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DER POLIZEIHUND#

Schäferhund
Polizeihund

1909: In Wien fand Sonntag eine stark besuchte Versammlung des neugegründeten Österreich-ungarischen Polizeihundevereines statt, dem zahlreiche Polizeibeamte und Delegierte der anderen Hundezuchtvereine beiwohnten. Vorsitzender Baron Thon-Dottmer teilte in seiner Rede über den Zweck und Wert des Polizeihundes sowie über die Ziele des neugegründeten Polizeihundevereines mit, dass der in Deutschland bestehende Polizeihundeverein 7000 Mitglieder zähle, In offenen Geländen, unbebauten, im Gebirge sei der Polizeihund für die Sicherheitsorgane von größtem Wert. Der Polizeihund hilft bei Verhaftungen, wenn sich der Verbrecher zur Wehr setzt, ein Entkommen des Verbrechers ist, wenn ein Polizeihund zur Stelle ist, unmöglich. Im Gebirge muss der Gendarm einen Verbrecher oft stundenlang durch Wälder und einsame Täler transportieren. Wie oft ist es schon vorgekommen, dass bei solchen Transporten die Verbrecher entkamen oder die Gendarmen zum Opfer fielen. Für Gendarmen wäre der Polizeihund der beste Begleiter. Für den Polizeidienst kommen hauptsächlich solche Hunde in Betracht, welche nicht hellfarbig sind, sowie die, welche keine Neigung zum Bellen und Beißen haben. Der Polizeihund darf nur leise knurren. Er darf nur auf Kommando bellen. Gelegentlich der Messerstechereien in Berlin hat man zweimal Polizeihunde von verschiedenen Tatorten aus zur Verfolgung der Spur des Täters verwendet. Die Verfolgung der Spur des Täters verwendet. Die Verfolgung ergab das überraschende Resultat, dass alle Polizeihunde von den verschiedensten Tatorten aus zu einer und derselben Trambahnhaltestelle liefen. Beweis: Der Messerstecher begab sich stets nach Verübung der Tat zu dieser Haltestelle und fuhr mit der Trambahn davon. Der Redner schloss unter großem Beifall mit der Aufforderung an alle Polizeiorgane, an der Polizeihundefrage mitzuarbeiten. Ein Sicherheitswachmann teilte mit, dass er kurze Zeit einen Polizeihund auf der Schmelz zur Nachtzeit verwendete, der Hund weckte alle Schlafenden auf der Schmelz sehr energisch auf. Ein einziges mal zerriss der Hund einem Schlafenden beim Aufwecken die Hose, weil der Mann nicht wach werden wollte. Die Hose musste Redner ersetzen, denn er war nur gegen Bisse versichert. In Wels wird der Polizeihund sogar zur Spalierbildung verwendet. Der Polizeihund läuft die Front ab, wie er jemand außerhalb der Reihe stehen sieht, bleibt er stehen, zeigt dem Betreffenden die Zähne und knurrt ihn böse an. Ein jeder geht sofort in die Reihe zurück. Redner trat auch für eine Änderung der Gendarmerieordnung ein, nachdem den Gendarmen nach den Bestimmungen des § 10 der Gendarmerieordnung die Verwendung von Hunden im Dienst verboten ist. Baron Thon-Dottmer teilte zum Schluss mit, dass am 15. April ein Kurs über die Dressur und Führung der Polizeihunde beginnt. Auch wird der bekannte Berliner Kriminalkommissar Leutnant a. D. Most mit den besten Berliner Polizeihunden nach Wien kommen und einen Vortrag halten.

1911: In der vor einigen Tagen in Wien stattgefundenen Generalversammlung des Österreichischen Polizeihundevereines hielt Prof. Dr. Witzelhuber einen Vortrag über die jüngsten Erfolge, welche die Kriminalbehörden durch Verwendung von Polizeihunden erzielt haben, In Österreich habe sich besonders Gendarmerie-Rittmeister Rotter in Pisek mit anderen eifrigen Anhängern große Verdienste erworben. Die Erkenntnis vom Wert des Hundes als kriminalistisches Hilfsmittel sei schon so weit durchgedrungen, dass es in Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz und Italien nur mehr sehr wenige Polizeiverwaltungen gibt, die nicht Polizeihunde besitzen. Nun beginne sich auch in Österreich das Interesse für die Polizeihunde zu regen. (Schon damals, wie immer, hinten nach). Der Polizeihund diene dem Polizisten als wirksamer Schützer und Helfer in Gefahr...

