Fade Fassaden – Phantasievolle Tore#
Georgian Front Doors in Dublin#
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Die Bilder wurden vom Autor in den Jahren 1992 und 1993 aufgenommen. Sie sind Teil des Archivs „Bilderflut Jontes“
Dublin, die Hauptstadt der Republik Irland Irland, Dublin , lehnte sich 1916 gegen den Zwingherrn Großbritannien auf und musste dafür in furchtbarer Weise Blutzoll entrichten. Den Römern war es nie gelungen, die grüne Insel, die sie aus der Ferne Hibernia nannten, ihrem Imperium einzuverleiben. Hier entwickelte sich aber in der Folge ein ganz spezifisches auf Klöstern gründendes Christentum, das in Zeiten der Ohnmacht Roms durch seine Glaubensboten begann, dem Westen und der Mitte Europas den Glauben zu bringen, der sich in unserem Kalender noch heute etwa durch die Namen Patrizius oder Gallus manifestiert. Patrick, der selber als christlicher Sklave aus der römischen Provinz Britannia gekommen war, taufte zahlreiche Kleinkönige heidnischer keltischer Stämme und hat damit auch deren Untertanen dem christlichen Europa zugefügt. Heute ist er der Nationalheilige Irlands
Mit Rundtürmen und Hochkreuzen, den einzigartigen sakralen Handschriften ist diese Zeit noch heute zugegen, wenngleich die Ruinen der Klöster und Kirchen davon berichten, was die Briten nach der konfessionellen Loslösung von Rom unter König Heinrich VIII. und seinen Nachfolgern den standhaft gebliebenen Katholiken dort angetan hatten. Den Iren, die sich immer wieder vehement zu wehren suchten, wurde ihre irisch-gälische Sprache und Volkskultur bis auf geringe Reste entzogen und durch die englische Sprache und die britische, städtisch geprägte Kultur ersetzt. Erst 1922 wurde die Irische Republik (irisch Eire) nach langen Kämpfen selbständig. Nur das protestantische Nordirland verblieb beim Vereinigten Königreich und ist bis heute Quelle heftiger politischer bis kriegerischer Auseinandersetzung. Die Republik weist heute eine Bevölkerung auf, die zu 84% katholisch ist.
Dublin, auf irisch Baile Atha Cliath, ist dadurch eine nach dem äußeren Dekorum zu einer britischen Stadt geworden, die immerhin aber Hochleistungen der Städteplanung, Architektur und geistigen Urbanität verfügt, die unbedingten Respekt abnötigen. Das geistige Großbritannien fußt zum Teil auch auf den Leistungen der anglisierten Iren. Man denke nur an die Dichter Jonathan Swift, James Joyce, Oscar Wilde, William Butler Yeats und Samuel Becket, um nur den literarischen Sektor zu streifen.
Die Fassaden dieser langgestreckten Wohnbauten sind in ihrer klaren symmetrischen Gliederung sehr, sehr einfach. Sie sind Ziegelbauten, manchmal auch mit hellem Verputz. Die Kellergeschoße erreicht man durch einen Graben von außen. Zu den Haustüren führen Stufen. Auf dem Kontinent herrschte zu dieser Zeit vom 18. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert die Stilrichtung des Klassizismus. Auch in England wurde das Barock eines Christopher Wren durch eine solche Hinwendung zur Architektur und Linienführung der antiken römischen und griechischen Klassik abgelöst, die man in England Neoclassicism nennt.
Eine architektonische Besonderheit Dublins sind die Haustore von langzeiligen Wohnbauten, die als Georgian Front Doors zu einem besonderen und auch touristisch vermarkteten Symbol von Irlands Hauptstadt geworden sind. Sie entstammen einer Zeit, die zu den glanzvollsten Dublins zählt, als nämlich Großbritannien 1714 bis 1837 von Königen aus dem Hause der Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg bzw. Königen von Hannover in Personalunion regiert wurde. Vier Herrscher von diesen trugen den Namen Georg/George, unter denen besonders Georg IV. hervorragte. Unter diesem erlebte Dublin seine glanzvollste Zeit. Und in dieser entstanden auch die Bauten, die man durch diese besonderen Haustore/Front doors betritt. Diese folgen alle demselben Konstruktionsschema und identischen Proportionen, in Farbgebung und kleinen Details sind sie je ein bauliches Individuum für sich.
Das Portal wird von zwei Pilastern gesäumt, die ein meist ionisches Kapitell tragen und als oberen Türstock ein zuweilen figural reliefiertes Architrav besitzen.
Die schönsten Folgen solcher Tore finden sich in Dublin in der Fitzwilliam Street und am gleichnamigen Square, ebenso in Mount Street Upper und am Merrian Square.
Das Türblatt für sich ist nun bunt gefasst und verleiht dem strengen klassizistischen Tor eine freundliche Note. Oft findet man einen schönen, aus Messing oder Bronze gegossenen Türklopfer.
Auch die Füllung der Türe ist manchmal gegliedert und noch Briefeinwurfschlitze.
Eine der häufigsten zur farblichen Fassung der Türen verwendete Farbe ist dunkelblau.
Einen freundlicheren, weil goldigeren Eindruck vermitteln Tore in der Farbe Gelb.
Die Farbe Rosarot vermittelt eine gewisse Offenheit und Heiterkeit. Sie wirkt wie eine Aufforderung, einzutreten.
Rot sagt etwas über das Repräsentationsbedürfnis des Hausbesitzers aus
Hellblau und grün sind eher seltene Farben für die Georgian Front Doors
Noblesse hingegen strahlen Weiß und Schwarz aus, denn sie sind keine Farben