Darstellung der Dreifaltigkeit und darunter der Erzengel Michael.
Rathaus#
In mehreren Bauphasen entstand ab dem 14. Jahrhundert mitten auf dem Platz das Rathaus mit seinem 75 m hohen Turm. Anziehungspunkt ist die große astronomische Uhr an seiner Nordseite. Sie stammt auf dem Jahre 1422 und ist nach der in Prag die zweitälteste in Tschechien. Die goldunterlegten Mosaiken und die Figuren um die Scheiben schuf 1955 der tschechische Künstler Karel Svolinský. Bestimmend ist ein großes folkloristisches Motiv, der berühmte mährische Königsritt. An der Ostseite wurde dem Rathaus 1564 eine Freitreppe mit Loggia im Spätrenaissancestil angebaut, darunter ein prächtiges Renaissanceportal aus 1592. Im Inneren des Rathauses führt ein schönes Treppenhaus zum gotischen Rittersaal.Wenzelsdom#
Das dem heiligen Wenzel von Böhmen gewidmete Gotteshaus wurde Anfang des 12. Jahrhunderts gegründet und erhielt Ende des 19. Jahrhunderts sein heutiges vorwiegend neugotisches Erscheinungsbild. Der neue chor entstand 1616–1618 unter Bischof Franz Seraph von Dietrichstein im manieristischen Stil. Mit seinen Fensterformen und seinen 23 Metern Höhe ist er im Außenbau bis heute deutlich erkennbar. 1803 zerstörte ein Blitzschlag mit anschließendem Feuer die gotische Doppelturmfassade und den Südturm. Die Fassade wurde im klassizistischen Stil erneuert.Erzbischofspalais#
Die erzbischöfliche Residenz ist ein bedeutsames Beispiel der barocken Palaisarchitektur in Mähren. Das ursprünglich im Renaissancestil gebaute Palais stammt vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Während des Dreißigjährigen Kriegs und bei einem Brand im Jahr 1661 wurde es erheblich beschädigt, weshalb es in den Jahren 1664-1669 im Barockstil umgebaut und wesentlich erweitert wurde. Das heutige Aussehen bekam das Objekt um den Beginn des 20. Jahrhunderts. IJesuitenkirche Maria Schnee#
Die Jesuitenkirche Maria Schnee (Kostel Panny Marie Sněžné) ist eine bedeutende Barockkirche, Pfarrkirche der römisch-katholischen Hochschulgemeinde und gehört zum Dekanat Olmütz der Erzdiözese Olmütz. Sie befindet sich im Norden der Altstadt mit der Schauseite zur Straße Denisova, während die Klostergebäude am Náměstí Republiky liegen.
Die Kapelle des hl. Johannes Sarkander #
Die jüngste unter den bedeutendsten Sakralbauten von Olmütz ist die Kapelle des hl. Johannes Sarkander (Kaple sv. Jana Sarkandra) – ein Werk von Eduard Sochor aus den Jahren 1908-1912. Die Kapelle wurde im Stil des Neobarock errichtet und lehnt sich an die böhmische Dientzenhofer-Baumeister-Tradition an. Sie wurde an jener Stelle gebaut, an der einst die Märtyrer-Kapelle (Kaple Všech svatých mučedníků) stand. Außerdem wurde sie über dem einstigen Stadtgefängnis errichtet. Von der ursprünglichen Kapelle ist noch die unterirdische Apsis erhalten, über der sich der von einer Kuppel mit Laterne gekrönte Neubau erhebt. Von hier trifft, dank einer kreisförmigen Öffnung im Fußboden, ein Lichtstrahl bis ins Untergeschoss auf die erhaltene Streckbank, mit der der Heilige gefoltert wurde.St.-Michael-Kirche #
Dank ihrer Lage auf einem Hügel und wegen der drei charakteristischen Kuppeln, die auf achtseitigen Tambouren ruhen, ist die St.-Michael-Kirche (Kostel sv. Michala) ein schon von Weitem sichtbares Wahrzeichen des Olmützer Panoramas. Die erste Kuppel-Architektur in Mähren schuf Giovanni Pietro Tencalla zwischen 1673 und 1699 für das Dominikanerkloster. Er stützte sich dabei auf die ihm durch das ältere gotische Gebäude vorgegebenen Grundlagen. Sein Werk wurde von Domenico Martinelli, der auch in Wien tätig war, fertiggestellt. Die einschiffige Kirche ist an den Seiten durch Kapellen erweitert und im Osten durch ein längliches Presbyterium abgeschlossen.Villa Primavesi #
Hierbei handelt es sich um eines der wertvollsten Gebäude in Olmütz im Stil des Wiener Jugendstils. Die Wiener Architekten Josef Tolk und Franz von Krauss bauten es zwischen 1905 und 1906 für die Olmützer Bankiers-Familie Primavesi. Die Villa gehörte dieser Familie nur 14 Jahre lang, denn sie verließ Olmütz nach dem Ersten Weltkrieg und ging nach Österreich. In den darauffolgenden Jahren sowie nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude als Sanatorium genutzt. Erst 1992, nach dem Mauerfall und Regimewechsel, wurde es den einstigen Besitzern zurückgegeben. Die Einzigartigkeit des Gebäudes machen vor allem seine Interieurs aus, die für die damalige Zeit absolut revolutionär gestaltet wurden – der Mittelpunkt des Hauses war eine Wohnhalle, um die alle anderen Räume angeordnet waren. Diesen Stil bezeichnete man als englisches Hallensystem. Die Einrichtung der Villa ist ebenfalls äußerst wertvoll, das erhaltene Mobiliar stammt hauptsächlich aus den Wiener Werkstätten.Fotos: P. Diem, Textvorlage: O. und A. Schweizer