Das Kaisertum Österreich 1804 und seine „symbolische“ Auswirkung auf die Kaiserliche Armee #
Mit freundlicher Genehmigung des Heeresgeschichtlichen Museums: https://blog.hgm.at (9. August 2019)
Von
Christoph Hatschek
Dass sich vieles in unserer Welt eigentlich nur symbolisch ausdrücken lässt, ist entsprechend evident. Sinnbilder, die es ermöglichen, sich voneinander zu unterscheiden, sich dadurch selbst zu identifizieren, haben seit jeher einen sehr starken Einfluss auf die gesamte Menschheit ausgeübt. Soweit man es zurückverfolgen kann, haben sich Menschen Zeichen geschaffen, um die Zusammengehörigkeit einzelner Gruppen anzuzeigen bzw. um entsprechende Macht- und Herrschaftsansprüche zu verdeutlichen.
Eine Nation wird nicht nur durch ihre gemeinsame Sprache, sondern vor allem auch durch ihre Traditionen und nicht zuletzt durch ihr Geschichtsverständnis geprägt.[1] Ein Staat hingegen zeichnet sich vielmehr durch die – von eben diesem – vorgegebenen Strukturen und Symbole aus, die dabei stets auf die ihnen innewohnende staatliche Programmatik bzw. Staatsidee verweisen.
Je größer und komplexer Gemeinschaften werden, umso schwieriger, aber auch umso wichtiger ist die Herstellung eines entsprechenden Zusammenhalts. Aufgrund bzw. mit Hilfe gewisser Symbole sollte für jedermann kurzerhand (wieder-)erkennbar sein, wo man lebt, wohin man gehört bzw. mit wem man es eigentlich zu tun hat. Je abstrakter und unübersichtlicher Lebenszusammenhänge werden, umso nötiger erscheint es, entsprechende Orientierungspunkte – sowohl nach innen, als auch nach außen – zu schaffen.
Die sinnbildliche Darstellung des Staates bzw. des Reichs geht bis weit ins Mittelalter zurück, wobei uns schon aus dem Altertum entsprechende Zeichen bekannt sind, die dazu dienten, sich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen. Das Symbol – den großen geistig-ideologisch-ideellen Zusammenhang repräsentierend – verwendet dabei als Sujet zumeist ein besonderes, oftmals figurales Element, dessen Abstraktionsfähigkeit große, zuweilen universale Zusammenhänge erschließt. Symbole fanden daher zunächst auch vielfach ihre Ausdrucksform in Wappen, Fahnen und Bannern, wobei sie ursprünglich nur für ihren Träger galten und erst später auf das von ihm beherrschte Territorium übertragen werden sollten.
Die Tradition kann sich keines anderen Mittels bedienen, als dessen sich die Vernunft und Sprache selbst bedient: der Symbole! Muss der Gedanke ein Wort werden, wenn er fortgepflanzt werden will, so muss auch jede Einrichtung ein sichtbares Zeichen haben, wenn sie für andere und die Nachwelt sein soll. Autor: Johann Gottfried Herder (1744–1803)
Gerade in einer von den vielfältigsten, mitunter auch immer wieder gebrochenen Traditionen durchzogenen Geschichte, wie jener Österreichs, bietet sich die Bearbeitung der politischen Symbole, die sich als Widerspiegelung und oftmals auch als Begleiterscheinung der historischen Ereignisse präsentier(t)en, geradezu an. Gerade im Jahre 1804 galt es, der hierzulande neu geschaffenen Hoheitsgewalt – dem Kaisertum Österreich – durch Symbole und entsprechend bildhafte Zeichen verstärkt Ausdruck zu verleihen. Mit Hilfe einzelner – politischer – Symbole versuchte man, nicht zuletzt auch der Außenwelt zu verstehen zu geben, wie sich dieser „Staat“ selbst nach außen hin repräsentiert haben wollte. Der Zweite Koalitionskrieg gegen Napoleon (1799–1801) war vielleicht nicht unbedingt der Ursprung des österreichischen Kaisertums jedoch sicherlich ein wichtiger Katalysator hierfür. Mit der im Frieden von Lunéville vereinbarten Entschädigung der Reichsfürsten für die linksrheinischen, an Frankreich abgetretenen Gebiete, sollte eine der wohl schwierigsten und komplizierten Fragen zugleich aufgeworfen werden.
Diese unglückliche Situation sollte nicht nur das Gefüge des Heiligen Römischen Reiches bedrohen, sondern geradezu in einen gänzlich zerstörenden Eingriff münden.
Die Bestimmungen des unter französischer und russischer Vermittlung vom immerwährenden Reichstag zu Regensburg eingesetzten Reichsdeputationshauptschlusses bedingten die weitest gehende Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer sowie die Mediatisierung2 fast aller unmittelbaren Reichsstädte.3 Das Heilige Römische Reich wurde dadurch in seinen Grundfesten dermaßen erschüttert, dass das Ende dieses tausendjährigen Reiches unmittelbar bevorzustehen schien. Als schließlich am 18. Mai 1804 in Frankreich die neue Verfassung proklamiert wurde und sich Napoleon selbst zum erblichen „Kaiser der Franzosen“ ernannt hatte, geriet Franz II. an seinem Wiener Hof zunehmend unter Druck. Man sah zwar die Wiederherstellung einer Erbmonarchie in Frankreich nicht ungern, doch hätte man natürlich weitaus lieber eine Restauration der Bourbonenregentschaft begrüßt, als den ehemaligen korsischen Artilleriehauptmann Bonaparte auf dem französischen Thron. Vor allem die Zweifel und tatsächliche Furcht, vor Napoleons Streben nach der römischen Kaiserkrone waren nur allzu gegenwärtig und hingen wie ein Damoklesschwert bedrohlich über sämtlichen künftigen Entscheidungen des Wiener Hofes. Intensive Beratungen waren die Folge: Wie sollte man auf Napoleons Kaiserwahl angemessen reagieren? Galt es doch unter allen Umständen, die Erhaltung der Kaiserwürde für das Haus Habsburg – unabhängig von etwaigen Wahlvorgängen4 – sicher zu stellen.[5]
