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FREIHERR VON KOLLER#

Militär
Freiherr von Koller

In Baden bei Wien ist am 29. Mai 1890 am Abend der Kapitän der k.k. Acieren-Leibgarde G, d. C. Alexander Freiherr von Koller nach längerer Krankheit verschieden. In ihm verliert Seine Majestät der Kaiser einen seiner treuesten Diener, die Armee einen ihrer hervorragendsten und würdigsten Vertreter, Österreich-Ungarn einen seiner besten Söhne und aufrichtigsten Patrioten.

Alexander Freiherr von Koller, ein Sohn des Feldmarschall-Leutnant und Maria Theresien Ordens Ritters Franz Freiherr von Koller wurde am 3. Juni 1813 in Prag geboren und von Sr. Majestät dem Kaiser Alexander I., von Russland aus der Taufe gehoben, absolvierte die k.k. Ingenieur-Akademie, trat am 1. Juni 1829 als Leutnant das Hussaren Regiments Nr. 9 in die Armee, avancierte am 1. Mai 1835 zum Oberleutnant, 1843 zum zweiten und 1845 zum ersten Rittmeister. Als das Regiment im Sommer 1848 nach Ungarn marschierte, wurde Freiherr von Koller Ordonnanzoffizier beim ersten Corps in Italien, wohnte der Schlacht bei Sommacampagna und dem Gefecht bei Salionze, löste in der Schlacht bei Custozza eine schwierige Sendung zue vollsten Zufriedenheit, zeichnete sich 1849 in den Gefechten bei San Siro und Gambollo durch hervorragende Tapferkeit aus und wurde in Anerkennung derselben außer der Tour zum Major in dem neu zu errichtenden Hussaren Regiment Nr. 4 befördert. Ub dieser Stellung bewährte er sich als hervorragender Kenner des Reiterwesens, als so tüchtiger Reorganisator, dass er schon am 6. Juli 1850 zum Oberstleutnant in dem gleichfalls in der Reorganisation befindlichen Hussaren Regiment Nr. 12 vorrückte, wo am 2. August 1851 eine Beförderung zum Obersten erfolgte. Auch dieses Regiment war in überraschend kurzer Zeit schlagfertig, worüber dem Obersten Freiherrn von Koller lobende Anerkennung ausgesprochen wurde, die ihm auch im Jahr 1852 bei der Konzentrierung um Pordenone von Sr Majestät zuteil wurde.

Am 2. Juli 1854 wurde Freiherr von Koller zum Hussaren Regiment Nr. 5 transferiert. Am 5. Jänner 1859 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor und Brigadier einer Infanterie-Brigade beim 5 Corps, und rückte er mit derselben beim Ausbruch des Feldzuges nach Piemont, hielt während des Gefechtes bei Montebello, San Nazaro besetzt, marschierte am 3. Juni über den Ticino, traf am folgenden Tag abends auf dem Schlachtfeld bei Magenta ein, besetzte Robecco und schlug am Morgen des 5. Juni die Angriffe der französischen Division Trochu zurück. Am 21. Juni in der Schlacht bei Solferino besetzte er nördlich von Possessione die Höhe und das Redone Tal, war hier einem heftigen Geschützfeuer ausgesetzt und verhinderte nicht nur das Vordringen der Feinde in die Flanke der neben ihm kämpfenden Brigade, sondern gewann auch teilweise Terrain. Die Feinde wiederholten öfter ihre Angriffe, wurden aber jedesmal durch zweckmäßigen Dispositionen des Brigadiers und die Tapferkeit der Truppen zurück gedrängt, ja endlich auf 600 Schritte zurück geworfen. La Sajeta war eingenommen und von dieser Stellung dem Feind bedeutender Verlust beigebracht. In Anerkennung dieser ausgezeichneten Tapferkeit und Umsicht wurde Generalmajor Freiherr von Koller am 15. August 1859 mit dem Ritterkreuz des Leopold Ordens belohnt. Nach dem Friedensschluss Brigadier zu Pressburg, wurde er beim Beginn des Feldzugs 1866 Adlatus des Kommandanten des zehnten Corps. Für sein hervorragendes Benehmen in diesem Feldzug wurde Freiherr von Koller am 3. Oktober 1866 mit dem Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse ausgezeichnet.

