Die Schlacht von Aspern 1809 in Namen und Wappen#
Ein regionales Ereignis der Weltgeschichte und seine heraldisch-symbolische Umsetzung.von Michael Göbl, Wien
Geschichtliche Ereignisse wirken bekanntlich immer dort am stärksten, wo sie auch stattfanden. Die Wissenschaft hat dafür den Begriff des "Genius loci" geprägt. So hat für die Prager die Schlacht am Weißen Berg (1620) oder für die Tiroler die Schlacht am Berg Isel (1809) wahrscheinlich eine ähnliche Bedeutung wie für die Wiener etwa die Türkenbelagerungen oder eben die Schlacht von Aspern. Geht man durch die Lobau und die angrenzenden Gebiete, begegnet man immer wieder Gedenksteinen in Form von kleinen Obelisken, die an das Jahr 1809 erinnern, als zu Pfingsten, am 21. und 22 Mai, zwei Dörfer vor den Toren Wiens die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit auf sich zogen, deren Namen vorher nur einem kleinen regionalen Publikum bekannt waren: Aspern und Eßling. Diese beiden Dörfer waren der Schauplatz für eine kriegerische Auseinandersetzung, die dem Kaiser der Franzosen Napoleon I., seine erste Niederlage einbringen und damit seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit empfindlich stören sollte.
Der Anfang des 19. Jahrhunderts gestaltete sich so, wie das letzte Jahrzehnt des vorangegangenen Jahrhunderts geendete hatte: mit einem großen europäischen Krieg, an dem die Habsburgermonarchie an führender Stelle beteiligt war. Im Unterschied zu den Erbfolge- und Kabinettskriegen der früheren Epochen handelte es sich jetzt aber um Auseinandersetzungen, bei denen es nicht nur um Macht und Einflußspähren ging, sondern bei dem auch Ideologien eine große Rolle spielten. Die französische Republik, die die Monarchie auf blutige Weise abgeschafft hatte, wurde von den europäischen Monarchien als große Herausforderung empfunden, da das Gedankengut der Revolution auch außerhalb der Grenzen Frankreichs, vor allem im Heiligen Römischen Reich, zahlreiche Sympathisanten gefunden hatte.[1] Daraus resultierend schmiedeten die europäischen Mächte immer wieder Koalitionen gegen die revolutionären Ideen und gegen die Ausbreitung der französischen Republik, die jedoch alle in kriegerischen Niederlagen endeten. In der Folge wurde 1806 das Ende des Heiligen Römischen Reiches besiegelt, wobei sich das Gleichgewicht der Mächte schließlich zugunsten einer napoleonischen Vorherrschaft verschoben hatte.
Im Jahre 1809 versuchte Österreich, das seit 1804 zu einem Kaisertum proklamiert worden war, im Alleingang der latenten Bedrohung durch Napoleon ein Ende zu setzen. Vorbild waren die Spanier, die zeigten, wie in einer neuen Form der Kriegsführung, in die alle Schichten der Bevölkerung eingebunden waren, also in einem Volkskrieg, nachhaltiger Widerstand geleistet werden konnte. In jahrelanger Aufbauarbeit hatte Österreich alle politischen und militärischen Kräfte mobilisiert, durch die Aufstellung der Landwehr ein Volksaufgebot in der Art der levée en masse geschaffen und sich vor allem in Besinnung auf die geistigen Werte seines Volkstums Kräfte zuzuführen versucht, die dem hochmotivierten Heer Napoleons eine gleichwertige ideelle Dynamik entgegensetzen sollten. [2]
Im April des Jahres 1809 wurde Napoleon neuerlich der Krieg erklärt. Erzherzog Karl, der Oberbefehlshaber der Armee, greift die französische Armee mit ihren Verbündeten bei Regensburg an, muss jedoch bald den Rückzug antreten. Nach einer neuerlichen Niederlage im Raum Linz, muss die österreichische Armee nördlich der Donau ausweichen. Napoleon bleibt im Süden und rückt gegen die Hauptstadt Wien vor, die er dann am 13. Mai einnimmt. Erzherzog Karl gelingt es seine Truppen in der Ebene östlich von Wien - dem Marchfeld - zu sammeln, um hier die Entscheidungsschlacht herbeizuführen. Dazu musste Napoleon die Donau übersetzen, die jedoch infolge der Schneeschmelze in den Alpen Hochwasser führte. Nachdem in Wien die Donaubrücke zerstört, und ein zuerst versuchter Übergang bei der Schwarz-Lackenau oberhalb von Wien abgewehrt wurde, gelingt es ihm schließlich unterhalb von Wien, auf dem gegenüberliegenden Ufer einen Brückenkopf zu bilden und den Kampf aufzunehmen, der sich in und zwischen den Dörfer Aspern und Eßling entwickeln sollte. Über zwei Tage wogte der Kampf, der erbittert um jedes Haus geführt wurde, wobei Aspern mehrmals den Besitzer wechselte. Entscheidend war jedoch, daß der Nachschub über die Donau, sowohl von Truppen, als auch von schwerem Gerät und Munition durch österreichische Störaktionen empfindlich unterbrochen wurde: Brennende Schiffe, sog. Brander, und das Hochwasser ließen die Pontonbrücke über die Donau mehrmals auseinander brechen. Schließlich muss sich Napoleon auf die Insel Lobau zurückziehen. Die Österreicher waren jedoch ebenfalls zu geschwächt um die günstige Lage auszunützen und die französischen Truppen endgültig zu schlagen. Die Franzosen behaupteten Eßling, um einen geordneten Rückzug über die Donau zu ermöglichen. Die österreichische Niederlage folgte allerdings dann am 5. und 6. Juli 1809 bei Deutsch Wagram, die letztlich zum Waffenstillstand bei Znaim am 12. Juli führt. [3]
Wenn man heute versucht den Spuren des historischen Ereignisses des Jahres 1809 nachzugehen, so muss man sich vor Augen führen, dass das Landschaftsbild ein gänzliches anderes ist, als vor zweihundert Jahren. Nicht so sehr die Erweiterung der Stadt ist dafür ausschlaggebend, sondern viel mehr die Regulierung der Donau vom Jahre 1869. Vor der Donauregulierung floss der Strom eigentlich in drei stark gewundenen kleineren Flussläufen und nicht in einem breiten geraden Bett, wie heute, an Wien vorbei. Die Lobau war gleichsam eine große Insel, die von diesen Nebenärmen der Donau umflossen wurde. Deshalb wurde der Name Aspern bis zur Donauregulierung mit dem Zusatz „an der Donau“ ergänzt. Diese Situation mag die französische Armee bewogen haben hier den Übergang über den Fluss zu wagen, wo schnell kleinere Schiffsbrücken gebaut werden konnten, um nicht den Strom in seiner ganzen Breite auf einmal überschreiten zu müssen. Gleichzeitig bot die dichte Uferbewuchs mit Büschen und Auwald der Inseln einen Schutz vor den Blicken der österreichischen Beobachtungsposten. Viele Straßennamen Wiens, die sich im 22. Bezirk in oder in der Nähe des ehemaligen Dorfes Aspern befinden, erinnern an einzelne Personen, die durch ihren Einsatz zum erfolgreichen Verlauf der Kämpfe beigetragen haben (Benjowsky, Bienefeld, Ehrenstein, Fasching, Maurich, Murmann, Smola, Vernholz, Wacquant, Wimpffen, Zach, etc.). Weitgehend unbekannt sind jedoch die Familienwappen und Adelsprädikate, die auf die Schlacht Bezug nehmen. Die Personen, die nun zu Wort kommen sollen, zählen nicht zum erlauchten Kreis der Erzherzöge, Feldmarschälle, Generäle oder anderer hochgestellten Personen, deren schriftlichen Ausführungen ohnehin bekannt sind, sondern sie gehören mehr zur Kreis der einfacheren Offiziere.
Für viele Offiziere war diese militärische Auseinandersetzung eine Schlacht in einer Reihe von vielen, für die älteren unter ihnen stellte sie durch ihren siegreichen Verlauf eine Genugtuung dar, für die jüngeren eine Chance ihren Mut und Geschick unter Beweis zu stellen. Zur Zeit der Monarchie zählte für viele Menschen die Erhebung in den Stand des Adels zum absoluten Höhepunkt ihres Lebens und ihrer Karriere, wobei das sichtbare Zeichen das mit dem Adel verliehene Wappen darstellte. Das Adelsprädikat war ein weiteres äußeres Zeichen, das die adelige Herkunft symbolisierte und durch das „von“ mit dem Familiennamen verbunden werden konnte. Bei Erwerbung des Adels waren seit Maria Theresia (1757) die Offiziere besonders begünstigt worden. Sie konnten nach dreißigjähriger Dienstzeit und der Teilnahme an einem Gefecht um den einfachen Adelsstand ansuchen. So verhalfen die Koalitionskriege vielen einfachen Soldaten zum Aufstieg in den Offiziersrang, den Offizieren aber boten sie reichlich Gelegenheit sich auszuzeichnen, und nach Vollendung der erforderlichen Dienstzeit um die Verleihung des Adelsstandes anzusuchen. [4] Die Gestaltung des Wappens und die Wahl des Adelsprädikates blieben grundsätzlich der geistigen Schöpfungskraft der Neugeadelten überlassen, eingeschränkt wurde diese nur dadurch, dass sowohl Wappen als auch Prädikat nicht bereits vorhanden sein durften, sie mussten einmalig sein.
Johann Lischka war 1776 in Wesely im Königreich Böhmen geboren worden, als er nach einundreißigjähriger Dienstzeit 1822 in den einfachen Adelsstand erhoben wurde. Als Prädikat wählte er sich „von Aspernthal“, nachdem er noch auf dem Schlachtfeld von Aspern durch „seine bewiesene Bravour“ zum Offizier ernannt worden war. In seinem Gesuch erwähnt er seinen eigenen Beitrag auch ausdrücklich, nämlich dass er durch die „treffliche Platzierung des Feuers durch Kartätschenschüsse, unter Mitwirkung anderer Batterien“ den Feind vertrieben habe. [5] Bei der Gestaltung seines Wappens kommen allgemeine Symbole zum Zug: ein grüner Eichenbaum mit Früchten und ein aufgerichteter Löwe. Der Löwe kommt in Wappen von Militärpersonen sehr häufig vor, da die ihm zugeschriebenen Eigenschaften, wie Stärke, Mut, Tapferkeit, Großmut etc. auch von Offizieren als sympathische und erstrebenswerte soldatische Tugenden angesehen worden waren. Die zweite Schildfigur, die Eiche galt als heiliger Baum aller germanischen Völker, wegen der Härte des Holzes und dem stattlichen Wuchs war sie schon in der Antike Symbol der Stärke und Männlichkeit. Im 18. Jahrhundert wird der Baum bzw. seine Blätter und Früchte im besonderen in Deutschland zum Zeichen für Heldentum.
Auch im Wappen des Joseph Loebl, der 1824 als „Edler von Asperndorf“ geadelt wurde, sieht man den Löwen mit Schwert und Lorbeerkranz als zentrale Schildfigur. Er hatte 26 Jahre beim Militär gedient und bereits elf Schlachten mitgefochten, als er sich in den Schlachten von Aspern und Wagram besonders hervortun konnte. Er war einer der ersten an der Seite des Feldmarschalls Wacquant, der bei Anbruch des 22. Mai das rückeroberte Aspern betrat. Jedoch wurde er bei Wagram durch einen Kopfschuss so stark verwundet, dass er danach seinen Abschied vom Militär nehmen musste. [6]
Gesellschaftliche Anerkennung und der Aufstieg in die Adelsgesellschaft stellten für Viele die Triebfedern in ihren beruflichen Tätigkeiten dar. Die Vorfahren des Joseph Russo, die aus Lüttich (heute Belgien) stammten, hatten schon im 16. Jahrhundert Kriegsdienste geleistet und von Kaiser Karl V. einen Adelsbrief erhalten. Er selbst, 1753 ebenfalls in Lüttich geboren, begann 1770 seine militärische Laufbahn in der Artillerie. Seine Teilnahme an den Türkenkriegen von 1787-89 in der Wallachei, als auch an den anschließenden Kriegen mit Frankreich, hatten ihn zu einem erfahrenen Offizier geformt. In der Schlacht bei Aspern, an der er als 56-Jähriger teilnahm, wusste er seine Kanonen so vorteilhaft einzusetzen, dass er dafür den höchsten militärischen Orden der Monarchie, den Maria-Theresien-Orden, erhielt. Dieser wiederum war die Grundlage für die Verleihung des Freiherrnstandes an ihn im Jahre 1812, wobei er sich das Prädikat „von Aspernbrand“ aussuchte. [7]
Sein alter Wappenschild wurde von ihm unverändert übernommen, lediglich in der Helmzier sieht man neue Attribute (weiß-rote Fähnchen und der geharnischte Arm mit Palmzweigen), die sich auf ihn selbst beziehen.
Hauptmann Johann Hoffmann wurde 1764 in Württemberg geboren, diente schon mehr als 38 Jahre in der k.k. Armee. Während dieser Zeit hatte er an 15 Feldzügen in halb Europa teilgenommen, nämlich 1784 gegen Holland, 1787/88 und 1789 gegen die Türken, dann von 1793-1794-1795-1796-1798-1799-1800-1801, 1805, 1809 und 1814/15 gegen Frankreich. In der Schlacht von Aspern hatte er, obwohl von einer Kartätschen-Schrotkugel an der rechten Hand verletzt, bis zu deren Ende mitgefochten. 1822 wurde er schließlich in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Aspernburg“ erhoben. Das von ihm entworfene Wappen stellt eine Mischung aus redendem und allgemein symbolischem Wappen dar. Während der Adler eindeutig einen Bezug zum kaiserlichen Doppeladler herstellt, und der Schwertarm und die brennende Granate sich zweifelsohne auf seinen Beruf beziehen, soll der Turm auf sein Prädikat „von Aspernburg“ anspielen. [8]
Ein anderer Hauptmann, der auf dem Asperner Schlachtfeld schon als Dreiundzwanzigjähriger teilnahm, war Andreas Wenzel Hrdlicka, 1786 in Prag geboren. Für ihn war dieser Kampf gegen Frankreich erst die zweite größere miltärische Konfrontation und doch muss sie für ihn prägend gewesen sein. Denn als er 27 Jahre später, am Ende seiner Dienstzeit, 1838 um Verleihung des Adelsstandes ansuchte und aus der Erinnerung heraus daranging sein Wappen zu gestalten, fiel ihm jene Begebenheit ein, in deren Mittelpunkt ein besonderer Baum stand. Während des Gefechtsverlaufes war Hrdlicka mit seinem Regiment jenem großen und breitgewachsenem Baum gerade gegenüber gestanden, wo in dessen Schatten Napoleon selbst, mit seinem Generalstab, die Angriffe seiner eigenen Kavallerie befehligte. Nach Zurückweisung der französischen Angriffe rückte Hrdlickas Regiment soweit vor, dass es ebenfalls unter jenen merkwürdigen Baum - später Napoleons Baum genannt - zu stehen kam. Überdies explodierte ganz in seiner Nähe eine feindliche Granate, die ihn nur ganz wenig verfehlte und fast zum Verhängnis geworden wäre. Ob dieser Baum wohl heute noch steht? Doch noch nicht genug der Symbolik. Mit dem Baum möchte der Wappenträger zusätzlich auf die altadelige Familie seiner Frau, einer geborenen Silva (lat. Baum, Wald) hinweisen. In die Schildfiguren der übrigen Felder sind gleichfalls inhaltsschwere Bedeutungen hineingepackt: im ersten, blauen Feld sollen die zwei zueinandergewandten Turteltauben, auf Tschechisch Hrdlicka genannt, ihn und seinen Bruder anzeigen, die dem Monarchen treu ergeben sind. Im zweiten roten Feld sieht sich der Geadelte als einen goldenen Löwe mit dem hochgeschwungenen Säbel, der in mehreren Schlachten und Gefechten stets mutig gekämpft habe. In dem vierten blauen Feld soll eine Burg die Einnahme der Festungen Regensburg, Leipzig, Brienne und Lyon darstellen, die er in den Feldzügen 1809 und 1813 mitgemacht hatte. [9]
Die heftigsten und grausamsten Kämpfe fanden um die beiden Dörfer Aspern und Eßling statt, da sie auch die Zivilbevölkerung in schwerste Mitleidenschaft zogen. Als am Abend des 22. Mai sich die Rauchschwaden lichteten, waren nicht nur die Bauernhäuser ein Raub der Flammen, sondern auch die Kirche mit dem Pfarrhof zerstört worden. Besonders die auf einer kleinen Anhöhe situierte Kirche und der angrenzende, mit einer Mauer umgebene Friedhof lagen durch ihre strategisch günstige Lage und durch ihren Bollwerkscharakter im Brennpunkt der Auseinandersetzungen. Darüberhinaus bot der Kirchturm einen idealen Aussichtspunkt. [10] Wer den Pfarrhof in seinem Besitz hatte, für den lag ganz Aspern auf dem Präsentierteller, deshalb wurde auch um ihn so erbittert gekämpft, sowohl durch Artilleriebeschuss, als auch im Nahkampf, Mann gegen Mann. Speziell diese letzte Kampfesweise hinterließ einen starken persönlichen Eindruck, den viele Teilnehmer, so sie heil überlebten, mit sich nahmen.
Der im Jahr 1781 in Wien geborene Oberleutnant Joseph Kallinger nahm seit Beginn seiner militärischen Laufbahn 1796 an allen militärischen Einsätzen gegen Frankreich teil. Als er dann im Jahre 1828 um die Verleihung des Adels ansuchte, hatte er mehr als einundreißig Dienstjahre aufzuweisen. Rückblickend betrachtet muss ihm die Schlacht von Aspern auch nach zwanzig Jahren wie ein Alptraum erschienen sein, dem er glücklich und heil entrinnen konnte. Denn er verarbeitete seine Erinnerung nicht nur in seinem Wappen, sondern auch bei der Auswahl seines Adelsprädikats: Fünf Wortkombinationen im Zusammenhang mit Aspern bot er zur Auswahl an: Aspernkampf, Aspernmuth, Aspernehre, Aspernglanz und Aspernstolz. Kallinger durfte sich schließlich „von Aspernkampf“ schreiben.
In seinem Wappen läßt er noch einmal den Kampf um das Kirchenareal Revue passieren, das eine Hälfte des Schildes einnimmt. Und er berichtet, dass er als der „hartnäckige und blutige Kampf, um den zu behauptenden Besitz, des in lichten Flammen aufgeloderten, und in Blut getränkten Dorfes Groß-Aspern und seines Kirchhofes gestritten wurde“, er der erste gewesen wäre, „der vor die Front des Bataillons trat, den mit einen aufgeworfenen Graben versehenen Kirchhof nebst dem von dieser Seite anliegenden Teil des Dorfes Aspern erstürmte, welcher auch in der Folge, nachdem das Pfarrhaus, so wie der Turm, von den in demselben noch immer Widerstand leistenden Feinden gereinigt war, durch das Regiment behauptet wurde“. Diese mit seinen eigenen geschraubten Worten geschilderte Konfrontation zeichnet er in seinem Schild noch einmal nach. Er skizziert dabei ein ziemlich realistisches Bild, das zwar nicht so sehr den Intentionen der Heraldik, jedoch der zeitgenössischen Kunstauffassung entspricht. Im Gegensatz zu heute fällt auf, dass unterhalb der hoch aufragenden und zerschossenen Mauer ein vorbeifließendes Gewässer zu sehen ist. Dies zeigt die topographische Situation des Kirchengeländes von damals, das noch umgeben war von einem Nebenarm der Donau und von Schutzdämmen gegen Hochwasser. [11]
Ein anderer Offizier, der 1772 in Kunersdorf in Böhmen geborene Anton Adler, macht ebenfalls die Asperner Kirche zum Mittelpunkt seines Wappens. Adler war schon ein erfahrener Offizier, der seit 1793 alle militärischen Auseinandersetzungen gegen Frankreich mitgefochten hatte, und auch in der Schlacht von Aspern sich auszeichnen konnte. Sein Verdienst war es mit der größten Schnelligkeit gegen diesen Ort vorzurücken und die dort aufgestellten feindlichen Geschütze durch sein eigenes, gut dirigiertes Feuer zum Rückzug zu nötigen. Als ihm 1827 der Adelsstand mit dem Prädikat „von Adlerskampf“ verliehen wurde, erinnerte er sich noch genau an die mit einer Mauer umgebenen Kirche, die lange so heiß umkämpft war. Dabei zeigt sich eine ziemlich andere künstlerische Gestaltung der Mauer als zuvor: die Kirche scheint vielmehr wie eine Burg über einer Mauer zu thronen. [12]
Noch ein drittes Mal wurde die Kirche von Aspern symbolisch verarbeitet, nämlich im Wappen des Georg Murmann, der 1811 in den Freiherrnstand mit dem Prädikat „von Marchfeld“ erhoben worden war. [13] Er war 1766 zu Aschaffenburg in Deutschland geboren worden und hatte nach Eintritt in die Armee zuerst gegen die Türken und später gegen Frankreich gefochten. Es war in jenem entscheidenden Augenblick, als Erzherzog Karl am ersten Schlachttag von Aspern den Befehl ausgab, den Ort, den die Franzosen bereits besetzt hielten, um jeden Preis zu nehmen. Als der Angriff begann trat Hauptmann Murmann an die Spitze und riss seine Mannschaft durch sein eigenes Vorbild mit. Die Mauern des Kirchhofes wurden erstürmt, und Aspern, das von 12.000 Mann der besten französischen Truppen besetzt war, wurde zurückerobert. Murmann war einer der Ersten, der in die Verschanzungen eindringen konnte und seiner Mannschaft das Beispiel an kaltblütiger Entschlossenheit gab. Diesen Heldenmut belohnte Erzherzog Karl noch auf dem Schlachtfeld mit dem Maria-Theresien-Orden. Murmann beendete seine tatenreiche Laufbahn schließlich in Prag und wandte sich mit der Gestaltung seines Wappens an einen lokalen Heraldiker, dem er wohl die Grundstrukturen seines Wappen schilderte, der aber offenbar mit dem wirklichen Aussehen der Asperner Kirche nicht vertraut war. Deshalb zeichnete er in seinen Schildentwurf einfach einen gotischen Turm als Symbol für eine Kirche.
Wir haben gesehen, die wichtig für den weiteren Kampfverlauf die Kirche mit der Friedhofsmauer gewesen war. Deshalb war es für die Kommandanten der österreichischen Armee von großer Bedeutung dieses hervorragende Verteidigungsobjekt für den Fall eines neuerlichen Rückschlages für den Gegner unbrauchbar zu machen. Einer der führenden Artilleristen war dabei der k.k. Hauptmann Georg Dorotka vom 1. Feldartillerieregiment. Den Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn erreichte er bei der Schlacht von Aspern, wo er als Oberfeuerwerker die beim 6. Armee-Korps am linken Flügel eingeteilte Batterie kommandierte. Durch sein gut angebrachtes Feuer seiner Geschütze wurde dem Feind, der sich in den Gebüschen und Gräben rund um den Friedhof von Aspern verschanzt hatte, viel Schaden zugefügt und vertrieben. Besonders die von seiner eigenen Position 500 Schritte entfernte Friedhofsmauer, hatte er durch seinen gut plazierten Granatenbeschuß zum Einsturz gebracht. In seinem Wappen, das er 1834, anläßlich seiner Nobilitierung erhalten hatte, erinnerte er sich mit der Wahl seiner Schildfiguren an seine erfolgreiche Beschießung. [14]
Die folgenden beiden Wappen führen uns auf die Schlachtfelder selbst und werden bestimmt von den dort vorherrschenden topographischen Gegebenheiten. Das Marchfeld mit dem angrenzenden Augebiet zur Donau bot durch seine Flachheit für militärische Belange ziemlich wenig Deckung. Nach Verlassen des urwüchsigen Auwaldes waren die Soldaten dem Granatenbeschuß durch die Artillerie ziemlich ungeschützt ausgeliefert. Eine Maßnahme dagegen war der Bau von Erdbefestigungen, die zum Schutz vor feindlichem Granatfeuer aufgeworfen wurden. Eine weitere Vorkehrung war das Anlegen von Verhauen, um der Kavallerie bzw. den gegnerischen Kräften überhaupt den Weg zu versperren. K.k. Hauptmann Martin Lojan, war ein Kind der Militärgrenze und schon mit 16 Jahren zum Gemeinen „enrouliert“ worden. An der Asperner Schlacht hat er als 52-Jähriger teilgenommen, ein für Militärpersonen bereits hohes Alter. Als er 1816, nach 44 Dienstjahren um den Adelsstand einreichte, erinnerte er sich beim Aufriß seines Wappens wohl noch ziemlich genau an die Verschanzungsarbeiten, die in seinem Schild dargestellt sind. Als Adelsprädikat wählte er „von Aspernfeld“. [15]
Der k.k. Major des Linien-Infanterie-Regiments Nr. 20 Franz Dervin wurde am 1. März 1838 in den Adelsstand mit dem Prädikat „von Waffenhorst“ erhoben. [16] Seit seinem Dienstantritt 1799 hatte er keine militärische Auseinandersetzung mit Frankreich ausgelassen. Sein erster Wappenentwurf skizziert die Schlachtfelder von Aspern und Wagram auf einfache Weise durch farbige Felder: In dem gevierten Schild, oben rechts und unten links werden die Felder durch einen schrägrechten Wellenbalken von Grün über Rot geteilt. Der Wappenträger meint dazu, daß diese Felder „den Nachkommen ein Andenken seiner auf den Feldern bei Aspern und Wagram geleisteten Dienste sein sollen, welche von dem Rußbach durchströmt werden, und deren natürliches Grün damals durch den glorreichen Kampf der k.k. Armeen mit blutigem Rot gefärbt wurde“. Das obere linke und untere rechte Feld in Schwarz ein steigender goldener Löwe, einen Siegeskranz und ein Schwert in den Pranken haltend. Dadurch soll „die tatenvolle Zeit, in welcher der Unterzeichnete dem durchlauchtigsten Kaiserhause (daher die schwarz-gelben Farben) zu dienen so glücklich war, bezeichnet werden, in welcher die k.k. Heere nach langen mit ausdauerndem Löwenmuthe gestrittenen Kampfe endlich den grünen Siegeskranz errangen, und dem geliebten Vaterlande den erwünschten sicheren und glücklichen Frieden erkämpften.“
Dieser erste Wappenentwurf war jedoch vom Wappenzensor nicht genehmigt worden, der meinte, dass „die Teilung von Feldern in ein grünes und rotes Quartier, sechs Felder bilden würden“. Da jedoch den Wappen des untersten Adelsgrades nur höchstens vier Felder bewilligt werden können, so wurde das obere rechte von roter und das untere linke von grüner Farbe dazugestellt. Ebenso wurde der zweischwänzige Löwe in einen Löwen mit einfachem Schwanz umgestaltet, da der Zensor meinte, dass „zweischwänzige Löwen nur einem höheren Adelsgrad vorbehalten sein sollten“.
Die Beschreibung des genehmigten Wappens lautet nunmehr: Geviert, rechts oben in Rot ein schrägrechter silberner Wellenbalken, links oben und rechts unten in Schwarz ein goldener Löwe mit einem grünen Lorbeerkranz in der einen und ein Schwert in der anderen Pranke, links unten in Grün ein silberner schrägrechter Wellenbalken. Helmzier: ein wachsender goldener Löwe mit einem grünen Lorbeerkranz und einem Schwert in den Pranken. Helmdecken: rechts rot-silbern, links schwarz-golden.
Verwundungen prägten das soldatische Leben tiefer und nachhaltiger als so manche gewonnene Schlacht oder körperliche Strapazen. Die unzureichende sanitätsmäßige Versorgung und der niedrige medizinische Standard trugen das ihre dazu bei, daß eine gefechtsmäßige Verletzung, wenn sie schon nicht tödlich wirkte, so doch den Soldaten zu einem Krüppel machen konnte, der dann für den Rest seines Lebens erwerbsunfähig und auf Almosen angewiesen war. Die heraldische Symbolisierungen von Verwundungen können in verschiedenen Erscheinungsformen hervortreten. Während zuvor, im Wappen Dervin nur allgemein das blutige Schlachtfeld angesprochen wurde, geht das Wappen des Hauptmanns Schenk konkreter auf die Situation des Wappenträgers ein. Georg Schenk, dem 1821 der Adelsstand verliehen wurde, war in seiner Dienstzeit mehrmals verwundet worden, wobei er zweimal sein Reitpferd verlor, davon einmal in der Schlacht von Aspern. Das von ihm entworfene Wappen setzt in heraldisch-symbolischer Weise mit seiner militärischen Dienstzeit auseinander. Der Wappenträger beschreibt seine Gedanken, die ihn zu den verwendeten Schildfiguren geführt haben: Das erste goldene Feld mit dem gekrönten Adler bezieht sich auf die über 31 Jahre geleisteten Kriegsdienste. Das mittlere rote Feld mit den zwei Schwertern bedeuten die als Gemeiner Grenadier in zwei Stürmen in Handgemenge von dem Feind erhaltenen zwei Verwundungen. Das rechte blaue Feld mit einem goldenen Stern bedeutet, die Schlacht von Aspern, weil ihm als Oberleutnant und Bataillons-Adjutant sein Reitpferd durch eine feindliche Kugel getötet wurde, er selbst aber unverletzt blieb, dann das linke blaue Feld neben dem roten ebenfalls mit einem goldenen Stern, bedeutet, die Schlacht von Wagram, wobei er als Regiments-Adjutant drei Stabsoffiziere, die an seiner Seite verwundet worden waren, aus dem Gefecht bringen ließ, ohne selbst von dem Feind verletzt worden zu sein. [17]
Hauptmann Christoph Broeckl war in der Schlacht von Aspern mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden und in der Schlacht von Wagram durch zwei Musketenkugeln, einen Kartätschenschrot und einen Säbelhieb auf den Kopf zur gleichen Zeit schwerst verwundet worden. Bei der Schlacht von Aspern hatte Bröckl, während die Haupttruppe zur Erstürmung des Dorfes vorrückte, um die Erlaubnis gebeten, sich mit einigen Freiwilligen entlang einem an der Au fließenden Gewässer anzuschleichen und den in den Gärten stehenden Feinden in die linke Flanke zu feuern. Der kühne Vorschlag gelang und wurde auch mit Raffinesse ausgeführt. Der Feind musste sich zurückziehen und darüberhinaus wurden sogar noch 80 Gefangene gemacht.
In der Erklärung schildert der Wappenträger das seinem Wappenentwurf zugrunde liegende Gedankengebäude: Die beiden sich die Hände reichenden Arme, sollen die „allgütige Vorsehung“ darstellen, die den Adelswerber durch die Hand liebreicher Vorgesetzter und einsichtsvoller Freunde auf seiner militärischen Laufbahn leiten, und ihn von der untersten Stufe eines gemeinen Soldaten bis zur Hauptmannswürde in Folge dieser Fügung fortschreiten ließ. Oben links und und unten rechts in Silber ein zerklüfteter Stein, worauf sich ein mit einem Lorbeerzweig bedecktes Schwert befindet. Der Steinbrocken soll seinen Namen und das darangelehnte Schwert ihn selbst versinnbildlichen. [18]
Soweit die „Aspern“-Wappen mit einem unmittelbaren militärischen Bezug zur Schlacht. In weitere Folge benannte die Stadt Wien Verkehrsflächen zur Erinnerung an die Schlacht: Aspernallee, Aspernbrücke, Aspernbrückengasse oder Aspernplatz (seit 1976 Julius Raab-Platz). Eine davon, nämlich die Aspernbrücke, die den Stubenring mit der Aspernbrückengasse verbindet, wurde ihrerseits wiederum namensstiftend für ein weiteres Adelsprädikat.
Der 1824 in Wien geborene Georg Rebhann war Professor an der Wiener Technischen Hochschule und entwickelte auf dem Gebiet des Brückenbaus neue Konstruktionssysteme. Auf Grund seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde er 1879 in den Adelsstand erhoben und wünschte sich den Adelstitel „von Aspernbruck“. Unter seiner Leitung war nämlich 1864 die Wiener Aspernbrücke, in der Form einer Kettenbrücke über den Donaukanal, erbaut worden. Auf den Postamenten der Kettenanker waren allegorische Figuren (Krieg, Friede, Ruhm und Wohlstand) von Bildhauer Johann Meixner und vor diesen Pfeilern vier Steinlöwen von demselben Künstler aufgestellt. Die Brücke bestand in dieser Form allerdings nur bis zum Herbst 1913, da sie dem immer stärker werdenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht wurde. Danach wurde sie abgetragen und als neues Bauwerk wiedererrichtet. Sie kann also heute in der Form, wie sie im 19. Jahrhundert bestand, nur noch im Wappen des Georg Rebhann bewundert werden. [19]
Adelsprädikate#
Wir haben gesehen, dass die symbolische Reflektierung des militärischen Geschehens auf den Schlachtfeldern von Aspern als Wappenfiguren weit verbreitet war. Ein weiteres Ausdrucksmittel darauf Bezug zu nehmen bot sich bei der verbalen Gestaltung des Adelsprädikates an. Gleichwohl der Wunsch nach einem Prädikates zunächst einmal für die, die darum ansuchten mit weiteren Kosten verbunden war. Immerhin musste für den Titel ein Zehntel der Gebühr des entsprechenden Adelsgrades zusätzlich bezahlt werden. Beispielsweise waren im Jahr 1840 für den einfachen Adelsstand 1000fl. zu bezahlen, so musste für das Prädikat 100fl. extra entrichtet werden. Unter einem Adelsprädikat verstand man ursprünglich einen von Grundbesitzungen herrührenden Namen, der hinter die Präposition „von“ gesetzt wurde. Da es unzulässig war Ortsnamen, Namen von Flüssen oder Gegenden zu verwenden, sofern sie nicht im Besitz des Betreffenden gestanden haben, musste im Verlauf des 16. Jahrhunderts ein Kunstgriff angewendet werden. Man verwendete zunehmend fingierte Ortsnamen und überhaupt Namen freier Erfindung, in den meisten Fällen kombiniert mit einen geographischen Begriff, wie Burg, Berg, Tal, Stein etc. Die letzte Phase der Entwicklung bedeutete endlich der Brauch, anstatt eines Prädikats vor den Familiennamen lediglich das Wörtchen „von“ zu setzen. Im 17. Jahrhundert kam noch eine weitere Facette hinzu, indem das Prädikat auch als schmückendes Beiwort zum Familiennamen aufgefaßt wurde und anstelle der künstlichen Ortsnamen Erinnerungen an die besonderen Verdienste des Geadelten gewünscht wurden. Die Worte Ehre und Treue wurden zu diesem Zweck in allen möglichen Kombinationen verwendet. [20]
Ganz in diesen Traditionen sind auch die Prädikate im Zusammenhang mit der Schlacht von Aspern zu sehen. Einerseits werden neue Ortsnamen erfunden, wie die Prädikate Aspernthal, Asperndorf, Aspernburg und Aspernfeld zeigen, andererseits soll unmißverständlich auf die eigenen verdienstvolle Anwesenheit bei diesem militärischen Treffen verbal hingewiesen werden: Aspernbrand, Aspernkampf, Aspernmuth, Aspernehre, Aspernglanz und Aspernstolz.
Aber auch der Name des Oberbefehlshabers, des Generalissimus, wie Erzherzog Karl genannt wurde, wird nicht verschont. Unterleutnant Franz Splichal war nach 38-jähriger Dienstzeit am 22. April 1826 in den Adelsstand erhoben worden. Zur Erinnerung an Erzherzog Karl, der das Oberkommando während der Schlacht von Aspern inne hatte, wählte er das Prädikat „von Karlstein“. Da dieses Prädikat aber bereits an eine andere Familie vergeben war, änderte er kurzerhand seinen Vorschlag ab und es wurde ihm das noch nicht existierende Prädikat „von Karlsthal“ zugewiesen. [21]
Zu einem weiteren „Karl-Prädikat“ führt uns der pensionierte Hauptmann Josef Otschinek, der 1844 den Adelsstand mit dem Prädikat „von Karlsheim“, erhielt. Er hat während seiner 37-jährigen Dienstzeit bei den Feldzügen 1800, 1809, 1813, 1814 u. 1815 mitgemacht, bei Wagram wurde er verwundet. Zu seinem Wappenentwurf stellt er auch eine reichhaltige Erläuterung seines Wappens: die vier Felder „deuten auf die vier vorzüglichsten Momente der Dienstzeit“, nämlich 1. auf die Schlacht von Hohenlinden am 3. Dez. 1800, welches die erste Schlacht war, an der er teilgenommen hatte und kaum 17 Jahre alt war. Das 2. Feld bezieht sich auf die Schlachten von Aspern und Deutsch Wagram, in welcher er einen Schuss in den linken Unterschenkel erhielt, jedoch trotz dieser starken Verwundung seine Einteilung nicht verließ und die darauffolgenden Märsche mit vieler Anstrengung mitgemacht und in der Affäre bei Znaim noch mitgefochten. Auf diese beiden Schlachten bezieht sich auch das erwählte Prädikat „Karlsheim“, da Erzherzog Karl das Oberkommando bei diesem Feldzug hatte. Er meint ausdrücklich:“..., weil der Bittsteller in der Campagne 1809 die Ehre hatte unter den Augen Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzog Carls zu fechten, und diese Ehre das schönste Andenken für den Bittsteller und seine im Militaire dienende 4 Söhne bleibt.“ Er wollte ursprünglich „Karlsfeld“ oder alternativ: Karlsheim, Auenthal oder Lindenfeld haben, da Karlsfeld, Auenthal und Lindenfeld bereits vergeben waren, blieb Karlsheim übrig. Das 3. Feld: der geharnischte Ritterarm bezieht sich auf seine Auszeichnung, die er als Adjutant des 4. Jäger-Bataillons in der Affaire bei Casaboni am Mincio in Italien, am 10. März 1814 erhalten hatte. Das 4. Zeichen, der Leuchtturm, bezieht sich auf die Revolution in Neapel, die 1820 ausgebrochen war, und an deren Niederschlagung er mitgewirkt hatte. [22]
Auch Napoleon selbst, der mit Vorliebe adelige Traditionen nachahmte, übernahm diesen Brauch, indem er seinen Generälen Titel verlieh, die auf ihre militärischen Errungenschaften vor den Toren Wiens hinwiesen. General André Massena erhielt den Titel Prince d’Essling (Fürst von Essling) und Marschall Louis-Alexandre Berthier wurde der Titel eines Prince de Wagram (Fürst von Wagram) verliehen. Einen Prince d'Aspern wird man jedoch vergeblich suchen. Napoleon war sich offenbar schon bewusst, warum er nicht gern an Aspern erinnert werden wollte.
In der Begeisterung über die erste Niederlage Napoleons sollte sogar das wiederaufgebaute Dorf Aspern in „Carls Sieg“ umbenannt werden. Nach der kurz darauffolgenden Niederlage bei Deutsch Wagram und dem Rücktritt des Oberbefehlshabers Erzherzog Karl verschwand diese Idee jedoch bald wieder in der Versenkung. [23]
Die kriegerischen Ereignisse zwischen Aspern und Eßling vor nahezu zweihundert Jahren erfuhren somit gewissermaßen eine Nachbearbeitung in Wappen und Namen und ein regionales Ereignis fand nicht nur Eingang in die Weltgeschichte sondern darüberhinaus auch seine heraldisch-symbolische Umsetzung. Für uns heute lebenden Menschen mag manches kurios erscheinen, wie aus einer fremden, längst versunkenen Welt, doch stehen hinter allen diesen Überlegungen Menschen, getragen von den Erlebnissen und Empfindungen ihrer Zeit. Insofern stellt dieser Artikel keine x-te Nacherzählung der Schlacht von Aspern dar, sondern berichtet auf andere Weise von Menschen, die jenes kriegerische Ereignis selbst erlebt haben oder auf andere Art mit ihm in Berührung gekommen waren und dieses symbolisch in ihren Wappen oder in Adelsprädikaten - wie man heute sagen würde - „aufarbeiteten“.
[1] Georg Heilingsetzer: Politik, Gesellschaft und Kultur im Jahr 1798. In: Wiener Geschichtsblätter 54(1999), S. 101-115, hier 101.
[2] Rotraut Hofmeister: Das Österreichbild der Napoleonischen Soldaten. Diss. Wien 1970, S.237
[3] Manfried Rauchensteiner: Die Schlacht von Aspern am 21. und 22. Mai 1809. (= Militärhistorische Schriftenreihe Nr. 11, Wien 1961), Maximilian Ritter von Hoen: Aspern (= Das Kriegsjahr 1809 in Einzeldarstellungen Bd. 3, Wien 1906) und Oskar Criste: Erzherzog Carl von Österreich, Bd. 3: 1809-1847, (Wien u. Leipzig 1912); Ferdi Irmfried Wöber: 1809 Schlacht bei Aspern und Eßling. Perchtoldsdorf 1992.
[4] Hans Jäger-Sunstenau: Statistik der Nobilitierungen in Österreich 1701-1918. In: Österreichisches Familienarchiv, hgg. Gerhard Geßner, Band 1, Neustadt an der Aisch 1963, S. 3-16.
[5] Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv, in Hinkunft nur AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Unterleutnant Johann Lischka, 25. 7. 1822, mit dem Prädikat „von. Aspernthal“. Wappenbeschreibung: Geviert, rechts oben und rechts unten in Gold ein grüner Baum mit goldenen Früchten (Eicheln), links oben in Rot ein goldener Löwe. Helmzier: ein wachsender geharnischter Mann mit Schwert. Helmdecken: rot-golden.
[6] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Major Joseph Löbl, dat. v. 26. 8. 1824, mit „Edler von Asperndorf“. Wappenbeschreibung: In Rot auf grünem Dreiberg ein silberner Löwe ein Schwert in der einen und ein grüner Lorbeerkranz in der anderen Pranke. Helmzier: der wachsende Löwe mit Schwert und Lorbeerkranz. Helmdecken: rot-silbern.
[7] AVA, Adelsarchiv, Freiherrnstand für k.k. Oberst Joseph Russo, dat. v. 6. 3. 1812, mit „von Aspernbrand“. Wappenbeschreibung: In Schwarz ein goldener Dreiberg, darauf ein geharnischter Mann in der Rechten ein rotes Herz, in der Linken eine Erdkugel haltend. Helmzier: auf dem mittleren Helm ein wachsender Mann, wie im Schild; auf dem rechten Helm ein geharnischter Arm mit Palmzweigen, auf dem linken Helm zwei gekreuzte Fähnchen zwischen Büffelshörnern. Helmdecken: schwarz-golden.
[8] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Hauptmann Johann Hoffmann, 17. 10. 1822, mit „von Aspernburg“ Wappenbeschreibung: Geviert, rechts oben in Gold ein schwarzer Adler, links oben in Blau ein geharnischter Schwertarm, rechts unten in Blau ein gemauerter Turm mit Zinnen und Tor, links untern in Gold ein Felsen mit einem Höhleneingang. Helmzier: ein wachsender goldener Löwe mit einer brennenden Granate. Helmdecken: blau-golden.
[9] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Platzhauptmann Wenzl Hrdlicka, dat. v.23.6.1838, mit „Edler von“. Wappenbeschreibung: Geviert, rechts oben in Blau zwei zueinandergekehrte Turteltauben, links oben in Rot ein goldener Löwe mit Schwert, rechts unten in Silber auf grünem Boden ein grüner Baum, links unten in Blau eine Stadtmauer mit Tor und zwei Türmen. Helmzier: zwischen einem offenen Adlerflug eine schwebende brennende Granate. Helmdecken: rechts blau-silbern, links rot-golden.
[10] Anton Pfalz: Die Marchfeldschlachten von Aspern und Deutsch-Wagram im Jahr 1809. Korneuburg 1900, S. 14.
[11] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Hauptmann Joseph Kallinger, dat. v. 14. 2. 1828, mit „von Aspernkampf“. Wappenbeschreibung: Halb geteilt und gespalten, rechts oben in Rot ein geharnischter Arm dessen Schwert umwunden mit einem grünen Lorbeerkranz, rechts untern in Blau ein goldener Löwe mit einem silbernen Helm in den Pranken, links in Gold eine brennende Kirche über einem vorbeifließenden Gewässer. Helmzier: zwischen einem offenen Adlerflug der geharnischte mit Lorbeerkranz umwundene Schwertarm. Helmdecken: rechts rot-golden, links blau-golden.
[12] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Hauptmann Anton Adler, dat. v. 27. 9. 1827, mit „von Adlerskampf“. Wappenbeschreibung: In Gold eine eingebogene blaue Spitze, in den Oberwinkeln je ein schwarzer Adler, rechts mit grünem Lorbeerkranz, links mit Schwert, untern auf grünem Boden eine Kirche hinter einer Mauer. Helmzier: drei Straußenfedern (schwarz-golden-blau), Helmdecken: rechts schwarz-golden, links blau-silbern.
[13] AVA, Adelsarchiv, Freiherrnstand für k.k. Oberstwachtmeister Georg Murmann, dat. v. 29. 1. 1811, mit „von Marchfeld“. Wappenbeschreibung: In Rot über braunem Boden ein silberner sechseckiger Turm mit braunem Dach und Tor. Helmzier: ein geharnischter Schwertarm. Helmdecken: rot-silbern.
[14] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für den k.k. Hauptmann Georg Dorotka, Präd. „von Ehrenwall“, dat. v. 6. Nov. 1834. Wappenbeschreibung: Von Rot über Blau geteilter Schild, oben auf grünem Boden ein steigender goldener Löwe mit Schwert in der Vorderpranke, unten eine Kanone hinter einer Mauer zwischen zwei pyramidenförmig aufgeschlichteten Kanonenkugeln, in den Oberwinkeln begleitet von Mond und Sonne. Helmzier: drei blau-golden-rote Straußenfedern. Helmdecken: rechts rot-silbern, links blau-golden. Vgl. Hoen, a.a.O., S. 96f.
[15] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für den k.k. Hauptmann Martin Lojan, nach 44 Dienstjahren, dat. v. 21. Mai 1816 mit dem Prädikat „von Aspernfeld“. Wappenbeschreibung: Geviert von Rot und Blau. Rechts oben und links unten ein goldener steigender Löwe mit Schwert, links oben eine grüne Feldschanze („Feld-Redoute“), rechts unten auf grünem Boden ein „Verhau“ (aus braunen Ästen), Helmzier: ein wachsender goldener Löwe mit Schwert. Helmdecken: rechts rot-golden, links blau-golden.Geb. in Caproncza im Warasdiner Generalat am 25. Okt. 1757. Insbesondere hat er sich im J. 1778 im Krieg gegen die Preußen in der Affäre bei Klocz, wobei er verwundet wurde, ausgezeichnet. 1785 den Zug gegen Holland, dann den Türkenkrieg, d. Feldzug gegen Frankreich mitgemacht u. in den Schlachten bei Mainz, Ostrach, Stockach, so treu gefochten, daß er noch vor dem Friedensschluß d. 1. Franz. Krieges zum Offizier befördert wurde. Hat den Feldzügen 1805, 1809 beigewohnt, war bei Pfaffenhofen in Baiern am linken Arm verwundet worden u. erhielt an der linken Hüfte eine „Contusion“, trotzdem leistete er ununterbrochen Dienst und entfernte sich nicht von der Truppe. Ungeachtet seiner Verwundung focht er unverdrossen bei der Landshuter Brückenverteidigung mit u. marschierte anschließend Tag u. Nacht zu Fuß von Landshut nach Wien. Bei der „denkwürdigen Schlacht“ v. Aspern am 21. u. 22. Mai 1809, bei dem Übergang über die Donau am 30. Juni, bei der Schlacht von Deutsch Wagram am 5. u. 6. Juli 1809 hat er sich seiner Aufgaben unter Verachtung der Gefahr entledigt.
[16] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für Franz Dervin, dat. v. 1. März 1838, mit „von Waffenhorst“, geboren in Mainz 1781. 1799 als Gemeiner in das Infanterie-Rgt. 50 ein, 1809 wurde er zum Unterleutnant ernannt
[17] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für Georg Schenk, dat. v. 16. Dez. 1821, mit „Edler von“. Wappenbeschreibung: Über einem zweimal von Blau und Rot gespaltenen Schild ein goldenes Schildhaupt mit einem schwarzen Adler. Die blauen Felder belegt mit je einem goldenen Stern, das rote mit zwei Schwertern in gegenläufiger Richtung belegt. Helmzier: Drei Straußenfedern in den Farben schwarz-gold-blau. Helmdecken: rechts schwarz-golden, links blau-golden. Hauptmann Georg Schenk, geb. 1776 in Kletten, Mähren, diente vom Gemeinen an seit 31 Jahren, hatte alle Feldzüge von 1792, 1793, 1794, 1795, 1796, 1797, 1799, 1800, 1805, 1809 und 1815 gegen Frankreich teilgenommen, wurde 1795 zweimal verwundet, verlor in der Schlacht von Eckmühl seine ganze Feldbagage samt Pferden, und in der Schlacht von Aspern sein Reitpferd durch eine feindliche Kugel.
[18] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für den k.k. Kapitänleutnant InfRgt. 11, Christoph Wilhelm Bröckl, mit dem Präd. „von Brockenstein, datiert vom 14. Febr. 1835. Wappenbeschreibung: Geviert, oben rechts und unten links in Blau zwei sich reichende Hände, oben links und und unten rechts in Silber ein zerklüfteter Stein, worauf sich ein mit einem Lorbeerzweig bedecktes Schwert befindet. Helmzier: ein geharnischter Schwertarm. Helmecken: blau-silbern., Bröckl wurde 1787 in Prag geboren und war als Gemeiner 1804 in die k.k. Armee eingetreten. Nahm an allen Feldzügen von 1805, 1809 teil.
[19] AVA, Adelsarchiv, Ritterstand für Georg Rebhann, dat. v. 12. 5. 1879, mit „von Aspernbruck“. Wappenbeschreibung: Unter einem blauen Schildhaupt, belegt mit einer silbernen Lilie zwischen zwei silbernen Sternen, in Gold eine eingebogene blaue Spitze, aus der je ein halber schwarzer Adler hervorbricht. In der Spitze unter einem goldenen Stern eine Hängebrücke zwischen zwei Quaderpfeilern über einem Wasser. Helmzier: rechts ein geschlossener, vorn schwarzer, belegt mit einer goldenen Biene, hinten goldener Flug, links eine Eule ein offenes Buch vor sich haltend. Helmdecken: rechts schwarz-golden, links blau-silbern.
[20] Oskar Freiherr von Mitis: die diplommässige Verleihung der Ortsnamenprädikate an den niederen Reichsadel im 16. und 17. Jahrhundert. In: Monatsblatt der k.k. Heraldischen Gesellschaft „Adler“, 6(1910), S. 409-415
[21] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Unterleutnant Karl Splichal, dat. v. 22. 4. 1826, mit dem Prädikat „von Karlsthal“.
[22] AVA, Adelsarchiv, Adelsstand für k.k. Hauptmann Joseph Otschinek, dat. v. 15. 2. 1844, mit dem Prädikat „von Karlsheim“. Wappenbeschreibung: Geviert von Blau und Rot, oben rechts ein grüner Berg mit Laubbäumen (Linden) bewachsen, oben links eine brennende Granate in den Winkeln begleitet von zwei silbernen Sternen, unten rechts ein geharnischter Schwertarm, unten links ein steinerner Leuchtturm aus dem Meer ragend. Helmzier: ein wachsender geharnischter Mann mit einem Schwert in seiner Rechten. Helmdecken: rechts silbern-blau und links silbern-rot.; 1783 in Pilsen, Böhmen geboren, 1800 in das Linien-Infanterie-Rgt. Graf Khevenhüller, damals Baron Wenkheim, Nr. 35 getreten. und am 7. April 1831 zum Kapitänleutnant und 1832 zum Hauptmann befördert.
[23] Rauchensteiner, a.a.O., S. 27