AUSSICHTSWARTE HILMTEICH#
1887: Johann Kleinoschegg, dem die Stadt Graz schon viel zu verdanken hat, führt mit dem Gemeinderat Verhandlungen über den Bestand des Hilmteiches und der Anlagen befasste er sich mit einer neuen Idee die er zielbewusst durchzuführen gedachte.
Auf der höchsten Stelle der Hilmteich-Realität, dort, wo der Weg auf die Passage nach Mariatrost führt, soll eine Aussichtswarte erstehen und zwar in einer bestimmten Höhe, von wo eine ausgezeichnete Fernsicht geboten wird.
Pläne wie auch einen Kostenvoranschlag waren bereits eingereicht, dem zufolge der Bau des 30 Meter hohen Aussichtsturms zirka auf etwa 14,000 Gulden käme. Hundert Garanten bot Kleinoschegg zur Errichtung und erwirkte vom Gemeinderat bereits die Bewilligung um diese vielversprechende Aussichtswarte erbauen zu dürfen. Resolut setzte Kleinoschegg sein Vorhaben fort und berief für 25. August in das Hotel „Florian“ jene Herren, die sich für sein Vorhaben interessieren und für die Durchführung bereit waren, zu einer Besprechung ein, die von Erfolg gekrönt war.
Dr. Anton Wunder, zum Vorsitzenden gewählt, worauf Kleinoschegg Zweck und Ziel der Einberufung auseinandersetzte und dem Gemeinderat für dessen freundliches Entgegenkommen herzlich dankte. Die Geldbeschaffung war kein Problem, da das Geld vorhanden und durch kleine Gebühren um die Aussichtswarte zu besteigen, Feste und andere Veranstaltungen weiter eingenommen werden könnte.
Der Entwurf der neuen Sehenswürdigkeit stammte von Architekten J. Seidl und Prof. Bank führte diese zu einer künstlerischen Zeichnung aus, die bereits vorhanden. Dadurch könnte der Hilmteich mit seinen Anlagen nur gewinnen. Daher sollte mit dem Bau der Aussichtswarte sofort begonnen, da alle Vorbereitungen bereits getroffen wurden. Auch die Versammlung wünschte den Bau sofort in Angriff zu nehmen, damit er bis Ende des Jahres wenigstens im Rohbau hergestellt sei.
Die Garanten bestehend aus den Herren Johann Kleinoschegg, Heinrich Graf Attems, J. Grünwald usw. die nächstens zu einer Beratung zusammentreten werden. Nach dem Antrag des Herrn Redakteurs Stradner wurde dem Herrn Kleinoschegg für seine Initiative im Gegenstand der Verhandlung, für sein geradezu bewunderungswürdiges Wirken bezüglich der Errichtung der Aussichtswarte unter allgemeinen Beifall der Dank durch Erheben von den Sitzen votiert, damit war auch die Sitzung zu Ende.
Ab dem Jahr 1888 war die Aussichtswarte für alle Besucher ein neues Ausflugsziel und gleichzeitig ein Wahrzeichen für den Gemeinsinn der Bürgerschaft dieser Stadt.
Die Hilmteichanlagen, einst Lehmgründe, wurden von der Stadt Graz im Jahr 1858 angelegt. Auch diese entsprangen der Idee des Herrn Kleinoschegg, der damals mit den Herren Karl von Pichler, Georg Koch sowie Notar Anton Nedwed mit großzügigen Geldmittel, diese einzigartige Idee zu realisieren und der Stadt Graz als Geschenk darzubringen.
Der Verein der Deutschnationalen in Graz pflanzte am 1. April 1897 in den Hilmteichanlagen eine Bismarck-Eiche und sandte ein Telegramm an Bismarck.
1898: Die Bismarck-Eiche, die durch zwei Gitter geschützt war, wurde in der Nacht zum Sonntag fast bis zur Mitte durchsägt. In Graz herrscht Entrüstung.
Als am 10. August 1907 die Eröffnung des Leechwaldes gefeiert wurde, einst ein Adelsbesitz, gab es in den Hilmteichanlagen ein fröhliches Volksfest. Mit dem Leechwald wurde Graz mit einem Naturjuwel der besonderen Art, bereichert.
Der Hilmteichverein zählte im Jahr 1909 821 Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 5565 Kronen 50 Heller. Das Vereinsvermögen hat sich um 1703 K 16 h vermehrt und beläuft sich Ende 1908 auf 102.285 K 16 h. Der Jahresaufwand für die Erhaltung und Pflege der Parkanlagen beträgt für den Verein 20.000 K. In den Hilmteichanlagen wurden im abgelaufenen Jahr 50 Fichten, 120 Heinbuchen, 4 Trompetenbäume, eine Weide und 20 Stück Schlingrosen am östlichen Teichufer gepflanzt. Der bestehende Gemüsegarten soll in eine Koniferenschule umgewandelt werden.
In den Hilmteichanlagen hatte man Gelegenheit im festlichen Rahmen stets das Kaiserfest zu begehen, zahlreiche andere feierliche Anlässe folgten hier mit großer Beteiligung der Bevölkerung. Die Anlagen gewannen in letzter Zeit noch an Erweiterung hinzu. Nur die Aussichtswarte, wie entsetzlich, bekam eine Bekrönung die einen historischen Bau entwertet.
QUELLEN: Grazer Volksblatt, 27. August 1887, Freie Stimmen, 26. Juli 1888, Grazer Tagblatt, 1. März 1909, Arbeiterwille, 8. August 1907.Österreichische Nationalbibliothek, ANNO
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