Angkor ohne Touristen#
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Wir hatten uns Mitte August 1990 in Bangkok zu dritt verabredet, um von hier gemeinsam trotz der bekannten Probleme in Kambodscha zu dieser Zeit nach Angkor zu reisen. Adele Drexler und ich kamen aus Indonesien, wo wir bereits die Inseln Bali, Java und Sumatra intensiv bereist hatten. Ingrid Schmiederer flog direkt aus Österreich nach Bangkok. Nach dem Besuch von Angkor sollte noch eine Fahrt durch Thailand angeschlossen werden.
Nach einem asiatisch wohlschmeckenden Wiedersehensessen gingen wir gemeinsam zum Büro der kambodschanischen Fluglinie, mit der wir von Bangkok über Ho-Chi-Minh Stadt (Saigon) nach Phnom Penh und auch auf diesem Wege auch wieder zurück fliegen wollten. Damals gab es nur die Möglichkeit über Vietnam nach Kambodscha einzureisen und es war relativ schwierig, überhaupt ein Visum für Kambodscha zu erhalten.
Schon von Österreich aus hatten wir Flüge gefunden, aber nicht buchen können und versucht, sie zu reservieren; nun stellte sich heraus, dass auch die Reservierungen nicht funktioniert hatten. Wir konnten nur jeweils den Flug zum unmittelbar nächsten Zielflughafen, in diesem Fall also nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, buchen. Es war aber unmöglich, herauszufinden, ob wir dort dann einen Anschlussflug nach Phnom Penh buchen könnten. Nun - wir riskierten es und buchten. Auf einer Liste wurden mit Bleistift drei Striche gemacht und wir erhielten nach Zahlung des Flugpreises ein sehr einfaches Ticket, mit dem wir am nächsten Tag zu Mittag am Flughafen von Bangkok am Schalter der kambodschanischen Luftlinie erscheinen sollten.
Unsere Maschine hob am nächsten Tag relativ pünktlich ab und so waren wir nach eineinhalb Stunden bereits in Ho-Chi-Minh-Stadt, wo wir beim Landeanflug den Mekong bis zum Mündungsdelta hinunter und auch Teile der Stadt sehen konnten. Knapp vor dem Aufsetzen sah ich noch viele der beidseitig offenen, aus Beton gegossenen Tonnengewölbe neben dem Flughafen, ehemalige Unterstände für US-Kampfhelikopter und auch verrostetes zurückgelassenes Kriegsgerät.
Nach der Landung mussten wir längere Zeit auf das Gepäck warten. Erst später wurde uns gesagt, dass alles Gepäck, das hereinkam, erst einmal durch eine Durchleuchtungsmaschine geschickt wurde. Auf meine Frage nach der Sicherheit dieser Maschinen bei Filmmaterial wurde erklärt, dass die Geräte relativ alt, die Strahlung recht stark und bei Filmen die ersten sechs bis acht Bilder meist nicht mehr brauchbar seien. Das wurde dann auch noch von einer Passagierin aus unserem Flieger bestätigt. Bei etwa 100 Filmrollen Kodachrome 64 im Gepäck wurde mir fast schlecht. Erst zu Hause stellte sich heraus, dass die Metallgehäuse von Kodak der Strahlung widerstanden hatten und kein Bild dadurch beschädigt worden war.
Am Flughafen buchten wir gleich den nächsten Flug nach Phnom Penh für den folgenden Tag um 8.00 Uhr. Glücklicherweise waren wir weit vorne in einer langen Schlange von Wartenden gereiht, so dass wir noch Plätze für Phnom Penh bekamen. Außerdem buchten wir von hier auch den Flug von Saigon zurück nach Bangkok, was ebenfalls möglich war. Schon vor dem Flughafen gab es Trauben von Leuten, die sich von insgesamt mehr als hundert nach Kanada auswandernden Vietnamesen verabschiedeten. Es gab Tränen und viele Umarmungen.
Wir mussten in Saigon übernachten. Mein mitgenommener alter Reiseführer schlug für Saigon das Kim Do Hotel vor, in dem wir zwei Zimmer buchten. Es war das alte Royal Hotel Kim Do, das einst das beste Hotel von Saigon und in ganz Vietnam war, in dem schon die schillernde und interessante Ethnologin Alexandra David-Neel in ihren jungen Jahren abgestiegen war und getanzt hatte. Inzwischen funktionierte in dem vom Vietnamkrieg immer noch gezeichneten Hotel so gut wie nichts mehr. Wenn wir duschen wollten, mussten wir hinunterrufen und das Wasser wurde vom Erdgeschoss aus eingeschaltet. Dann konnten wir auf Grund der Außentemperaturen temperiert duschen, die Wasserflaschen abfüllen und das Wasser mit Mikropur, einem gängigen Wasserdesinfektionsmittel, versetzen. Außerdem stürzte während der Duschphasen jeweils ein Wasserfall an der hintere Fassade des Hotels in die Tiefe, der aus einer nicht reparierten, undichten Wasserleitungen stammte. Nach dem Duschen wurde das Wasser wieder abgesperrt. Da die Türschlösser der ersten zwei Zimmer im dritten Stock nicht funktionierten, mussten wir die Zimmer tauschen, um wenigstens das Gepäck einsperren zu können.
