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DER LIEBLINGSBERG#

Naturfreund
Erzherzog Johann

Einer der interessantesten Berge unseres Landes Österreich darf wohl der 2278 m hohe Hochschwab für sich in Anspruch nehmen. Schon durch die Großartigkeit seines Aufbaues und Fülle prächtigster Felsbilder, die bei Schlechtwetter sehr bedrohliche Wirkung annehmen, ist dieser gewaltige Gebirgsstock, Beherrscher und Wahrzeichen des großen Teiles des steirischen Oberlandes. Außerdem ist er Hochquellwasserlieferant und sorgt dafür, dass die Wiener Stadt seit Jahrhunderten erfrischendes Trinkwasser in reichem Maße zur Verfügung hat. Seine Hauptmasse besteht aus dem sogenannten Wettersteinkalk.

Einer der diesem Felsgiganten folgenden Ausspruch widmete, war der mit der Natur so eng verbundene Erzherzog Johann: „Er ist und bleibt mir der liebste Berg der heimischen Alpen, und immer wird es mich hinlocken mit unbeschreiblicher Macht zum König des steirischen Gamsgebirges“. Dafür hat ihm die dankbare steirische Nachwelt auf dem Hochschwab ein Denkmal verehrt, es besteht aus Erz, dem Symbol der Unvergänglichkeit, aus jenem Metall, dass vom rötlich-braunen Erzberg seit langer Zeit gewonnen wird. Damit besiegelte das Volk Steiermarks ihre Liebe und Verehrung zum Erzherzog Johann. Die Inschrift des Denkmals hat folgenden Inhalt: „Am 24. Juni 1821, Seine Heimat, erhellt vom Strahle des hirtlichen Johann - Preiset der Steirer hoch, höher das wärmende Licht. - Dir all geliebter Johann“.

Ja es war der Lieblingsberg des Unvergesslichen! Mit seinen aussichtsreichen Höhen, den sattgrünen Almen, die leise rauschenden Forste und die lieblichen Täler hatte der Habsburger tief in sein Herz geschlossen. Der von Wald umsäumte Brandhof bei Seeberg war seine häusliche Idylle. Hier lebte er mit seiner lang umworbenen Gemahlin, der Gräfin Anna von Meran, eine glückliche Zeit.

Oft stand Erzherzog Johann auf der Erzbergspitze und hielt Ausschau über die Weite von majestätischen Gipfeln der Bergwelt. Eine Kulisse von faszinierender Schönheit. Er galt als einer der besten Schützen und so waren die Gämsen vor ihm nicht sicher. Doch am liebsten durchwanderte er die Natur und war wie kein anderer so oft auf dem Schwabenberg Gipfel, baute auf seinen Pfaden zahlreiche Jagdsteige in ungastlichen Regionen, war bedacht auf Sitten und Traditionen und liebte die heimatliche Tracht und so manches gemütliche Volkslied und dafür ist ihm das Volk für immer dankbar. Sein Bild fehlt daher in keiner Hütte.

Der Hochschwab, den ein feinsinniger Fürst so innig in sein Herz geschlossen, darf es nicht verwundern, wenn diese Aufmerksamkeit und Bewunderung auf andere überging und somit diesem schaurig schönen Felsmassiv viel Beachtung entgegen gebracht wird und so wurde er auch zum Lieblingsberg der Touristen und umwarben ihn wie sonst die Rax und den Schneeberg.

Längst hätte er diese beiden Konkurrenten infolge seiner großartigeren und landschaftlichen Szenerien aus dem Feld geschlagen, doch seine große Entfernung von der Reichshauptstadt Wien hatte eine ungünstige Wirkung.

Doch in den letzten Jahren um 1896 hatte es eine bedeutende Zunahme im Fremdenverkehr gegeben, besonders an der Südseite des Vielgerühmten. Seit das steirische Landes-Eisenbahnamt, dank der Initiative des einstigen Landeshauptmannes Grafen Wurmbrand die Schienen der Lokalbahn Kapfenberg – Au-Seewiesen durch den engen Thörlgraben bis an den Fuß des „Königs des steirischen Gamsgebirges“ geleitet und die Südbahn-Gesellschaft hat für günstige Zuganschlüsse von Wien und Graz gesorgt. Damit wurde der „Steiermärker“ ab nun das Ziel von all den Touristen die etwas Neues erleben und sehen wollten, durch die neue Bahn wurde es nun möglich.