Die Lösung suchte und fand man schließlich in der Erhöhung der Stellung der eigenen habsburgischen Erbländer. Allen voran der Vizekanzler und dirigierende Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Johann Ludwig Graf von Cobenzl, beteiligte sich an den Vorbereitungen zur Schaffung dieses „neuen“ österreichischen Kaisertums in besonders ambitionierter Weise. Am 11. August 1804 verkündete Kaiser Franz II. schließlich mit allerhöchster Pragmatikalverordnung die Annahme des Titels und der Am 11. August 1804 verkündete Kaiser Franz II. schließlich mit allerhöchster Pragmatikalverordnung die Annahme des Titels und der Würde eines erblichen Kaisers von Österreich.6 Er verstieß damit nicht nur offensichtlich gegen die Reichverfassung, weil er folglich nunmehr zwei Kaisertitel führen sollte, was an sich schon unmöglich gewesen wäre, sondern vor allem weil er das Reichsfürstenkollegium praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt und auch keinerlei diesbezügliche Zustimmung des Reichstages vorab eingeholt hatte.[7]
Der Zusammenschluss des „neuen“, durchaus multiethischen Länderkomplexes sowie die diesem zugrundeliegende, legitimierende, österreichische „(Gesamt-)Staatsidee“ musste jedoch vorrangig zunächst eine entsprechende symbolische Ausgestaltung erhalten. Der Verweis auf den uralten Glanz des österreichischen Erzhauses, die Größe und hohe Bevölkerungszahl der nunmehr vom österreichischen Kaiser beherrschten Königreiche, Grafschaften und Fürstentümer wurde dabei besonders betont. Es galt ja in erster Linie, die Ranggleichheit der Casa de Austria mit dem zaristisch-russischen Hofe und nicht zuletzt dem Beherrscher Frankreichs durchzusetzen und entsprechend langfristig zu garantieren. Im Zentrum dieser österreichischen „Staatlichkeit“ – wenn man davon überhaupt sprechen darf[8] – stand Jahrhunderte lang bereits die Familie der Habsburger, jedoch konnte die eigenstaatliche Symbolik erst durch den tatsächlichen Niedergang des Heiligen Römischen Reiches erfolgen. Von Anfang stand jedoch fest, dass das österreichische Kaiserreich, dieser neu vereinigte österreichische Staatskörper, nicht primär durch das Volk, die Nation, sondern viel mehr weiterhin zentral durch die Person des Herrschers, des – nunmehr erblichen – Kaisers von Österreich, versinnbildlicht wurde.[9] Titel und Würde des erblichen Kaisers von Österreich[10] sollten fortan die unterschiedlichen Titel, die Franz II./I. als vielfachen Landesfürsten zukamen, überwölben.
Bei der Herstellung der gesamtstaatlichen Identität spielte gerade beim Militär die Übernahme des neuen politischen Zeichensystems von Anfang an allein schon deshalb eine so bedeutende Rolle, da die Armee zu den wohl wichtigsten Grundpfeilern dieser Monarchie zählen sollte. Gemeinsam mit dem Kaiser bildete sie das einzige übernationale Symbol, gewissermaßen als „Einheit über den Teilen des Staates stehend, ohne den Begriff Volk und Nation zu kennen“.[11] So existierte im Grunde genommen auch nie eine österreichische, sondern, solange die Habsburger die römische bzw. römisch/österreichische Kaiserwürde innehatten, immer nur eine kaiserliche Armee.
Symbole, die es Nationen ermöglichen sich voneinander zu unterscheiden, haben seit jeher einen starken Einfluss auf die Menschheit ausgeübt.[12]
Die Uniform als symbolisches Teilsystem#
Symbole dienen primär dazu, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu festigen und dieses sowohl nach innen als auch nach außen zum Ausdruck zu bringen. Kleidung als Ausdrucksträger politischer Gesinnung, dafür gab und gibt es im Verlauf der Geschichte wohl genügend Beispiele, so etwa die Jakobinermützen und Sansculotte der Französischen Revolution oder die Revolutionshüte aus dem Jahr 1848.[13]
Die Uniform selbst diente und dient nach wie vor als einer der wohl bedeutsamsten Träger von Botschaften, als visualisierte Form der nonverbalen Kommunikation, mit der Individualität, gleichzeitig jedoch auch die Einordnung in eine bestimmte Lebenswelt, die Bindung an eine Gruppe und deren Wertvorstellungen ausgedrückt wird. Kleidung war und ist somit stets Teil eines durchaus komplexen Zeichensystems, das in der Vergangenheit wie in der Gegenwart soziale, regionale und nationale Konnotationen mit sich trägt. Gerade das Gewand des Soldaten, die Uniform, als Symbol des Machtwillens eines Staates bzw. eines Herrschers war oftmals in Zeiten des politischen – und zumeist sozialen – Umbruchs hinlänglich Veränderungen unterworfen. Wenngleich auch der Anlass vielfach ein politischer war, so ist doch davon auszugehen, dass viele Inspirationen mitunter durchaus auch als rein modische Attitüden gelten dürfen.
So fanden sich gerade während der blutigen Kämpfe der Koalitionskriege immer wieder neue Merkmale/Attribute an den Uniformen der europäischen Armeen: Während die Soldaten Napoleons[14] zum Teil geradezu phantastisch aufgeputzt wurden – beispielsweise die Gardegrenadiere, folgte die kaiserliche Armee diesem Beispiel nicht oder nur in äußerst geringem Ausmaße – mit einer einzigen Ausnahme vielleicht: Die künstlerisch verschnürten Dolmane und Attilas der Husaren waren eine wahre Fundgrube für Zierart aller Art.
Die modischen Impulse, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts von der Französischen Revolution hochgeschwemmt wurden, sollten allerdings schließlich auch das Erscheinungsbild der österreichischen Soldaten nachhaltig verändern. So verschwanden nunmehr letztendlich auch die von den barocken Lockentürmen übrig gebliebenen Zöpfe mit ihren schwarzen Maschen. Allein das Aussehen der österreichischen Uniform blieb weiterhin streng reglementiert.[15] Die kaiserliche Armee ließ „die unaufdringliche Eleganz ihrer Bekleidung weiterhin auf geschmackvolle Farbkombinationen unter eher sparsamer Verwendung von Verzierungen beruhen“. Für die Soldaten bei der Parade, vor allem jedoch für die Offiziere galt es, entsprechend perfekt gekleidet zu sein, gleichzeitig musste die Uniform natürlich aber auch seine vernünftige Zweckentsprechung besitzen.
