Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

DAS KARTENSPIEL#

historisch
Spielkarten

Das liebste Freizeitvergnügen der Menschen ist das Kartenspiel. Meist im Freundeskreis trifft man sich um dieser Unterhaltung zu huldigen je nachdem welches Spielsystem die Kartenrunde bevorzugt.. Doch es gibt auch eine Kehrseite, das Kartenspiel kann zur Sucht werden und so manchen Spieler ins Unglück stürzen. Aber hat sich so mancher der Spielkartenfreunde je Gedanken darüber gemacht, wie alt, woher es kommt, wie sich dieses Spielvergnügen entwickelt hat?

Was wusste man 1895 über den Ursprung der Spielkarten? Es war zwar bekannt, dass die Erfindung des Kartenspiels sehr alt und weit vor dem Abdruck der Bilder durch den Holzschnitt ersetzt war. Irrtümlich war man der Ansicht, die ersten Spielkarten seien in Frankreich unter der Regierung Karls VI., (1380 bis 1422) entstanden um für Zerstreuung und Erheiterung dieses unglücklichen, wahnsinnigen Fürsten erfunden worden. Man pflegte sich dabei auf einen Rechnungsbericht des königlichen Schatzmeisters Charles Poupart aus dem Jahr 1392 zu berufen, in welchem sich ein in der Übersetzung also lautender Artikel befindet: „Sechsundfünfzig Sous Parisis dem Maler Jacquemin Gringonneur für drei Spiele Karten in Gold und verschiedenen Farben und mit allerhand Devisen, um diese dem König zu seiner Belustigung zu überbringen“ Aber weit entfernt zu beweisen, dass die Spielkarten 1392 in Frankreich erfunden worden sind, ist die angeführte Stelle vielfach ein Beleg dafür, dass dieselben bereits zu jener Zeit bekannt und im Gebrauch waren. Bereits im Jahr1361 werden sie in der Geschichte der Provence erwähnt,

Im Humorist des Jahres 1846 gibt Ciprian in seinem Traktate vom Spiel den Merkur als Erfinder des Kartenspieles an. Die Christen dieser Zeit nahmen das Bild des Merkurs und anderer heidnischer Götter von den Karten weg und setzten dafür Könige und Knechte auf sie. Vermutet wurde, dass das Kartenspiel eine Erfindung des Morgenlandes sei, und der Hauptgrund dafür war, dass im Jahr 1393 hießen die Karten in Italien Naibi, in Portugal und Spanien aber Naipes, welches in den morgenländischen Sprachen so viel, als Voraussehung, Wahrsagung bedeutet; da nun die Wahrsagerkunst vorzüglich aus den Morgenländern zu uns gekommen ist, so verdeutlichen es die genannten Namen, dass sie ursprünglich von dort kommen. Die Zigeuner, ein indisches Volk zuerst in Asien und Afrika bekannt gemacht. Von den Zigeunern in Indien lernten die Araber oder Sarazenen das Kartenspiel kennen das dann nach Europa kam. Die Sarazenen tauchten bereits im Jahr 652 in Sizilien auf, 710 in Spanien, wo sie sich bis 1492 hielten, 731 nach Frankreich, 842 nach Kalabrien, und in der Mitte des 10. Jahrhunderts ins Walliser Land. In diesem Reich brachten sie das Kartenspiel mit, das anfangs unter ihnen selbst blieb bis auch die Gastländer davon Kenntnis bekamen.

Unter allen europäischen Nationen können die Italiener das älteste Zeugnis vom Gebrauch der Spielkarten aufzeigen; es befinden sich in einer italienischen Handschrift des Pipozzo di Sandro vom Jahr 1299, worin der Spielkarten ausdrücklich gedacht wird. Die Bekanntmachung dieses Zeugnisses verdankt man dem Herrn Diraboschi, der solches in seinem Werk von Literatur Italiens anführt. Sollte es aber gegründet sein, dass Mr. Lysons der antiquarischen Gesellschaft in London einige Auszüge aus dem Archiv des Tower vorgelegt habe, woraus man sieht, dass Eduard I., ein großer Freund von Spielen zum Zeitvertreib und vor allem vom Kartenspiel, welches er auf seinem Kreuzzug nach Palästina habe kennen lernen, so wäre das Kartenspiel älter, als man bisher geglaubt und wohl eher der englischen Nation der Gebrauch der Spielkarten zuerst zuzuschreiben. Da die Karten damals nur gemalt waren und für solche erkennt Herr von Murr die oben angegebenen italienischen Karten vom Jahr 1299.