Auch die alpinen Vereine, sowie der Österreichische Touristenklub haben sich seit Jahren große Verdienste dadurch verdient, dass sie alles unternahmen um die Zugänglichkeit des Hochschwab Gebietes zu ermöglichen durch Anlegen guter Wanderwege und unter dem Gipfel 1895 ein großes Touristenhaus das sogenannte Schiestlhaus errichten lassen. All diese neuen Bequemlichkeiten sorgten dafür, dass die Fremdenfrequenz im Steigen begriffen war. Für eine ausgezeichnete Orientierung bei Schlecht- und Nebelwetter sorgte ein besonders gut angelegtes Markierungsnetz das durch die alpine Gesellschaft „Voisthaler“, die auch auf humanitärem Gebiet durch die Veranstaltung von Weihnachtsbescherungen Jahr für Jahr in den Talstationen des Hochschwabs eine segensvolle Tätigkeit entwickelt. Aber auch die diversen Sektionen des Österreichischen Touristenklubs in Graz, Bruck an der Mur, Aflenz-Thörl, Leoben, Eisenerz, Gams-Landl und Mariazell die alpine Gesellschaft „Krummholz“, die Sektion Obersteier des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines, der Steirische Gebirgsverein in Graz und zahlreiche Private, vor allem der verstorbene Gelehrte Dr. Friedrich Fürst in Thörl haben sehr viel für den Verkehr geleistet, indem nach Tiroler Muster durch Erbauung von Alpenhotels in Buchberg, Fölz und Weichselboden für den Komfort der Besucher eifrig Sorge getragen hat.

Durch die beiden Südbahnstationen Bruck an der Mur und Kapfenberg erreicht man den Hochschwab. Nächst Bruck führt den Touristen durch das Tragösstal, zu den alpinen Reizen des Schwaben, dessen Mächtigkeit man von Oberort Tragöss, einem der schönsten Punkte Obersteiermarks, durch die wildromantische Klamm oder dem seltsam in Grün präsentieren See , der eine besondere Anziehung durch sein Farbenspiel genießt. Vorbei an der Bergidylle der Sackwiesalpe , nach längerer abwechslungsreicher Wanderung sein Ziel erreicht.

Gern wird die neue Landesbahn genutzt, die zu den lohnendsten Gebirgsbahnen zählt und ab Thörl interessante Einblicke in die Formationen des Hochschwab gestattet. Der Aufstieg zur Kulmination der Gruppe über das „Gehackte“ wird von den Wiener und Grazer Alpinisten favorisiert. Den Abschluss bilden malerische Felswände umschlossen von wunderbaren Wäldern, und dem Alpenhotel Bodenbauer.

Hochschwab
Gasthof Bodenbauer

Die Fölz bildet das Paralleltal mit dem Sommerfrische Ort Aflenz. Dr. A. R. v. Kutschera nannte es das steirische Davos. Das Alpenhotel „Fölz“ das ebenfalls 1895 eröffnet worden war. Auch von hier kann man den Hochschwab erobern.

Ein sehr bequemer und reich an pittoresken Szenen reicher Anstieg führt aus der Fölz auf den Hochschwab via Fölz-Klamm, am Schiestlhaus vorbei. Au-Seewiesen ist die Endstelle der Landesbahn, auch von hier kann man die Hochschwabwelt eindringen. Durch den grünen Seegraben zieht die alte Mariazeller Pilgerstraße an den stillen Wasserspiegeln des Sees in der Au und des Dürrsees vorbei an dem vor wenigen Jahren abgebrannten und wieder erstandenen Dorf Seewiesen. Die Touren von hier stellen keine großen Anforderungen an die Wanderer.

Ein von den Wienern vielbesuchter Schwabenort ist Wildalpen am Fuße der Eisenerzer Höhe, von dem sich ein allerdings ziemlich weiter Zugang zum Gipfel erschließt. Durch das abgeschiedene Tal der Sieben Seen, über den von Brandstein und Schaufelwand flankierten Schafhalssattel geht diese Wanderung zur Sonnschienalpe der größten und schönsten Alm des Hochschwabs, dann entlang des Gestades melancholisch, eingebettet in Felsgestein, der Sackwies See, zur Sackwies Alm. Hier erfolgt die Vereinigung mit dem Tragösserweg.

Mit Recht gilt der Hochschwab als einer der hervorragendsten Aussichtsberge, und jeder Bergsteiger dieses Gipfels wird dem Österreichischen Touristenklub Dank wissen dafür, dass er durch den sehr bekannten Panoramazeichner Prof. R. v. Siegl ein Rundschaubild ausführen ließ, mit welchem der Verein kürzlich alle Freunde des Hochschwabs überraschte.

QUELLEN: Gebirgsfreund 1892, H. Februar , S 4, Bild daraus, Dillingers Reisezeitung 1. Oktober 1896, S 5, ANNO Österreichische Nationalbiliothek

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/DER_LIEBLINGSBERG


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