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Landshuter Hochzeit#

Eine ganze Stadt spielt Mittelalter#

Von Günther Jontes

Die Bilder wurden vom Autor in den Jahren 1988, 1989 und 1993 aufgenommen. Sie sind Teil des Archivs „Bilderflut Jontes“


Feste jeglicher Art wurden seit der Antike als statische Ereignisse auch durch das mobile Elemente von prozessionsartigen Festzügen überhöht, die dem staunenden Volk Macht und Großzügigkeit eindrucksvoll und zugleich warnend vor Augen führen sollten, wozu diese Macht in Guten und auch Bösen fähig sei. Am spektakulärsten waren gewiss die militärischen Triumphzüge im antiken Rom. Von hoher ästhetischer Eindrücklichkeit waren auch die Trionfi der Renaissance, wo sich wie in Florenz der Medici Scharen von Künstlern bemühten, das wirtschaftliche und kulturelle Decorum der Herrschenden ins recht Licht zu rücken. Das 19. und frühe 20. Jahrhundert brachten dann Festzüge hervor, die bereits ins Riesenhafte ausufernd zum Beispiel die Geschichte einer Dynastie in historisch annähernd korrekter Kostümierung erzählten. Dies war in Wien zweimal der Fall, als zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares….. und zum 60. Regierungsjubiläum Franz Josephs 1908 jeweils ein Stunden dauernder historischer Festzug durch die Haupt- und Residenzstadt wallte.

Allmählich verflachte diese besondere Art von Propaganda. Kriegs- und andere Notzeiten ließen Festdenken nur mehr selten zu. Viele Jahrzehnte sind seit den letzten Manifestationen von öffentlicher Repräsentation vergangen. Und heute nimmt man nur mehr, vor allem bei lokalen Orts-, Standes- oder Vereinsjubiläen mehr oder minder kläglich Versuche war, römische Legionäre, stierhörnerbehelmte Wikinger, keltische Druiden oder blecherne Ritter mitmarschieren zu lassen. Die historischen Festzüge sind einer neuen, stabilen Form gewichen, die wir beobachten können, wenn Mittelalterfeste wieder gerittene Turniere, altes Handwerk und mit den Händen gegessene Festmähler einer staunenden Menge präsentieren, die alles für historisch bare Münze hält, was man ihr da so vorgaukelt.

Wappen
Wappen, unter CC BY 4.0

Und doch! In Bayern gibt es eine Stadt, die seit mehr als hundert Jahren in historisch perfektionierter Form ein mittelalterliches Spektakel zelebriert, das zu den bedeutendsten historischen Festereignissen des deutschen Mittelalters zählt. Es handelt sich um die Stadt Landshut und die Hochzeit von 1475, als der Sohn des wittelsbachischen Herzogs Ludwig, Georg der Reiche hier die polnische Prinzessin Jadwiga/Hedwig Jagiellonica, Tochter des Königs Kasimir IV. Jagiello heiratete.

Landshut ist heute Regierungssitz von Niederbayern und hat etwa 70.000 Einwohner, die sich ihrer großen historischen Vergangenheit wohlbewusst sind. 1150 erstmals urkundlich erwähnt, wurde die Siedlung, die an wichtigen Handwelswegen lag, 1204 zur Stadt ernannt und auch wegen ihrer strategischen Lage bis 1253 auch Hauptsitz der wittelsbacher Landesherren. Schon der Name deutet auf die militärische Funktion zur Hut, also zum Schutz des Landes hin. Bezeichnender Weise führt die Stadt in ihrem originellen Wappen in Silber drei, zwei zu eins gestellte blauen Eisenhüte mit verschlungenen roten Sturmriemen.

Über der Stadt liegt die mächtige Burg Trausnitz. Sie war auch Ausgangspunkt des wachsenden Dörfleins, aus der später die Stadt Landshut als Burguntersiedlung erwachsen sollte. Sie ist noch heute ein prächtiges Beispiel einer mittelalterlichen Festung und ihre Räumlichkeiten werden auch in die vielen Veranstaltungen der Landshuter Hochzeit miteinbezogen.