Dann durchstreiften wir die nähere Umgebung des Hotels, die auch 15 Jahre nach dem Sieg des Vietcong über die Amerikaner und dem Ende des mörderischen Vietnamkrieges immer noch stark vom Krieg gezeichnet war. Der Grund für die sehr langsame Erholung des Landes waren das an den Krieg anschließende amerikanische Embargo und die Jahre währende Isolation des Landes. Als es dunkel wurde, war nur der Hauptplatz, an dem das Hotel liegt, von wenigen Lampen einigermaßen gut beleuchtet; in den Zimmern des Hotels aber gab es keinen Strom; der Schein des Lichtes vom Platz half dabei, sich im Zimmer und im Hotel zu orientieren.
In den kleineren Nebenstraßen der Stadt hätten wir ohne Taschenlampen im Dunklen nicht gehen können. Manche Nebenstraßen waren ohne jede Beleuchtung. Auf den Gehsteigen fehlten mitunter Kanaldeckel und selbst auf einer der Straßen gähnte an einer Stelle ein tiefes rundes schwarzes Loch, das den Blick bis zur Kanalisation freigab. Kleine Feuer in Abständen am Straßenrand, auf denen gekocht wurde, warfen ein gespenstisch rotes Licht auf die nahen Fassaden und unter die Bäume. Tiefe Schlaglöcher machten einige Straßen auch für die vielen Mopeds zu einer Erlebnisbahn.
Wir kauften in einem kleinen Geschäft Brot, Tomaten, Tunfischdosen, Kekse, Schokolade und Getränke, unter anderem eine Flasche des berüchtigten Mekong-Whiskys. So hatten wir jedenfalls etwas zu essen für den nächsten Morgen und eine Desinfektion für den Kambodscha-Ausflug. In einem kleinen Restaurant bestellten wir uns eine heiße Suppe mit Reis, Hühnerfleisch und etwas Gemüse.
Der Flieger hob am nächsten Morgen erst zweieinhalb Stunden später als geplant ab. Nach nur 25 Minuten setzten wir auch schon wieder zur Landung auf den Flughafen von Phnom Penh in Kambodscha an. Das Wetter war regnerisch. Im langen Sinkflug konnten wir durch Wolkenfenster unter der Wolkendecke in den Feldern viele kleine kreisrunde Wasserflächen ausmachen. Die spiegelnden Kreisflächen bildeten immer wieder Ketten. Es handelte sich wohl um mit Wasser gefüllte, nicht zugeschüttete Bombentrichter aus dem Kambodschakrieg zwischen Vietnamesen und Roten Khmer.
Am Flughafen versuchten wir auch hier gleich den Rückflug zu buchen. Aber hier hatten wir kein Glück. Die Flüge der nächsten zwei Wochen waren bereits ausgebucht. Daher mussten wir uns nach einer Alternative umsehen, um rechtzeitig zu unserem bereits gebuchten Flug von Saigon nach Bankok zurückzukommen. Damals konnte man noch nicht direkt nach Thailand reisen. Als wir etwas später als die anderen Passagiere aus dem Flughafengebäude kamen, standen dort nur Fahrradrikschas. Die ehemaligen Stadtbusse wurden inzwischen für Arbeitertransporte verwendet. Die von uns gemietete Rikscha brauchte etwa eine Dreiviertelstunde für die Fahrt ins nicht sehr weit entfernte Zentrum der Hauptstadt. Die alten Villen und auch die modernen Stahlbetonskelettbauten im Zentrum waren inzwischen von Bambushütten in Gärten, auf Balkonen und auf den Flachdächern um- und überwuchert. Die durch Pol Pot in die Stadt gebrachte Landbevölkerung bevorzugte die luftigeren, aus Bambus errichteten und mit Palmblättern gedeckten Hütten, die sie vom Land her kannten und mied die stickigen Mauermassenbauten. Der überlebende Teil der aufs Land verfrachteten Stadtbevölkerung war erst zum Teil in die Städte zurückgekehrt. Phnom Penh war 1990 eine Stadt mit etwa 600.000 Einwohnern ohne Infrastruktur.
Das Wassernetz war an so vielen Stellen schadhaft, so dass das Wasser täglich nur jeweils für sehr kurze Zeit immer wieder eingeschaltet werden konnte. Dann floss es aus Wasserhähnen in aufgestellte Kanister, stürzte aber zugleich auch an den Fassaden mehrerer Bauten in Kaskaden von Balkonen in die Tiefe und schoss aus manchen Straßen aus tiefen Aufbrüchen in Form von mächtigen Fontänen aus Hauptleitungen in die Höhe.