Unter den Beispielen von Erfolgen erzählte der Vortragende einige besonders interessante Fälle. In Holte, Hannover wurde ein zweijähriges Kind vermisst, Tags darauf erschien ein Polizist mit seinem Hund „Rex“. Man gab durch Kleidungsstücke dem Tier Witterung von dem Kind. Rex lief gefolgt von dem Polizisten und Bürgern von Holte zuerst 5 Kilometer weit der Straße entlang und dann in ein hohes Kornfeld. Plötzlich gab der Hund Laut. Man eilte hin und fand das Kind auf dem Rücken liegend, wohl sehr entkräftet, aber noch lebend. Ohne Polizeihund wäre das Kind zugrunde gegangen. In Budapest wurde eine Frau, die an dem Betrieb unsittlicher Bücher beteiligt war, durch einen Polizeihund ermittelt.

1912: Der Polizeihund, Spürhund oder Schmeckhund ist weder ein Zauberer oder sonst ein Wundergebilde, sondern bloß ein Hund, der sehr intelligent ist und sehr gut dressiert sein muss. Er kann durchaus keine Wunder wirken, vielmehr müssen diejenigen und gerade diejenigen, welche seiner Hilfe bedürfen durch ihre Tätigkeit jene Bedingungen schaffen.

Der ärgste Feind des Polizeihundes ist die Zeit. Es ist aber schon vorgekommen, dass ein Polizeihund auch sechs Tage nach der Tat eine menschliche Spur aufgenommen und mit Erfolg verfolgt hat. Einer der ärgsten Feinde des Polizeihundes ist der Mensch selbst, ohne dass er es eigentlich weiß, Der Mensch der den Hund bei seiner Tätigkeit unterstützen möchte, tun im Ernstfall gerade das Gegenteil. Immer wenn ein Polizeihund in einem Ort erscheint, läuft groß und klein zusammen. Womöglich scharen sie sich alle um jenes Haus oder Bauernhof, wo die Untat geschehen ist. Die Leute selbst sind es die unbewusst die Spur des Verbrechers, welche den Polizeihund führen soll, durch ihre eigenen Fußtritte vernichten, so dass er nichts finden kann.

Da fast alle Polizeihunde im Privatbesitz sind, die Besitzer aber vom Staat keinerlei Geldunterstützung haben, vielmehr ihren Hund selbst erhalten und für ihn Steuer zahlen müssen, so wird wohl jeder einsehen müssen, dass man vom Hundebesitzer nicht auch noch verlangen kann, dass er den Wagen, welche den Hund zum Tatort befördert, zahlt.

Warum bewilligt man den Gendarmeriekommanden nicht die Kosten zur Haltung und Dressur von Polizeihunden?

1914: Die erste Anregung zur Verwendung von Hunden im Sicherheitsdienst hat ein Österreicher, der bekannte Grazer Univ.-Prof. Dr. Hans Groß, im Jahr 1896 gegeben, indem er in einem Fachblatt für die Gendarmerie die Vorteile entwickelte, die eine systematische Ausbildung geeigneter Hunde für den Polizeidienst bieten würde.

Während in den anderen Staaten, besonders das Deutsche Reich, das hier die führende Rolle übernahm, bereits vor einem Jahrzehnt mit der Einstellung von Polizeihunden begonnen hatten, hat sich Österreich-Ungarn selbst die Polizeihundebewegung erst in den letzten drei Jahren so recht entwickelt. In erster Linie waren es die vielen und bedeutenden Erfolge der bei Aufdeckung verschiedener Verbrechen, sowie die Vorführungen oder sonstigen Veranstaltungen verwendeten Polizeihunde, wodurch sowohl die in Betracht kommenden Behörden als auch die große Öffentlichkeit für die Polizeihundesache interessiert wurden. Die zahlreichen und glänzenden Erfolge, die im November v, J. im Wiener Kolosseum allabendlich vorgeführte Dobermannrüde „Lux“ des Herrn G. Sebert in den beiden letzten Jahren aufzuweisen vermochte, sind wohl noch in allgemeiner Erinnerung.

Welch besonderes Interesse gerade jetzt der Polizeihundebewegung in Österreich allseits entgegengebracht wird, bewiesen die über dieses Thema kürzlich in Wien abgehaltenen Vorträge hervorragender Fachmänner. Über Einladung der Landesgruppe Niederösterreich des Vereines für deutsche Schäferhunde hielt Herr Oberleutnant Werlik Brünn-Königsfeld am 14. Februar d. J. im Saal des n.ö. Gewerbevereines einen sehr gelungenen Vortrag über den deutschen Schäferhund. Der Vortragende besprach die vielfache Verwendungsmöglichkeiten dieses Hundes als Schutz-, Begleit- und Wachhund, sowie als Kriminal-, Sicherheits-, Kriegs-, und Sanitätsdiensthund und dessen Dressur an Hand von zahlreichen Lichtbildern.

Am 19. und 24. v. M. hat das verdienstvolle Leitungsmitglied des österr.-ungar. Polizei- und Kriegshundevereines Herr Prof. Dr. Karl Witzelhuber im großen Saal des Volksbildungsinstitutes Urania zwei äußerst interessante Lichtbildervorträge über den Polizeihund, seine Dressur nach psychologischen Grundsätzen und über seine Verwendung und Bedeutung im Exekutivdienst gehalten. Er schilderte in fesselnder Weise auch die einzelnen Methoden, die bei der Abrichtung des Polizeihundes zur Anwendung gelangen; stets sei dabei die Grundidee, dass man an die dem Hund innewohnenden Instinkt anknüpfe und die Vorstellungswelt des Hundes möglichst berücksichtigt,

Die Zahl jener die sich einen Polizei- oder Schutzhund halten ist in Österreich sehr gestiegen. Beim Ankauf eines Rassehundes ist wohl besondere Vorsicht am Platz. Jeder reinblütige Hund, vor allem aber der Polizeihund, soll und muss Zuchtkarte und Stammbaum besitzen. Der Verkäufer ist verpflichtet, diese Dokumente dem Käufer beim Abschuss des Kaufgeschäftes auszufolgen. Die Preise für einen abgerichteten Polizeihund sind dementsprechend hoch.

Für die Erhaltung und Ausbildung der guten Eigenschaften ist wohl steter Umgang und fleißige Arbeit des Herrn mit seinem Hund die Hauptsache. Der Polizeihund ist eben ein überaus arbeitsfreudiges Tier und will sich , wo immer er kann, seinem Herrn dienstbar zeigen und für ihn arbeiten, diese Gelegenheit soll und muss man ihm geben. Für die aufgebrachte Mühe,Zeit und Geduld wird man durch die Freude über die erzielten Erfolge reichlichst entschädigt.

Als Polizeihunderassen gelten derzeit: Deutscher Schäferhund, Dobermannpintscher, Airedaleterriers und Rottweiler.

Als Begleithund des Polizisten, als sein Schutz vor Angreifer, seine Hilfe bei Verfolgen, seine Ergänzung in der Suche nach Verbrechern begann der Polizeihund, verspottet, verlacht und heftig bekämpft von allen Seiten; nach und nach eroberte er sich Gebiet um Gebiet, siegte glänzend auf der ganzen Linie, hat heute alle Sympathien erobert und setzt seinen Siegeszug durch die Kulturwelt fort.

1914: Bevor noch eine ministerielle Bewilligung zur Verwendung von Polizeihunden im Dienst der Finanzwache erfolgte, haben sich besonders im Grenzdienst viele Berufskollegen mit der Dressur und Verwendung von Polizeihunden beschäftigt. Die irrige Meinung verbreitete sich, dass diese Hunde ein eigenes Talent oder Genie haben Verbrecher oder andere Übertreter, besonders die Saccharinschmuggler als, solche zu erkennen und zu verfolgen.

Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Geschöpfe ,je nach Gattung und ihrem Geschlecht einen verschiedenen Geruch haben. Aber auch der Mensch verbreitet einen eigenen Geruch, der von den überaus empfindlichen Geruchsnerven der Hunde wahrgenommen wird.

Besonders bei der Verfolgung von flüchtenden Schmugglern wird der gut abgerichtete Polizeihund nützliche Dienste leisten, denn da kommt es besonders auf die Flinkheit der Wachperson an, welche.im kalten Winter durch den angezogenen Pelz und die großen Stiefel besonders eingeschränkt ist. Hat der Hund durch einen Gegenstand des Verbrechers dessen Geruch aufgenommen, ist dessen Flucht ins Ausland zu Ende.

Auch bei Nachtstreifungen ist die Hilfe des Polizeihundes gefragt, denn die Schmuggler verbergen sich im Dunkel und meinen nicht entdeckt werden, zu können. Doch dem vierbeinigen Freund des Gendarmen bleibt nichts verborgen. Manche Schmuggler meinen klug zu handeln wenn sie ihre Beute verstecken um dann in den Morgenstunden die Schmuggelware wieder an sich zu bringen. Doch der Polizeihund hat bereits ganze Arbeit geleistet und ist bereits auf dem Weg zu ihm.

Beim Wachorgan spielt das Ausforschungstalent eine große Rolle, beim Hund ist die stark entwickelte Geruchswahrnehmung der äußerst feinen Geruchsnerven maßgebend.

1932: In dieser Zeit war ein berühmter Filmhund der Liebling aller Kinobesucher: Rintintin. Doch was leistet der Filmhund gegenüber den Polizeihunden, die es nun schon seit 30 Jahren gibt. Hier ist es besonders das weite Feld der Kriminalistik, auf dem der Hund als Detektiv überhaupt nicht mehr wegzudenken ist.

QUELLEN: Neue Schlesische Zeitung, 25. Februar 1909; S 2, 24, Februar 1911, S 2, Der Bauernbündler, 1. November 1912, S 8, Zollämter- Finanz Zeitung, 8. September 1914, S 4, Wienerwaldbote, 14. März 1914, S 3, Ill. Krone , 22. Februar 1911, S 5.Das Kleine Blatt, 22. August 1932, S 3 ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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