Die romanische Kirche von Schöngrabern - Die steinerne Bibel #
von Peter DiemDie Apsis#
Die Apsis der nördlich der Stadt Hollabrunn (Niederösterreich) gelegenen Kirche von Schöngrabern stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 1230. An der Außenwand der Apsis, die den Altarraum halbrund umschließt, befindet sich eine Bibel in Stein, eine bebilderte Predigt, deren Grundgedanke der Kampf des Guten mit dem Bösen ist. Vorbild dürfte die "Psychomanie", ein Epos des spanischen Hymnendichters Prudentius (348-405) gewesen sein.
In romanischer Einfachheit und Strenge, zugleich voll Dynamik und plastischer Schönheit, künden diese Bilder vom ständigen Kampf des Menschen gegen das Böse, seiner Niederlage und Beständigkeit und schließlich von der Überwindung der Sünde durch Christus.
Weder Auftraggeber noch die Herkunft des künstlerischen Programms der Reliefs ist bislang geklärt. Im 19. Jahrhundert vermutete man darin sogar Relikte des Templerordens und in jüngerer Zeit tauchte die inzwischen widerlegte Vermutung auf, die Gestaltung stamme aus der Reformationszeit um 1580. Nach derzeitiger Forschungsmeinung werden die Reliefs in das 13. Jahrhundert datiert - die Datierung schwankt zwischen ersten und zweiten Viertel - und als "biblia pauperum" gedeutet, als steinerne Armenbibel.
Der Innenraum der Kirche#
Hervorzuheben sind die vier Säulen im Chorraum, deren Kapitele je einen der vier Evangelisten zeigen: Matthäus - Mensch, Lukas - Stier, Johannes - Adler, Markus - Löwe (Abb. rechts).Eine mächtiger Christophorus schmückt die Nordwand des Kirchenschiffes. Der Heilige trägt einen Markgrafenhut und den Hermelinmantel eines Fürsten. Wahrscheinlich handelt es sich um das Bild des Hl. Leopold, des Schutzpatrons von Niederösterreich (Abb. links).
An der gegenüberliegenden Seite, der Südwand, findet sich eine Kohlezeichnung aus der Reformationszeit: ein kleiner Teufel mit Stelzfuß hält einem großem Teufel ein Pergament hin, welches dieser mit einer Feder beschreibt.
Weiterführendes#
- Pfarrkirche Mariä Geburt (Bildlexikon)