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EUGEN JETTEL#

Maler
Eugen Jettel

1904: Der Kunsthändler Sedelmeyer in Paris löst jetzt seine moderne Abteilung auf, um seine merkantile Tätigkeit ausschließlich den alten Meistern zu widmen. Er hat 102 Bilder, von denen er annahm, dass sie in Österreich den besten Markt finden würden, nach Wien geschickt und sie sollen schon am Mittwoch im „Grabenhof“ versteigert werden. Zu dem illustrierten Katalog, der sich mit Diskretion werbemäßige Anpreisungen enthält hat der Galeriedirektor August Schaeffer ein fachkundig erläuterndes Vorwort geschrieben. Es ladet zur eingehenden Betrachtung der „62 bedeutenden Werke von Eugen Jettel“ (1845 bis 1901) ein, die den Kern der Sammlung bilden. Es sind frühe Arbeiten dabei, die aus Jettels Schülerzeit stammen und an seinen Lehrer Albert Zimmermann erinnern. Dann trat Jettel zu August von Pettenkofen in freundschaftlicher Beziehungen, die auf seine Kunst nicht ohne Eindruck blieben. Die Landschafter von Barbizon zogen ihn in ihre Kreise und ganz zuletzt, zum Abschluss seiner aufsteigenden Bahn, ward er Freilichtmaler; Japans vereinfachende Methoden, zu sehen, zu zeichnen und zu malen, versuchte er gleichzeitig umzubilden. Von dem hingebenden Streben dieses sanftmütigen Elegikers und dem Hellen gab schon der Nachlass (1902) ausreichende Kunde. Ein anderer Albert Zimmermann-Schüler aus Paris und Wien, längst zum Meister gereift Rudolf Ribarz tritt hier sehr energisch vor. Die große „ Ansicht von Dorbrecht“ die in Paris 1889 eine Goldene Medaille erhielt, ist ein sehr gutes Bild. „Der holländische Bauernhof“ steht dagegen nicht zurück. Meisterliche Arbeiten sind von A.. von Pettenkofen vorhanden; eine sehr geistreiche Skizze, Variante zum „Duell“, ein warm toniges, fein braunes Charlemont und Merode vorweg nehmendes Bildchen: „Inneres einer Schmiede“, dann „Soldaten beim Frühstück“, sonnig ,von 1850, aus der Übergangszeit, und noch andere gediegene Arbeiten, aus Ungarn, in Öl- und Wasserfarben. Ein Salon Genrebild von Munkacsy „Großvater schläft“ ist sehr saftig hingelegt, mit breitem Pinsel detailliert; es weist in Einzelheiten merkwürdige Beziehungen zu - Leibl auf. Galait der einst so hochgestellte Belgier. Madou, Brozik sind mit ausgeführten, für sie bezeichnenden Bildern vertreten, von Meissonier, dem Unerschwinglichen, sind Skizzen, Studien zu bekannten Arbeiten zu sehen. Unsere Bilderfreunde sind ein wenig neugierig, wie der Wiener Bildermarkt der 1902 erst den reichhaltigen Nachlass von Jettel aufnahm sich zu den 62 großen Jettel verhalten wird.

Die Weihnachtsausstellung des Kunstvereines Jänner 1901 erfuhren eine wertvolle Bereicherung in den prachtvollen Gouachen von Eugen Jettel, dem vielleicht erfolgreichsten Landschafter den Österreich gegenwärtig besitzt. Er ist lange in Paris gewesen und erst in der Zeit, da auch in Wien in die Kunstsache Bewegung kam, als ein vollkommen Gereifter heimkehrt. Auf den ersten Ausstellungen der Wiener „Vereinigung“ wurde er für das große Publikum - in Österreich wenigstens – erst entdeckt. Seine Marchfeld Landschaften mit ihren schlichten, eintönigen Flächen, deren Wirkung in dem Zauber einer ungemein vornehmen, leisen Farbgebung lag, gewannen ihm mit einem Schlag zahlreiche Freunde und Schätzer, so dass ein unverkaufter Jettel heute fast zu den Seltenheiten gehört. Eine große Schaffenskraft und Schaffensfreude kommen aber auch einer mit Recht so gesteigerten Schätzung immerhin in der Regel auch nach.

Die Ausstellung führt auch sechs Bilder des Künstlers vor, den man einen Meister ersten Ranges innerhalb seiner Domäne nennen kann. Besonders bemerkenswert sind diese Gouachen durch den Gegenstand. Man hat die Insel Lussin bisher für unmalbar gehalten, nicht in dem Sinne, dass man ihre Natur nicht in Farben auf die Leinwand bringen könnte, aber wohl insofern, als noch niemand ein Bild, ein wirklich künstlerisch in sich abgschloßenes, befriedigendes Bild gesehen oder gemalt hat, welches von diesen kahlen wenig pittoresken Felsen, diesem spärlichen Pflanzenwuchs mehr gegeben hätte als einen mehr oder weniger wichtigen Natureindruck. Wir verlangen aber heute für ein Bild mehr als die bloße Naturwahrheit, es muss uns Reiferes, Dauerndes bieten als die bloße Naturstudie Jettels Bilder sind bei aller Naturechtheit keine bloße Studien, sie verklären den Gegenstand und streben auch leise nach farbiger Stilisierung,,,,

Eugen Jettel war im August 1901 in Triest um sich mit dem Erzherzog Carl Stephan zu treffen, der ihn eingeladen hatte mit seiner Yacht eine Reise um Italien und Sizilien zu machen ist am 27. August plötzlich an den Folgen eines Herzschlages verstorben.

