Diskussion#
Anmerkung zu den Unfällen aus D: Die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima sind für mich keine zwingenden Argumente gegen die zivile Nutzung von Atomkraft. Weder haben wir Mannschaften, die ein unverantwortliches Experiment starten, nur um festzustellen, dass die zu testenden Notfallsysteme nicht anspringen, noch sind Tsunami-Wellen von 12 m Höhe bei uns zu erwarten.
Die Entscheidung der ehemaligen Bundeskanzlerin Merkel, aus der Atomkraft auszusteigen, war Resignation vor der allgemeinen Angst vor Atomkraft, ein Beispiel ihrer sehr pragmatischen Einstellung. Warum für etwas kämpfen, für das sich keine Mehrheit findet. Vielleicht auch ein Signal an Grün für eine zukünftige Koalition, daraus wurde aber nichts.
Zu Fukushima: Anlässlich des Tsunamis in Japan/Fukushima berichteten viele Medien falsch über eine "Atomkatastrophe". Eine Ausnahme war "Die Presse". Hier ist der Leitartikel von Fleischhacker vom Samstag, 21 .März 2011:
"... Wer immer schon der Ansicht war, dass der Mensch durch die Nutzung der Atomkraft auf fahrlässige Weise die Grenzen der Gattung überschreitet, weil er unkalkulierbare Risken eingeht, fühlt sich bestätigt. Wer immer schon der Meinung war, dass die Risken überschätzt werden und auch der größte anzunehmende Unfall (GAU) nur begrenzte und überschaubare Folgen für Mensch und Umwelt hat, sieht sich ebenfalls bestätigt. Beide meinen aus guten Gründen, dass sie Recht haben. Atomkraftwerke bergen in der Tat ein Risiko, das sich prinzipiell der Kalkulierbarkeit entzieht. Aber Fukushima hat andererseits gezeigt, dass die unmittelbar nach dem Unfall erstellten Horrorprognosen nicht zutreffend waren. 16.000 Menschen starben an den Folgen von Erdbeben und Tsunami, kein einziger an den Folgen des Reaktorunglücks. Statistisch bedeutet das zunächst einmal nur, dass es riskanter ist, an der japanischen Küste als in unmittelbarer Umgebung eine Atomkraftwerks zu leben. ..."
Fleischhacker sprach weiter von einem Rationalitätsdefizit: "Man kann nur glauben, dass in der Nutzung der Atomenergie die Selbstzerstörung des Menschen und der Erde grundgelegt ist. Man kann auch nur glauben, dass Atomkraft die sauberste , sicherste Form der Energiegewinnung ist. Wissen kann man es nicht. Man kann nur feststellen, dass in der bisherigen Geschichte der Menschheit keine andere Form der Energiegewinnung so wenige Menschenleben wie die Energiegewinnung durch Atomkraft gefordert hat."
Was sagte doch ein Politiker aus Deutschland: "Wieso beschließen wir den Ausstieg aus der Atomkraft? Durch diese ist noch kein Mensch in Deutschland umgekommen. Sollten wir da nicht dann schon eher den Ausstieg aus dem Autoverkehr beschließen, der jedes Jahr tausende Menschenleben kostet?"
Widersprüchliche Berichterstattung zu Mini-Atomkraftwerken: Über AKWs wird fast so kontrovers diskutiert wie über COVID. Z.B. schreibt die Wiener Zeitung am 22. März 2022, dass sie nur ein gefährliches und leeres Gerede sind. Der Bericht des US Departments of Energy hingegen berichtet über zahlreiche Aktivitäten und die Vorteile dieser "Advanced Small Modular Reactors". Mehr noch: "DOE Approves Award for Carbon Free Power Project und erläutert dazu: “DOE's recent agreement for UAMPS' Carbon Free Power Project is a big step forward in helping to lower the risk of first-of-a-kind advanced nuclear technologies like NuScale Power. Global leadership starts at home and this project will be instrumental in the deployment of SMRs around the world.”
Kontroverse über Geothermie: Im Beitrag wird ganz am Rande auch Geothermie (Erwärme) als eine Möglichkeit erwähnt, "grün" Energie zu erzeugen. Umgekehrt gibt es Berichte, dass ein Geothermie Kraftwerk oft mehr C02 produziert als ein Kohlemeiler. Wem soll man da glauben?
H.Maurer: Zur Kontroverse über Geothermie: Der Bericht bezieht sich auf ein spezielles Kraftwerk in der Türkei, wo aus großer Tiefe kochendes Wasser gewonnen wird, das Turbinen betreibt. Dabei werden neben dem kochenden Wasser auch große Mengen anderer Stoffen, darunter C02, freigesetzt. Bei den typischen Geothermieanlagen für die Heizung von Wohnbauten wird Wasser in einer Rohrschleife, die typisch 50 m tief in die Erde geht, nur soweit erwärmt dass man mit einigen Tricks eine Flächenheizung (z.B. Bodenheizung) sinnvoll betreiben kann, und dabei mehr als 65% Energie spart, würde man sonst mit Strom heizen.
