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Fahrt ins wilde Belutschistan im Südost-Iran #


Von

Hasso Hohmann

Alle Fotos stammen vom Autor und unterliegen seinem Copyright.


Im Sommer 1973 machten wir eine dreimonatige Reise nach und durch Persien. Diese verlief von Istambul auf dem Landweg, da wir auch in der Türkei eine Reihe von archäologischen Zonen und viele Moscheen, Karawansereien und andere Sehenswürdigkeiten aufsuchen wollten. Im Iran alleine legten wir mit Bussen rund 10.000 km zurück. Hier war eines der Hauptziele die Lehmarchitektur. Die Reise führte uns in fast alle größeren Städte, durch die großen Wüsten Persiens und auch ganz in den Südosten.

Zahedan liegt nur wenige Kilometer vor der pakistanischen Grenze im Südosten Persiens an einer der zwei Hauptroute zwischen Teheran und Indien. Wir, Annegrete Vogrin und ich erreichten Zahedan um etwa halb drei in der Früh mit dem völlig überbesetzten Bus aus dem Norden, mit dem wir schon seit einem ganzen Tag und fast einer Nacht entlang der Grenze zu Afghanistan und zuletzt zu Pakistan unterwegs waren. Das Dreiländereck findet sich etwa 40 km nördlich der Stadt. Die extreme Verspätung des Busses war durch zwei Reifenpannen, die damit verbundenen Reparaturaufenthalte und das ständige Ein- und Aussteigen von Fahrgästen samt ihrem Gepäck entlang der Strecke zustande gekommen. Viele Mitreisende schliefen längst in ihren Sitzen, als wir unser Ziel erreichten. Das sehr schwache bräunlich-gelbe Licht im Innern des stickigen Buses wurde eingeschaltet und alle Fahrgäste aufgefordert, diesen hier nun samt Gepäck zu verlassen.

Die Umgebung des Busses war bis auf eine kleine Lampe in einem Wärterhäuschen der Busstation völlig dunkel. Es wehte ein relativ kühler, trockener, leichter Wind aus der Wüste durch die Straßen der Stadt. Für die meisten Fahrgäste war Zahedan Zielort und Zuhause. Andere kamen, um Verwandte zu besuchen. Einige wollten offensichtlich Waren auf einem Markt in der Stadt verkaufen und holten größerer Stückzahlen dicker Pakete vom Dach des Buses. Wir waren die einzigen Touristen im Bus. Am Ende wurden auch unsere Rucksäcke vom Dach heruntergereicht.

Ich hatte schon knapp vor Beginn unserer Reise erfahren, dass in Zahedan von der Regierung einer von insgesamt acht über den Iran verteilten Zeltplätzen angelegt worden war. All diese Zeltplätze waren neu und gleich gut ausgestattet. Daher zeichnete ich ein Zelt auf ein Papier und fragte einige Mitreisende. Nur einer konnte uns sagen, in welche Richtung wir gehen mussten, um den Zeltplatz von Zahedan zu erreichen. Nach etwa einer knappen halben Stunde Fußweg durch die nur von wenigen schwachen Lampen in weiten Abständen beleuchteten Straßen unter der Begleitung des steten Gebells von angeketteten und von versuchten Attacken ganzer Rudel von frei streunenden Hunden gelangten wir tatsächlich links der Straße zu einem Schild, das uns zu unserem nahen Ziel führte. Der Campingplatz lag an der Peripherie der Stadt und war von einem gut 3 m hohen, stabilen Maschendrahtzaun umschlossen. Für den wunderschönen Sternenhimmel hatten wir in dieser Nacht kaum Muße.

Das einzige Tor versperrte ein schweres Vorhängeschloss, die Hütte des Zeltplatzwartes war ebenfalls gut verriegelt und auch dort brannte kein Licht. Daher beschlossen wir, über den Zaun zu klettern. Ich stieg zuerst hinauf, nahm das Gepäck von unten an und warf es auf der anderen Seite wieder hinunter. Dann stiegen wir nach. Nichts und niemand rührte sich. Innerhalb der Umzäunung gab es wie auch bei den anderen sieben Zeltplätzen zehn fix aufgestellte sandfarbene Zelte jeweils in Form eines Hauses mit Satteldach, die man aufschnüren musste, um hineinzugelangen. Wir suchten uns ein Zelt aus, breiteten die zwei mitgebrachten Schlafsäcke aus und schliefen auf dem harten Boden sofort ein.