Italiens älteste Kartenspiel war das Trapelierspiel, oder besser Trapolierspiel und daraus das bekannte Tarockspiel hervorging. Raphael Volaterran, der um 1450 lebte, nennt das Trapolierspiel bereits als gemein, woraus zu erkennen ist, dass es vielleicht das älteste Kartenspiel Europas war. Court de Gebelin hält das Tarockspiel für ägyptischen Ursprungs und bedeutet königlicher Weg des Lebens; die vier Farben sollen die vier Hauptstände der Ägypter und die Figuren die einzelnen Glieder dieser Stände anzeigen. Andere wieder halten das Tarockspiel für eine Kopie des Schachspieles, die aus Indien zu den Arabern und durch diese Italien erobert hatte

Die Primiera ist gleichfalls ein italienisches Spiel, dar auch noch in diesem Land gespielt wird. Zur Zeit Heinrich IV., war es in Frankreich groß in Mode, jetzt aber ist es fast unbekannt.

In Deutschland findet sich die älteste Nachricht vom Kartenspiel in einem Buch, das den Titel führt: das guld Spiel, gedruckt bei Ginther Zeiner in Fol. 1472 – In den 5. Titel dieses Buches, welches in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts geschrieben wurde, wird gesagt, das das Spiel 1300 nach Christi Geburt nach Deutschland gekommen sei. Breitkopf meint, dass dieses durch den Zug Kaiser Heinrich VII., der im Jahr 1312 bis nach Rom vorrückte, hätte geschehen können.

Aus dem ist wieder ersichtlich, dass die Deutschen nicht die ersten Erfinder des Kartenspiels sind, doch ist nicht zu leugnen, dass sie die Kunst Karten zu drucken erfanden, welches auch die Ausländer selbst eingestehen.

Die ersten Karten wurden gemalt; da man dazu sehr viel Zeit brauchte, und man nicht die geforderte große Menge anfertigen konnte, wie verlangt, oder gebraucht wurden, so musste ein Weg gefunden werden, so rasch wie möglich diese zu vervielfältigen, um damit die Käufer zufrieden zu stellen. Man schnitt daher die Figuren der Kartenblätter in hölzerne Tafeln, bestrich diese Holzformen mit Farbe, legte Papier darauf, und fuhr dann mit einem in Baumöl getauchten Haarreiber darüber, wodurch man die schwarzen Abrisse der Figuren erhielt, auf die man dann in eingerichteten Patronen, die bunten Farben auftrug, und so war der Kartendruck vollendet.

Nun wurde behauptet, der Niederländer Lorenz Janson Koster hätten den Druck erfunden, da aber Junkus, Scriver, Borhorn und andere holländischen Schriftsteller selbst gestehen, dass Koster erst nach 1420 Figuren in Holz geschnitten habe.

Murr hat ein Nürnberger Gesetz entdeckt, dass in den Jahren 1350 oder 1360 worin des Kartenspiels erwähnt und dieses ausdrücklich verboten wird, auch zu Ulm im Jahr 1397, und weitere Städte wurden mit diesem Verbot belegt.

Im Jahr 1441 beschwerten sich die venezianischen Kartenmacher über die fremden Spielkarten, die nach Venedig geschickt wurden, daher bekamen ihre Erzeugnisse einen entsprechenden Aufdruck, damit die Käufer wussten woher die Karten stammten.

Die Deutschen hatten nicht nur den Druck erfunden, sondern die Karten erfuhren durch sie noch so manche Veränderungen und erfanden noch weitere Spielarten. Vor allem die Soldaten liebten das Kartenspiel.

