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Wer zahlte den Gallischen Krieg? (Essay)#

Georg Rohrecker

Wer den blutigen Krieg in Gallien finanzierte, ist „aktenkundig“: die antiken römischen Finanzspekulanten, die sich von den Geschäften des Herrn Cäsar beträchtlichen Gewinn versprachen – allen voran der Milliardär Marcus Licinius Crassus. Wer die „Unterwerfung“ Galliens schließlich bezahlte, ist auch recht einfach zu beantworten: die Verlierer, die Kelten oder Gallier im heutigen Frankreich, in Belgien und der Schweiz. Und sie bezahlten nicht nur den Privatkrieg Cäsars, den er zu seiner Bereicherung angezettelt hatte, sondern auch gleich noch alle Schulden, die bis dahin von ihmangehäuft worden waren, und den aufwendigen Rest des Diktatorenlebens des „reichsten und verschuldetsten Mannes in Rom“ (Theodor Mommsen).

Schon im zarten Alter von 22 Jahren war Gaius Julius Cäsar ein derart verschuldeter Mann gewesen, dass auch seine Gläubiger gezwungen waren, den einzigen Ausweg in der Flucht nach vorn zu sehen. Sein erster politischer Job als Quästor von Hispania ulterior zeigte dem skrupellosen Hasardeur am Beispiel der Keltiberer nur zu deutlich, dass es Gold und Silber in rauen Mengen gab, das ihm seine auf Bestechung, Stimmenkauf und Spekulation aufgebaute Karriere ermöglichen sollte. Doch bis er an die Goldschätze der Kelten gelangen konnte, hatte der Aufsteiger noch einige Widrigkeiten zu überwinden, zu deren Bewältigung er allerdings passende Geschäftspartner und Geldquellen fand – insbesondere seinen bereits erwähnten Hauptfinanzier Crassus. Aber auch mit dem Dritten im Bunde des mafiosen Triumvirats, mit seinem späteren Hauptkonkurrenten Pompeius, konnte er z. B. dem ägyptischen König Ptolemaios XII. in der Zwischenzeit Schutzgeld im Gegenwert von einer bis zwei Milliarden Euro abpressen.

Cäsars große Chance kam endlich im Jahr 58 v. Chr., als er die Verwaltung der Provinzen Illyricum und Gallia (!) Cisalpina in Oberitalien übertragen bekam, zu der ihm schließlich noch die Gallia Transalpina in Südfrankreich zugeschanzt wurde, bei deren Besetzung den Römern allein in Tolosa (Toulouse) Beute im Wert von 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro zugefallen war. Cäsar witterte die Schätze des noch freien Teils von Gallien, die er sich – koste es, was es wolle – zu holen gedachte! Er setzte alles auf eine Karte, borgte sich noch einmal Geld zur Aufstellung einer Privatarmee (vier Privatlegionen neben den vier staatlichen), überfiel ab 58 v. Chr. mit dieser gewaltigen Militärmaschinerie etappenweise die noch freien Gallier Westeuropas und rieb sie völlig auf. Der blutige Krieg hatte sich für den Spekulanten absolut gerechnet. Er bekam nicht nur seine Kosten vielfach herein, sondern deklassierte vermutlich selbst Crassus im Milliardärs-Ranking.

Cäsars Gewinn aus dem Gallischen Krieg war derart gigantisch, dass daneben der Schatz von Toulouse verblasste und er es sich z. B. leisten konnte, in Rom um den „läppischen“ Betrag von 25 Millionen Denare – ca. eine Milliarde Euro – ein neues Forum erbauen zu lassen. Cäsar wurde an den Iden des März des Jahres 44 v. Chr. zwar selbst das erste Opfer des Cäsarenwahns, doch für die „ruhmreiche“ Vorgeschichte hatten Millionen Gallier entsprechend bezahlen müssen.


Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch:

© 2007 by Styria Verlag in der, Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG, Wien
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