Ein großes Handicap war natürlich das ständige Bestreben der Hofkanzleien, die Auslagen für das Heer möglichst einzuschränken. Dies verhinderte naturgemäß entsprechend notwendige Innovationen. Eingaben von Reformvorschlägen, die nicht direkt bzw. mit Unterstützung von hoch- und höchstgestellten Persönlichkeiten erfolgten, wurden im Grunde sofort ad acta gelegt. Die meisten anderen wurden solange „bearbeitet“, bis man eine angemessene Anzahl von entsprechenden Abweisungsgründen zusammengestellt hatte. Trotzdem war es bereits 1798 zu grundlegenden Veränderungen in der Adjustierung der kaiserlichen Truppen gekommen: Mit der Einführung des Stehkragens und der steifen schwarzen Halsbinde fielen die vorderen Rockschöße weg, wodurch der neue Uniformfrack entstand, der alsbald auch in die bürgerliche Kleidung Eingang finden sollte.[16] Nicht zuletzt war es jedoch vor allem die Rückbesinnung auf die Stile vergangener historischer Epochen, die damals u. a. für die eher kostspielige Einführung des neuen „Rumfordhelmes“[17] – eines Lederhelmes mit schwarz-gelber Woll- bzw. Seidenraupe und reichen Messingbeschlägen – bei der Infanterie, den Kürassieren und Dragonern verantwortlich zeichnete.[18] Oberhalb des geraden und etwas zugespitzten Sonnenschirmes zeigte dieser „Römerhelm“ einen aus Messing gefertigten, bei Stabs- und Oberoffizieren vergoldeten Schild mit dem allerhöchsten Namenszug des Kaisers Franz II. („F II“).[19]
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich das „Kleid des Soldaten“ letztendlich zur militärischen Uniform entwickelt und war mehr und mehr zu des „Kaisers Rock“ mutiert.[20] Sie wurde zur Berufskleidung des wohl wichtigsten Berufsstandes des Reiches. Der einzelne Soldat dokumentierte durch das Tragen der Uniform, dass er dem Ganzen angehörte, vor allem jedoch sich dessen vorgegebenen Regeln und Zwängen auch entsprechend unterzuordnen wusste. Die Uniform gewährleistete durch ihre Einheitlichkeit die Gruppenkonformität und verlieh dem Uniformierten gleichzeitig auch entsprechendes Prestige in seiner Umgebung.[21]
Adjustierungsänderungen in der österreichischen Armee waren im Verlauf der Geschichte häufig durch kriegsbedingte Krisensituationen bzw. durch politische Umgestaltungen bedingt. Sie zielten jedoch stets darauf ab, sich von der Umgebung entsprechend abzuheben. Gerade in Folge der politischen Entwicklung – bedingt durch die Herrschaftsgelüste Napoleons – sollte die Uniform als nationales Identitätssymbol ungeheuren Auftrieb erhalten.[22] Über Schnitt, Material, Farbe und Schmuck der Uniform entschied jedoch niemals der Träger selbst, sondern eigentlich immer nur der Herrscher. Somit sollte sich gerade in der Uniform stets der Wille des Souveräns in besonderer Weise widerspiegeln.
„Die Montierung sowie die Uniform ist ein Kleid, welches einen besonderen Stand bezeichnet und durch eine eigene Norm jeder Truppengattung mit bestimmten Unterscheidungszeichen vorgeschrieben ist“, definierte Erzherzog Karl.[23] Hatte man 1804/05 noch damit zu kämpfen, die Adjustierungsvorschriften von 1798 bis ins letzte Detail bei der Armee umzusetzen, so stand die verantwortliche Monturszentralinspektion in Wien[24] damals vor dem letztendlich fast unmöglich erscheinenden Problem, sämtliche Embleme auf die nunmehr neuen kaiserlichen und kaiserlich-königlichen („k. u. k. k.“) Wappen umzurüsten.
Hervorgehoben sei an dieser Stelle insbesondere die Situation bei den Grenadieren, die – im Gegensatz zu den Füsilieren – die Elite der damaligen österreichischen Linieninfanterie bildeten. Das auffälligste Zeichen dieser kampferprobten Soldaten waren ihre ansehnlichen schwarzen Fellmützen, die neben den allerhöchsten Namenszug das Wappen des Reiches auf ihren Schildern führen durften. So zeigt uns die Grenadiermütze (M1805) auf dem Vorderteil sehr deutlich das neue Mützenschild aus Messing mit seiner durchaus reichen Treibarbeit. Als Vorbild für das Emblem diente damals das kleine Wappen des Römischen Kaisertums und des Kaisertums Österreich, das als Folge des Patents „betreffend die Beilegung des Kaisertitels für das Haus Österreich“ die neue staatsrechtliche Position nunmehr auch auf den Kopfbedeckungen der österreichischen Soldaten deutlich sichtbar zum Ausdruck bringen sollte. Interessant scheint meines Erachtens auch die Tatsache, dass sich auch kleinere Änderungen am Tuchsack ergaben. Hier sollte ab 1804/05 fortan nur noch die „kaisergelbe“ Farbe Verwendung finden.
Symbolwert, Ausdruckskraft und subjektive Empfindung#
Das junge Kaisertum Österreich versuchte, von Beginn an die alten Traditionen des Reiches zu hüten. Das Reich selbst konnte – wie jede Seinsgestalt – allerdings im Grunde genommen kaum begriffen, sondern eigentlich nur erschaut werden. Dies spiegelte sich in sehr anschaulicher Weise in den Fahnen und Standarten der kaiserlichen Armee wider. Obwohl Fahnen und Wappen in unserem heutigen Leben eine eher untergeordnete Rolle spielen, so sind sie dennoch gerade beim Militär bis heute nicht wegzudenken. Dies nicht – wie man fälschlicherweise annehmen könnte –, weil sie das primäre Führungsmittel auf dem Gefechtsfeld bilde(te)n, sondern vielmehr in ihrer ureigensten Bedeutung als Insignium der Macht, als weithin erkennbares Zeichen der Herrschaft.
Fahnen und Standarten bilden seit alters her den sichtbaren Ausdruck für die Verfügungsgewalt desjenigen, der dieses „Symbol“ dem jeweiligen Truppenkörper verlieh, und versinnbildlichen sowohl die entsprechende Legimitation durch als auch die Verpflichtung gegenüber dem jeweils Verleihenden.[25] Gleichzeitig fungierten die Fahnen jedoch auch als „Botschafter“, als Erkennungsmerkmal für die jeweilige Gesinnung und die wahrgenommenen Interessen eines Staates bzw. des Herrschenden selbst.
So dienten auch 1804/05 die Fahnen dem österreichischen Kaiser primär dazu, nunmehr seine Territorien in einem Staat ideologisch zu vereinigen und somit „sinnbildlich“ die staatliche Einheit zu verkörpern.
Das Ansehen und die politische Glaubwürdigkeit eines Staates wird zu einem großem Teil durch seine politische Symbolik von der Masse wahrgenommen; ähnlich wie der Verkaufserfolg eines Produktes im Handel wesentlich von seinem Markenzeichen abhängt.[26]
In der Symbolik des Fahnenmusters M1804/180527 überlieferte man einerseits die traditionellen Werte und verband dabei gleichzeitig die Vergangenheit mit der zukünftigen politischen Entwicklung. Kaiser Franz II./I. übernahm damals nicht nur das „Kaisergelb“ sondern es sollte auch künftig der „kaiserliche“28 Doppeladler als Staatssymbol29 des neu geschaffenen österreichischen Kaiserstaates – unter der übergeordneten Reichssymbolik – „in Dienst“ bleiben. Es fand sich die damals durchaus groteske Situation, dass für die Dauer von zwei Jahren zwei Kaiserreiche mit demselben Oberhaupt – Franz II./I. – nicht nur nebeneinander, sondern geradezu ineinander bestehen sollten und der kaiserliche Doppeladler als sichtbarer Ausdruck dieser eher unglücklichen Konstellation fortan auch entsprechend doppelt repräsentiert blieb.
Das hier dargestellte Fahnenmuster M1804/1805 zeigt neben dem nimbierten, von der ottonischen Reichskrone überhöhten (Reichs-)Doppeladler, im Brustschild, einen zweiten, kleineren, aufgelegten Doppeladler mit Schwert und Reichsapfel in den Fängen – gewissermaßen als Sinnbild des „auf den ganzen Komplex der Erbkönigreiche und Länder radizierten österreichischen Kaisertums“.[30] In der Mitte des von der rudolphinischen Hauskrone der Habsburger gekrönten, jedoch nicht nimbierten Doppeladlers ruht der Bindenschild der Babenberger als heraldisches Symbol für den österreichischen „Gesamtstaat“. An den Seiten finden sich die Wappen sämtlicher Territorien, Königreiche, Herzogs- und Fürstentümer, die fortan durch die Person des Kaisers nunmehr in Personalunion vereint und repräsentiert sein sollten.[31] Die Fahne M1804/1805 vereint auf einzigartige Weise die Embleme des Heiligen Römischen Reiches und des Kaisertums Österreich und zählt zu den wohl bemerkenswertesten und vor allem augenscheinlichsten Symbolen des Übergangs von der römisch-kaiserlichen Kaiserwürde zur der rein österreichischen.
Das Fahnentuch selbst wurde mit 120 vergoldeten Nägeln, zu vier Reihen, an der Fahnenstange befestigt, die zusätzlich mit dem so genannten Krönlein – in der Form eines Lindenblattes – ausgeschmückt wurde. Letzteres sollte bis zum Jahre 1806 weiterhin die allerhöchsten Initialen des Herrschers „F II“ führen.
Auffallend und gleichzeitig interessant erscheint an dieser Stelle, dass offensichtlich aus Kostengründen vorerst nur ordinäre Fahnen des neuen Typs eingeführt werden sollten.[32]
Dieses überaus interessante Fahnenmuster M1804/1805 sollte allerdings nachweislich keinen langen Bestand haben und wurde wohl auch nur in den wenigsten Fällen tatsächlich ausgeführt. Nicht zuletzt deswegen, weil bereits 1806 eine neue und zwar wohl die wichtigste und bedeutungsschwerste politische Änderung eintreten sollte. Hinzu kam, dass die Anschaffung der Insignien – damals wie heute – nur entsprechend langsam vor sich ging, da primär die Anordnung galt, die alten Fahnen ähnlich den Uniformen stets weiterzuführen, solange sie „brauchbar“ waren.
Nationalsymbolik in Form des „Gott erhalte …“#
Die symbolischen Auswirkungen der neuen politischen Situation zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschränkten sich jedoch sicherlich nicht allein auf Fahnen und Embleme. Obwohl die Fahne sicherlich das sichtbares Symbol der Einheit eines Staates werden sollte, symbolisierten dies die mit Ablauf des 18. Jahrhunderts „in Mode“ kommenden „(National-) Hymnen“ durch ihren musikalischen Ausdruck in ähnlicher Weise.
War man in Frankreich bereits bei Ausbruch der Revolution 1789 bestrebt gewesen, mit Hilfe der revolutionären Marseillaise, auch bei der Bevölkerung ein entsprechendes Nationalbewusstsein zu schaffen33, so reagierte man hierzulande eigentlich recht spät: Die österreichische Antwort auf die mitreißende Nationalhymne der Franzosen wurde die traditionelle Kaiserhymne Haydns „Gott erhalte…“, wobei im Unterschied zu Frankreich dieses Musikstück nicht primär mit der Nation, sondern ausschließlich mit der Person des regierenden Monarchen identifiziert werden sollte. Bereits im Ersten Koalitionskrieg war es zur Schaffung der späteren „österreichischen“ Kaiserhymne gekommen, obwohl dies – wenn man den Protagonisten Glauben schenken darf – gar nicht die ursprüngliche Intention gewesen war. Der Regierungspräsident im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Franz Joseph Graf Saurau, vormals Stadthauptmann von Wien, hatte nicht zuletzt im Lichte der Bedrohung durch Frankreich zur Kreation eines Nationalliedes angeregt, um ähnlich wie in Frankreich den Patriotismus innerhalb der Bevölkerung anzuregen.[34]
Am 12. Februar 1797 erklang zum Geburtstag Kaiser Franz’ II. erstmals das lang tradierte „Gott erhalte Franz den Kaiser, unseren guten Kaiser Franz“ im Alten Burgtheater am Michaeler Platz in Wien. Der Erfolg der Hymne, deren Text[35] aus der Feder des Professors am Wiener Theresianum Laurenz Leopold Haschka (1749–1827) stammte und dessen melodische Umrahmung von keinem geringeren als Joseph Haydn (1732–1809) selbst kam, war dabei außerordentlich groß.[36]
Es erscheint daher auch nicht weiter verwunderlich, dass sich der Wiener Hof diesem überaus wichtigen Symbols gerade im Schicksalsjahr 1804 – und in weiterer Folge 1806 – bedienen sollte, um mit Hilfe der der Hymne zugrunde liegenden patriotischen Gesinnung – mehr oder minder bewusst – die Person des Kaisers sowie den absolutistischen Staat aufrechtzuerhalten und entsprechend zu unterstützen.
Ende und Anfang des „Kaisertums“#
Was bei den Vorbereitungen zu diesem Exkurs über die Symbolik des Kaisertums möglicherweise zuerst eine reine Vermutung gewesen war, bestätigte sich bei näherer Beschäftigung, insbesondere in Folge der Untersuchung hinsichtlich der symbolischen Veränderungen auf den militärischen Fahnen und Uniformen der kaiserlichen Armee. Der Einsatz und die Verwendung politischer Symbole spielten nachweisbar eine gewichtige Rolle. Die 1804/1806 bewusst gewählte Mitteilungsform durch die Schaffung neuer Fahnenmuster sowie die Anbringung neuer Wappen/Embleme auf den Patrontaschen, Grenadiermützen, Helmen etc. geben beredtes Beispiel von dem Wunsch des damals jungen Kaisertums Österreichs, seine vergangene und zukünftige Rolle in Europa Freund und Feind gleichermaßen nach innen und außen zu verdeutlichen.
Die vielleicht noch 1804 herrschende Hoffnung, das Ende des Heiligen Römischen Reiches aufzuhalten, konnte sich jedoch zwangsläufig nicht erfüllen. Durch die auf Initiative Napoleons erfolgte Gründung des Rheinbundes stand bereits zwei Jahre später – 1806 – die Gefahr der totalen Hegemonie Frankreichs unmittelbar im Raum.[37] Dem aus dem südwestdeutschen Raum stammenden neu ernannten Vizekanzler Johann Philipp Graf von Stadion oblag es, Österreich durch diese wohl schwierigste Krise des jungen Kaiserreiches zu führen.
Im Verlauf der politischen Entwicklung musste Kaiser Franz II./I. schließlich endgültig der Reichskrone entsagen, bis zuletzt – jedoch vergebens – darauf hoffend, hierfür entsprechende Kompensationen zu erhalten. Am 6. August 1806 gebrauchte Franz II. ein letztes Mal seinen Titel und das Siegel des Römischen Kaisers. Dem zunehmenden Druck Napoleons weichend, erfolgten die Niederlegung der römischen Kaiserwürde und das Ende einer nunmehr fast tausendjährigen Tradition. Fortan sollte Franz I. allein den erblichen österreichischen Kaisertitel führen. Aus dem allerhöchsten Patent vom 6. August 1806, mit welchem Kaiser Franz II. die römisch-deutsche Kaiserwürde niederlegte, und den darauf Bezug nehmenden Schreiben des dirigierenden Ministers der auswärtigen Geschäfte an die Chefs der obersten Hofstellen vom 7. August 1806 ergaben sich naturgemäß auch entsprechende Änderungen in der Titulatur und dem Wappen des Kaisers. Statt der bis dahin üblichen Präposition kaiserlich und kaiserlich-königlich (k. u. k. k.) wurde die vor dem Jahre 1804 bestandene alte Titulatur kaiserlich-königlich (k. k.) wiedereingeführt. Allein der Doppeladler sollte von der neuerlichen Wappenänderung kaum berührt werden, da er vielmehr vom Kaiser von Österreich übernommen und weitergeführt wurde. Deutlich zu erkennen war jedoch die Änderung im allerhöchsten Namenszug, wo nunmehr nur noch die Initialen „F I“ – für Franz I. von Österreich – geführt werden sollten.
Im weiteren Verlauf des Jahres 1806 ließ sich der Hofkriegsrat von der Monturs-Hauptkommission in Stockerau noch entsprechende Zeichnungen von neu projektierten Fahnen- und Standartenmodellen vorlegen. Diese Entwürfe, welche für die Fahnen das mittlere und für die Standarten das kleinere Wappen vorsahen, wurden schließlich beim Vortrag am 28. November 1806 durch Erzherzog Karl bestätigt[38] und auf dessen Anordnung mit dem Anfangsbuchstaben der Truppengattungsnamen sowie der Nummer des Regiments ausgeführt.[39]
In den neuen Fahnenmustern M1806, welche neben den ordinären wiederum auch bei den Leibstandarten und -fahnen ihre Anwendung finden sollten, wurde der bisherige Brustschild des Wappens von 1804 zum nunmehrigen Hauptschild. Ihm wurde in zentraler Lage das genealogische Wappen des Herrscherhauses aufgelegt – in Gold den roten habsburgischen Löwen, den rot-weiß-roten Bindenschild40 und drei „gestümmelte“ (d. h. ohne Fänge dargestellte) silberne Adler auf schrägrechtem rotem Balken als lothringisches Stammwappen. Der mit den beiden nun nicht mehr nimbierten, rotbezungten41 Adlerköpfen ausgeführte Doppeladler führte wieder Schwert, Zepter und Reichsapfel. Darüber schwebt deutlich sichtbar die österreichische Kaiserkrone. Unter dem von der Collane des goldenen Vlieses umgebenen Mittelschilds kann man die Insignien des Militär-Maria-Theresien-Ordens sowie jene des königlich-ungarischen Stephans-Orden erkennen. Dieses Fahnenmuster sollte nunmehr bis zum Ende der Monarchie 1918 in den wesentlichen Teilen gleich blieben. Lediglich Gebietsveränderungen der Monarchie sollten entsprechende Änderungen bei der Darstellung der einzelnen Länderwappen bzw. der Namenschiffren notwendig machen.
Aufgrund einer kaiserlichen Verordnung wurden die Regimenter der kaiserlichen Armee mit 22. März 1806 auf den Friedensstand gebracht. Hatte man schon ein Jahr zuvor verfügt, dass die Zahl der Fahnen in jedem Regiment auf eine für jedes Bataillons herabzusetzen sei, so führte dies nunmehr zu einem regelrechten „Überschuss“ an Fahnen und Standarten.42 Waren die nicht mehr in Gebrauch stehenden Fahnen ursprünglich in den Kirchen oder Kapellen am Sitz des Regimentsinhabers aufbewahrt worden, so fanden viele schließlich ihren Platz in den Zeughäusern der Armee. Erst durch die Schaffung des Heeresmuseums sollte es gelingen, jene Stätte zu errichten, die eine würdige und nicht zuletzt auch sachgemäße Aufbewahrung der Insignien langfristig garantieren sollte. Heute zählen die sich hier befindlichen Fahnen und Standarten, welche teils in den Kämpfen Österreichs den Feinden abgenommen, teils vom österreichischen Heer selbst getragen und nach ihrer Abgabe dem Museum zur dauernden Aufbewahrung überlassen wurden, zu den wertvollsten und größten Beständen des Museums.
Wir alle kennen die pathetischen Bilder von Revolutionen oder Kriegen, auf denen mutige Träger die Fahne ihres Landes hochhalten oder stolz den Sieg ihrer Partei verkünden. Ihr hoher geschichtlicher Wert sowie das berechtigte Interesse an ihrer symbolischen Bedeutung haben mich zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Kaisertum Österreich 1804 und seiner Symbolik angeregt, da sich in kaum einem anderen Stück bunten Textils die wahre Identität dieses Staates in so ausdruckstarken Bildern verdeutlichen lässt und dieses bis heute Zeugnis vom staatlichen Selbstverständnis Österreich ablegt.
Fußnoten#
[1] Die Vergewisserung einer gemeinsamen Geschichte ist eines der gewichtigen Elemente für das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl und somit für die kollektive Identität. Unter einer Nation verstand man im 19. Jahrhundert primär die geographische oder soziale Herkunft und den Geburtsort. Dieser Anspruch erweiterte sich durch die Ideen der Aufklärung und der französischen Revolution schließlich auf alle „Staatsbürger“.
[2] D. h. die Auflösung der herrschaftlichen Unabhängigkeit der kleinen, mitunter geradezu winzigen Territorien der Reichsritter.
[3] Mit Ausnahme von Bremen, Lübeck, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg und Augsburg. Insgesamt wurden 112 Reichsstände aufgehoben, und ca. drei Millionen Menschen änderten ihre Staatszugehörigkeit.
[4] Das Kurfürstenkollegium war durch die Beschlüsse des Reichsdeputationshauptschlusses entscheidend umgestaltet worden. Dadurch ergab sich im Reich die besondere Konstellation, die für eine künftige Kaiserwahl nunmehr eine protestantische Mehrheit ausschlaggebend geworden wäre. Dadurch erschien die neuerliche Wahl eines Angehörigen des Hauses Habsburg-Lothringen aber nicht nur nicht wirklich ausreichend gesichert, sondern sogar ziemlich unwahrscheinlich.
[5] An eine etwaige Vererbung des römischen Kaisertitels war zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht mehr zu denken.
[6] Die feierliche Verkündigung erfolgte jedoch erst am 7. Dezember 1804 vom Balkon der Kirche Am Hof. Am Tag darauf fand im Stephansdom ein Dankgottesdienst statt, den der Wiener Erzbischof zelebrierte. Interessanterweise war es Napoleon selbst, der als erster Vertreter der europäischen Großmächte darauf reagierte und am 23. September 1804 von Mainz aus seinem „frere“ seine „felicitations sur l’erection de sa maison en maison imperiale héréditaire d’Autriche » ausdrücken sollte. Siehe Artur v. Khuepach, Geschichte der k.k. Kriegsmarine während der Jahre 1802 bis 1814 in zwei Bänden, II. Band, Wien 1942, 9; Kaisertum Österreich. 1804–1848, Ausstellungskatalog des niederösterreichischen Landesmuseums, Bad Vöslau 1996, 289f.
[7] Obwohl ein großer Teil der betroffenen Erbländer, die das neue Kaiserreich bilden sollten, noch dem Reichsgebiet angehörten, zählten diese reichsrechtlichen Bedenken offenbar nicht. Im Reich herrschte allerdings zu diesem Zeitpunkt, aufgrund seiner Zersplitterung in weitgehend souveräne Fürstentümer, im Gegensatz zu dem von Napoleon entsprechend zentralistisch organisierten Frankreich, bereits ein entsprechendes Machtvakuum. Der römisch-deutsche Kaisertitel war de facto kaum mehr noch als ein reiner Ehrentitel ohne jegliche Machtgrundlage. Siehe hierzu: Gottfried Mraz, Österreich und das Reich. Ende und Vollendung, Wien 1993.
[8] Das Kaisertum Österreich von 1804 war kein Einheitsstaat, dafür fehlte jegliche rechtliche Grundlage. Staatsrechtlich sollte es erst 1848 zur Schaffung eines einheitlichen Kaisertums Österreich kommen. Siehe hierzu die Ausführungen von Peter Diem, Die Symbole Österreichs. Zeit und Geschichte in Zeichen. Wien 1995, 183.
[9]Als offizielle Insignien des neuen österreichischen Kaiserreiches, das die gesamten Erblande und Königreiche der Habsburger umfasste, wurden die als „Hauskrone“ geschaffene Krone Kaiser Rudolfs II. (1552–1612) sowie der Reichsapfel und das Zepter seines Bruders und Nachfolgers Matthias (1557–1619) gewählt. Durch ihr Alter und ihre Symbolik sollten diese Insignien Elemente aus der alten Tradition des Heiligen Römischen Reiches auf das neue österreichische Kaisertum übertragen. Eine formelle Krönung Franz II. (I.) mit den neuen/alten Insignien war zwar durchaus vorgesehen, sollte jedoch nie vollzogen werden. Siehe hierzu Diem, Die Symbole Österreichs, 183.
[10] Der Titel war im Grunde genommen primär dynastisch und keineswegs territorial definiert.
[11] Herinrich von Srbik, Erzherzog Albrecht, Benedek und der altösterreichische Soldatengeist, In: Aus Österreichs Vergangenheit, Salzburg 1949, 107ff., zitiert bei: Michael Bertrand Buchmann, Österreich und Europa von 1815 bis 1830 gesehen aus dem Blickwinkel der k. k. Armee, Habil., Wien 1986, 27.
[12] George Preble, Symbols, Flags and Banners, Winchester, o. J.
[13] Nicola Lepp, Abschnitte einer Kleidergeschichte des Protests, In: Kleider und Leute, Katalog zur Vorarlberger Landesausstellung 1991, 256–282.
[14] Als „Kaiser der Franzosen“ sollte Napoleon die alten tradierten Traditionen der Revolution übernehmen, sie jedoch gleichzeitig mit den neuen Herrschaftssymbolen seiner Regentschaft verbinden. So blieb beispielsweise auch weiterhin die Trikolore der Republik bestehen, Napoleon ließ sie jedoch mit dem kaiserlichen Adler verzieren.
[15] Noch in der Adjustierungsvorschrift für das Offizierskorps von 1811 wurde im letzten Absatz entsprechend zum Ausdruck gebracht, dass es streng verboten sei, vorschriftswidrige Adjustierungsstücke zu tragen. Aber weder Kaiser Franz I. noch die jeweiligen Brigade- und Regimentskommandanten dürften in ihren diesbezüglichen Bemühungen von Erfolg beschienen gewesen sein.
[16] Siehe dazu auch die Wirkung der verschiedenen modischen Einflüsse bei Annemarie Bönsch, Formengeschichte europäischer Kleidung, Wien 2001, 195.
[17] Nach seinem Initiator dem kurfürstlich-bayrischen Feldmarschall-Leutnant Ritter von Thompson (später Reichsgraf von Rumford) (1753–1814) benannt.
[18] Der mit der Adjustierungsvorschrift von 1798 eingeführte Helm wurde – da er sich als äußert unpraktisch und schließlich auch zu kostspielig erwies – 1808 wiederum von der Infanterie abgelegt und verblieb nur noch bei den Einheiten der Deutschen Kavallerie.
[19] Da Franz II./I. 1804 nach wie vor in Personalunion beiden Reichen vorstand und die Würde des römischen „Imperators“ die des österreichischen Kaisers weiterhin überhöhte, sollte sich hier vorderhand nichts ändern. Siehe dazu Oscar Teuber – Rudolph von Ottenfeld, Die österreichische Armee von 1700 bis 1867, Wien 1895, 258.
[20] Siehe dazu die Ausführungen bei Georg J. Kugler – Monica Kurzel-Runtscheiner, Des Kaisers teure Kleider. Festroben und Ornate, Hofuniformen und Livreen vom frühen 18. Jahrhundert bis 1918 (hg. v. Wilfried Seipel), Wien/Mailand 2000.
[21] Auch heute noch spiegelt sich bei vielen Firmen das soziale Gefüge in der getragenen Kleidung wieder. Es werden damit und vor allem dadurch Hierarchien, Positionen und letztendlich die Zugehörigkeit des Einzelnen zu einem größeren Gefüge dokumentiert.
[22] Gerade in der Zeit der Franzosenkriege versuchten die Magyaren, entsprechend „sichtbare“ Zeichen ihres Nationalbewusstseins in ihrer Uniformierung zu setzen.
[23] Zitiert bei Teuber – Ottenfeld, Die österreichische Armee, 354
[24] Ihr waren die Montursökonomiehauptkommission in Stockerau sowie die Montursökonomiekommissionen in Prag, Brünn, Ofen, Jaroslau, Karlsburg, Graz und Verona unterstellt. Die Aufgabe der Kommissionen bestand darin, die Armee sowohl im Krieg als auch im Frieden mit den erforderlichen Uniform- und Ausrüstungsgegenständen zu versorgen. Dazu gehörten auch Feldrequisiten aller Art, wie Schanzzeug und dergleichen. Unter der Verwaltung der Kommissionen stand auch das für den Kriegsfall notwendige Material zur Einrichtung von Feldspitälern. Hauptaufgabe der Monturszentralinspektion war es, die Lieferungsverträge der einzelnen Montursökonomiekommissionen mit privaten Unternehmern zu prüfen, um einen effektiven Einsatz der Geldmittel zu erzielen. Günter Dirrheimer, Die k. k. Armee im Biedermeier, Wien 1975, 128.
[25] Dieser „Verleihende“ war damals natürlich nicht der Staat im modernen Sinn, sondern aufgrund der dynastischen Reichsidee, der Kaiser. Siehe Johann Christoph Allmayer-Beck, Militärische Symbolik des alten Österreich. In: Norbert Leser – Manfred Wagner (Hg.), Österreichs politische Symbole. Historisch, ästhetisch und ideologiekritisch beleuchtet, Wien–Köln–Weimar 1994, 88f.
[26] Clemens Wallner, Wappen und Flaggen als politische Symbole, Wien 1996, 17.
[27] Das neue Fahnenmuster wurde mit allerhöchster Entschließung vom 7. Juni 1805 (HKR, E. Nr. 1282 ex 1805) offiziell genehmigt. Emil Woinovich v. Belobreska, Die Fahnen und Standarten des k. und k. Heeres, unveröffentlichtes Manuskript des k. u. k. Kriegsarchivs, Nr. 844 [MS Allg. 113], Wien im September 1907, 17.
[28] Der Adler hatte schon seit frühester Zeit symbolische Bedeutung von Macht erlangt. Bereits im antiken Rom bildete der Adler – das heilige Tier des römischen Stadtpatrons – das Zeichen der römischen Kaiserapotheose. Im Heiligen Römischen Reich, welches sich in der Nachfolge des Römischen Imperiums sah, war es also nur zu verständlich, sich eben dieser alten Herrschaftssymbole zu bedienen. Seit Kaiser Sigismund wurde der Adler zum Herrschaftszeichen des vom Papst gekrönten deutschen Kaisers und in diesem Zusammenhang auch zum Zeichen des gesamten Reiches. Der Doppeladler wurde zu seinem Symbol, als Zeichen dass der Kaiser der Inhaber der obersten irdischen Macht auf Erden war. Siehe hierzu: Hesmer, Flaggen und Wappen, 44f.; Michael Göbl, Staatssymbole des Habsburger-Reiches. In: Leser – Wagner (Hg.) Österreichs politische Symbole, 12; Clemens Leo Wallner, Wappen und Flaggen als politische Symbole, Dipl. Arb., Wien 1996, 113.
[29] Aufgrund seines häufigen Vorkommens in der Architektur und bildenden Kunst ist das Symbol des „römischen“ – seit 1804 nunmehr auch „österreichischen“ – Kaisertums, der zuletzt nur noch als rein „habsburgisch“ empfundene Doppeladler, im kollektiven Unterbewusstsein vieler Österreicher auch heute noch vielfach präsent. Diem, Die Symbole Österreichs, 109.
[30] Siehe Göbl, Staatssymbole des Habsburger-Reiches. 13.
[31] Woinovich v. Belobreska, Die Fahnen und Standarten, 17.
[32] Hinweise auf Änderungen bzw. die Anschaffung neuer Muster 1805 für die Leibfahnen und -standarten konnten nicht gefunden werden. Siehe Franz Kaindl, Von den gemalten zu den gewebten Feldzeichen. Ein Beitrag zur österreichischen Fahnengeschichte des 19. Jahrhunderts. In: Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums, Bd. 4, Wien 1969, 42ff.
[33] Eine sehr originelle und weltweit sicherlich einmalige Eigenart der französischen Verfassung ist sicherlich das Erwähnen der Nationalhymne als politisches Symbol, als eine Art Hoheitszeichen. Dafür verfügt Frankreich über kein eigenes Staatswappen. Siehe Wallner, Wappen und Flaggen, 18.
[34] Siehe Manfred Wagner, Die österreichischen Hymnen. In: Leser – Wagner (Hg.), Österreichs politische Symbole, 232f.
[35] Datiert mit dem 11. Oktober 1796.
[36] Trotz entsprechender Änderungen im Textbereich in späterer Zeit sollte das Kaiserlied die Hymne Österreichs bis 1918 – und von 1930 bis 1938 – bleiben. Im Jahre 1841 verfasste Heinrich Hoffmann von Fallersleben das so genannte Deutschlandlied, das auch in der Zeit der NS-Herrschaft als Hymne mit der Haydnmelodie „missbraucht“ wurde. Die Bundesrepublik Deutschland bedient sich bis zum heutigen Tag der Kaiserhymne mit der dritten Strophe des Textes von Fallersleben. Siehe dazu auch die Ausführungen bei Wagner, Hymnen, 231–247.
[37] Napoleon verpflichtete sich zunächst die 16 süddeutsche und mitteldeutsche Fürsten (12. Juli 1806), die mit 1. August 1806 aus dem alten Reichsverband ausscheiden sollten.
[38] Woinovich v. Belobreska, Die Fahnen und Standarten, 20.
[39] Dies jeweils in den beiden oberen Winkeln des Fahnenblattes. Siehe Kaindl, Feldzeichen, 47.