Als Feldmarschall Leutnant wurde Freiherr von Koller am 10. Oktober 1868 zum Leiter der Statthalterei in Prag ernannt. Seine Verdienste in dieser Stellung wurden von Sr Majestät durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone erster Klasse und durch die Ernennung zum wirklichen geheimen Rat anerkannt. Nach der am 11. Mai 1870 erfolgten Enthebung von der Leitung der Prager Statthalterei wurde Freiherr von Koller nach fünf Monaten Militär-Kommandant in Pressburg, jedoch schon am 26. November 1871 als Statthalter und kommandierender General nach Böhmen berufen, wo es seiner Tätigkeit gelang, bald die traurige Folgen der im Sommer 1872 eingetroffenen Elementar Ereignisse zu lindern und segensreich zu wirken, was am 13. Juni 1872 von Sr. Majestät durch die Verleihung des Großkreuzes des Leopold Ordens gewürdigt wurde.

Am 23. April 1873 erfolgt seine Beförderung zum General der Kavallerie und am 14. Juni 1874 unter dem Ausdruck der besonderen Zufriedenheit des Monarchen mit den in Böhmen geleisteten vorzüglichen Diensten die Berufung zum Reichs-Kriegsminister. In dieser Stellung brachte Freiherr von Koller die Erfindung des Artillerie Generals Uchatius zum Durchbruch, wofür ihm auch in vollster Würdigung seines erfolgreichen Wirkens der wärmste Dank Sr. Majestät des Kaisers zuteil wurde.

Im Jahr 1876 fand sich Freiherr von Koller durch Gesundheitsrücksichten veranlasst, um die Versetzung in den Ruhestand anzusuchen, der ihm am 1. Juli 1876 unter Verleihung des Großkreuzes des St. Stephans Ordens gewährt wurde.

Einige Monate später gaben ihm Se. Majestät einen erneuerten Beweis kaiserlichen Huld durch Ernennung zum lebenslangen Mitglied des Herrenhauses und zum Hauptmann der ersten Acieren-Leibgarde. Die allerhöchste Gnade kam auch im folgenden Jahr gelegentlich des fünfzigjährigen Dienstjubiläums des Freiherrn von Koller in der wohl wollendsten Weise erneuert zum Ausdruck.

Die letzte Freude wurde dem greisen General zuteil, als Seine Majestät der Kaiser vor kurzem an seinem Krankenlager in Baden erschienen und ihm Trost und Ergebung zuzusprechen geruhten. Dieser hochherzige Akt des ritterlichen Monarchen verklärte die letzten Lebenstage des greisen Soldaten und Patrioten.

Freiherr von Koller war seit dem Jahr 1846 mit Auguste, geb. Raymann, vermählt. Dieser Ehe entsprossen drei Kinder u.z. Zwei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Alexander ist Sekretär der Seebehörde in Triest; der jüngere Sohn August k. u. k. Rittmeister im 14. Dragonerregiment, ist seit dem Jahr 1883 mit Maria, geb. Freiin von Hildprandt vermählt, die Tochter Johanna Alexandrine ist mit dem k. u. k. Linienschiffskapitän Fredrich Freiherrn von Haan vermählt.

Seit dem vergangenen Jahr war Freiherr von Koller leidend, er erkrankte an Influenza und siechte allmählich dahin

QUELLE: Österreichischer Soldatenfreund 3. Juni 1890, S 4, Prager Abendblatt 30. Mai 1890, S 4. BILD: Weltausstellungs Zeitung 6. Mai 1872, S 1.ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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