Wir hatten nicht sehr lange geschlafen, als uns um fünf Uhr der Muezzin von einem nahen Minarett aus dem ersten Tiefschlaf holte. Danach versuchten wir nochmals einzuschlafen, wurden aber gegen halb sieben wieder geweckt. Die Sonne heizte bereits mächtig auf unser Zelt nieder und die Temperatur im Zelt kletterte rasant hinauf. Außerdem rührte sich unerwartet in einem der anderen Zelte ein weiterer Zeltplatzgast. Da wir schon eine lange Fahrt am Vortag und in der Vornacht hinter uns hatten und die Zeltplätze mit recht guten Duschen und Waschbecken mit Spiegeln ausgestattet waren, rasierte ich mich nass, duschte, schwemmte meine Haare mit Schampon durch, putzte die Zähne und kam wie neugeboren zum Zelt zurück.

Natürlich kamen wir mit unserem Nachbarn sofort ins Gespräch. Der englische Elektroingenieur arbeitete eigentlich für eine Firma in den Emiraten, die den Auftrag hatte, Iranschahr weiter südlich in Belutschistan zu elektrifizieren und dort als Erstes eine Powerstation zu errichten. Ich erkundigte mich, wie man nach Bampur mit dem Bus gelangen kann. Der Platzwärter gab mir zu verstehen, es gäbe nur zweimal pro Woche einen Bus, der von Zahedan über Iranschahr nach Bampur fährt, dort dann aber gleich nach Erreichen seines Zieles wieder umkehrt und nach Zahedan zurückfährt.

Wir wollten nach Bampur, um dort die Reste einer mächtigen Festungsanlage zu besichtigen, die nach unserem Iranführer einst von Alexander dem Großen errichtet wurde. Der reguläre Bus sollte erst am nächsten Tag seine Tour machen. Daher fragten wir unseren Nachbarn vorsichtig, ob er uns vielleicht bis nach Iranschahr mitnehmen könne, so dass wir am nächsten Tag mit dem Bus zurückfahren könnten. Da er mit einem Jeep unterwegs war und sonst allein nach Iranschahr gefahren wäre nahm er uns erfreulicherweise gerne mit. Er bat uns, zu ihm John zu sagen, und wir stellten uns ihm ebenfalls mit unseren Vornamen vor. Da er Koffer dabei hatte und so aussah, als sei er einen anderen Übernachtungsstandard gewohnt, fragten wir ihn, warum er sich hier auf dem Zeltplatz zur Übernachtung niedergelassen habe. Seine Antwort war klar: This camping place is by far the cleanest place in whole Zahedan! Wir hatten offenbar gut gewählt.

Nach einem schnellen Einkauf in einem nahen Geschäft frühstückten wir, zahlten den Zeltplatz und waren gleich anschließen bereits auf dem Weg nach Süden. Die Landschaft entlang der pakistanisch-iranischen Grenze ist gebirgig und durch Vulkanismus und bei der extremen Trockenheit auch durch Winderosion geprägt, was zu einer völlig fremdartig zerklüfteten Landschaft mit bizarren Felsformationen geführt hat. Die staubige Schotterpiste führte in zahllosen Kurven um die vielen Hindernisse und war wohl eher entstanden, aber sicher nicht geplant trassiert worden. An zwei Stellen stieg die Straße so steil zu einem höchsten Punkt an, dass wir aussteigen mussten, um festzustellen, wie hinter der Motorhaube des Jeeps die Straße weitergeht, nach rechts, nach links oder geradeaus.

Landschaft in Belutschistan
Landschaft in Belutschistan, unter CC BY-SA 4.0
Felsmaterial
Felsmaterial, unter CC BY-SA 4.0

Unter der extremen Sonneneinstrahlung und Aufheizung des Felsmaterials bersten und zerfallen die Steine. Die dunkelbraune Farbe erhalten sie durch den Transport von eisenhaltigem Material an die Oberfläche der Steine und die Oxydation des Eisens. Der Transport erfolgt mit Hilfe von Kondensfeuchtigkeit in kühlen Morgenstunden, die aus dem Boden in den Stein aufgenommen wird.

