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Als der Grazer Perg Calvaro gefährlich war#

Die vielen Stücke des barocken Theaters am Kalvarienberg; Er diente als Wehranlange, Räuberhöhle, Stollen - und Wallfahrtsstätte.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung

Von

Robert Preis


Der Kalvarienberg auf einem Stich von Josef Kuwasseg aus dem Jahr 1850\Quelle: STEIERMÄRKISCHES LANDESARCHIV (KK)
Der Kalvarienberg auf einem Stich von Josef Kuwasseg aus dem Jahr 1850

Als einer der insgesamt 86 Kalvarienberge der Steiermark erinnern wir heute an dieser Stelle an seine wechselvolle Geschichte in Graz. Eine Pilgerstätte, die wie kaum eine andere das Leiden Christi ausdrückt - ein barockes Theater, dessen Wirkung bis in heutige Tage reicht.

Wie bei allen Kalvarienbergen wird hier die Kreuzigungsgruppe ins Zentrum gerückt. 14 Stationen schildern den Leidensweg Christi vom Palast des Pilatus in Jerusalem bis zur Golgotahöhe, der „Schädelstätte" (lateinisch: „calvaria" - Schädelstätte; aramäisch: „golgota" - Schädel). Auch für den Grazer Historiker Gerhard Dienes steht fest, „dass der Heilige Berg Calvaria ein markanter Punkt ist, ein Großdenkmal volksfrommer barocker Überlieferung".

Historiker vermuten, dass auf dem 1498 erstmals erwähnten und „Austein" genannten Serpentinschieferfelsen einst ein Wehrbau stand. Hier befand sich die Grenze des Grazer Burgfrieds hin zur Herrschaft Gösting. Das Gebiet gehörte Ferdinand Freiherr von Maschwander, der seine sogenannte „Maschwanderau" samt dem Austein 1619 dem Grazer Jesuitenkollegium vermachte. Bereits im Jahr 1606 standen auf diesem Austein aber bereits drei von Walter von Walterwill gezimmerte Holzkreuze.

Der Kalvarienberg so, wie wir ihn heute kennen
Der Kalvarienberg so, wie wir ihn heute kennen
Quelle: STEIERMÄRKISCHES LANDESARCHIV (KK)

Der Ort wurde „Zu den drei Kreuzen" genannt und bald vergrößerte sich die Zahl der Pilger. Dennoch tauchte erst 1651 erstmals die Bezeichnung „mons calvaria" auf. Dann ging es allerdings schnell: 1654 wurde der Grundstein für das erste Gebäude gelegt, 1655 folgten die ersten Stationskapellen - den Beginn machte die „Blutschwitzkapelle" - und seit dem Besuch von Kaiser Leopold I. im Jahre 1660 war der Aufschwung des Kalvarienberges als Pilgerort nicht mehr aufzu-halten. Entlang der Wallfahrts-Route von Mariahilf bis zum Austein wurden sieben Steinsäulen mit tabernakelförmigen Aufsätzen (sieben Schmerzen Christi) errichtet. „Unter Einbeziehung des Felsens entstand hier als Heiliger Berg Calvaria ein künstlerisch herausragendes sakrales Kulttheater des Barock", schildert Historiker Dienes. Bald war klar: Nach Mariazell wurde der Austein wichtigster Wallfahrtsort der Steiermark.

Doch der einstige Prozessionsweg führte auch durch gefährliche Viertel der Murvorstadt, und selbst der Austein als solcher galt so gar nicht als „heilig". 1655 etwa muss sich hier „Raubgesindel" aufgehalten haben, denn in einer Anzeige wurde gewarnt, „ain Perschon ist nicht rattsamb undtertags zu dem Perg Calvaro zu gehen".

Die heutige Christusfigur am Kreuz auf dem Plateau des Berges zierte übrigens ursprünglich die Keplerbrücke, nachdem sie das Hochwasser von 1827 aber weggeschwemmt hatte, wurde sie 1847 hier aufgestellt. Viel später rückte ein weiteres düsteres Kapitel der Geschichte den Kalvarienberg ins Zentrum. Im Zweiten Weltkrieg suchten die Grazer in seinen Stollen Schutz vor dem Bombenkrieg. Bei 56 Luftangriffen wurden in jenen Jahren 29.000 Bomben auf die Stadt geworfen. Tausende Menschen suchten damals Zuflucht.

Mit Ende des Jahrtausends befand sich das gesamte barocke Ensemble am Kalvarienberg in einem so schlechten Zustand, dass gehandelt werden musste. 1999 sanierte die Pfarrgemeinde die Stationskapellen und frei aufgestellten Skulpturen, machte den ursprünglichen Felsen wieder sichtbar und renovierte die Wege.

2002 konnte der „neue" Kalvarienberg generalsaniert eröffnet werden.


© "Damals in Graz", Robert Preis


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