Im Jahr 1392 war unter König Karl VI., in Frankreich das Kartenspiel bekannt. Thomas Murrner wendete das Kartenspiel im 16. Jahrhundert zuerst auf die Wissenschaft an, indem er dem Gedächtnis junger Leute die Terminologien der Dialektik und die Titel der Pandeckten dadurch einzuprägen suchte. Das geografische Kartenspiel wurde von einem Leipziger Magister im 17. Jahrhundert erfunden. Ein militärisches Kartenspiel gab Reinhart der ältere, Graf von Solms und Herr zu Münzenberg an, und machte es 1559 durch den Druck bekannt.

Die erste sichere Spur von Karten in Frankreich ist in der Geschichte der Provence im Jahr 1361 enthalten, wo man die Valets nach seiner Räuberbande, die in Provence und Venaissin großen Schaden anrichtete. Eine weitere Spur von Karten findet man in den französischen Archiven der Rentkammer auf einer alten Rechnung die Gringonneur der Maler für drei Spielkarten mit Sinnbildern sowie Gold und Farben geschmückt 59 pariser Schilling erhalten hat. Die Spielkarten sollten während der Krankheit König Karl VI., ihn damit ergötzen.

Erst ein gewisser La Hire, ein Pariser, soll die Idee gehabt haben, die Figuren auf dünne Pappen durch in Holz geschnittene Tafeln übertragen, und so die noch jetzt gewöhnliche französische Karte zu ersetzen.

Auch in Spanien wurde das Kartenspiel vom König von Kastilien, Johann I., im Jahr 1387 verboten.

Es sind ganz nette Summen , welche einzelne Länder im Jahr 1899 aus der Spielkarten Stempelsteuer erzielen, denn die Blätter des Teufels werden immerhin noch recht viel benutzt, wenn auch die Statistik anderer Meinung ist. In Preußen wurde genannte Abgabe im Jahr 1838 zuerst eingeführt, während früher der Staat sich den Alleinhandel mit Spielkarten vorbehalten hatte. Auch in anderen deutschen Staaten unterlagen die Spielkarten einer Stempelsteuer und an deren Stelle seit 1878 der Reichsstempel mit je 30 und 50 Pfennigen vom Spiel eingehoben wurden.

Österreich und England besitzen ebenfalls einen derartigen Stempel mit 30 und 15 Kreuzern, beziehungsweise 3 Pence. In Frankreich gestaltet sich die Vorgangsweise anders, die Steuer von 50 bis 57 Cent hebt der Staat bei den Fabriken ein die nur an den Sitze von Steuerdirektorium errichtet werden dürfen, das für die Hauptseiten der Karten zu verwendete Papier liefert. In Griechenland besteht seit 1884 das Staatsmonopol für Erzeugung und Verkauf der Spielkarten.

Wie groß der Verbrauch an Spielkarten ist, geht aus dem „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches“ hervor, nach dem im Etatejahr 1897 bis 1898 innerhalb des deutschen Zollgebietes 33 Spielkarten-Fabriken gegen 52 dieser Etablissements im Jahr 1889 bis 1890 bestanden, welche 4,772.336 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 174.596 von mehr als 36 Einzelkarten abgesetzt haben, wovon 29.6299 Spiele der ersten und 766.081 der letzten Art nach dem Ausland ausgeführt wurden, wohin gegen 21.371 beziehungsweise 14.066 Spiele aus dem Ausland in das Zollgebiet eingeführt und gegen Versteuerung in den freien Verkehr getreten sind.

Auffallend war es jedenfalls, dass trotz der großen Verbreitung des Skatspieles ein Rückgang in der Zahl der Kartenfabriken zu verzeichnen ist, da sie von 1889 bis 1897 von 52 auf 33 gesunken ist, doch der Spielkartenstempel hatte dem deutschen Reich eine Steuereinnahme von mehr als 1 ¼ Millionen Mark.