Als wir einmal eine ganze Gruppe sehr großer schwarzer Nomadenzelte sahen, hielten wir an und gingen zu ihren Bewohnern und wurden freundlich empfangen, sogleich eingeladen und tranken mit ihnen einen sehr gut gesüßten persischen Tee - einen Tschai. Das für später angebotene Mittagessen lehnten wir dankend ab, weil wir weiter mussten. Entlang der Strecke sahen wir auf der linken Seite zweimal rauchende Vulkane. Bei einem konnte man sogar kleine Eruptionen erkennen. Fahrzeuge gab es auf der Strecke praktisch keine, einmal sahen wir eine langgezogene Karawane von Nomaden mit beladenen Kamelen und Pferden.

Die wilde Schotterpiste führt durch eine der bizarrsten Landschaften der Erde.
Die wilde Schotterpiste führt durch eine der bizarrsten Landschaften der Erde, unter CC BY-SA 4.0
Eine Gruppe schwarzer Nomadenzelte nahe der Piste Zahedan - Iranschahr
Eine Gruppe schwarzer Nomadenzelte nahe der Piste Zahedan - Iranschahr, unter CC BY-SA 4.0
Nomadenzelte nahe der Piste Zahedan
Nomadenzelte nahe der Piste Zahedan, unter CC BY-SA 4.0

In dieses Zelt wurden wir eingeladen. In den Zelten geht tagsüber stetig ein Wind, da sich die Luft über den dünnen schwarzen Ziegenhaargeweben extrem stark aufheizt und so ein Aufwind mit Sogwirkung über den Zelten entsteht. Die Luftdurchlässigkeit des Gewebes erlaubt das Entweichen von Luft aus dem Zeltinnern nach oben. Frischluft wird vom unteren Zeltrand nach innen angesaugt. Obwohl die hereinkommende Luft sehr warm ist, ist der Luftfluss ausgesprochen angenehm. Wenn man schwitzt kühlt der Verdunstungswärmeentzug.

Knapp vor Mittag erreichten wir Iranschahr, eine Kleinstadt mit einer mächtigen rektangulär angelegten Festung mit dekorierten Wehrmauern und mehreren Toren. Hier gab es auch eine Polizeistation, bei der sowohl John als auch wir uns registrieren lassen mussten. Während wir auf das Ausfertigen der Papiere warteten, wurde ein an der nahen Grenze aufgegriffener Pakistani in die Station gebracht. Der Mann trug einen weißen Turban, an seiner Seite hing ein kleiner Beutel mit Utensilien des Tages. Er sah völlig hager aus, hatte eine von der Sonne dunkelbraun verbrannte, an den Gelenken sogar ins Schwarz übergehende Hautfarbe. Die Polizisten boten ihm, wie es hier offenbar üblich war, ein Mittagessen an. Seine freundlich vorgetragene, aber erstaunliche Antwort war: “Ich habe heute bereits vier Datteln gegessen und kann daher nichts mehr zu Mittag essen“. Er wurde nach seiner Registrierung mit einem Jeep der Polizei bis an die Grenze zurückgebracht.

Nach Erhalt der Papiere brachte uns John die etwa 20 km ebene und daher relativ schnelle Staubstraße bis nach Bampur, um sich selbst die alte Wehranlage bei dieser Gelegenheit anzusehen. Die Festung liegt nördlich der Ost-West-verlaufenden Oasenstraße. Wie inzwischen vermutet wird, wurde sie aber wohl doch nicht von Alexander dem Großen errichtet – aber auch das ist nicht ganz sicher.

Auf dem Weg nach Bampur sahen wir eine ganze Gruppe von kuppelförmigen Zelten, die aus einer Unterkonstruktion von unregelmäßig gebogenen Ästen bestanden, über die rektanguläre Matten gelegt und befestigt waren. John erklärte, dass es sich dabei um eine spezielle Art von Nomadenzelten handele, bei denen die Unterkonstruktion in Tagesritt-Entfernungen mehrfach errichtet wird und stationär bleibt, die schützenden mittransportierten Matten aber jeweils aufgebracht und montiert werden müssen. Er meinte, dass man hier vielleicht von einer Art Seminomaden sprechen könne. Vielleicht handelt es sich um eine Art Übergangsform vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit?