[40] Nachdem der Bindenschild zwischen 1795 und 1804 noch als Symbol für das Herzogtum unter der Enns gedient hatte, wurde er von Franz II. (I.) endgültig zum „nunmehrigen Wappen des Allerdurchlauchtigsten Hauses Österreich“ erkoren. Siehe dazu die Ausführungen bei Diem, Die Symbole Österreichs, 88.
[41] Die Farbe „rot“ galt schon zur Zeit des antiken Ägyptens als die unantastbare Farbe des Kaisers und dessen Amts. Siehe Wallner, Wappen und Flaggen, 37.
[42] Siehe Kaindl, Feldzeichen, 48.
Literatur #
- Johann Christoph ALLMAYER-BECK, Militärische Symbolik des alten Österreich. In: LESER, Norbert – WAGNER, Manfred (Hrsg.), Österreichs politische Symbole. Historisch, ästhetisch und ideologiekritisch beleuchtet. Wien–Köln–Weimar 1994, 81–97.
- Egbert APFELKNAB, Waffenrock und Schnürschuh. Die Montursbeschaffung der österreichischen Armee im 18. und 19. Jahrhundert, (= Militärgeschichtliche Dissertationen österreichischer Universitäten, Bd. 4, Wien 1984).
- Hanna BIRNBACHER, Erzherzog Anton Viktor. Hochmeister des Deutschen Ordens, phil. Diss., Wien 1974.
- Franz Joseph BODMANN, Der zweyköpfige Adler als ein Zeichen des teutschen Reichs aus neu endteckten Siegeln K. Ludwigen IV von Bayern unwidersprechlich beigelegt, Nürnberg 1802.
- Annemarie BÖNSCH, Formengeschichte europäischer Kleidung, Wien 2001.
- Wilhelm BRAUNEDER (Hrsg.), Heiliges Römisches Reich und moderne Staatlichkeit, Frankfurt am Main 1993.
- Michael Bertrand BUCHMANN, Österreich und Europa von 1815 bis 1830 gesehen aus dem Blickwinkel der k. k. Armee, Wien 1986.
- Peter DIEM, Die Symbole Österreichs. Zeit und Geschichte in Zeichen, Wien 1995.
- Günter DIRRHEIMER, Die k. k. Armee im Biedermeier, Wien 1975.
- 300 Jahre Regiment Hoch- und Deutschmeister. 1696–1996, 2. Aufl., Wien 1996.
- Hermann FILLITZ, Die österreichische Kaiserkrone, Wien 1959.
- David FONTANA, Die verborgene Sprache der Symbole. Ein illustrierter Führer durch die Welt der Symbole, München 1994.
- Franz GALL, Österreichische Wappenkunde, Wien–Köln 1992.
- Brigitte HAMANN (Hg.), Die Habsburger. Ein bibliographisches Lexikon, Wien 1988.
- Karl-Heinz HESMER, Flaggen und Wappen, Gütersloh 1992.
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- Harold HUBER, Wappen. Ein Spiegel von Geschichte und Politik, Karlsruhe 1990.
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- KAISERTUM ÖSTERREICH. 1804–1848, Ausstellungskatalog des niederösterreichischen Landesmuseums, Bad Vöslau 1996
- Artur v. KHUEPACH, Geschichte der k. k. Kriegsmarine während der Jahre 1802 bis 1814 in zwei Bänden, II. Band, Wien 1942.
- KLEIDER UND LEUTE, Ausstellungskatalog der Vorarlberger Landesausstellung, Bregenz 1991.
- Georg J. KUGLER – Monica KURZEL-RUNTSCHEINER, Des Kaisers teure Kleider. Festroben und Ornate, Hofuniformen und Livreen vom frühen 18. Jahrhundert bis 1918, hg. v. Wilfried Seipel, Wien–Mailand 2000.
- Norbert LESER – Manfred WAGNER (Hg.), Österreichs politische Symbole. Historisch, ästhetisch und ideologiekritisch beleuchtet, Wien–Köln–Weimar 1994.
- Gottfried MRAZ, Österreich und das Reich. Ende und Vollendung, Wien 1993
- Siegfried MÜLLER – Michael REINBOLD u. a. (Red.), Kleider machen Politik. Zur Präsentation von Nationalstaat und Politik durch Kleidung in Europa vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Oldenburg 2002.
- George Henry PREBLE, Symbols, Flags and Banners, Winchester o. J.
- QUELLEN zur Geschichte der Bewaffnung, Ausrüstung und Adjustierung des k. k. Heeres, hg. v. Curatorium des k. k. Heeresmuseums, Wien 1888.
- Oscar TEUBER – Rudolph von OTTENFELD, Die österreichische Armee von 1700 bis 1867, Wien 1895.
- Manfred WAGNER, Die österreichischen Hymnen, In: LESER Norbert – WAGNER Manfred (Hg.) Österreichs politische Symbole. Historisch, ästhetisch und ideologiekritisch beleuchtet. Wien–Köln–Weimar 1994, 231–247.
- Clemens Leo WALLNER, Wappen und Flaggen als politische Symbole, Dipl. Arb., Wien 1996.
- Bernhard WÖRDEHOFF, Flaggenwechsel. Ein Land und viele Fahnen, Berlin 1990.
- Emil WOINOVICH v. BELOBRESKA, Die Fahnen und Standarten des k. und k. Heeres, unveröffentlichtes Manuskript des k. u. k. Kriegsarchivs Nr. 844 [MS Allg. 113], Wien im September 1907 (FMLt., Direktor des KA seit dem 5. Mai 1903).
- Hubert ZEINAR, Symbol und Abwehrzeichen auf Fahne, Waffe, phil. Diss., Wien 1994.
Christoph Hatschek#
Vizedirektor HR Mag. Dr. Christoph HatschekIch bin seit 1998 am Heeresgeschichtlichen Museum in Wien tätig, und nehme aktuell als Referats- und Sammlungsleiter „Uniformen, Orden- und Ehrenzeichen, Ausrüstung sowie Insignien“ in weiterer Folge als Leiter der Abteilung für Sammlungen und Ausstellungen des Museums und schließlich als Vize-Direktor (seit 2015) gleichermaßen eine „Dreierfunktion“ wahr.
Gerade für die durchaus immer wieder intensive Vorbereitung von Ausstellungen, gilt es sich stets neuen Themen zu widmen und für diese entsprechend zu recherchieren. Interviews, Vorträge und Präsentationen zu militärhistorischen Themen runden das Arbeitsspektrum ab, wobei mein persönliches Interessensgebiet insbesondere im Bereich der Forschung zur historischen Entwicklung der Soldatinnen bei den Streitkräften sowie aktuell zur Geschichte des Österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik liegt.