Mit dem jüngst in Triest verstorbenen Wiener Landschaftsmaler Eugen Jettel ist wieder einer jener Künstler hinweggegangen, die, wie sie im besten Sinn modern zu nennen sind, dennoch in ihren Arbeiten so fertig, abgerundet und abgeklärt dastehen, dass man sie unter die Klassiker zählen kann.... so lautet ein Nachruf der Wiener Bilder.

Die „Wiener Zeitung“ erinnert in einem Feuilleton an Eugen Jettel, dessen Bilder gerade im Künstlerhaus ausgestellt sind....in Wien und Paris schätzte man den vornehmen, allem Rohen und Derben abholden Landschafter, und in Amerika, wo die großen Mäzenen leben, hatte er an diesen dankbare Liebhaber.... Nun sind drei Säle im Künstlerhaus den Bildern eines toten Meisters eingeräumt. Wir sehen ihn werden, sich suchen und finden. Der Nachlass ist beisammen und aus dem Privatbesitz manches hinzu gekommen.

Jettel der am 20. März 1845 aus Johnsdorf Mähren stammt, hat sich kaum als Slawe gefühlt. Doch ist in seinen Bildern der slawische Einschlag wehmutsvoller Träumerei kaum zu verkennen, das Hinhorchen auf alle fast unhörbar mitschwingenden Obertönen der Empfindungen. Jettel ist ein zarter Lyriker der in der sanften Natur schwelgt. In Paris bildete er sich weiter. Die Technik von Zimmermann stellte sich als untauglich heraus die Jettel erst verfeinern musste. Die große Schule von Barbizon zog dann den Lerneifrigen, der alle Wege lief, die zur malerischen Naturerkenntnis führen konnten, in ihre Kreise. Der edle Zärtling Corot, allenfalls Daubigny, waren eine Zeit lang seine Führer. Unser großer Pettenkofen war fördernde Freundschaft selbstlos Gleichstrebender. Jettel beschränkte sich auf das Wesentliche. Welch Reichtum im Dürftigen!

Jetzt ist wohl zum letzten Mal so viel von seiner Hand so nah beisammen zu sehen, und es geht ans Abschiednehmen. Man darf sich fast vor jedes Bild hinstellen und warten und getrost warten bis es spricht, Diese scheuen Kunstwerke wolle eindringlich befragt sein, denn sie geben sich nicht so leicht preis.

Inmitten seiner Schöpfungen steht sein Bild, von Wichera überraschend wahr und lebendig mit der Kohle gezeichnet. Das kleine rote Bändchen der Ehrenlegion flammt farbig im Knopfloch auf. Er gehört aber nicht bloß der französischen, sondern auch der Ehrenlegion österreichischer Künstler an, und es ist zu hoffen, dass die öffentlichen und privaten Sammlungen seinem Nachlass die verdiente Aufmerksamkeit zuwenden werden. Ausschnitte des Feuilletons von Armin Friedmann

Regierungsrat August Schaeffer, Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie äußert sich im Feuilleton des „Neuen Wiener Tagblatt“ über Eugen Jettel u.a. „Es wäre wohl höchst interessant gewesen, zu sehen, wie den so sensiblen Meister das untere Italien beeinflusst haben würde, das er soeben als Begleiter seines hohen Gönners, des kunstsinnigen und selbst künstlerisch tätigen Erzherzog Carl Stephan, zu bereisen die Absicht hatte, und man möchte wohl mit dem Schicksal grollen, das ihn daran so schnöde verhinderte. Dass er das von so vielen Malern das schon etwas müde gerittenen Italien in seinen landschaftlichen Erscheinungen vielleicht zu neuem Leben gebracht haben würde.....“

„...mit dem heutigen Tag beginnt im Künstlerhaus die Auktion der sorgfältig zusammen gereihten Bilder und Studien aus Jettels Nachlass. Bei Bild um Bild wird der Hammer fallen, um es dem glücklichen Ersteher zuzuweisen. Des Künstlers Wirken und Walten erlischt aber damit keineswegs, obgleich der Gedanke , so einen Reichtum zusammen halten zu können, ein beruhigendes Gefühl für den Freund und Schätzer der vaterländischen Kunst wäre. Doch leider bei uns ist an solches gar nicht zu denken....“

QUELLE: Wiener Zeitung 7. Jänner 1902 S 1, Neues Wiener Tagblatt 27. Jänner 1902, S 1,Österr. Illustrierte Zeitung 19. Jänner 1902 S 6, Bild Seite 1, Wiener Bilder 25. September 1901 S 3, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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