Eine Gruppe von Kuppelzelten nahe Iranschahr
Eine Gruppe von Kuppelzelten nahe Iranschahr, unter CC BY-SA 4.0
Eine Gruppe von Kuppelzelten nahe Iranschahr
Eine Gruppe von Kuppelzelten nahe Iranschahr, unter CC BY-SA 4.0

Bei diesen Zelten werden nur die aufgerollten Matten von den Nomaden mitgenommen, die Unterbauten hingegen stehen in Tagesrittdistanzen an unterschiedlichen Orten.

Belutsche auf Esel - fast ein biblisches Motiv
Belutsche auf Esel - fast ein biblisches Motiv, unter CC BY-SA 4.0
Ziegelmeiler an der Piste zwischen Iranschahr und Bampur
Ziegelmeiler an der Piste zwischen Iranschahr und Bampur, unter CC BY-SA 4.0

An den Randgebirgen des ausgedehnten Beckens zwischen Iranschahr und Bampur und auch weiter noch nach Westen entsteht regelmäßig etwas Niederschlag, der am Fuß der Gebirgszüge im Untergrund aufgefangen und über Kanate in die Oasen geleitet wird. Kanate sind unterirdische, künstlich angelegte Wasserkanäle unter der Wüste; sie wurden ab etwa 2000 v. Chr. in Persien gebaut. Hier ermöglicht das herbeigeschaffte Wasser in fruchtbaren Böden eine ertragreiche Landwirtschaft. Dennoch staubt es bei Wind in der Senke fürchterlich und daher tragen alle Bewohner Tücher um Kopf und Körper, um sich gegen den Staub etwas zu schützen. Auch unser Jeep fuhr in einer ständigen, dichten Staubwolke.

Wir sahen neben der Piste einen zylinderförmigen Ziegelbrennofen, bei dem gerade oben ganz schwarzer Rauch austrat, bei dem also gerade die Lehmziegel gebrannt wurden, und einen weiteren, der nach dem Brand schon ausreichend abgekühlt war, sodass man die fertig gebrannten Ziegel entnehmen, auf unterschiedliche Traktoranhänger stapeln und abtransportieren konnte.

An der Festung von Bampur angekommen, die etwa 5 km nordwestlich der gleichnamigen Kleinstadt liegt, ging der Ingenieur noch kurz mit uns auf die zwei Ebenen der etwa 30 m hohen Wehranlage hinauf, ließ uns dann aber für einige Stunden zurück und wollte uns erst nach seinen Besprechungen am späten Nachmittag zu einer vereinbarten Zeit an einer bestimmten Stelle wieder abholen. Natürlich kam er später, so dass wir schon leicht in Sorge waren, was passiert sein könnte. Immerhin hatte er unser großes Gepäck im Fahrzeug.

Die
Die Festung von Bampur steht etwa 5 km von der Ortschaft entfernt in der freien Landschaft, unter CC BY-SA 4.0
Schießscharten in der 30 Meter hoch aufragenden oberen Festung mit Kindern aus der Umgebung
Schießscharten in der 30 Meter hoch aufragenden oberen Festung mit Kindern aus der Umgebung., unter CC BY-SA 4.0
Das obere Festungsareal
Das obere Festungsareal, unter CC BY-SA 4.0
Das Festungsareal auf mittlerer Höhe. Im Hintergrund sieht man den grünen Streifen der Oase von Bampur
Das Festungsareal auf mittlerer Höhe. Im Hintergrund sieht man den grünen Streifen der Oase von Bampur, unter CC BY-SA 4.0

Auf der aus Lehm gebauten Festung begleiteten uns Kinder aus Bampur. Die Anlage hat eine Ausdehnung von etwa 200 m in Nord-Süd-Richtung und 150 m in Ost-West-Richtung. Inzwischen vermutet man, dass in Wahrheit Fahraj in der Nähe von Bam der Ort war, an dem sich Alexander auf seinem Feldzug einige Zeit aufgehalten hat. Die Anlage von Bampur hat aber im Vergleich zu anderen Wehranlagen Alexanders - wie beispielsweise jene bei Nurata oberhalb der Chashma Quelle im heutigen Usbekistan - tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit in der Konzeption.

