Corona-Gewinner: Zoom rechnet mit stabilem Geschäft#
Die Krise hat den Videokonferenz-Anbieter aus der Nische unter die bekanntesten Tech-Firmen der Welt katapultiert.#
Von der Wiener Zeitung (2. September 2020) freundlicherweise zur Verfügung gestellt
Für die Videokonferenz-Firma Zoom, die zu einem großen Gewinner der Corona-Krise geworden ist, sind die Zeiten explosiver Zuwächse vorerst vorbei. Nach einem atemberaubenden Umsatzplus von 355 Prozent rechnet Zoom für den Rest des Jahres nun mit einem Geschäft auf dem erreichten Niveau.
Für die Anleger ist das gut genug: Die Aktie schoss im nachbörslichen Handel um rund 23 Prozent hoch. Zoom ist damit mehr als 110 Milliarden Dollar wert.
Quartalsgewinn hat sich mehr als verdreißigfacht#
Im zweiten Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich von knapp 146 Millionen Dollar auf 663,5 Millionen Dollar in die Höhe. Wie sich zudem zeigt, waren die anfänglichen Sorgen von Zoom, dass das rasante Wachstum unter anderem wegen höherer Infrastruktur-Kosten ein Loch in die Kassen brennen könnte, unbegründet. Der Quartalsgewinn sprang von 5,5 Millionen Dollar vor einem Jahr auf knapp 186 Millionen Dollar hoch.
Für das laufende Quartal rechnet Zoom nun mit einem Umsatz zwischen 685 und 690 Millionen Dollar. Das würde bedeuten, dass die Zeit großer Neuzugänge zwar vorbei ist, Zoom sein dazugewonnenes Geschäft bisher aber halten kann. Für das gesamte Jahr prognostizierte die Firma einen Umsatz von knapp 2,4 Milliarden Dollar. Darin sei bereits eingerechnet, dass man einige Kunden verliere, die im ersten Quartal monatliche Abos gekauft hätten, hieß es.
Nach Ende der Pandemie könnte Einbruch erfolgen#
Zoom kann in einer Basis-Version kostenlos genutzt werden - für Unternehmen oder bei Bedarf an zusätzlichen Funktionen gibt es Abo-Modelle. Die Basis für das finanzielle Wachstum bei Zoom bilden inzwischen 370 200 zahlende Kunden mit mehr als zehn Mitarbeitern. Das waren 304 000 mehr als vor einem Jahr, allein im vergangenen Quartal kamen 105 000 hinzu. Solche Kunden haben üblicherweise jährliche Verträge, während Privatleute und Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern in monatlichen Abos sind.
Der Anteil dieser kleineren Kunden am Zoom-Geschäft ist in der Corona-Krise kontinuierlich gestiegen: Ende vergangenen Jahres waren es 20 Prozent, im ersten Quartal waren es 30 Prozent, zuletzt bereits 35 Prozent. Damit könnten die Zoom-Erlöse stärkeren Schwankungen ausgesetzt sein, zum Beispiel wenn diese Kunden nach dem Ende der Pandemie weniger Videokonferenzen brauchen sollten.
In Unternehmen versucht Zoom, Videokonferenzen als Brückenkopf für eine Expansion zu nutzen. Mit dem Angebot Zoom Phone will die Firma sich zusätzlich auch um die gesamte Telefonie eines Kunden kümmern. Inzwischen sei Zoom Phone mit örtlichen und internationalen Anrufen in 40 Ländern verfügbar.
Zoom war ursprünglich als Anwendung für Unternehmen gedacht. In der Corona-Krise stieg aber nicht nur der Einsatz im Homeoffice, sondern auch die Nutzung durch Privatleute sowie für Sportkurse, Gottesdienste oder Bildungsangebote. Im April gab es in der Spitze bis zu 300 Millionen Teilnahmen an Videokonferenzen täglich - im Vergleich zu 10 Millionen im Dezember.
Problem Sicherheitsschwachstellen#
Das rasche Wachstum bescherte Zoom zuletzt auch Probleme. So traten Sicherheitslücken zutage, beispielsweise bei der Verschlüsselung. Nutzer hatten sich immer wieder darüber beschwert, dass der Dienst nicht komplett verschlüsselt ist. Experten deckten mehrere Sicherheitsschwachstellen auf, die von der Firma geschlossen wurden.
Diesbezüglich läuft auch eine Sammelklage gegen den Konzern in den USA. Hinzu kommen Probleme durch das sogenannte Zoombombing, bei dem sich Unberechtigte in eine Sitzung einwählen. Inzwischen muss sich Zoom neben Teams von Microsoft und Webex von Cisco auch neuer Konkurrenz durch die Techriesen Google und Facebook erwehren. (apa, dpa, reuters)