Gleich neben dem Fluss, der den Tonlé Sap See in den Mekong entwässert, fanden wir mit viel Glück eines der raren Quartiere mit Airconditioning zu einem akzeptablen Preis. Als ich mir den Stadtplan ansah, war ich sehr über die Fließrichtung dieses Verbindungsflusses irritiert. Erst später lernte ich, dass der Fluss zweimal im Jahr seine Fließrichtung ändert. Normalerweise transportiert er in der Trockenzeit das durch die seitlichen Zuflüsse hereinkommende überschüssige Wasser aus dem Tonlé Sap See zum Mekong. Im Mekong fließt aber in der Regenzeit mehr als viermal so viel Wasser als normal und dann hat er einen wsentlich höheren Wasserpegel als der See. Der Wasserspiegel des Mekong liegt dann bis zu 12 m höher, als der des Tonlé Sap Sees. Ein großer Teil des Mekong-Wassers fließt dann in den Tonlé Sap See. Dieser See ist dann das größte natürliche Retentionsbecken auf unserem Globus. Der Tonlé Sap Fluss wechselt daher zweimal im Jahr seine Fließrichtung – in der Regenzeit fließt er quasi flussaufwärts.
Der Wasserspiegel des Sees steigt dadurch auch bis zu etwa 10m an und seine Oberfläche vergrößert sich auf das mehr als Vierfache. Einige der Häuser am See stehen daher auf flachgeböschten Warften, auf einer Art von Erdpyramiden. Bei Hochwasser verschwinden diese Pyramiden im Wasser und die Häuser stehen dann auf ihren oberen kleinen Plattformen wie auf winzigen Inseln. Die meisten der Häuser entlang des Seeufers und auch entlang des Mekongs hingegen sind auf sehr hohen Stützen errichtet oder stehen auf Schwimmkörpern mit seitlichen vertikalen Führungsstangen, an denen diese stationären “Hausboote“ in der Regenzeit vertikal geführt werden, ohne ihre Position zu verändern. Sie bilden bei Hochwasser ganze schwimmende Dörfer. All diese Häuser sind dann nur noch per Boot vom Festland aus erreichbar. Nicht weit vom Hotel in Phnom Penh lag eine kleine Firma, vor der viele Fahrräder standen. Wir fragten einige Arbeiter, wie lange sie arbeiten und ob wir uns drei ihrer Räder solange ausleihen könnten. Für je einen Dollar waren wir mobil. Es hatte zu regnen aufgehört und am Himmel erschienen sogar schon blaue Felder und manchmal auch die Sonne. Es sollte in den nächsten Tagen trotz Regenzeit relativ gutes Wetter kommen.
Bei der Bezahlung unseres Quartiers in Dollar bekamen wir das Wechselgeld in kambodschanischen Riel zurück. Obwohl es sich um einen relativ geringen Rückbetrag handelte, erhielten wir ein zusammengebundenes Papiergeldpacket von etwa einem Liter Volumen und einige lose Scheine. Für eine österreichische Geldbörse waren diese Banknotenmengen nicht geeignet. Das Geld gaben wir in einen Plastiksack und dann vorne in einen der kleinen Körbe an den Lenkstangen der drei Räder und fuhren damit ins Zentrum zum Zentralmarkt.
Im Unterschied zu Saigon, wo die Straßen von 10.000en von Mopeds frequentiert wurden, gab es hier in Phnom Penh auf den breiten Straßen nahezu ausschließlich Fahrräder. Als wir später am Nachmittag um etwa 16.30 Uhr in die Stoßzeit gerieten, fanden wir uns in einem Meer von hunderttausend Fahrrädern auf der Hauptverkehrsstraße der Stadt wieder. Wir lernten schnell, dass es einer eigenen Fahrtechnik bedarf, sich vor dem Abbiegen von einer Seite einer doppelspurigen Fahrbahn zur anderen durch zu arbeiten. Es gibt dabei ein weiches aufeinander Reagieren der Verkehrsteilnehmer. An Unfällen können leicht einmal 20 Räder beteiligt sein und es gibt auch mit diesem Verkehrsmittel dann echte Staus. Wir fuhren aber zunächst zum Zentralmarkt und kauften hier u.a. Früchte und Brot. Das französische, gut duftende Brot, das charakteristische „Baguette“, ist hier eines der wenigen verbliebenen französischen Kulturgüter aus der Kolonialzeit. Man versteht es immer noch, ihn sehr schmackhaft zu produzieren. Als wir zahlten, wurde der “Geldbrikett“ aufgeschnürt und von einem Geldzähler mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durchgezählt. Ein kleiner Teil wurde uns zurückgegeben. Bei der Nationalbank erhielt man für einen US-Dollar 380 Riel, bei einem Geldwechsler 450 Riel. Für 20 Dollar erhielten wir also 9.000 Riel in 180 50er-Scheinen – schon wieder ein Geldbrikett.
Danach fuhren wir zum Bahnhof, um uns gegebenenfalls dort ein Ticket nach Saigon zu besorgen. Der Bahnhof war allerdings mit schweren Ketten und verrosteten Vorhängeschlössern versperrt, der Zugverkehr offenbar seit langem eingestellt und auf den Gleisen wuchsen bereits Sträucher und Bäume. Sie zeigten, dass dieser Zustand schon eine sehr lange Zeit anhielt. Die Frage nach Bussen oder Fähren auf dem Mekong wurde uns negativ beantwortet. Die einzigen sich anbietenden Überlandgefährte für mehrere Personen waren Mopeds mit Anhängern. Das waren halsbrecherische Gefährte. Der Anhänger bestand oft nur aus einer langgezogenen rechteckigen, hölzernen Plattform, mit einem niedrigen Rand, die auf einer mittig angeordneten Achse mit zwei Rädern montiert war. Diese Achse war über eine lange steife Stange mit dem Moped verbunden oder hatte eine kurze Verbindung zwischen Moped und Ladefläche. Auf der Plattform saßen oft um 20 Erwachsene mit Kindern und viel Gepäck. Bei den schlechten Straßen kamen die Plattformen samt Moped schon bei geringen Geschwindigkeiten ins Schwingen und in große fahrtechnische Probleme.
Wie wir später sahen, gab es an den Überlandstraßen in unregelmäßigen Abständen Verkaufsstände mit zahlreichen 1-, 1,5- oder 2-Liter-Flaschen von Coca-Cola, Fanta und anderen Firmen. Sie enthielten offensichtlich nicht den Originalsaft. Erst, als wir sahen, dass die Flüssigkeit in den Tank eines der Mopeds gefüllt wurde, war klar, dass es sich nicht um selbstgemachte Erfrischungsgetränke handeln konnte, sondern um kleine private Tankstellen, bei denen ein Zweitaktergemisch verkauft wurde.
Da wir irgendwie unsere Rückreise nach Saigon organisieren mussten, kam ich auf die Idee, dass die zusammengerechnet etwa zehn PKWs, die wir bislang im Land gesehen hatten, vielleicht zu den Ministerien gehörten und wir unter Umständen beim Außenminister eine Chance haben könnten, einen dieser Wagen zu mieten. Wir fuhren also zum Außenministerium und fragten im Sekretariat nach. Der Zufall wollte es, dass der Minister am nächsten Tag bereits ins Ausland fliegen musste und wir den Wagen samt Fahrer mieten konnten. Wir heuerten ihn zusammen mit dem Fahrer des Ministers für den übernächsten Tag und für weitere Tage vor unserem Rückflug von Saigon nach Bangkok an. Die Fahrt nach Saigon sollte 100 US-Dollar kosten. Damit glaubten wir das Problem des nicht vorhandenen Rückfluges zwischen Phnom Penh und Saigon gelöst zu haben. Später mussten wir feststellen, dass dies ein großer Irrtum war.
Außerdem bewarben wir uns dort auch um eine vier-Tage-Genehmigung für Angkor. Angkor war 1990 noch nicht auf dem Landweg erreichbar. In den Wäldern um Angkor operierten zu dieser Zeit wieder verstärkt die Truppen von Pol Pot. Die Kampuchea-Airline flog dennoch einmal in der Woche nach Siem Reap. Der Flug war aber schon lange ausgebucht. Daher verhandelten wir im Tourismusoffice mit einem Vertreter des Verteidigungsministeriums. Über ihn wollten wir nun versuchen, einen Militärflug nach Siem Reap zu bekommen, um Angkor zu besichtigen. Uns wurde gesagt, die Entscheidung über die Möglichkeiten würde aber erst am kommenden Tag getroffen.
Am Abend gingen wir zu einem Boot auf dem Mekong, das auch als Hotel genutzt wurde und bestellten uns ein wohl schmeckendes, typisch kambodschanisches Essen. Es gab neben dem obligaten Reis eine Suppe, die in einem ringförmigen Gefäß serviert und aufgeheizt wurde. Der Suppentopf bestand aus einem horizontal aufgeschnittenen Torus. Im Zentrum der Konstruktion gab es ein Holzkohleöfchen, das die Suppe siedend hielt, so dass man in diese all das viele Gemüse der aufgetragenen anderen Speisen eintauchen und so alles nicht nur geschmacklich verändern, sondern auch desinfizieren kann. Das in der Suppe kurz angekochte Gemüse schmeckte wirklich gut.
Am kommenden Tag waren wir bereits mit den Fahrrädern in der Früh um 7.15 Uhr im Tourismusoffice; wir wurden um Geduld gebeten. Daher besuchten wir als Nächstes den Königspalast mit seinen charakteristischen Bauten mit den geschwungenen Dachformen. Mir fiel gleich zwischen den traditionellen Bauformen des Palastes ein echter Fremdkörper auf, ein Bau mit typisch europäisch-frühgründerzeitlichen Fassadenelementen. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich, dass das Dach zum Teil schadhaft war und im Inneren bereits Pflanzen wuchsen.
Es handelte sich um ein Gebäude, das der letzte König Kambodschas, Prinz Norodom Sihanouk im Erdgeschoß zu Repräsentationszwecken und im Obergeschoss als Arbeitszone genutzt hatte. Als wir den Bau eingehend betrachteten, bemerkten wir einen aus Kambodscha stammenden und in Paris lebenden Architekten, der das Bauwerk noch genauer inspizierte und sich Notizen machte.
Wir sprachen den Architekten an, wobei Ingrid Schmiederer die Übersetzungen zwischen französischer und deutscher Sprache übernahm. Er hatte den Auftrag von der französischen Regierung, eine Schätzung der zu erwartenden Rekonstruktions- und Sanierungskosten für dieses Bauwerk durchzuführen. Man wollte möglichst noch im Dezember 1990 mit der Rehabilitierung des Bauwerks beginnen, dessen Kosten Paris übernehmen würde.
Wir erfuhren, dass das von Pol Pot beschädigte Bauwerk ein früher Vorläufer späterer Fertigteilbauten ist. Es besteht aus einzelnen Gusseisenfertigteilen, die in Frankreich Mitte des 19. Jh. entworfen, vorgefertigt und 1867 erstmals am Suezkanal zusammengesetzt wurden, um bei den Einweihungsfeierlichkeiten des 1859 bis 1869 erbauten Kanals Kaiser Napoleon III als zwischenzeitliches Domizil zu dienen und zugleich den neuesten Stand französischer Technik und progressiver Architektur medienwirksam vorzuführen.
Nach den Feierlichkeiten wurde der Bau wieder zerlegt, wieder auf ein Schiff gebracht und diesmal nach Kambodscha weitertransportiert und dort dem König von Kambodscha zum Geschenk Frankreichs gemacht. Von 1864 bis 1949 war Kambodscha französisches Protektorat. Frankreich war auf dem Gebiet der Gusseisenfertigteil-Herstellung führend. Nur wenig später 1889 folgte bekanntlich in Paris der wesentlich spektakulärere 324 m hohe Eiffelturm, der aus 18.038 Eisenfertigteilen zur damaligen Weltausstellung errichtet wurde.
Durch einen Freund des kambodschanisch-französischen Architekten wurden wir dann zur Silberpagode geführt – hierfür ist gewöhnlich die Bewilligung durch das Innenministerium notwendig. Durch einen ebenfalls dort anwesenden Repräsentanten des Kulturministeriums wurde uns der Besuch dennoch ermöglicht. Die Silberpagode wird auch Pagode des smaragdenen Buddha genannt. Ihr Boden besteht aus massiven Silberfliesen. Der Smaragd-Buddha war von zahlreichen Geschenken adeliger Familien umgeben. All das stammt aus dem 19. Jh.. Knapp vor dem berühmten Buddha steht eine sehr qualitätvolle Buddha-Skulptur aus dem 6. Jh.. Außen wird die Silberpagode von einer hohen Mauer umgeben. Auf der Innenseite dieser Mauer ist der Ramajana Mythos in Form eines riesigen Freskos aufgetragen. Dieser zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit dem Wat Prah Keo in Bangkok.
Danach fuhren wir mit einem Boot auf dem Mekong samt den gemieteten Fahrrädern, aßen dort zu Mittag und gelangten so zum Wat Phnom auf einem künstlichen Hügel aus dem 14. Jh..
Als wir später wieder zur Airline kamen, gab es nur einen Platz für uns drei in der Maschine am nächsten Morgen. Nach langem Verhandeln wurde uns zugesichert, dass wir alle drei am nächsten Tag nach Angkor fliegen könnten. Jeder musste für die Flüge samt Flughafentaxe 91 US-Dollar zahlen. Am Abend gingen wir nochmals auf das Schiff zu einem guten Abendessen.
Am Folgetag standen wir mit Hilfe meines Weckers um 5.45 Uhr auf. Es gab ein schnelles Frühstück. Abholung war um 6.30 Uhr; um 7.00 Uhr kamen wir am Flughafen an. Um 8.15 flogen wir nach Siem Reap ab und kamen dort um 9.00 Uhr an. Wir flogen in einem Militärtransporter. Drei Soldaten hatte man in den Gepäckraum verfrachtet, damit wir mitfliegen konnten. Es handelte sich um eine russische Iljuschin Propellermaschine älterer Bauart. Im Flugzeug herrschte ein solcher Lärm, dass man sein eigenes Wort nicht verstand. Während des Hinfluges konnte man gut sehen, wie sich der Tonlé Sap Fluss mit sehr trübem, hellbraunem Wasser aus dem Mekong in den Tonlé Sap See mit riesigen Schmutzwirbeln ergoss. Am Ufer des Sees konnte ich Häuser auf hohen Pyramiden erkennen, die gerade noch im Trockenen standen.
Vom Flughafen bei Siem Reap fuhren wir mit einem Taxi als Erstes in Angkor zum Baksei Chamkrong. Diese aus rotem Laterit errichtete Stufenpyramide aus der Zeit um 920 n. Chr. trägt einen Tempel aus Ziegel-, Naturstein- und Stuckmaterial an der Spitze. Hinauf führen vier Treppenläufe, je einer auf jeder der vier Seiten. Die Tempelpyramide ähnelt mesoamerikanischen Tempelpyramiden, besonders dem Bauwerk I in Tikal in Guatemala, aber auch dem Castillo von Chichen-Itza in Mexiko. Das gab schon in der Vergangenheit Anlass zu Spekulationen über architektonischen Kulturtransfer zwischen der Alten und der Neuen Welt. Da der Bau in der Zeit um 920 n. Chr. von Harshavarman I als Erinnerungstempel an seinen Vater Yasovarman I errichtet wurde, ist er jünger als die neuweltlichen Tempelpyramiden.
Danach ging es nach Angkor Vat. Die weltberühmte Tempelanlage wurde im frühen 12. Jh. errichtet. Hier werden die Dimensionen der Anlage von Angkor bereits deutlich. Man braucht für eine Umrundung des Komplexes von Angkor Tom mit 5 km Umfang im Gehtempo mehr als eine Stunde. Um einmal um die hohe Mauer von Angkor Thom mit ihren 13,2 km Umfang zu gehen, braucht man mehr als drei Stunden. Die unglaublichen Dimensionen kann man sich auch am Plan von Angkor vergegenwärtigen. Vom Westende des westlichen Baray, einem künstlich angelegten rechteckigen Teich mit einer Kantenlängen von 8,1 km mal 2,3 km, bis zum Ostende des östlichen, einem etwa gleich großen Baray, sind es mehr als 20 km. Zwischen den zwei Teichen wurde Angkor Thom angelegt. Südlich davon liegt Angkor Vat.
Angkor Vat ist eine sehr auf Wirkung angelegte axialsymmetrische Tempelanlage, die mehrere Bibliotheksbauten einschließt. Spannend fand ich die Scheingewölbeausbildungen bei diesen Bibliotheksbauten, bei denen eine Art Schwalbenschwanz-Verzahnung dafür sorgt, dass keine größeren Risse zwischen den einzelnen Steinelementen der Gewölbe entstehen und in die vertikalen Fugen der Dachhaut eindringendes Regenwasser durch ein Gefälle in der Verzahnung der seitlichen Stöße wieder nach außen geleitet wird. Durch diese sehr komplex geformten Architekturelemente unterscheiden sich die Scheingewölbe bei vielen der Khmer-Bauten von allen anderen Scheingewölben in der Alten und in der Neuen Welt. Die Präzision, mit der diese Gewölbesteinelemente geformt wurden, ist erstaunlich.
Es war schon ein eigenartiges Gefühl, fast alleine in dieser riesigen Tempelstadt ohne jede touristische Störung unterwegs sein zu können. In den verlandeten großen Teichen um das Zentrum von Angkor Wat grasten Kuhherden. Wir suchten als nächstes Angkor Thom auf, eine ummauerte Stadt mit etwa 3,3 km mal 3,3 km Kantenlänge aus der Zeit um 1200 n. Chr.. Die Wehrmauer ist sehr hoch und kann nur in den Seitenmitten durch jeweils ein noch höheres Turmtor mit jeweils vier Darstellungen des Gesichts des Bodhisattva Lokesvara gequert werden. Das Innere der Anlage entspricht dem buddhistischen Mandala. Im Zentrum dieser Stadt steht der große Bayon Tempel, der allein 54 Türme aufweist, die selbst wieder 216 Riesendarstellungen des Kopfes von Jayavarman VII als Bodhisattva Lokesvara zeigen, der jeweils in die vier Himmelsrichtungen schaut, alles sieht und eine Überwachungs- und Schutzfunktion einnimmt. Der zentrale dieser Türme ist 42 m hoch und entspricht damit in der Höhe einem 14-stöckigen Wohnhaus.
Die älteren Reliefs bei den Elefantenterrassen in Angkor Thom waren komplett zugewachsen und mussten erst von zwei Leuten mit Macheten freigelegt werden, bevor wir sie fotografieren konnten. In einiger Entfernung konnten wir vereinzelt Schüsse und später auch ganze Maschinengewehrsalven hören, ein untrügliches Zeichen dafür, dass tatsächlich im nahen Umraum von Angkor gekämpft wurde. Das machte uns bewusst, dass wir uns in Angkor auf einer befreiten Insel im umkämpften Pol Pot Gebiet befanden. Pol Pot starb erst acht Jahre später 1998 in den Wäldern eines wahrscheinlich natürlichen Todes.
Schon zu Beginn des Rückfluges funktionierte dann die Klimaanlage im Flugzeug nicht. Der Passagierraum mit den vielen Soldaten wurde bald so eingenebelt, dass wir nicht mehr bis zu den Enden des Mittelganges sehen konnten. Etwas später wurde der Nebel so dicht, das wir nicht einmal mehr unsere Nachbarn erkennen konnten. An den Scheiben lief das Wasser hinunter und so war auch kaum noch etwas außerhalb zu sehen. Dazu kamen inzwischen wieder tiefliegende Regenwolken und aufkommende abendliche Dunkelheit. Die Ansagen im Lautsprecher der Iljuschin waren nur in Khmer Sprache und so für uns unverständlich. Wir flogen über eine weite Strecke sehr niedrig. Die Stimmung im Fluggerät ließ markant Sorge um die Sicherheit unseres Fluggerätes aufkommen.
Bevor wir landeten verbesserte sich die Situation etwas und am Ende setzte die Maschine sicher auf der Landebahn des Flughafens von Phnom Penh auf. Der Himmel klarte am Horizont vor Sonnenuntergang noch einmal auf, so dass sich auf der finsteren, wolkenverhangenen Gegenseite ein sehr schöner Regenbogen formte.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Wagen des Außenministers und Fahrer zunächst ins etwa 40 km entfernte Udong. Diese Kleinstadt war zwischen 1618 und 1866 Hauptstadt und Regierungssitz Kambodschas. Zunächst besichtigten wir ein kleines Museum mit den sterblichen Überresten der Massaker durch die Roten Khmer. Wir sahen Haufen von menschlichen Knochen samt Schädeln.
Dann stiegen wir begleitet von zwei Soldaten, zwei jungen Burschen mit Räucherstäbchen und von unserem Fahrer auf den sich unvermittelt aus der Ebene erhebenden langgestreckten Felsrücken zu den Stupas auf. Einer der Soldaten trug ein chinesisches, der andere ein russisches Gewehr. Einige der Bauten mit den Gräbern der damaligen Könige wurden von den Roten Khmer gesprengt, da sie von ihnen als Symbole für die Ausbeutung des Volkes in einer vergangenen Zeit angesehen wurden. Andere Grabbauten hatten aber überlebt und diese wollten wir besuchen.
Als ich einmal entlang des Weges hinter einem Baum verschwinden wollte, hielt mich einer der Soldaten mit schnellem Griff zurück und erklärte, dass hier abseits des Weges alles vermint sei. Jeder Schritt zur Seite könne tödlich sein. Ich ließ sie also zwischenzeitlich vorgehen, bis sie hinter einer Biegung des Weges verschwanden.
Vom Kamm des Felsrückens hat man eine faszinierende Aussicht auf die in alle Richtungen endlose grüne Ebene. Die gesamte Umgebung entstand durch das Geschiebe des Mekong. Richtung Vietnam dehnt sich die Ebene bis zum Mekong Delta aus. Hier verschwand die Ebene am Horizont im Dunst. In der näheren Umgebung konnte man zahllose Plantagen mit Zuckerpalmen erkennen.
Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Phnom Penh und gingen ins Nationalmuseum, das sehr interessante und schöne Objekte zeigte, die allerdings nicht optimal aufgestellt und beschriftet waren. Nach einem guten späten Mittagessen trafen wir mit einer Amerikanerin zusammen, die zumindest zwei kambodschanische Waisenkinder, zwei verwaiste Geschwister zur Adoption nach Hawai holen wollte und darüber mit dem Außenministerium verhandelte. Ein Paar aus Ohio gehörte zu einem Vermittlungsbüro für zur Adoption freigegebene Kinder und wollte gleich eine ganze Kindergruppe zur Vermittlung übernehmen.
Am kommenden Tag ging es dann mit dem Wagen des Außenministers nach Ta Keo. Das ist ein Tempelkomplex ca. 90 km südlich der Hauptstadt, der während der Regierungszeit von Jayavarman V in der Zeit zwischen 968 und 1001 n. Chr. errichtet wurde. Der Tempel wurde aus Sandstein gebaut und nie fertiggestellt. Das Konzept entspricht ganz den Tempeln von Jayavarman V in Angkor. Es wurde ein zentraler Turm mit vier niedrigeren Türmen an seiner Peripherie kombiniert. Reliefs, die bereits fertiggestellt wurden, zeigen, dass der Tempelkomplex nach seiner Fertigstellung vielleicht eines der Highlights der Architekturgestaltung zur Zeit Jayavarmans V geworden wäre. Angeblich führte das Ableben des Herrschers dazu, dass er nicht vollendet wurde.
Danach fuhren wir zum Tempelkomplex Ta Prom, der durch Jayavarman VII in der Zeit von 1181 bis 1219 errichtet wurde. Der Tempel steht auf einem wesentlich älteren Khmer Schrein aus dem 6. Jh.. In jedem der fünf Räume des Tempels finden sich phallische Objekte. Der Komplex war relativ gut von Kambodschanern der Umgebung besucht. Wir konnten feststellen, dass viele Einheimische bunte, gestreifte Tücher verwenden, um sie um den Kopf zu wickeln; Frauen tragen darüber oft noch zusätzlich den Chinesenhut, der die Form eines flach ausladenden, geflochtenen Kegels hat. Als ich mir später in Phnom Penh in einem Antiquitätengeschäft Skulpturen und Skulptur-Fragmente ansah, konnte ich feststellen, dass diese alle nachgemacht und neu waren. Originale wurden wohl bereits in der ersten Phase des Pol Pot Regimes zur Finanzierung des Krieges verkauft. Dann leisteten wir uns noch ein gutes Abendessen als Abschied von Kambodscha auf dem Schiff. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass dies noch nicht unser letzter Abend im Land sein würde.
Am nächsten Morgen ging es um 8.00 Uhr mit dem Ministerwagen Richtung Ho Chi Minh Stadt in Vietnam. Unterwegs fiel auf, dass die Straßenränder ohne jeden Müll wie Glasflaschen, Plastikbeutel oder Papier waren. Der Asphalt ging seitlich leicht schwingend in das dichte Gras und die Büsche der unmittelbaren Umgebung über. Als wir zum Mekong kamen, dessen Brücke noch immer zerstört war, mussten wir eine volle Stunde im Stau mit Radfahrern, LKWs, Ochsenkarren und Fußgängern auf die kleine Fähre warten – die Überfahrt hingegen dauerte nur 15 Minuten. Um etwa 16.00 Uhr erreichten wir die Grenze. Auch hier mussten wir warten, wurden aber dann nach Prüfung der Pässe etc. beim ersten Schranken durchgelassen.
Dann aber kam noch eine zweite Kontrolle unmittelbar vor der Grenze. Der Beamte erklärte uns, dass wir Visa hätten, die uns nur die Ein- und Ausreise per Flug, Eisenbahn und Schiff, nicht aber auf der Straße erlaubten. Er meinte, wir müssten wieder nach Phnom Penh zurückfahren und uns dort im Außenministerium ein anderes Visum besorgen. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen, was zu unserer Stimmung passte. Wir waren fast verzweifelt! Es war klar, wenn wir zurück in die Hauptstadt müssten, dann würden wir mindestens zwei volle Tage verlieren und würden auch unseren Flug in Saigon nach Bangkok verpassen.
Nach dem Studium der Karte sagte ich dem Fahrer, er solle uns ins relativ nahe Svay Rieng bringen - das ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Dort fuhren wir zu einem Tourismusoffice, wo wir tatsächlich noch jemand am Samstagabend antrafen. Dieser hilfsbereite Mitarbeiter fuhr mit uns zu einem kleinen Hotel mit einem französisch sprechenden Chef. Dieser wieder meinte, er kenne den Gouverneur der Provinz und sei guter Hoffnung, diesen motivieren zu können, am nächsten Morgen, das war ein Sonntag, mit einigen Leuten ins Office zu kommen, um uns zu helfen. Er gab uns eine günstige Unterkunft und telefonierte, um das Treffen am kommenden Tag zu organisieren.
Als er mit uns zum Abendessen ging, erzählte er uns, dass er unter den Roten Khmer nur deshalb überlebt habe, weil er seine Brille weggeworfen habe, dann aufs Land geflüchtet war und bei einem Bauern als Schweinehirte gearbeitet hatte. Alle Brillenträger und alle Akademiker seien damals als Ausbeuter erschossen worden. So hatte er überleben können, obwohl er eine gute Ausbildung hatte, eigentlich Brillenträger war und unter anderem auch Französisch konnte.
Beim Gouverneur, einer Art Landeshauptmann von Svay Rieng, wurden wir gleich in der Früh freundlich empfangen. Es wurde dann ein Protokoll unserer Situation diktiert, dieses wurde anschließend laut verlesen, korrigiert und nochmals geschrieben und nochmals verlesen. Dann erhielten wir unsere neuen Stempel in den Pass. Wir bedankten uns und fuhren trotz der sehr umständlichen Prozedur schon um 8.30 zum zweiten Mal in die Nähe der vietnamesischen Grenze. Unterwegs hatten wir Probleme mit der Bremse des Wagens und kamen so erst um 9.30 Uhr an der Grenze an.
Die Administration an der Grenze war zwar nochmals recht aufwendig, aber alles funktionierte. Die Grenze war sowohl in der Art der Architektur als auch auf den Straßen im Verkehr auf den zwei Seiten deutlich ablesbar. Gab es in Kambodscha praktisch nur Fahrräder, so waren jenseits der Grenze in Vietnam die vielen Zweiräder fast alle motorisiert. Hier fuhren auch deutlich mehr Automobile. Die Straßen waren breiter und auf dem Lande besser asphaltiert. In Saigon kamen wir um ca. 12.00 Uhr an, dankten dem Fahrer vom Ministerium, der noch am gleichen Tag wieder zurück musste, und verabschiedeten uns. Wir nahmen wieder das Kim Do Hotel.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zur Alten Pagode, zur Chùa Giác Lȃm Pagode. Außerdem fuhren wir zu einer alten Pagode am nördlichen Stadtrand. Sie lag von der Busstation relativ weit entfernt und etwas versteckt, so dass wir sie relativ schwer fanden. Jedenfalls lohnte sich der Besuch. Wir suchten außerdem das Archäologische Museum auf, das aber leider geschlossen war. Danach suchten wir den von den Franzosen angelegten Zoo von Saigon auf und am Ende machten wir den großen alten Markt unsicher. Anschließend ließen wir unsere Flüge für den nächsten Tag bestätigen. Am folgenden Morgen flogen wir zurück nach Bangkok und hier hatte uns die westliche Welt wieder. Thailand wartete auf uns.