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Das „geheime Gemach“
Das „geheime Gemach“ bedeutete schon einen unglaublichen hygienischen Fortschritt, unter CC BY 4.0
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Die Burgkapelle war so geteilt, dass die Empore dem Burgherren und seiner Familie vorbehalten war und alle übrigen mit dem Erdgeschoss Vorlieb nehmen musten. In der Renaissance wurde als augentäuschende Spielerei so manche Gestalt an die Wand gemalt, die einen sorglos Daherkommenden in ihrem Realismus erschrecken konnte.

Empore
Empore, unter CC BY 4.0
Illusionsmalerei
Illusionsmalerei, unter CC BY 4.0

Die Stadt wird von mehreren Sakralbauten dominiert, unter denen die gotische Pfarrkirche St. Martin als dreischiffige Hallenkirche besonders hervorsticht, besitzt sie doch den mit 130,6 m höchsten, aus Ziegeln erbauten Kirchturm, der um 1500 vollendet wurde.

Kirchturm
Kirchturm, unter CC BY 4.0
Ein bedauerlicher Unglücksfall
Ein bedauerlicher Unglücksfall, unter CC BY 4.0

Ihre gotischen Gewölbe waren gerade noch zu einer Zeit, als man sich aus wirtschaftlichen und kulturellen Gründen von der Gotik abwandte, geschlossen worden.

Kirchturm
Kirchturm, unter CC BY 4.0
Ein bedauerlicher Unglücksfall
Ein bedauerlicher Unglücksfall, unter CC BY 4.0
Reliquien des hl. Castulus
Reliquien des hl. Castulus, unter CC BY 4.0

Aus dem nahen Moosburg hatte die Martinskirche sich die Reliquien des hl. Castulus verschafft, denn damit verbundene Ablässe für das eigene und seiner Verwandten Seelenheil hatten in der Leistungsfrömmigkeit des Spätmittelalters einen hohen Stellenwert.

Glasfenster
Glasfenster, unter CC BY 4.0
Gnadenbild der Madonna
Das Gnadenbild der Madonna aus der Meisterhand des Landshuter Schnitzers Hans Leinberger entstand um 1518, unter CC BY 4.0
Christophorus und Florian begleiten die Madonna als Schützer vor jäher Gefahr
Christophorus und Florian begleiten die Madonna als Schützer vor jäher Gefahr, unter CC BY 4.0
Ältere Freskenzyklen mussten im 20. Jahrhundert erst wieder entdeckt und aufgedeckt werden
Ältere Freskenzyklen mussten im 20. Jahrhundert erst wieder entdeckt und aufgedeckt werden, unter CC BY 4.0
Grabsteine künden von altem und neueren Geschlechterruhm und zeigen eine große Fülle heraldischer Datails
Grabsteine künden von altem und neueren Geschlechterruhm und zeigen eine große Fülle heraldischer Datails, unter CC BY 4.0
Grabsteine
Grabsteine, unter CC BY 4.0
Grabsteine
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Das „geheime Gemach“
Das „geheime Gemach“ bedeutete schon einen unglaublichen hygienischen Fortschritt, unter CC BY 4.0
Grabsteine
Grabsteine, unter CC BY 4.0
Grabsteine
Grabsteine, unter CC BY 4.0
Grabsteine
Grabsteine, unter CC BY 4.0
Grabsteine
Grabsteine, unter CC BY 4.0

Landshut zeigt in seiner Altstadt eine ganze Reihe stattlicher Gebäude, die sowohl mit politischer Verwaltung als mit bürgerlicher Wohlhabenheit zusammenhängen.

Altstadt
Altstadt, unter CC BY 4.0
Altstadt
Altstadt, unter CC BY 4.0
Altstadt
Altstadt, unter CC BY 4.0
Altstadt
Fassade, unter CC BY 4.0

Kleine Hinweise auf gewerbliche oder historische Besonderheiten lockern das Stadtbild in origineller Weise auf und zeugen von der Sorgfalt, mit welcher die Stadtverwaltung auf den Gesamteindruck der historischen Altstadt legt. Bei Landshut kommt noch dazu, dass sie vom alliierten Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont geblieben war.

Hinweise auf gewerbliche oder historische Besonderheiten
Lizenziert unter CC BY 4.0
Hinweise auf gewerbliche oder historische Besonderheiten
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Hinweise auf gewerbliche oder historische Besonderheiten
Lizenziert unter CC BY 4.0
Hinweise auf gewerbliche oder historische Besonderheiten
Lizenziert unter CC BY 4.0

Während der Festtage der Aufführung der Landshuter Fürstenhochzeit sind zahlreiche Gebäude mit Fahnen geschmückt, die farblich genau den Möglichkeiten des Spätmittelalters angepasst sind. Das heißt, dass nichts allzu bunt ist, denn es standen für das Färben von Textilien nur pflanzliche Naturfarben zur Verfügung. Dasselbe ist meist auch bei den Bekleidungen zu beobachten.

Fahnen
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Fahnen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Fahnen
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Als 1475 durch diese Heirat sich zwei Fürstenhäuser enger verbanden, stand auch ein politischer Wille dahinter. Der Schock, dass Konstantinopel 1453 von den Türken erobert worden war und von dort aus Europa in direkter Bedrohung stand, da erhoffte man sich auch ein starkes Bündnis gegen das Osmanische Reich, das nur fünf Jahre später im Gottesplagenjahr 1480 bis in die Steiermark wütete und damit direkt vor der bayerischen Türe stand. Die Hochzeit mit ihrem überbordenden Prunk sollte sicher auch signalisieren, dass man in der Lage war, genug Mittel aufzubringen, um der Gefahr auch militärisch entgegentreten zu können.

Die Brautfahrt von Krakau nach Landshut dauerte zwei Monate. Einerseits waren die Straßen in diesem Teil des Reiches sehr schlecht. Andererseits wollte man sich der Welt in seiner Macht zeigen. Die Trauung selbst nahm der Salzburger Erzbischof Bernhard von Rohr in der Hauptkirche St. Martin vor. Danach verfügte man sich in einem Festzug durch die ganze Stadt nach dem Rathaus, wo der vergnügliche Teil begann und der als höchster Gast anwesende Kaiser Friedrich III. die neue Herzogin zum Hochzeitsreigen führte. An die zehntausend hochgestellte Gäste sollen an den Tage lang dauernden solennen Ereignissen teilgenommen haben. Aber auch für das gemeine Volk gab es Bottiche voller Wein und jeder ging auch mit einem Laib Brot nach Hause.

Wenn das Spektakel heutzutage beginnt, so sind die Straßen von Landshut mit abertausenden Besucher gefüllt, die den Tag über durch die Stadt wandern und alle möglichen Attraktionen, die man in perfekter Weise aus dem Mittelalter heraufgeholt hat, bewundern und genießen.

Fest Altstadt
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Fest Altstadt
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Fest Altstadt
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Fest Altstadt
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Fest Altstadt
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Der Festplatz oder Zehrplatz außerhalb der Stadt ist tagsüber noch leer. Er füllt sich aber mit brausendem Leben, wenn hier Turniere, Lagerleben, Mummenschanz und die nächtlichen Spiele und der Einzug der Fürsten zu sehen.

Zehrplatz
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Zehrplatz
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Zehrplatz
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Zehrplatz
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Zehrplatz
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Um 1900 besann man sich in Landshut der historischen Ereignisses viereinhalb Jahrhunderte zuvor und dachte an eine romantische Neuinszenierung der Hochzeit. Dazu gründete sich ein Verein mit dem schlichten Titel „Die Förderer“, der heute noch nach mehr als einem Jahrhundert die Geschicke lenkt. Ihm gehören heute an die 7000 Mitglieder an. Bereits 1903 wurde der Brautzug aufgeführt und 145 Mitwirkende zeigten sich im Gewande des Mittelalters. Heute sind es über 2000!

1903 bis 1914 wagte man sich jährlich an dieses große Vorhaben, der Erste Weltkrieg unterbrach das Spiel, aber 1922 bis 1938 führte man es wieder jährlich auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es dann einen Dreijahresrhythmus. Seit 1985 sind es aber vier Jahre. Leider waren in der Nachkriegszeit durch einen Brand ein Teil der historischen Kostüme und Requisiten vernichtet worden. Heute dauert das Spektakel vier Wochenenden im frühen Sommer, wobei der Brautzug jeweils am Sonntagnachmittag stattfindet.

Welch unglaubliche Besuchermassen jeweils erwartet werden, wird aus der Tatsache deutlich, dass die Stadt allein auf mehreren Parkplätzen Stellflächen für 1500 Autobusse eingerichtet hat.

Es ist heute gar nicht so leicht, selbst an der Hochzeit mitwirken zu dürfen. Man muss sich schriftlich bewerben, dem Verein der „Förderer“ beitreten und sich einem Besetzungs-Ausschuss stellen.

Beide Geschlechter müssen sich ihre Haare lang wachsen lassen wie es eben zu Zeiten des Originalereignisses der Fall war. Bei Männern darf es auch keine modischen Bärte geben.

mittelalterliche Mode
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mittelalterliche Mode
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mittelalterliche Mode
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Portrait polnische Prinzessin
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Auch die Körpergröße spielt eine Rolle, denn es stehen nicht Kostüme für alle Größen zur Verfügung. Man wird auch nach seinen Fähigkeiten eingeteilt und Spezialisten wie Tänzer, Gaukler, Mimen oder Musiker werden in Gruppen auftreten. Braut und Bräutigam müssen aus Landshut stammen. Sie werden jeweils aus der Schar der Jungfräulein und Junker ausgewählt, die bei der Hochzeit vier Jahre zuvor im Schwarm des Hofstaates mitgelaufen waren. Und die Braut sollte in etwa auch der polnischen Prinzessin gleichen, wie sie auf einem zeitgenössischen Porträtgemälde auf Burg Trausnitz zu sehen ist.

Den Tag über kann man sich als Besucher nun durch Landshut herumtreiben. Die meisten Darsteller tragen auf Haupt oder Gewand schöne Kränzelin, und allenthalben schallt einem der freudig ausgestoßene historische Zurufgruß HALLOOOOOOOO! entgegen.

Besucher
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Besucher
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Überall mischen sich „Hochzeiter“ und Besucher und es herrscht ein fröhliche bis ausgelassene Stimmung.

Besucher
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Besucher
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Besucher
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Besucher
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Für Ruhe und Ordnung sorgt wie im Mittelalter die Stadtwache. Sie sind mit Hellebarden bewaffnet und tragen eiserne Sturmhauben auf dem Haupt.

Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Dort, wo sie an den Stadttoren wachen, sieht man auch, dass sie ihre Waffen zur Seite gestellt haben und sich am Rost einen wohlverdienten Braten richten. Und immer wieder kommt es vor, dass wenn man einige freundlichen und anerkennende Worte für sie übrig hat, man auf der Messerspitze einen guten Bissen serviert bekommt. Und ein tüchtiger Schluck dazu darf überhaupt nicht fehlen.

Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Stadtwache
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Schankmaiden
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Und überhaupt! Wein wird allenthalben freimütig angeboten. War er doch im Mittelalter nicht bloß Getränk, sondern auch Nahrungsmittel und Kalorienträger. Schöne junge Schankmaiden stehen den Durstigen zur Seite.

So ein Tag im Getriebe einer festgestimmten Stadt bietet die Möglichkeit, den Menschen ins Gesicht zu schauen, die Vielfalt ihrer Gewänder und Kopfbedeckungen zu bestaunen, die Farben der Textilien in ihrer kulturbedingten Dezenz zu bewundern.

Besucher
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Ein Schützenkönig!
Ein Schützenkönig!, unter CC BY 4.0
Besucher
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Dann hört man wieder aus der Ferne Klänge, geht ihnen nach und stößt auf ein Ensemble von Musikanten, das mit dem Instrumentarium der Zeit, mit Trommel, Schalmei, Trompete und Posaune, mit Krummhorn, Pommer und Garkleinflötlein schmissige Weisen, oft die Schlagermelodien ihrer Zeit von sich geben.

Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Und da haben sich die kaiserlichen Heerpauker und Trompeter aufgestellt und konkurrieren mit denen, die aus Polen mit der königlichen Braut gekommen sind und den polnischen Adler auf ihrem Instrument führen.

Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Ein eigenartig bepackter Pferdewagen ist auch in die Stadt hereingeholpert. Schnell ist eine einfache Bühne aufgeschlagen und das Theaterspiel kann beginnen. Ein weiterer Genuss! Derbe Schwänke in der Sprache des Volkes und worum geht es? Natürlich um Liebe und Eifersucht, gehörnte Ehemänner und raffinierte Weiber bis sich alles in Gelächter auflöst und die Mimen, nachdem sie abgesammelt haben, bis zur nächsten Ecke weiterziehen.

Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Theaterspiel
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Es ist nun der Nachmittag des Sonntag angebrochen und alles wartet am Straßenrand, aus Fenster blickend oder von Tribünen herabschauend auf das prächtigste aller Ereignisse, auf den Brautzug. Musik leitet ihn ein. Einige der Musikanten haben wir schon gesehen.

Musikanten
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Musikanten
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Musikanten
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Und dann kommen die Banner der Städte, die zum Herrschaftsbereich des Herzogs Georg des Reichen gehören. Hier hat man mit Farben nicht gespart. Bunte Welt der Wappenkunst auf ihrem Höhepunkt!

Banner der Städte
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Banner der Städte
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Banner der Städte
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Gruppenweise kommen sie nun, von Herolden zu Pferd angekündigt, die Ratsherren, Junker und Jungfräulein, immer wieder aber auch das Volk in seinen Ständen.

Besucher
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Besucher
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Besucher
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Besucher
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Besucher
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Armbrustschützen verweisen auf die Verteidigung der Stadt mit dieser gefährlich Fernwaffe, die deshalb auch als unritterlich galt.

Armbrustschützen
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Armbrustschützen
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Besonders spektakulär erscheinen einst wie heute die Fahnenschwinger mit ihren artistischen Künsten.

Fahnenschwinger
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Fahnenschwinger
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Fahnenschwinger
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Fahnenschwinger
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Selbst der Römisch-deutsche Kaiser Friedrich III. mit seinem Sohn Maximilian I., dem „letzten Ritter“ und nachmaligem Kaiser als römischer König sind gekommen.

Hohe, höchste und allerhöchste Fürstlichkeiten wie der Markgraf von Brandenburg, Herzog Ulrich von Württemberg, Ladislaus von Polen als der Bruder der Braut, der Markgraf von Baden und die Spitzen des landbürtigen Adels gehen ebenfalls im Zug mit.

Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Fürstlichkeiten
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Herzog Ludwig, der Vater des Bräutigams, nahm am Brautzug in einer der damals üblichen Pferdesänften teil. An seiner Seite schreitet der Kanzler, aber der Hofnarr darf sogar reiten. Die Gattin Herzog Ludwigs Amelei vonn Sachsen folgt hingegen in einer Karosse.

Fürstlichkeiten
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Fahnenschwinger
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Fahnenschwinger
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Auch Gewappnete in ihrem eisernen Maßgewand gehörten zur Entourage des Herzogs.

Gewappnete
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Gewappnete
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Gewappnete
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Fanfarenschall kündigt nun die Braut an, die Hauptperson des Zuges. Mit einem Krönlein auf dem Haupt sitzt sie in einem besonders schön geschmückten und ausstaffierten Wagen und grüßt huldvoll nach allen Seiten. Hinter ihr ritt der zwanzigjährige Bräutigam Herzog Georg der Reiche von Bayern.

Braut
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Braut
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Braut
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zeitgenössisches Tafelgemälde
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Und so hat sie nach einem zeitgenössischen Tafelgemälde wahrscheinlich wirklich ausgesehen, denn in dieser Zeit hatte sich die Kunst der Porträtmalerei schon zu einer real abbildenden Größe erhoben.

Auch sie hat ein großes Gefolge mit sich gebracht. Und in großen Pferdegespannen wird alles mitgeführt, was sie aus ihrer Heimat mitgebracht hat.

Gefolge
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Gefolge
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Gefolge
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Gefolge
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Immer wieder rollen Wägen vorbei, die den Höchstgestellten als Transportmittel dienen oder die Aussteuer der polnischen Braut und deren Begleitung in sich fassen.

Söldner mit Ahlspießen
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Söldner mit Ahlspießen
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Söldner mit Ahlspießen
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Söldner mit Ahlspießen
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Den Beschluss bildet dann ein gewaltiger Haufen von Landsknechten, Söldnern mit ihren langen Ahlspießen, die heute ausnahmsweise nicht mit Blut befleckt, sondern mit Blumen geschmückt sind. Sie lassen ahnen, dass die Zeit der Ritter hoch zu Ross mit ihren Schwertern und Lanzen zu Ende geht und andere Formen der Kriegsführung das Mittelalter auch in militärischer Hinsicht beenden.

Heute stellt sich noch die Frage über Umfang und Kosten dieser wahrscheinlich prunkvollsten und aufwändigsten aller deutschen Hochzeiten im Mittelalter. Damals wurde alles sehr genau protokolliert, sodass man über jedes Detail Bescheid weiß. Von auswärts waren etwa 10.000 geladene Gäste gekommen. Diese verfügten über, wie die Haferzuteilungen vermerken, über 9163 Pferde, die ebenfalls versorgt und untergebracht werden mussten.

Faszinierend ist die Aufzählung der aufgewandten Lebensmittel. Es wurden in Speisen verwandelt 323 Ochsen, 490 Kälber, 285 Schweine, 684 Spanferkel 1133 ungarische Schafe, 625 einjährige Schafe, 1537 Lämmer, , 11.500 Gänse, 40.000 Hühner, 194.345 Eier, 220 Zentner Schmalz, 68 Speckseiten, 19 Scheiben Salz, 1350 Stockfische, 6 Fässer Heringe, 14 Zentner Hausen, 5 Zentner Mandeln, 5 Zentner Reis, 140 Pfund Rosinen, 730 Pfund Feigen, dazu Unmengen an verschiedenem Mehl, nicht zu vergessen 500 Pfund Zucker, 3 Eimer Honig und mehr 1000 Pfund exotischer Gewürze wie Safran, Pfeffer, Ingwer, Zimt, Gewürznelken und Muskatblüte. Getrunken wurden an die 900 Eimer Luxusweine und dazu so nebenbei beim Essen 5616 Eimer sogenannten Speisewein, also nur so gegen den Durst.

Der Aufwand an Essen und Trinken für die Gäste sind nur ein Teil der Großen Rechnung, in welcher alle Ausgaben zusammengefasst waren. Diese betrug 60.766 rheinische Gulden und 73 Pfennige. Einer Umrechnung aus den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zufolge betrugen die Kosten demnach rund 25 Millionen DM, also etwa 12 Millionen €. Ein schönes Sümmchen!


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