Il Carnevale veneziano – Nobelstes Maskenspiel der Gegenwart#
vonGünther Jontes, 1985- 2010
Fasching, Fasnacht und Karneval: Drei Begriffe für die eine, die tollste und üppigste Zeit im Jahr und doch grundverschieden in ihrem Wesen. Viele Einstellungen zum Leben, zur Natur, zur Gesellschaft sind hier im Laufe von Jahrtausenden zusammengeflossen und haben eine große Vielfalt an Sitten und Bräuchen hervorgebracht. Von der verkehrten Welt der antiken Saturnalien an kann man diese in Europa beobachten.
Und seit dem Mittelalter hat sich auch die Bindung an das Kirchenjahr und seine österliche Fastenzeit ergeben. Und so beginnt der eigentliche Fasching am Donnerstag vor dem Aschermittwoch, wenngleich verschiedene Konstruktionen des Zeitablaufes ihn sogar schon am 11.11. umd 11.11 Uhr beginnen lassen wollen. Der Name bezieht sich auf den letzten Ausschank berauschender Getränke am Faschingdienstag vor der kargen Fastenzeit – Fast-schank!
Früher wollte man erkannt haben, dass das Wort Karneval, das für die Länder romanischer Sprachen bezeichnend ist, von einem lateinischen Carne vale – „Fleisch ade!“ herkomme. Das wäre sprachlich ganz widersinnig. Der richtige Begriff ist Carnis levamen – „Aufhebung, Verbot des Fleischgenusses“.
Der venezianische Karneval beginnt offiziell am Giovedí grasso, dem „fetten Donnerstag“, wenngleich man schon viel früher mit dem Feiern und Maskentragen beginnt. Am selben Tag wurde auch der Sieg Venedigs über Aquileia 1162 gefeiert, aber das eigentliche Karnevalsfest ist in der mittelalterlichen Parole erstmals bereits 1094 erwähnt. Seine Höhepunkte feierte es im 18. Jahrhundert, also zur Zeit Giacomo Casanovas, als Venedig seine wirtschaftliche und politische Vormachtsstellung durch die Entdeckung der Neuen Welt längst eingebüßt hatte und zu einer Art barockem Las Vegas abgesunken war.
Den vorläufigen Todesstoß versetzte ihm dann Napoleon, nachdem er gemeinsam mit Österreich im Frieden von Campoformio 1797 der tausendjährigen Seerepublik den Garaus gemacht hatte. Man befürchtete anscheinend, dass Rebellen gegen die neue Ordnung sich hinter Masken verbergen könnten.
Es war dem 20. Jahrhunderts zu verdanken, dass diese noble Festzeit seit 1979 wieder auflebte. Den Anstoß dürfte Federico Fellinis phänomenaler Film „Casanova“ von 1976 gegeben haben. Und der neue Karneval brachte nun auch in der eher toten Saison eine Unzahl von Touristen in die Stadt. Der seit 1548 erstmals erwähnte Engelflug bildet dabei den ersten Höhepunkt, bei welchem ein Akrobat auf einem Seil, das von der Spitze des Campaniles von San Marco bis auf ein im Bacino verankertes Floß hinabschwebt.
Masken wurden in Venedig nicht nur im Karneval getragen. Unbegleiteter Theaterbesuch für Damen, sein Geld in den Kasinos zu verspielen oder zu gewinnen verlangte unter anderem auch Maskierung. Manches Liebesabenteuer spielte sich ebenfalls dahinter ab. Da öffentlich und in den Theatern auch die Commedia dell’arte zum besten gegeben wurde, trug man, um sich besser zu unterhalten, trinken und schmausen konnte, die Bauta, eine Halbmaske, die den Mund freiließ. Eine Unzahl von Maskenherstellern belieferte diesen Markt des Vergnügens und der Ausschweifung.
Alle obigen Bilder und auch die in der Folge, auf die unten verlinkt wird sind aus dem Archiv "Jontes Bilderflut"