Die ersten Kartenspiele bestanden aus 36 Blättern, unter denen der König, der Ritter und der Bube die einzigen Figuren waren, die übrigen hatten nur einen Zahlenwert und hießen „gemeine Soldaten“.

Die italienischen Karten wurden 1299 mit Bildern versehen, während sie früher ohne Bilder vorkamen. Die älteste Karte die von den Spielen erhalten ist, stammt aus Genua und ist aus Papier und Baumwolle, wie es schon bei den Arabern im. 7. Jahrhundert üblich war. Die ältesten Karten aus Italien dagegen waren aus Linnenpapier, das weit früher auftritt.

Von Italien kamen die Spielkarten nach Deutschland, etwa 13. Jahrhundert. Im Jahr 1321 hat Bischof Gottfried III., von Würzburg das „sündige“ Kartenspiel verboten, Kurfürst Balduin von Trier 1227 ebenfalls.

Um 1464 muss in England das Kartenspiel schon sehr gewesen sein, da in den Parlamentsakten des Jahres die Spielkarten als ein verbotener Einfuhrartikel angeführt werden.

Später wurden die Spielkarten durch die Franzosen verändert. Sie verwandelten den Ritter in eine Dame. Die Piquet Dame, die früher Pallas hieß, wurde zur Jungfrau von Orleans, während die jetzige Treff Dame die Königin Marie von Anjou war, jedoch aus Ehrfurcht gegen sie „Argine“ genannt wurde, und die Carreau Dame Esther oder Rachel hieß und die schöne Geliebte des Königs, Agnes Sorel, vorstellte, wohingegen die Herz Dame, Judith, Karls Mutter, Isabella von Bayern, vorstellte.

Die Könige wurden dargestellt als David (Piquet), Alexander (Treste), Karl der Große (Coeur) und Cäsar (Carreau).

Die Buben die früher als Diener (valets) der Ritter auftraten, bezogen sich ebenfalls auf bestimmte Persönlichkeiten und hießen Ogier, Lancelot, La Hire und Hector von Gelard, Ogier, der Däne, war einer der Paladine Karl des Großen, Lancelot vom See war einer der Helden von König Artus Tafelrunde, während Etienne Mignoles, genannt nach La Hire, und Hector von Gelard zun den kühnsten Feldhauptleuten Karls VII., zählten.

Nachdem die Geistlichen in Deutschland im 14. Jahrhundert das Spiel verboten, ersannen sie eine „Heiligenkarte“ die die Frömmigkeit der Spieler vortäuschen sollte.

Mit der Revolution in Frankreich veränderten sich abermals die Spielkarten, denn alles Königliche war verhasst und musste verschwinden. Aus den vier Königen wurden Genien des Krieges, des Friedens, des Handels der Kunst, und Königinnen zu Göttinnen wurden.

Unter dem Kaiserreich wurden die Karten wieder abgeschafft und Napoleon I., beauftragte sogar den berühmten Maler David,, neue Karten zu entwerfen. Die Bourbonen ersetzten den napoleonischen Adler durch ihre Lilie.

1881 sahen viele Menschen im Kartenspiel, die Erfindung des Teufels, nicht mit Unrecht. So lange man ohne Geldeinsätze spielte war alles in Ordnung, doch mitunter gab es durch Leidenschaft auch Streit besonders wenn größere Geldsummen eine Rolle spielten. So mancher Spieler hat die Karten verwünscht und den Tag verflucht an dem er sie erstmals in Händen hielt. Dazu kam noch die Geldgier, sie forderten ihr Glück heraus, hatten sie Pech versuchte man es mit Schwindelei und Veruntreuung. Die Leidtragenden, die Familie, meist wurde dann noch der Beruf vernachlässigt, oder wenn sie keinen Ausweg mehr sahen in den Tod getrieben.

QUELLEN: Agramer Zeitung 24. Februar 1899, S 1. Kärntner Zeitung 19. Oktober 1895 S 1, Prager Tagblatt 9. April 1881, S 1, Humorist 31. Jänner 1846, S 5. ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DAS_KARTENSPIEL


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten