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Die Würzburger Fürstbischöfliche Residenz#

Ein Jahrhundertgang vom Hochbarock bis zum Klassizismus#


Von

Günther Jontes

Die Bilder wurden vom Verfasser in den Jahren 1992 und 2004 aufgenommen. Sie sind Teil des Archivs „Bilderflut Jontes.
Die historischen Postkarten aus der Zeit vor 1975 entstammen ebenfalls den Sammlungen des Verfassers.


Der Würzburger Fürstbischof war nicht nur einer der höchstrangigen geistlichen Würdenträger. Er war zugleich Herr über einen eigenen reichsunmittelbaren kleinen Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Deshalb führte er auch in seinem Wappen Bischofstab und Schwert. Mit dieser staatlich-politischen Stellung verbindet sich in der Letztzeit dieses Systems auch der Name des Hochadelsgeschlechts der Schönborn, die auch eine Reihe von Würzburger Bischöfen gestellt hatten.

Heute ist die mit 130.000 Einwohnern mittelgroße Stadt Würzburg Regierungssitz von Unterfranken im Freistaat Bayern. Das geordnete Stadtbild und die äußerlich wieder hergestellten Kirchen und Ensembles dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der alliierte Bombenangriff vom 16. März 1945 die kulturell so hochbedeutende Stadt fast zur Gänze zerstört hatte. Der Wiederaufbau, der sofort nach Kriegsende einsetzte, musste sich damit abfinden, dass zum allergrößten Teil nur mehr Rekonstruktionen möglich waren, um das Stadtbild zu schließen.

Am 5. April 1945 war Würzburg durch die US-Truppen erobert worden. Dieselben Kräfte, die an der furchtbaren Zerstörung der Stadt mitgewirkt hatten, setzten nun alles in Bewegung, um die traurigen Reste zu retten. Der Kulturbeauftragte der Besatzer sorgte für die Abdeckung der Dachfläche über dem Treppenhaus der Residenz durch in Dörfern der Umgebung organisierte Zeltplanen. Außerdem wurde ein Notdach errichtet. Auf diese Weise war das größte Deckenfresko der Welt vor eindringendem Regenwasser geschützt. Das vom Architekten Balthasar Neumann entworfene und ursprünglich umstrittete Deckengewölbe hatte selbst den Erschütterungen durch Fliegebomben standgehalten.

Als der Bombenkrieg über Deutschland hereinbrach, hatte man aus Luftschutzgründen alle mobilen Inhalte aus der Residenz entfernt und sicher geborgen. Dazu zählten Möbel, Luster, Gemälde, Gobelins, außerdem ablösbare Holzvertäfelungen. Zudem wurden alle Räume genau vermessen und in präzisen Photoaufnahmen dokumentiert. Das sollte sich bei der Rekonstruktion als unschätzbarer Vorteil herausstellen.

.Historische Postkarte
Würzburg vor der Zerstörung 1945 (Historische Postkarte)
Historische Postkarte
Die Residenz mit Residenzplatz, Ehrenhof und Hofgarten von der Luft aus (Historische Postkarte).

Wer sich heute durch den Hofgarten wandernd der Fürstbischöflichen Residenz nähert, die seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, ahnt nicht, dass auch dieses Juwel fürstlicher Baulust zum großen Teil bis auf die Außenmauern ausgebrannt war und in Trümmern lag, ehe man mit der Heilung der Wunden des Bombenkrieges beginnen konnte. Und die Stadt hat alles darangesetzt, die Residenz wieder im alten Glanz wiedererstehen zu lassen. Letztendlich dauerte dieses Bemühen bis 1987, als die lange und aufwändige Rekonstruktion des Spiegelzimmers als letztem Raum vollendet war.

Die Gartenfront hat die enorme Länge von 167 m, die Schmalseite von 97 m. Die Zahl der Räume beträgt ungefähr dreihundert. Die Raumfolge ist konsequent angelegt und geht über Vestibül und Treppenhaus durch den Weißen Saal zum Kaisersaal und dann zu der Flucht der Kaiserzimmer. Heute sind 40 Räume museal öffentlich zu besichtigen.

Allein der Zugang zum Gelände der Residenz zeigt das Wunder, künstlerisch geformtes Schmiedeeisen in den Dienst von Architektur zu stellen. Johann Georg Oegg, ein Tiroler, war der Meister dieses fast spielerischen Umgangs mit der harten und zähen Materie Eisen. 1747 bis 1769 arbeitete Oegg, der über eine imponierend große Werkstatt verfügt haben muss, an diesen Toren.

Hofgartentor am Gesandtenbau der Residenz

Hofgartentor
Hofgartentor
Hofgartentor
Hofgartentor
Hofgartentor
Hofgartentor
Hofgartentor

Historische Postkarte
Zentraler Trakt der Residenz vom Hofgarten aus (Historische Postkarte)
Ehrenhof mit den Flügelbauten
Ehrenhof mit den Flügelbauten

Die Residenz brauchte zu ihrer äußeren und inneren Vollendung drei Viertel eines Jahrhunderts und zu ihrer Rekonstruktion ein weiteres halbes Saeculum. Die Fürstbischöfe dieser Erbauungszeit waren nicht alle aus dem Hause Schönborn, aber diese setzten besondere Akzente. Begonnen wurde mit diesem Vorhaben am Rande der Altstadt, nachdem zuvor durch Jahrhunderte die Festung Marienberg der bischöflichen Hofhaltung gedient hatte. 1719 bis 1729 wurde unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn begonnen und unter Friedrich Karl dieses Namens 1729 bis 1744 der Rohbau vollendet. 1749 bis 1779 entstanden unter Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenclau der kolossale Treppenhaustrakt, der Kaisersaal, die Hofkirche und der Gartensaal. Vestibül und Treppenhaus samt dem darüber ausgebreiteten Riesengewölbe verdankt die Welt dem genialen Baumeister Balthasar Neumann.

1779 bis 1814 war der Bau nun die fürstliche Residenz des geistlichen „Staates“ Würzburg. Dieser Status wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 beendet, Würzburg säkularisiert. Es entstand die neue Diözese Würzburg und die Residenz ging in den kurfürstlich bayerischen Besitz über Betritt man den mächtigen Bau, gelangt man über das Vestibül zum Treppenhaus. Das Vestibül im Erdgeschoß ist so angelegt, dass ein sechsspännige Kusche darin vollständig Platz hatte, sodass die Einfahrt bei jedem Wetter und in jeder Form der Bespannung mit Pferden möglich war. Auch die Zahl der Zugpferde war ein Zeichen der Bedeutung.

Ersteigt man die Treppenanlage, so befindet man sich im größten europäischen Stiegenhaus. In Österreich kann sich nur eines damit vergleichen, die Größe erreicht es nicht. Es ist dies ein eigener Trakt im Barockbau des Stiftes Göttweig in der Wachau Niederösterreichs.

Über dem Würzburger Treppenhaus wölbt sich das größte freitragende Gewölbe mit einer Fläche von etwa 600 (!) m², das zur Gänze mit den weltweit größten zusammenhängenden Deckenfresken gefüllt wird, die 1752 bis 1753 von dem damals famosesten Freskanten Venedigs Giovanni Battista Tiepolo unter Mithilfe seines Sohnes Giovanni Domenico ihre Vollendung fanden.

Das Gewölbe ist ein Werk des genialen Architekten Balthasar Neumann. Niemand konnte glauben, dass diese Einwölbung dem Gebäudedruck standhalten würde. Aber Neumann wollte sogar eine besondere Wette eingehen, die aber anscheinend niemals eingelöst wurde. Er macht sich erbötig, eine Riesenkanone im Treppenhaus abfeuern zu lassen und damit die Probe aufs Exempel zu machen, war er doch auch als Oberst auch Kommandant der fürstbischöflichen Artillerie. Und das Gewölbe ist derart stabil, dass es sogar bei dem furchtbaren Bombenangriff 1945 den brennend einstürzenden Dachstuhl aushielt und damit auch die Freskenausmalung rettete.

Fresken

Von einem Hund beschnuppert sitzt der Baumeister Balthasar Neumann in der Uniform des Obristen der Artillerie des fränkischen Kreises auf einer großen Kanone. Der Mann in dem großzügigen hellen Umhang, der den Betrachter anblickt, ist Antonio Bossi, der famose italienische Stuccatore.

Die Hauptmeister der Ausstattung sind nahe der Glorie des Auftragsgebers, des Fürstbischofs Carl Philipp von Greiffenclau angesiedelt, der als Förderer der Künste im Mittelpunkt steht.

Fresken
Fresken

Hier hat sich der Freskenmaler Giovanni Battista Tiepolo selbst verewigt. Er trägt einen roten Mantel und einen weißen Schal. Neben ihm sieht man seinen an der Ausmalung mitbeteiligten hilfreichen Sohn Giovanni Domenico. Der Meister erhielt übrigens für Entwurf und Ausführung der Malereien ein Honorar von 15.000 Gulden, eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass man damals für ein Paar guter Zugochsen 50 Gulden ausgeben musste. Aber Tiepolo war nun einmal der beste unter allen.

Fresken
Fresken
Fresken
Fresken
Fresken

Auf den Treppenhaus-Balustraden stehen Plastiken von J. P. Wagner, die u.a. die Jahreszeiten symbolisieren

Plastik
Plastik
Plastik

Auf Erden ist es Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenclau, der die Künste fördert und schützt. Sein Bildnis unter dem Fürstenhut wird von den allegorischen Gestalten von Fama und Gloria getragen.

Fresken
Fresken
Fresken

Tiepolo brachte im Programm seiner Deckenfresken die ganze Erde ins Spiel. Damals kannte man nur vier Erdteile, denn Australien war 1717 zwar schon entdeckt, jedoch noch nicht besiedelt noch nicht entdeckt wund als Erdteil wahrgenommen worden. Sie werden allegorisch gesehen als edle Frauen in entsprechender Kleidung und mit für diesen Erdteil typischen Tieren abgebildet.

Fresken
Fresken
Europa als Mittelpunkt des Christentums
Fresken
Amerika mit einem gewaltigen Krokodil
Fresken
Afrika reitet auf einem Elefanten, der zoologisch korrekt sogar als ein afrikanischer dargestellt ist
Fresken
Fresken
Bei der Allegorie Asiens hat sich eine Kamelkarawane niedergelassen

2003 bis 2006 wurden Tiepolos Treppenhaus-Fresken restauriert, Wasserspuren beseitigt und Entstaubungen durchgeführt

Treppenhaus-Fresken
Treppenhaus-Fresken

Neben dem Treppenhaus trägt der Kaisersaal die reichste Ausstattung an Fresken und dazu verschwenderischen Stuck. 1752 bis 1753 wurde er von Bossi und Tiepolo als Festsaal ausgeschmückt. Ikonographisch ist er Kaiser und Reichsidee verpflichtet, wobei nicht der damals diese Würde bekleidende Franz I. Stephan von Lothringen, Gemahl der „Kaiserin“ Maria Theresia ins Bild gerückt wurde. Man griff historisierend weit in die Vergangenheit bis in die Stauferzeit zurück.

Kaisersaal
Kaisersaal
Kaisersaal
Kaisersaal
Kaisersaal

Die Malereien sind als historisierend zu betrachten. Im Gewande des Barock wird da der Würzburger Bischof 1168 mit dem Herzogtum Franken belehnt. Da war er aber noch keineswegs Fürst. Er kniet vor Kaiser Friedrich Barbarossa.

Bei der Hochzeit Barbarossas mit Beatrix von Burgund 1156 allerdings muss der Kaiser vor dem Bischof knien – ein zarter Hinweis auf die Macht der Kirche und die gegenseitige Abhängigkeit von Thron und Altar.

Hochzeit Barbarossas
Hochzeit Barbarossas[1]

Das 1752 von Tiepolo geschaffene Deckenfresko des Kaisersaales zeigt wie Apollo als Schirmherr der Künste in einem Sonnenwagen über den Himmel jagt und dem Genius des Reiches die Braut, nämlich Beatrix von Burgund zuführt. In Himmelblau, Grau und Weiß ballt sich da ein typischer Tiepolo-Himmel zusammen und führt den Blick in die Unendlichkeit, reißt den Horizont der Architektur auf.

Kaisersaal
Kaisersaal

Die nun folgenden südlichen Kaiserzimmer sind eine Flucht von Räumen als repräsentative Raumfolge für den Empfang hoher und höchster Gäste. Sie wurden entlang der Gartenfront der Residenz noch unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn 1740 bis 1744 ausgestattet. Der Hofmaler Rudolph Byss und seine Schüler Johann Thalhofer und Anton Joseph Högler brachten wienerische Stilelemente in die malerische Ausgestaltung. Außerdem waren Hafner, Schlosser, Bildhauer, Stukkateure, Schnitzer und Tischler an der Arbeit.

Nach Vorzimmer, Audienzzimmer, die von zahlreichen Gobelins geschmückt werden, wurde das Venezianische Zimmer mit der denkbar größten Fülle detaillierter Malereien ausgestattet. 1738 bis 1741 war wieder Rudolph Byss der Entwerfer. Dieses Zimmer war für Kaiserbesuche als Schlafgemach vorgesehen, diente aber auch anderen hohen Gästen als Ruhequartier.

Seinen Namen trägt dieser Raum, weil er drei große Gobelins birgt, welche Szenerien des venezianischen Karnevals und der Commedia dell’ Arte zum Besten geben. Diese Wandteppiche entstanden in Würzburg selbst nach Entwürfen von Johann Joseph Schäubel d. Ä. Ausgeführt wurden sie vom Leiter der fürstbischöflichen Manufaktur Andreas Pirot. Man sieht an den Gobelins, dass nicht nur französische oder flämische Wirkarbeiten höchste Qualität entfalten konnten.

Schmauserei im Freien
Festtafel im Kiosk
Karneval auf dem Markusplatz

Die Vertäfelung aus hellen Nussbaumfurnieren, in welche eine bunte und vielfältige Zahl von Malereien eingelassen sind, konnten rechtzeitig geborgen werden. Die Decke hingegen ist eine Rekonstruktion, da das Original den Bomben zum Opfer gefallen war. Joseph Högler und Johann Thalhofer setzten die Entwürfe ihres Lehrers Byss im Original malerisch um und schufen in der Sockelzone Bildchen mit Gruppen von Zwergen. Fensternischen und Türen weisen größere Darstellungen auf, die ebenfalls in feinsinnige geschnitzte und vergoldete Rahmen eingesetzt sind und adeliges mit Leben des niederen Volkes vermischen.

Die hochformatigen Malereien zeigen Gestalten in zeitgenössischer Kleidung und weisen auf die sogenannten Schäfereien, eine Modeerscheinung in den hohen Adelskreisen. In höfische Kleidung bewegte man sich im Freien, kokettierte miteinander und führte an Bändern gezierte Lämmlein und Schafe umher.

Kavalier
Kavalier
Kavalier
Kavalier mit einem gezierten Hirtenstab, einer sogenannten Schippe
Kavalier
Kavalier
Im Reifrock
Im Reifrock Schafe hütend
Im Reifrock
Eine Jause wird gebracht, denn Schäfchen zu hüten macht hungrig und durstig
Leierkastenmann
Tanz unter dem Maibaum und die Musik dazu macht der fröhliche Leierkastenmann
Picknick
Nachschub für das Picknick im Schlosspark. Eine strohumflochtene Flasche Chianti darf nicht fehlen
Kavalier
Ein Kavalier spielt einen Bauern mit Dreschflegel
Hausierer
Und da kommt ein Hausierer mit Bilderrahmen und Nippesfiguren daher. Solche Typen gab es noch im biedermeierlichen Wien. Auf Jahrmärkten und beim Heurigen erschienen solche Figurimänner

Instrumente barocker Volksmusik:

Instrumente
Bettlerleier, Schalmei, Triangel, Wurzhorn und Liederbüchlein
Instrumente
Dudelsack und Hackbrett

Hofnarren und Zwerge hatten gefälligst zur Unterhaltung der Fürsten beizutragen. Kaum ein Schlosspark kam ohne einen Zwergengarten aus, wo in plastischer Form solche armen Geschöpfe im Vorbeigehen belacht werden konnten. Im Venezianischen Zimmer der Kaisergemächer treten sie in vielerlei Gestalt, Kleidung und Pose gemalt auf.

Hofnarren und Zwerge
Der kleine Kavalier in Staatsrock und Allongeperücke
Hofnarren und Zwerge
Da wird ein Purzelbaum geschlagen
Hofnarren und Zwerge
Und hier mit einem Dackel auf die Jagd gegangen
Hofnarren und Zwerge
Da erlabt man sich an einer Kanne Bier
Hofnarren und Zwerge
Als Kinder verkleidet mit einem Windradl
Hofnarren und Zwerge
Man reitet auf dem Steckenpferd
Hofnarren und Zwerge
Mit einer Schweinsblase wird gelärmt
Hofnarren und Zwerge
Man hat Weintrauben stibitzt

In den Nischen- und Türpaneelen wird in geziemender Form gegärtnert. Das ist die Zeit, wo die in strenge Formen gezwängte Natur im Französischen Park ihre modische Gestalt gefunden hatte. Der Adel beiderlei Geschlechts gefiel sich darin, in höfischer Kleidung Gärtner zu spielen und damit auch den Menschen zu präsentieren, der auf diese Weise Herr über die wachsende Flora gewonnen zu haben scheint. Immerhin kann man hier, wenngleich im modischen Gewand, Tätigkeiten in der Natur beobachten, die sonst dem niederen Volk der untertänigen Gärtner vorbehalten waren.

Dame
Die elegante Dame hat sich ein Blumensträußchen geholt
Herr mit Spaten
Zierlich gekleidet zeigt sich der Herr mit einem Spaten beim Anlegen einer Blumenrabatte
Blumengießen
Auf das Gießen der Beete wird nicht vergessen. Die Gießkanne hat man gleich bei einer Parkfontäne gefüllt
Blumen
Blumen werden eingetopft

Die Jagd war streng gehütetes Privileg des Adels und vollzog sich in Formen, die noch durch keinerlei Umweltdenken, Tierschutzgedanken oder ethische Prinzipien eingeengt war. Jagd war für den Adel außer Reiten und Tanzen die einzige Form körperlicher Betätigung. Man könnte die Jagden zu Fuß oder zu Ross dieser Epoche den einzigen Sport nennen.

Falknerei
Auch Damen oblagen der Falknerei
Jagdhornbläser
Jagdhornbläser gaben durch bestimmte Signale Hinweise auf Wild und Jäger
Vögel für die Jagd
Vögel verschiedenster Art für Niederjagd und Falkner
Dame mit Lockvogel
Der Dame sitzt anscheinend ein Lockvogel auf der Schulter
Picknick
Nach den Anstrengungen darf auch ein Picknick nicht fehlen

Einzigartig ist dieses Bildchen. Es zeigt, wie mittels einer Laterna magica, der Vorläuferin des Diaprojektors ein zauberhaftes an die Wand des verdunkelten Raumes geworfenes Bild eines Bogenschützen erscheint. Das war wohl das exquisiteste Schauvergnügen der Adelskreise an finsteren Herbst- und Winterabenden

Laterna magica
Laterna magica

In der Folge der Kaisergemächer der Residenz sticht das sogenannte Spiegelkabinett besonders hervor. Es ist heute nach der Zerstörung durch den Bombenterror von 1945 vollständig rekonstruiert und auch wegen der aufwändigen technischen und künstlerischen Arbeiten als letzter Raum der ganzen Residenz fertiggestellt worden. Allein für die Vergoldungen von Stuck und Rahmungen wurden 2,5 kg Blattgold aufgewendet.

Historische Postkarte
Das Spiegelkabinett vor der Zerstörung 1945 (Historische Postkarte)

Erschaffen wurde es handwerklich 1740 bis 1745 wiederum nach Entwürfen des Hofmalers Johann Rudolph Byss von dessen Schülern, die schon im Venezianischen Zimmer tätig waren. Der Stuck stammt von Antonio Bossi. Kunsthistoriker haben das Spiegelkabinett als „das vollkommenste Raumkunstwerk des Rokoko“ bezeichnet. Heute ist alles Replik, denn die wandfesten Spiegel konnten bei den Luftschutzmaßnahmen im Krieg nicht abgelöst werden, ebenso die Malereien, die in aufwändigster Hinterglasmalerei ausgeführt worden waren. Die Rekonstruktion geschah 1979 bis 1987, wobei 600 Spiegelscheiben neu verziert werden mussten. Damit waren vierzig Räume der Residenz rekonstruiert bzw. restauriert und konnten der Allgemeinheit museal zur Besichtigung geöffnet werden.

Spiegelkabinett
Spiegelkabinett

Bossis Stuck enthält wieder exotische Elemente, die auf die vier Erdteile Bezug nehmen.

Stuck
Stuck
Stuck
Stuck

Exquisite Möbel wie diese mit dem Würzburger Fürstenwappen verzierte Sichtblende vermehren noch die Kostbarkeit des Raumes

Sichtblende

1746 bis1749 waren unter Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim Dekorationen im Sinne des Rokoko und 1755 bis 1779 unter Adam Friedrich von Seinsheim bereits Gestaltungselemente des frühen Klassizismus der damaligen „Moderne“ eingeflossen.

In dem nördlichen Kaiserzimmer befindet sich mit dem Napoleonzimmer ein Raum, den der französische Kaiser als Besucher bewohnt haben soll. Eine Uhr von M. Maerkel aus 1764 ziert hier eine Wand.

Napoleonzimmer
Napoleonzimmer
Uhr 1764

An das Vestibül im Erdgeschoß schließt der sogenannte Gartensaal an. Die Architektur des Raumes wurde von Balthasar Neumann entworfen, der dem großen, aber niedrigen Raum eine anmutige Leichtigkeit verlieh. 1749 bis 1750 schmückte ihn Antonio Bossi mit Stukkaturen aus, die bereits Rokokoanklänge zeigen. Die von Fürstbischof Carl Philipp von Greiffenclau in Auftrag gegebenen Fresken von Johann Zick zeigen eine gewisse Schwere. Ihnen fehlt die Leichtigkeit Tiepolos. Das Deckenfresko zeigt die Rast der Göttin Diana auf der Jagd und ein von antiken Göttern gehaltenes Mahl.

Gartensaal
Gartensaal

In den Spiegeln der durch Säulen getragenen Reihe von kleineren Gewölben sind in Rokokostuck eingefasste Malereien angebracht, die vielfältige Szenerien mit Putten zeigen.

Gartensaal Malerein
Gartensaal Malerein
Gartensaal Malerein
Gartensaal Malerein


[1] Bildquelle: Albrecht Miller, Die Residenz in Würzburg. Königstein i.T. 1990, S. 20: Verlag Hans Köster (Langewiesche-Bücherei 156). (Danke!, Anm. d. Verfassers)


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