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BEETHOVEN DER FEINSCHMECKER#

von I. Ch. Graupp

Komponist
Beethoven

Beethoven der von aller Welt verehrte Genius und Titan der Musikwelt liebte gutes Essen. Fast täglich kam er in die Weinstube „zum Kameel“ die sich in der Bognergasse im 1. Wiener Bezirk befand.

Dort sollte für ihn stets ein Platz reserviert sein, doch wehe wenn bei seinem Erscheinen einmal nichts frei war, dann wurde er zum zornigen Titan.

Auch auf dem Petersplatz befand sich ein Restaurant das Beethoven gerne besuchte. Besonders köstlich waren die ausgezeichnet gut bereiteten Schnecken die man dort serviert bekam. Auch Beethoven genoss sehr oft diese vorzügliche Speise. Doch einmal entsprach sie sichtlich nicht seinen Erwartungen und er schleuderte die Schüssel dem Besitzer an den Kopf, und dieser trug seither eine Narbe davon, die er sein Leben lang mit Stolz vorzeigte. Denn wer hatte schon ein derartiges Andenken Beethovens

Der Meister der Tonkunst war davon überzeugt selbst ein guter Koch zu sein. Als es wieder zu einem Umzug in eine neue Wohnung kam und alles eingepackt werden musste griff die Haushälterin zum nächsten Blatt Papier, dass sie finden konnte. Leider für die Unglückliche, es war das Manuskript der Missa solemnis. Als Beethoven etwas später danach suchte und dieses in einem zerwühlten Zustand fand, bekam die Missetäterin seinen bekannten Zornesausbruch zu spüren, und sie war ihre Stellung los.

An diesem Tag hatte er Freunde eingeladen mit diesen wollte er bei einem guten Mahl die neue Wohnung einweihen. Da nun keine Haushälterin vorhanden, blieb ihm nichts anderes übrig als selbst das Gericht zuzubereiten. Es sollte einen Braten geben. Mit der Feuerzange wurde Feuer gemacht, dass es knisterte und knallte. Die Sauce zum Gemüse wollte ihm nicht gelingen. In der Küche herrschte bald ein furchtbares Durcheinander

Endlich war das Essen fertig. Der Braten halb verkohlt, das Gemüse undefinierbar im Geschmack. Ein derartiges Essen konnte er seinen Freunden nicht zumuten. Er selbst achtete stets auf Qualität. Fleischgerichte liebte er vor allem mit Gemüse oder Salate, denn er bevorzugte ausgewogene Ernährung. Dabei durfte Kaffee nicht fehlen.

So wurde die Haushälterin wieder zurückgeholt die nun in der Schnelligkeit ein gutes Mahl zaubern sollte. Die Ärmste hatte es bei diesem Gebieter nicht einfach, war doch er ein sehr misstrauischer Mensch, der sich jeden Einkauf schriftlich in einem Haushaltsbuch belegen ließ

Das also war die Kehrseite dieses viel bewunderten Heroen.

Quelle: Neuigkeitsweltblatt: Kleine Damenzeitung 17. Juni 1882, ANNO Österreichische Nationalbibliothek, Bild I.Ch. Graupp


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