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unbekannter Gast

O sancta simplicitas!#


Von

Herbert Kohlmaier

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit, Nr. 80/2013


O du heilige Einfalt! – zu diesem Ausruf fühlt man sich veranlasst, wenn man hört, was sich Kardinal Schönborn vom kommenden Konklave erhofft. Gott habe nämlich schon entschieden, wer der nächst Papst sein werde und diese heilige Versammlung brauche das nur herauszufinden!

Folgen wir diesem Gedanken dennoch und führen wir uns vor Augen, wie so ein von Gott berufener Pontifex geartet sein müsste. Es ist wirklich ganz leicht zu beschreiben:

  • Inspiriert, ganz am Vorbild Jesu orientiert,
  • ein gütiger Menschenfreund und dennoch energisch,
  • als erfahrener Seelsorger aufgeschlossen und weltoffen,
  • solidarisch mit sozialem Empfinden ausgestattet,
  • Intrigen zurückweisend, ehrlich, mutig, aufrecht und grundsatztreu,
  • demütig, bescheiden und jedem Prunk abhold, sowie schließlich
  • lebensfroh mit der göttlichen Gabe des Humors begnadet.

Wollte nun der liebe Gott dieses Anforderungsprofil heranziehen, täte er sich trotz seiner Allmacht recht schwer. Er müsste ja aufgrund seiner Allwissenheit davon ausgehen, dass seine Auswahl de facto nur auf die Mitglieder des Kardinalkollegiums beschränkt ist. Was es außerordentlich schwer machen würde, einen wirklich geeigneten „CEO“ für die Kirche zu finden! Wäre er ein Headhunter, müsste er angesichts dessen eigentlich seinen ihm vom Wiener Erzbischof erteilten Auftrag wieder zurücklegen.

Der scheinbar mit großem Gottvertrauen ausgestattete Wiener Erzbischof lässt da ein recht simples Gottes- und Menschenbild erkennen. Alles Tun und das Gestalten, wie es uns in dieser Welt anvertraut ist, reduziert sich auf das, was Gott für uns schon entschieden hat. Doch das widerspricht heutiger Theologie total, denn es negiert das Großartige und Göttliche, das uns erst zu Menschen macht: Freiheit und Verantwortung.

Ja, Verantwortung wäre nun von den Kardinälen gefordert, und das im höchsten Maß! Oder will man sie wieder einmal auf Gott abschieben, in dessen „Stellvertretung“ man ja handle? Das wäre dann nicht Einfalt, sondern ein ganz abgefeimtes Manöver, das zu dem passt, was sich schon seit Langen um den „Stuhl Petri“ aufs Übelste abspielt: Den menschlichen Unfug, den man begeht, als „gottgewollt“ und daher heilig zu deklarieren.