John erzählte uns, dass er im Zusammenhang mit der geplanten Powerstation feststellen musste, dass der in einer Holzkiste verpackte große, schwere und teure Generator einer österreichischen Firma in Iranschahr beim Entladen vor kurzem von der Ladefläche des Transporters auf den Boden gestürzt war und auf diese Weise auch zerstört worden war. Nun musste eine zweite Maschine beschafft und in den Iran geschafft werden, was die örtliche Bevölkerung offenbar deshalb besonders freute, weil auf diese Weise nochmals für sie wertvolles Verpackungsholz dorthin mitgeliefert wurde. Das Holz der ersten Maschine war unmittelbar nach dem Absturz der ersten Maschine bereits verschwunden, wie uns John erklärte.

Wir fuhren noch in der gleichen Nacht die gesamte Streck nach Zahedan zurück, landeten nochmals zu sehr später Stunde auf dem Zeltplatz. Der Wärter musste uns allerdings diesmal mitsamt dem Jeep in die umzäunte Zone des Zeltplatzes hineinlassen. Es wurde eine weitere sehr kurze Nacht. In der Früh verabschiedeten wir uns von John, bedankten uns für die Mitnahme, wünschten alles Gute für die Elektrifizierung von Iranschahr und bezahlten den Zeltplatz.

Da unser Bus erst zu Mittag nach Bam abfahren sollte, besuchten wir nun am Vormittag eine junge österreichische Architekturabsolventin der Technischen Universität Graz. Sie stammte aus Wien und hatte erst vor wenigen Wochen hier im Iran einen Studienkollegen, einen sehr attraktiven Perser aus Zahedan, geheiratet. Die Adresse des “Märchenprinzen“ stimmte und wir trafen auch die Architektin samt Ehemann und Familie an. Die junge Österreicherin befand sich bereits nach vier Wochen eingehüllt in einen schwarzen Tschador, war also voll verschleiert. Wir wurden ins Wohnzimmer gebeten und bald stand ein guter, frisch bereiteter Tee in kleinen hohen, bauchigen Gläsern auf Metalltellerchen vor uns auf dem Tisch - der gute persische Tschai. Wie wir im Gespräch dann erfuhren, hatte die Wienerin schon seit mehreren Wochen starken Durchfall und sah dementsprechend krank aus. Das wurde von Seiten der iranischen Familie auf das ungewohnte Essen mit viel Olivenöl zurückgeführt. Ich gab meiner Kollegin und auch ihrem Mann den Rat, einen Arzt aufzusuchen und sie auf Amöben und andere Parasiten untersuchen zu lassen. Unbehandelt kann so etwas sehr gefährlich werden.

Im Haus wohnten auch die Schwiegereltern und der Großvater des Iraners, so, wie das in islamisch geprägten Großfamilien in der Regel der Fall ist. Jedes Mal, wenn der Großvater als Oberhaupt der Familie das Zimmer betrat, mussten alle aufstehen und sich vor ihm verneigen. Er kam immer wieder ins Wohnzimmer und schien diese Art von Huldigungen sehr zu genießen. Als wir dann eingeladen wurden, zum Mittagessen zu bleiben, dankten wir herzlich und verabschiedeten uns mit dem Hinweis auf unsere bereits gekauften Bustickets für die Weiterfahrt nach Bam.

Ich hoffe, dass die Kollegin mit ihrem Mann in Zahedan glücklich geworden ist. Zwischen Wien und Zahedan liegen Welten – architektonische, kulinarische, medizinische, klimatische und vor allem kulturelle Welten. Ich habe nie wieder etwas von meiner Kollegin gehört.

Ziegelleien zwischen Iranschahr und Bampur#

Auf Grund der tonigen Ablagerungen in diesem riesigen, 300 km langen und bis zu 60 km breiten, von Gebirgen umgebenen Wüstenbecken gibt es viele Ziegelleien. 1973 wurde bereits ein gewisser Teil der getrockneten Lehmziegel nicht mehr ungebrannt verarbeitet, sondern in gleich daneben stehenden riesigen zylinderförmigen Türmen gebrannt. Die Ziegel werden hierzu mit geringem Abstand gestapelt und in die Zwischenräume gibt man während des Aufstapelns Stroh und anderes brennbares Material. Der gesamte Turm wird dann von außen mit einer dichten Lehmschicht überzogen. Nur unten am Fuß und oben auf der Deckplatte werden einige gleichmäßig angeordnete Öffnungen gelassen, sodass das brennbare Material unten angezündet werden und oben der Rauch austreten kann.


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